Freitag, 18. Januar 2019

Dienstag, 15. Januar 2019

Ein Vulkan? Wie toll!


Demletzt hatte ich mit einem Bekannten über „2084 - Noras Welt“ von Jostein Gaarder gesprochen. Der Roman erlaubt uns einen Blick in die nahe Zukunft: Der Anstieg des Meeresspiegels durch das Schmelzen der Eisflächen hat viel Land geraubt. Der hohe Kohlendioxydgehalt in der Luft, verursacht durch unseren Energieverbrauch, hat die Meere übersäuert und die Meeresfauna nahezu ausgelöscht. Der Temperaturanstieg durch das Klimagas hat die Dauerfrostböden der Arktis, Antarktis und den Hochgebirgen schmelzen lassen und zusätzlich den Klimakiller Methan aus den Böden gelöst. Das was der menschliche Landraub vom Regenwald übrig gelassen hat, verwandelt sich in gigantische Savannen. Die Folgen sind ein massives Artensterben in Fauna und Flora und eine bis dahin ungekannte Flüchtlingswelle: Klimaflüchtlinge! 
Mein Bekannter schwieg kurz und erwiderte: „Wenn der Vulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark in den USA ausbricht, setzt er viel mehr Kohlendioxyd frei, als die Menschheit es tut.“ Das folgende Schweigen war dann auf meiner Seite, und ich musste meine Antwort vertagen. Im Internet las ich dann, dass täglich etwa 45 Kilotonnen Kohlendioxid aus dessen heißen Quellen und Schlammtöpfen entweichen, das sind knapp 16,5 Megatonnen pro Jahr. Das hört sich viel an, aber die Menschheit setzt jährlich ca. 41 Gigatonnen Kohlendioxid frei. Wenn der Supervulkan jedoch ausbräche, setzte
er 100 Gigatonnen frei, also eine menschliche Dreijahresproduktion.

Drei ist übrigens eine gute Zahl, denn 2017 erneuerten 60 renommierte Wissenschaftler im Magazin „Nature“ ihre Prognose, dass wir nur noch bis 2020, also aus heutiger Sicht ein Jahr, Zeit haben, um eine unumkehrbare Zerstörung der Umwelt aufzuhalten. Danach sei die Erderwärmung nicht mehr aufzuhalten, denn das Abschmelzen der Eismassen an den Polen würde dann zu einer geringeren Reflektion des Sonnenlichts und Auslösung einer eigenen Erderwärmung führen, die wir nicht mehr beeinflussen können. Das hatten sie schon vor 15 Jahren vorausgesagt. Seit dem haben wir es immerhin geschafft, den Ausstoß konstant zu halten. Wir müssen ihn jedoch senken, und da kommen nicht nur die Politik und die Industrie ins Spiel, sondern jeder Einzelne. Der CO2-Ausstoß pro Jahr liegt rechnerisch bei 5,5 Tonnen pro Erdenbürger, laut Umweltbundesamt aber bei 11,6 Tonnen pro Bundesbürger. Wie hoch der individuelle ist, kann man über den CO2-Rechner unter uba.co2-rechner.de herausfinden. Wenn man bedenkt, dass der Yellowstone aller Wahrscheinlichkeit nach in 60.000 Jahren ausbricht, bedürfte es lediglich der Bevölkerung des Wetteraukreises, die ihren CO2-Ausstoß auf die weltweite Pro-Kopf-Jahres-Emission senkte, um das bis dahin auszugleichen. Wie? Weniger fliegen, mehr den Zug oder Fernbus nehmen. Weniger das Auto nutzen, mehr Radfahren und Laufen. Weniger Fleisch essen, mehr lokales und saisonales Obst- und Gemüse. Weniger Müll produzieren und mehr unverpackt einkaufen. Ich habe dort begonnen, wo es kaum spürbar war: Suchmaschine auf Ecosia gewechselt, gebrauchten statt neuen Rechner bei Refurbed gekauft, denn beide pflanzen von ihren Einnahmen Bäume, und Bäume binden CO2. Das ist schon einmal ein guter Anfang.

Und die Antwort an meinen Bekannten? „Im Jahr 2084 haben wir noch 59.933 Jahre Zeit, bis der Vulkan eruptiert, aber wir haben es jetzt in der Hand, wie hoch die Chance ist, dass die Menschheit das überhaupt erlebt. Der Plan: Die Wetterau kümmert sich um den Vulkan und ihr anderen bitte um den Rest.“ 
Deal?

Bild: Pixabay, MikeGoad

Samstag, 5. Januar 2019

13 wertvolle Tipps für dich, um Verpackungsmüll zu sparen!



1. Immer einen Stoffbeutel mitnehmen

Es ist zwar kein Verpackungsmüll, aber immerhin etwas, das Müll macht: Die Plastik- oder Papiertüte im Supermarkt oder beim Bäcker! Bei jedem Einkauf daran denken zu müssen, eine Tragetasche für den Einkauf mitzunehmen, geht oft schief, und man greift dann doch auf den Tütenerwerb zurück. Die Tüte liegt dann nach Nutzung im Küchenschrank, um sie wiederzuverwenden. Wer jedoch schon den Stoffbeutel regelmäßig vergisst, wird auch keine Plastiktüte zum nächsten Einkauf mitnehmen, und schon ist die nächste Tüte nach dem folgenden Einkauf im Schrank. Das Beste ist es, wenn du je eine Einkaufstasche an all den Stellen deponierst, die mit deinem Einkauf in Verbindung stehen: In der Umhänge- oder Handtasche, im Auto, im Fahrradkorb und in der Lieblingsjacke, und schon klappt es! Jetzt darfst du nur nicht vergessen, sie nach dem Einkauf wieder dorthin zurückzutun ;-)

2. Loses Obst und Gemüse einkaufen

Die beste Methode, das umzusetzen, ist, sich von seinem Einkaufszettel zu verabschieden. Wenn du ein Kochbuch in die Hand nimmst und einen Einkaufszettel nach dem Gericht deiner Wahl schreibst, wirst du vermutlich mit verpacktem Gemüse nachhause kommen, denn selten ist alles unverpackt, was du zu einem Rezept benötigst. Einfacher ist es, Obst und Gemüse einzukaufen, das es lose gibt, und erst in der Küche zu überlegen, was du daraus kochst. Das macht die Malzeiten sehr kreativ, und nach ein paar Wochen hast du den Dreh raus und kannst auch aus Pastinake, Weißkohl und Kürbis ein festliches Drei-Gang-Menü zaubern.

3. Leitungswasser trinken

Cola, Limonade, Mineralwasser, Bier … Von allem einen Kasten im Haus zu haben, ist für viele Standard. Zumeist sind es glücklicherweise immerhin Mehrwegflaschen, doch auch die Einwegflaschen, gerade für das schnelle Getränk unterwegs, aber auch für den Frühstückssaft, haben noch immer Konjunktur. Warum nicht auf Leitungswasser umsteigen? Das ist ohne große Schlepperei verfügbar, verbraucht keinen Platz in Vorratskammer oder Keller und ist ohnehin gesünder als die meisten oft stark zuckerhaltigen Getränke. Für den Geschmack kann die Aufbereitung als Früchtetee sorgen oder fürs Frühstück, es mit einem Stück Obst zu pürieren. Bier? Geh einfach in die Kneipe um die Ecke, wenn du Lust darauf hast. Mit Menschen zu trinken, macht auch mehr Spaß!

4. Getränke für unterwegs vorsorgen

Zum Coffee-to-go, dem Mineralwasser in der Einwegplastikflasche oder dem Pappbecher mit Limonade aus dem Schnellrestaurant ist schnell gegriffen, wenn der Durst da ist, aber der heimische Wasserhahn nicht in der Nähe. Vorsorgen ist einfach. Füll morgendlich den frisch gebrühten Kaffee in die Thermotasse, Leitungswasser in eine kleine Mehrwegflasche, dann einpacken und fertig. Wenn du das regelmäßig machst, möchtest du dich bald gar nicht mehr am Bahnhof für dein Getränk in die Schlange stellen. Und du sparst ordentlich Geld. Im Büro haben wir einen Vollautomaten, der für „läppische“ 50 Cent pro Tasse Kaffee bietet. Ich habe mir die Mühe gemacht, mal zu errechnen, was mich die Tasse meines im Gegensatz fair gehandelten Bio-Kaffees kostet: Ein Fünftel dessen. Noch Fragen?

5. Keine Convenience-Produkte kaufen

Gemüse schnippeln, rein in die Pfanne oder den Topf, würzen, fertig. Selbst zu kochen ist kein Hexenwerk, und dass das Gekochte schmeckt, ist lediglich ein Ergebnis von Trial & Error. „Jedes Mal Kochen ein Experiment, jede Mahlzeit eine Messung“, sagt Kochbuchautor Werner Gruber. Also nur Mut! Frisch gekochtes schmeckt besser, ist gesünder und kann genauso für die nächsten Malzeiten herhalten wie ein Fertiggericht, nur eben besser. Ich koche immer einige Portionen mehr, die ich dann einwecke. Wenn du einen Gefrierschrank nutzt, kannst du es auch einfrieren. Nur frisches Gemüse vom Markt … und am Ende steht ein gesundes, einfach nur aufzuwärmendes Gericht ohne Verpackungsmüll.

6. Brotaufstriche selbst machen

Ich habe zig Kochbücher zuhause, in jedem sind Brotaufstriche mit unzähligen, teils sehr exotischen Zutaten. Das ist schön, und sie sind alle ebenso köstlich wie alltagsuntauglich für mich. Warum? Zum einen, siehe Tipp 2, zum anderen, weil ich mir schlicht nicht die Zeit nehmen möchte, Aufstriche nach Rezept zu bereiten. Etwas viel Einfacheres hat sich bewährt: Ich entnehme etwas von meiner frisch bereiteten Gemüsepfanne, siehe Tipp 5, gebe es beispielsweise zusammen mit Cashewkernen, gekochten Kartoffeln oder Sonnenblumenkernen in den Mixbecher und püriere das Ganze mit dem Stabmixer oder bei größeren Mengen mit dem Blender. Ein bis zwei Gläschen reichen, um meine nächsten Frühstücke zu sichern, und mit den richtigen Gewürzen fällt nicht einmal auf, dass es eigentlich nur pürierte Gemüsepfanne ist. Auch süße Aufstriche lassen sich einfach meistern. Das spart dir fünf und mehr Kilo an Einwegglasmüll im Jahr. Oder eben das Äquivalent aus Plastik!

7. Unverpacktläden und Unverpackt-Optionen in den Supermärkten unterstützen

Manches gibt es im konventionellen Handel in der Regel nur verpackt. Mir fallen da meine Haushaltshelfer Citronensäure, Natron und Soda oder auch Nüsse ein. Die Haushaltshelfer gibt es in vielen Unverpacktläden, von denen es glücklicherweise immer mehr gibt. Noch sind sie auf die Großstädte beschränkt, doch je mehr das Umweltbewusstsein für den Verpackungsmüll in der gesellschaftlichen Mitte ankommt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch in Mittel- und Kleinstädte zurückfinden. Immerhin ist das Konzept kein neues – in den sog. Kolonialwarenläden oder Tante-Emma-Läden waren lose Lebensmittel jahrzehntelang schließlich Standard. Auch in Supermärkten gibt es lose Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere für Cerealien, Sämereien und Nüsse, und zwar nicht nur in Bioläden und Reformhäusern, auch Lidl führt verpackungsfrei verschiedene Nusskernsorten.
Um jedoch den ökologischen Vorteil nicht zunichte zu machen, tu dich mit Freunden zusammen. Fahr nicht einzeln in die Großstadt, um 100 Gramm Natron zu kaufen. Frag deine Freunde, was sie brauchen, und komm mit fünf Kilo zurück, die du dann aufteilst. Hilft ja nichts, wenn du die erdölbasierte Plastikverpackung im heimischen Supermarktregal lässt, dafür aber ein Vielfaches in Form von Kraftstoff für deine Einkaufsfahrt verbrauchst.

8. Großverpackungen erwerben

Was machen, wenn es partout keine unverpackte Option gibt, du aber nicht verzichten willst. Die Option kann hier die Großverpackung sein. Du isst gerne Haferflocken zum Frühstück? Fünfhundert Gramm gehen die Woche weg? Dann kauf doch fünf Kilo und sicher dir zweieinhalb Monate, in denen du sie nicht einkaufen musst. Vielleicht findest du fünf weitere Freunde, die auch darauf stehen, dann kauf einen 25-Kilo-Sack und teil ihn auf. Du sparst Verpackungsmüll und zudem noch viel Geld, denn Großgebinde sind für gewöhnlich auch deutlich günstiger. Wichtig: Gerade Getreideprodukte solltest du in luftdicht verschließbare Glasbehältnisse umpacken, sonst isst du die eine Hälfte, und den Rest bevölkern Mehlmotten, wenn du Pech hast. Große Gläser mit bis zu fünf Kilogramm Fassungsvermögen musst du nicht einmal extra kaufen. Feinkostläden bekommen ihre Oliven häufig in solchen Gläsern geliefert. Fragen kostet nichts und mit ein wenig Glück nicht einmal die Gläser!
Und keine Angst vor dem Versandhandel. Solange du deinen Einkauf zu Fuß erledigen kannst, zieh den lokalen Handel natürlich vor. Sobald du jedoch ein Fahrzeug benötigst, verschiebt sich die Ökobilanz. Je mehr Kilometer der Laden weg ist und je weniger Waren du einkaufst, sprich: je geringer die Zuladung deines Fahrzeugs ist, desto ökologischer ist der Versandhandel.

9. Drogerieartikel selbst machen

Deos, Shampoos, Körperlotionen, Duschgels, Flüssigseifen, all das gibt es zuhauf in den Super- und Drogeriemärkten plastikverpackt zu kaufen. Vieles bis hin zu alles davon ist mit wenigen Zutaten und ohne erwähnenswerten Aufwand selbst herzustellen – aus nicht viel mehr als den unter Ziffer 7 aufgeführten Haushaltshelfern. Ich könnte hier meine bewährten Rezepte verlinken, aber schaut doch einfach mal auf Smarticular.net. Ich bin mir sicher, ihr findet dort noch viel mehr Inspirierendes als ich hier erwähnen könnte.

10. Haushaltsreiniger selbst machen

Allzweckreiniger, Kalkentferner, Geschirrspülmittel, Spülmaschinenpulver, Waschmaschinenpulver, all das gibt es zuhauf in den Super- und Drogeriemärkten plastikverpackt zu kaufen. Vieles bis hin zu alles davon ist mit wenigen Zutaten und ohne erwähnenswerten Aufwand selbst herzustellen – aus nicht viel mehr als den unter Ziffer 7 aufgeführten Haushaltshelfern. Ich könnte hier meine bewährten Rezepte verlinken, aber schaut doch einfach mal auf Smarticular.net. Ich bin mir sicher, ihr findet dort noch viel mehr Inspirierendes als ich hier erwähnen könnte und so weiter ;-)

11. Nuss- und Getreidedrinks selbst machen

Du hast gerne Milch oder einen Milchersatz im Müsli oder im Kaffee? Du wirst überrascht sein, wie schnell sich das selbst herstellen lässt. Eine Handvoll Mandeln, Reis oder Hafer in den Mixer, eine Minute pürieren und dann durch ein Sieb laufen lassen, fertig! Ganz ohne Tetra-Pack, Glasflasche oder Kuh!

12. Behältnisse an den Frischetheken mitbringen

Das funktioniert nicht überall. In den Tegut-Filialen funktioniert es ganz prima, an der Fleisch- und Wurst-, Käse-, Fisch- oder Feinkosttheke verpackungsfrei einzukaufen. Dort stellst du dein mitgebrachtes Behältnis einfach auf ein Tablett, mit dem es tariert wird, bevor deine Waren eingefüllt werden. Dann wird es dir auf dem Tablett zurückgereicht und du verschließt es, ohne dass die Verkaufskraft je Kontakt damit hatte. Auch andere Supermärkte entwickeln Konzepte, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es solche Methoden auch bei anderen Mitbewerbern gibt. Bei kleineren Läden wird es oft schon akzeptiert, dass Kunden ihre Behältnisse mitbringen. Selbst unser Gewürzhändler auf dem Wochenmarkt hat auf Nachfrage angeboten, unsere Glasbehältnisse mitzunehmen und zum nächsten Markttag mit den gewünschten Gewürzen gefüllt wieder mitzubringen. Die Hygienebestimmungen sind wichtig, sich aber der Lösung des Problems zu verweigern, ist uninspiriert und ökologisch kontraproduktiv. Man sieht an den Beispielen: Es gibt Wege, wenn man will, und wer nicht will, nun, der kann ja weiter von Kunden leben, die auch nicht wollen ;-)

13. Ruhe bewahren

Ja, es ist in Sachen Umwelt fünf vor zwölf. Wenn du jedoch beispielsweise Heißhunger auf Schokolade hast, und du findest sie nur plastikverpackt, dann kauf sie. Und genieß sie! Keiner schimpft mit dir, und der Minutenzeiger springt deshalb nicht plötzlich auf die Zwölf. Der Unverpacktladen mit der losen Bruchschokolade ist schließlich nicht um die Ecke (falls doch, pfui über dich! Schon mal auf die Uhr geschaut?). Die Sache ist die: Wenn du dein Leben ökologischer gestalten willst, dann geht das nur, wenn du Freude am Leben hast. Stell dich langsam um. Schritt für Schritt. Dann empfindest du die Umstellung weder als Belastung, noch treibt dich die Orientierungslosigkeit, die dann beim Konsum aufkommen kann, in die Lustlosigkeit. Kümmere dich im ersten Monat um Ziffer 1, im zweiten um Ziffer 2, und nach einem Jahr bist du soweit, dich mit Fug und Recht als Verpackungsmüllvermeider*In bezeichnen zu können. Gratuliere!

Dienstag, 1. Januar 2019

Nur noch schnell die Welt retten


Ein neues Jahr bringt gute Vorsätze! Ich möchte weniger Fleisch essen. Das ist als Veganer nicht einfach, aber irgendwie muss ich ja die Welt retten. Auch möchte ich weniger fliegen. Es ist erst neun Jahre her, dass ich zuletzt in den Urlaub flog. Das geht besser! Neujahr 2020 will ich das letzte Mal im Jahr 2010 geflogen sein. Weniger Plastikmüll produzieren will ich! Solange die Folie meines gelben Sacks noch leichter ist als der Inhalt, gebe ich mich nicht zufrieden. Dieses Jahr möchte ich ihn leer zur Abholung auf die Straße stellen können. Außerdem möchte ich ökologischer essen, lokaler einkaufen, regionaler sowieso – am besten nur noch Papaya und Ananas aus Ockstadt.

Das Öko-Leben ist gar nicht einfach. Es steckt Leidensdruck dahinter. Vielleicht ist es die Dichterseele, die neben meinem grünen Herzen in mir steckt, die den Weltschmerz à la Jean Paul auch auf mein nachhaltiges Leben überträgt. Das Wort gibt es übrigens nur in Deutschland. Wenn der Amerikaner das Gefühl beschreiben möchte, unzulänglich in Anbetracht der Probleme der Welt zu sein, benutzt er es ebenso. „I am suffering from Weltschmerz!“ So hört sich das dann wohl an. Obwohl er in Anbetracht des amerikanischen Beitrags zum globalen Umweltschutz nicht allzu groß sein kann. Nehmen wir lieber die Dänen. Die haben auch kein eigenes Wort dafür. „Jeg har Weltschmerz!“, sagt der Däne also. Man kann schon an ihnen verzweifeln, an den Problemen (nicht den Dänen), die sich der moderne Öko auf die Agenda geschrieben hat, allein durch sein eigenes Konsumverhalten ändern zu wollen. Wo anfangen? Wo enden? Inzwischen geistern Wörter wie Ökorexie durch die Arztpraxen der Nation: Das Krankheitsbild von Menschen, die so sehr darauf bedacht sind, das ökologisch Richtige zu tun, dass sie guten Gewissens kaum mehr etwas essen können. Menschen, die Krankenhauskost verweigern, weil alles in Plastik verpackt ist. Solche, die für ihr Silvesterdessert vorher errechnen, ob das Panna Cotta zum Dessert aus Rahm sein darf oder doch besser aus Cashew-Creme. Doch war da nicht was mit unmenschlichen Erntebedingungen? Sind Cashew-Kerne mit Fair-Trade-Label tragbar? Andererseits kommt die Milch von um die Ecke und verursacht weniger CO2 beim Transport als die Steinfrucht aus Vietnam. Jedoch emittiert die Milchkuh aus Bio-Wiesenhaltung mehr klimaschädliches Methan als die Stall-Kuh. Ist das dann besser als Freilandhaltung und tragbar, solange es ausreichend Auslauf gibt? Wer nicht fragt, bleibt dumm! Und wer keine Antwort hat, hungrig! Am Ende gibt es gar kein Panna Cotta! Sondern Eiswürfel! Aus lokalem Regenwasser. Nur leider nicht abgekocht – weil der Stromanbieter noch nicht auf Oköstrom umgestellt war. Nun gibt es Krankenhauskost zu Neujahr. Natürlich Panna Cotta. Aus konventioneller Milch! Im Plastikbecher!

Ich nehme meine persönliche Mission ernst. So sehr, dass ich weiß, dass etwas Gelassenheit die Weltrettung nicht korrumpiert. Askese ist selten von Dauer. Ich kann Veganer sein, auch wenn ich mal „nur“ vegetarisch esse. Ich bleibe Plastikmüllsparer, selbst wenn ich mir mal unterwegs ein Wasser in PET kaufen muss, weil ich Regenwasser eben blöd finde. Das nächste Mal bin ich halt wieder organisierter.
 Ein Christ hört schließlich auch nicht auf Christ zu sein, wenn er mal gegen das zehnte Gebot verstößt. Es sei denn vielleicht das Begehren konzentriert sich auf die Frau des Pfarrers, aber das ist ein anderes Thema.

Ein schönes neues Jahr! Genießt das Leben. Ihr habt nur das eine – und auch nur einen Planeten!