Letzte Woche war das Fest der Verliebten wieder angesagt: Der Valentinstag. Von den einen verschmäht als Konsumtrick der Floristik- und Süßwarenindustrie, von den Verschmähten ersehnt als einzige Chance endlich mal etwas geschenkt zu bekommen, denn seien wir ehrlich: Der Spruch „Ich brauche keinen speziellen Tag, um meine Liebe zu zeigen. Ich kann jeden Tag etwas schenken!“ ist die Ausrede derer, die auch an diesem Tag wie an den anderen 364 verfahren und nichts schenken. 800 Tonnen Rosen ließ allein die Lufthansa für den letztjährigen Valentinstag einfliegen. Wer Rosen im Februar schenkt, schenkt Klimawandel mit. Doch was will man sonst an Blumen schenken? Selbst für das heimische Schneeglöckchen ist der 14. Februar noch zu früh. Und die Rose ist schließlich die Blume, die wie keine andere mit Liebe assoziiert ist. Es ist ja nicht die Schuld der Rose, dass die Valentins dieser Welt, just im Februar ihr Märtyrertum begehen mussten. Gibt es denn überhaupt sinnvolle Alternativen zum Einfliegen? Holländische Treibhausrosen dürften eine kaum bessere, wahrscheinlich sogar schlechtere CO2-Bilanz im Vergleich zu den kenianischen Flugrosen haben.
Also doch lieber Süßigkeiten zum Valentinstag? Die Sachsen haben uns das vorgemacht. Pünktlich zum Valentinstag meldete deren Statistisches Landesamt, dass von Jahr zu Jahr immer weniger Blumen in den Freistaat importiert werden. Stattdessen steigen die Absatzzahlen für ausländische Schokolade an. Doch Moment! Rund 70% des verarbeiteten Kakaos kommt heute aus Westafrika, lese ich auf einer anderen Seite. Ob ich nun Rosen aus Ostafrika oder Kakao aus Westafrika verschenke, wird dem Klima vermutlich gleichgültig sein. Himmel, warum ist es nur so schwer, seine Liebe zu zeigen? Mancherorts, wie in Italien, werden Schlösser verschenkt, die die intakte und dauerhafte Liebe symbolisieren sollen. Ich möchte gar nicht ausrechnen, was es an CO2-Äquivalenden mit sich bringt, all dieses Eisenerz zu verhütten und in Schlossformen zu bringen. Ursprünglich waren handgeschriebene Liebesgeständnisse und Gedichte das Mittel der Wahl, aber ist das in Anbetracht der hohen Wasserverbräuche bei der Papierherstellung heute noch zeitgemäß? Sollte ich ihr einfach eine Grußkarte über das Internet senden? Doch was ist mit den immensen Energieverbräuchen der Grußkartenserver dieser Welt. Wie stelle ich sicher, dass das Internetunternehmen zumindest Ökostrom bezieht?
Beim Frühstück sinnierten meine Partnerin und ich darüber, wie wir einen möglichst nachhaltigen Valentinstag verbringen könnten. Während ich meine mit Himalaya-Salz gewürzte Avocado löffelte, kam mir die Idee. „Schatz!“, rief ich, und ihr Löffel verharrte regungslos in ihrem Chia-Feigen-Müsli. „Lass uns einander einfach Zeit schenken!“ Meine Partnerin und ich hatten dann den nachhaltigsten Valentinstag, den man haben kann. Wir planten einen Tag in der Therme in trauter Zweisamkeit verbringen. Abends wollten wir zusammen essen gehen. So richtig romantisch mit Kerzenschein und weißer Tischdecke. Rechtzeitig bekam ich die Grippe, so dass jeder von uns den Tag alleine für sich zuhause verbrachte. Null Co2-Emission! Einander Zeit zu schenken, ist etwas so Liebevolles. Wie könnte ein Zeichen der Liebe größer ausfallen, als die Partnerin vor einer Grippeinfektion zu schützen? Und mal ehrlich: Ich brauche keinen speziellen Tag, um meine Liebe zu zeigen. Ich kann jeden Tag Grippe haben! Im Sommer kaufe ich Steinfurther Rosen und verschenke sie nächstes Jahr als Trockenstrauß.
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