Dienstag, 24. Dezember 2019

Veganuary statt Würstchen mit Kartoffelsalat

Veganuary statt Würstchen mit Kartoffelsalat (Abbildung ähnlich ;-))

Heute ist Heiligabend. Was gibt es bei euch? Ich überrasche meine Freundin mit Rotkohl, Klößen und Rouladen. Die Klöße kommen ohne Ei und Butter aus, und meine von Senf und Zwiebeln umgebenen Essiggürkchen sind von Seitan umwickelt. Darauf, ob meine wie original Klöße schmecken oder ob die Fleischbeilage dem Rind möglichst ähnlich ist, kommt es mir nicht an. Es soll munden, und das tut es. Nach einer Umfrage unter 1.284 Personen aus dem Oktober 2014 essen mit 36 Prozent die meisten Deutschen an Heiligabend Würstchen und Kartoffelsalat. Da bin ich als einer unter den sechs Prozent, die an Heiligabend vegetarisch essen, noch recht einsam. Dabei ist es zumindest nicht widerlegbar, dass der Heiland selbst und die Urchristen vermutlich Vegetarier waren, nachzulesen in Carl Anders Skrivers „Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen“. Kirchenvater Clemens von Alexandrien (150-215 n. Chr.) schreibt über Matthäus, dass er "von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleisch berührte" (Paidagogos, II. 1, 16). Die Ebioniten antworteten Kirchenlehrer Epiphanius von Salamis (315-403 n. Chr.) auf die Frage, warum sie Fleisch strikt ablehnten, Jesus habe es so gesagt (Panarion 30, 18, 9). Seit dessen Tod hat sich diese Maxime etwas verloren, doch auch in der Moderne ist der Ansatz nicht ganz verloren gegangen. Auch für den zeitgenössischen römisch-katholischen Theologen Kurt Remele sollte Vegetarismus Christenpflicht sein, und selbst Papst Franziskus spricht vom Band, das alle Lebewesen verbindet. Warum also nicht zumindest an Heiligabend oder an einem der Weihnachtstage fleischlos bleiben und sich wie Jesus Bruder Jakobus „von Sämereien und Pflanzen“ (Augustinus, Epistulae contra Faustum XXII, 3) ernähren?

Ihr schenkt Mindermeinungen der christlichen Lehre keinen Glauben oder haltet es eher mit heidnischen Bräuchen? Wie wäre es dann mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr. Als der römische Kaiser Theodosius I. im Jahr 380 das Christentum zur Staatsreligion erklärte, verhalf er ihm nicht nur zum Rang einer Weltreligion, auch einer neuen Zeitrechnung wurde des Tor geöffnet. Ursprünglich begann das neue Jahr der Christen am Osterfest. Die Römer feierten ihr Neujahrsfest schon seit der Zeit des 2. römischen Königs Numa Pompilius (750 - 672 v. Chr.) zu Ehren ihres Gottes Janus zu Beginn des Monats Januar. Dieser Tradition entstammen nach dem britischen Klassikforscher Richard Alston auch die Neujahrsvorsätze. Am ersten Januar bekräftigten die höchsten Beamten ihre Loyalität und legten vor dem Kaiser Eide ab. Laut einer Forsa-Studie im Auftrag der DAK-Krankenkasse aus diesem Jahr mit mehr als 3.500 Befragten nehmen sich die meisten Deutschen vor, sich im neuen Jahr gesünder zu ernähren (49 Prozent) oder abzunehmen (34 Prozent). Beides Ziele, die sich mit einer pflanzlichen Ernährung erreichen lassen. Prominente Deutsche machen es vor. Der Comedian Kaya Yanar ernnährt sich seit 2014 vegan, der YouTouber Rezo seit seinem 15. Lebensjahr und der Schauspieler Ralf Moeller seit mehr als drei Jahren.  Warum diese Beispiele? Sie sind drei von vielen Unterstützern der Kampagne „Veganuary“, die 2020 erstmalig in Deutschland stattfindet. Als guten Vorsatz den Januar gemeinsam vegan zu leben, ist das Ziel. Mehr dazu gibt es auf der gleichnamigen Homepage zu erfahren. Was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan? Vielleicht den einen oder anderen Christen zu den Ursprüngen zurückgeführt. Wer weiß?

Ich wünsche frohe Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr.

Dienstag, 10. Dezember 2019

Kein Raum ohne Baum

Kein Raum ohne Baum
Dienstagabend. Vorsichtig luge ich zwischen den spärlich benadelten Ästen einer übersichtlichen Nordmanntanne hindurch. Mein Auto wartet mit laufendem Motor, die Fahrertür ist angelehnt. Ich erspähe die letzte Douglasie in dem durch mannshohe Bauzäune hermetisch abgeriegelten Areal. Sie steht einsam in der 30-Euro-Zone. Eine Königin unter den Jahresendzeitbäumen. Vorsichtig arbeite ich mich aus dem 10er-Gebiet in die bereits fast leergekaufte 20er-Zone. Mit konspirativem Vorgehen und taktischen Ablenkungsmanövern konnte ich meine Konkurrenten auf die falsche Fährte locken. Niemand ahnt, dass diese weihnachtliche Ode, geschrieben mit Harz statt Tinte, dort auf den von Santa Claus selbst Auserwählten wartet. Ein Geräusch lenkt meine Aufmerksamkeit nach links. Ich blicke direkt in die überraschten Augen einer Endzwanzigerin. Sie sieht sportlich aus. Sofort sprinte ich los. Fast zeitgleich springt sie hinter einer unansehnlichen Edeltanne hervor. Ich habe die Douglastanne fast erreicht, als sie meine Beine umklammert und mich zu Fall bringt. Schreckenserfüllt müssen wir zusehen, wie ein dritter Weihnachtsbauminteressent hinter einer wirklich mickrig wirkenden Fichte emporschnellt. Mit Triumph im hinterhältigen Antlitz eilt er schnurstracks auf dieses edelste aller Nadelhölzer zu. Eine Träne sammelt sich in meinem Auge, und die junge Frau hinter mir beginnt zu schluchzen. Doch dieses ruchlose Individuum, bar jeglichen Verständnisses für den Geist des Weihnachtsfestes, hat die Rechnung nicht mit dem Terminator unter den Baumkäufern gemacht. Mit tannengrün tarngefärbtem Gesicht materialisiert er sich wie aus dem Nichts direkt vor dem Baum. Kräftige Armbewegungen, allenthalben schemenhaft ob ihrer Schnelligkeit wahrnehmbar, stülpen dem sich als Käufer Wähnenden ein orangefarbenes Netz über, wie es gewöhnlich nur den Nadelbäumen selbst wiederfährt. Bewegungslos steht der bislang erfolgreichste unter uns Jägern des letztes wahren Baumes da. Nur das Zittern seines Brustkorbes verrät seine emotionale Aufgewühltheit. Geschultert zieht die 32-Euro-Douglasie an uns vorüber. Die Schulter schwebt einen Meter und achtzig über den Boden und das prall gefüllte Holzfällerhemd zwischen Schulter und Baum zeigt uns, dass der Kampf für dieses Jahr vorüber ist. Geschlagen befreien die junge Frau und ich den dritten Verlierer im Bunde aus dem Nylonnetz. Wir trösten einander Arm in Arm, als der Riese von einem Weihnachtbaumkäufer in seinem Pick-up von dannen zieht. Traurig winken wir der Douglasie hinterher. Sie hätte Besseres verdient. Wir drei verabschieden uns, danken für den fairen Kampf und verabreden uns für nächstes Jahr zur gleichen Zeit am selben Ort. Ich packe meine Blaufichte zu zehn Euro ins Auto. Immerhin riecht sie gut, ist das letzte, was ich denke, bevor ich mit dem eingebildeten Geruch von Tannennadeln in der Nase erwache. Es ist Dienstagmorgen, und ich habe noch zwölf Stunden Zeit.

Tatsächlich war auch das Erwachen Fiktion. Ich habe gar keinen Weihnachtsbaum. Meine Weihnachtsschmucklosigkeit habe ich aus meinem Elternhaus geerbt. Mein Vater schmückt seit Jahren seine Stechpalme mit einer Lichterkette, und fertig ist der „Weihnachtsbaum“. Nicht schlimm, denn ich habe ja die Weihnachtsbeleuchtung meiner Friedberger Kaiserstraße vor dem Fenster, und außerdem sind mir Bäume sehr viel lieber, wenn sie im Boden stecken. Dieses Jahr hole ich mir dennoch einen, einen der stehen bleibt.  Die Weihnachtsbaumspende von bergwaldprojekt.de ist eine tolle Idee.


Dienstag, 26. November 2019

Geschenkekrieg

Geschenkekrieg

Als Heranwachsender erzählte ich, als Kind hätte ich nur eine mit Reiskörnern gefüllte Plastikflasche zum Spielen gehabt. Tatsächlich ging es mir richtig gut: Eltern, die mir jeden Wunsch erfüllten, Großeltern, die sich gegenseitig in Anzahl und Größe meiner Geschenke zu übertreffen versuchten, und auch außerhalb geschenkepflichtiger Tage konnte ich mich nicht beschweren. Das Beschweren kam später, als ich feststellte, dass es meinen Kindern ebenso wie mir damals erging: Festtage waren von einer Flut aus Präsenten bestimmt, die keinen Raum für Freude über das Einzelne ließen. Die Überforderung steigerte sich so weit, dass kaum mehr ein Danke über die Lippen kommen konnte – wer konnte schon bei all dem Auszupackenden noch sagen, von wem was kam? Auch bei mir mussten damals Danksagungen nachgefordert werden: „Tante Else fragt, wie dir ihr Geschenk gefallen hat!“ Dann der obligatorische Telefonanruf: „Ja, Tantchen, ne, super. Danke. Bestens gefallen! Bussi.“ Ich hatte selten eine Ahnung, was sie mir geschenkt hatte. Tante Else jedoch auch nicht. Schließlich war ich nicht der einzige Neffe. Nie fiel von einem von uns auch nur ein Wort am Telefon über das Geschenk selbst. Vermutlich damit dem jeweils anderen nicht auffiel, dass wir es leider beide nicht erinnerlich hatten.

Die Überforderung kannte stets Opfer auf beiden Seiten. Wir telefonierten aus unterschiedlichen Lazaretten des Konsumkrieges. Die Schlacht um die Geschenke macht vor dem Alter keinen Halt, doch die Gefallenen sind immer die Gleichen. Es sind die vergessenen Spielzeuge, die außer Mode gekommenen, die doppelten und gänzlich überflüssigen, die nach dem Feiertag noch einige Tage im Zentrum des Kinderzimmers, später in einer Ecke und letztlich auf dem Dachboden landen. Irgendwann beschlossenen wir, dass es unsere Kinder besser haben sollen. Nach zähem verbalen Ringen mit den Verwandten legten wir künftig zusammen und kauften nur noch je ein großes Geschenk. Alsbald stellte sich heraus, dass auch dieses auf dem Dachboden landete, denn in dreiviertel der Fälle deckten wir keine Bedarfe oder erfüllten echte Wünsche, sondern allenthalben solche, die die Spielzeugproduzenten generiert hatten. Dann kam der Wandel, und das Verschenken gemeinsamer Zeit begann: Städtereisen, Besuche in Erlebnisbädern oder Tage in Kletter- und Minigolfhallen wurden zum Kern. Ob die Kinder das verstehen, dachte ich damals? Vielleicht wenn sie selbst erwachsen sind oder eines Tages erkennen, warum ihr Vater gerne nur eine Reis-Flasche zum Spielen gehabt hätte. 

Heute weiß ich, es war die beste Entscheidung, denn sie erzählen noch immer von dem gemeinsam Erlebten, doch nie hörte ich ein Wort über die zigste Playmobilfigur. Meine Geburtstage sehen heute so aus: Ich erbitte, keine Geschenke mitzubringen, stattdessen etwas zu essen und zu trinken. Ich habe schließlich nicht nur alles, sondern eindeutig bereits viel mehr, als ich zum Leben brauche. Seit zwei Jahren bitte ich sogar darum, eigenes Geschirr mitzubringen. So kann ich von der ersten bis zur letzten Minute genießen, ohne Essen zuzubereiten oder daran denken zu müssen, danach noch Stunden mit dem Aufräumen verbringen zu müssen. Das klappt auch bei Jesus Geburtstag, denke ich. Ganz unkoordiniert und stressfrei geht das von statten: Sechs Kuchen und einen Nudelsalat sowie Wein und Bier gab es zuletzt. Kulinarisch in der Kombination fragwürdig, aber definitiv eine der schönsten Feiern der letzten Jahre. Vielleicht bringt nächstes Jahr jemand Reis mit.

Dienstag, 12. November 2019

Immer wieder Glascontainer

Immer wieder Glascontainer

Heute bin ich genervt. Warum? Weil ich ein zweites Mal in dieser Woche Glasmüll zum Container bringen muss. Er stammt von all den Gläschen mit Brotaufstrich, die sich in den letzten Tagen angesammelt haben. Erst hatte ich Frühstücksgäste und wollte mir keine Zeit nehmen, etwas selbst zu machen. Also gab es Gekauftes von süß bis herzhaft im Glas. Ich möchte ja keinen Plastikmüll verursachen. Hinzu kam, dass ich mir auch für meinen eigenen morgendlichen Bedarf keine Zeit nahm, etwas selbst zu machen. Dabei ist es so einfach. Abends die Gemüsepfanne, davon etwas weggenommen und mit Sonnenblumenkernen unter den Stabmixer. Fertig ist der Brotaufstrich für die nächsten zwei Tage. Leider gab es zwei Wochen lang fast nur gehetztes Essen auf die Hand oder abends rasch eine Portion Nudeln. Natürlich mit Pesto. Aus dem Glas. 

Wesentliches gibt es für mich nicht im Mehrwegglas. Joghurt: Ja! Auch Milch. Beides esse ich nicht und schaue daher neidisch im Supermarkt über den Deckel meines Einweg-Brotaufstrichglases ins Mopro-Kühlregal. Warum neidisch? Weil die Mehrwegglasverpackung der Einwegdose und Einwegplastikverpackung ökologisch überlegen ist, solange sie aus regionaler Abfüllung stammt. Immerhin lässt sich so ein Mehrwegglas bis zu fünfzigmal wiederverwenden. Beides bestätigt das Umweltbundesamt. Einweg wird zwar fleißig gesammelt, aber dann energieintensiv eingeschmolzen, um zur Quelle für ein neues Glasprodukt zu werden. Eine Zeitlang habe ich die Gläschen gespült und in meinen Workshops zum Abfüllen des Selbstgemachten ausgegeben. Leider kann ich gar nicht so viele Workshops annehmen, um die Folgen meines riesigen Frühstückshungers zu kompensieren. Vier Millionen Tonnen Behälterglas werden in Deutschland jährlich produziert, das sind fast 50 Kilo pro Bundesbürger, sagt das Bundesumweltministerium. Nach Daten des statistischen Bundesamts entfallen 2,5 Prozent der 45,9 Millionen Tonnen Haushaltsmüll, die zuletzt jährlich anfielen, auf Glas. Das sind gut 14 Kilogramm pro Kopf. Die Differenz zwischen Produktion und Müll ist Mehrwegglas, hoffe ich zumindest. Doch die könnte deutlich höher sein, wenn es auch Mehrweggläser für meine Brotaufstriche gäbe. Gemessen an meinem Appetit kann ich mir zumindest vorstellen, dass ich relevante statistische Veränderungen hervorrufen würde. Wieder rufe ich Politik und Wirtschaft zu: Bitte schafft die Voraussetzungen!

Bis der Ruf erhört wird, nehme ich mein Genervtsein zum Anlass, mich zu Redisziplinieren, denn das hatte schon mal besser geklappt. Die nächsten vier Wochen verspreche ich mir, kein Einwegglas mehr zu kaufen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass nicht vorhanden geglaubte Zeit plötzlich hinter dem Küchenschrank hervorkriecht, wenn die Disziplin den Hunger dirigiert. Den restlichen Glasmüll bringe ich jetzt in den Container. Immerhin 90 Prozent davon werden recycelt. Bei meiner Recherche werde ich daran erinnert, wie wichtig die Sortenreinheit ist. Nur wenige Prozent fremdfarbiges Glas werden toleriert. Insbesondere bei Weißglas. Die Fehlwürfe müssen sonst zunächst manuell und dann erst durch Maschinen aussortiert werden. Meine zwar löffelreinen, aber dennoch nach einigen Tagen nicht mehr wirklich ansehnlichen Gläser möchte ich niemanden in die Hand zu nehmen zumuten. Übrigens sind Keramik, Steingut, Porzellan und sogar Flachglas der Feind des Glas-Recyclings. Schon wenige Gramm pro Tonne können die gesamte Produktion unbrauchbar machen. Ich frühstücke jetzt erstmal – aus dem letzten Frühstücksaufstrichglas.

Montag, 4. November 2019

Leben ohne Kühlschrank - eine Szene aus dem Beziehungsleben eines ökologischen Selbstoptimierers.

Leben ohne Kühlschrank
Wenn sich zwei Menschen entschließen zusammenziehen, dann gibt es vieles zu klären. Welche Möbel behält man? Wer bekommt welchen Anteil in den Schränken? Welches Kochgeschirr wird aussortiert? Wenn ich einer der beiden bin, dann kommen ganz andere Fragen hinzu. Insbesondere, weil ich es mit dem Ökologischen so sportlich sehe. Eine der Grenzen, die ich vor einigen Jahren verschob, war die des Umgangs mit der Lebensmittelaufbewahrung: Ich schaltete meinen Kühlschrank aus. Als Alleinlebender musste ich mich ja auch nicht abstimmen. Im Sommer zieht meine Freundin bei mir ein. Die sportliche Auseinandersetzung mit dieser Frage startet bereits jetzt.

„Wie soll ich denn meine Tiefkühlbeeren aufbewahren?“, ist die erste Frage, die sie stellt. Seit wir uns kennen, essen wir morgens gerne Müsli mit Beeren aus dem Tiefkühler. Ausschließlich wenn wir bei ihr sind. Ich habe ja keinen Tiefkühler. Aus meiner Erfahrung, die mittlerweile drei Jahre zählt, weiß ich, dass sich Lebensmittel gut drei Tage ungekühlt halten. „Die halten sich auch außerhalb!“, versuche ich meine Liebste zu überzeugen. Sie schaut skeptisch, und ich glaube zu erkennen, dass sie sich ab Sommer zu jeder Mahlzeit ausschließlich Beeren essen sieht, damit sie nicht schlecht werden. Ohne Kühlung zu leben, bedeutet, Mahlzeiten vorzuplanen. Reste müssen gegessen und kurzfristige Gelüste kontrolliert werden. Kein Sport ohne Schweiß! Mir sind in dieser Zeit allerdings weitaus weniger Lebensmittel schlecht geworden als in den Kühlzeiten. Das bringt die bessere Aufmerksamkeit Lebensmitteln gegenüber mit sich.

Sie blickt auf mein leeres Gemüsefach im ausgeschalteten Kühlschrank. „Und was ist mit Salat und Gemüse? Das wird doch welk und faulig.“ Ich merke an ihrem Blick, dass sie daran denkt, dass in meiner Dachgeschosswohnung im Sommer durchaus tropische Temperaturen herrschen. Ich deute auf meine Tonkrüge in der Küche. „Das Wurzelgemüse ist jedenfalls sicher!“, sage ich. Zwei ineinander stehende Tonkrüge mit feuchtem Sand zwischen ihnen halten es kühl und feucht. Möhren, Pastinaken oder Petersilienwurzeln beispielsweise bleiben dort bis zu zwei Wochen lang knackig. Ganz ohne Strom! Ich kaufe nur samstags auf dem Markt ein, dennoch wird auch das andere Gemüse nicht schlecht – ich esse es in der Reihenfolge des erwarteten Verderbens. Den Salat, in ein feuchtes Tuch eingeschlagen, in den ersten zwei Tagen, dann die Pilze, die Auberginen, zu vorletzt die Zucchini und ganz zum Schluss den Kürbis, der gerade Saison hat.

„Und was ist mit Vorrat?“, fragt meine Freundin. Sie kauft gerne so ein, dass stets Ersatz im Haus ist. Während in ihrem Kühlschrank hinter der angefangenen Packung Margarine eine zweite steht, stünde sie bei mir im Supermarkt und wartete dort auf mich. Natürlich habe ich keine Margarine, denn bei aller Sportlichkeit, die ich beim Thema aufbringe, binnen drei Tagen ein Pfund Streichfett essen zu müssen, wäre eine Liga, in die ich nicht aufsteigen wollen würde. Täglich führt mein Arbeitsweg am Biomarkt vorbei. Dadurch dass dort für unzählige Kunden gekühlt wird und ich nicht zuhause nur für mich allein Strom zur Kühlung aufwenden muss, ist meinen Energiebedarf massiv reduziert. Nicht einmal fünfundzwanzig Kilowattstunden pro Monat sind es in diesem Jahr im Schnitt. Mehr als das Fünffache braucht dahingegen ein bundesdeutscher Singlehaushalt. Geld, dass ich gerne sinnvoller nutze.

Zuletzt erkenne ich im Blitzen in ihren Augen, dass sie nun das finale Argument gefunden hat. „Und mein Mittagessen fürs Büro?“ Seit wir zusammen sind, wird einmal wöchentlich in Kompaniemenge gekocht, portioniert, eingefroren und dann täglich für ihre Mittagsverpflegung im Büro einzeln wieder aufgetaut. Für mich selbst koche ich stets nur ein bis zwei Portionen abendlich mehr, die ich für mein Mittagsmahl des kommenden Tages in Bügelverschlussgläser einwecke. Nun ja, sie hat mich. Ich muss ihr versprechen, regelmäßig für sie mitzukochen. Wie ich schon schrieb: Ohne Schweiß ist es kein Sport!

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Ausmisten im Oktober - #Freetober (5/5)

Ausmisten im Oktober - #Freetober (5/5)
Heute ist der letzte Tag der #freetober Challenge. Nur noch Kleinigkeiten habe ich seit Sonntag gefunden, die ich tatsächlich nicht mehr nutze und auch weitergeben mag. Gerade das Weitergeben empfinde ich als sehr wichtig. So konnte ich heute meine überzählige Festplatte verkaufen, die nun wirklich genutzt wird, und auch mein Tablet fand endlich eine Abnehmerin. Das hatte ich bereits bei meiner #freiindenmai Aussortierung im Frühjahr freisetzen wollen, aber kein Glück auf ebay-Kleinanzeigen gehabt – ein erneutes Posten bei Facebook brachte dann das gewünschte Ergebnis. Auch ein Schachspiel, das meine Freundin aussortiert hatte, wanderte zwischenzeitlich in den Besitz eines meiner Freunde, der drauf und dran war, sich ein neues zu kaufen. Wieder Ressourcen gespart! Den Rest habe ich in den Friedberger Umsonstladen gebracht, wie das Bild belegt. Schaut mal vorbei - ein toller Laden! Ein paar Sachen, die ich verkaufen und nicht verschenken möchte, warten noch auf eine Käuferin oder einen Käufer, aber wie das Tablet beweist: Geduld führt zum Ziel … und Facebook.

Und wie lautet mein Fazit über die letzten 31 Tage? Viele Schränke mit offenen Regalen haben sich merklich geleert, und ich spüre, wie positiv das auf mich wirkt – nicht nur, weil ich nun weiß, dass der Anteil an Dingen mit Nutzen in meinem Haushalt nun sehr viel näher an den hundert Prozent ist, auch weil ich merke, dass die klare Struktur eines übersichtlichen Schrankinhaltes im Gegensatz zum an ein Wuselbild erinnernden Regalfach in einer für nicht näher definierbaren Art auf mich wirkt. Ich habe den Eindruck, als klare das meine Gedanken auf und nehme unterschwellige kognitive Belastung von mir. Bitte keine weiteren Fragen! Als evidenzbasiert denkender Mensch und Berufsstatistiker fällt es mir schwer, nicht objektivierte Stellungnahmen herauszugeben *zwinker*

Meine Excel-Tabelle zeigt mir jedenfalls, dass ich nun 1.245 Dinge in meinem Besitz habe, 147 weniger als noch im Vormonat. Endlich wieder Statistik! Herrlich! Zum Abschluss sage ich, was ich schon nach den letzten beiden Aktionen sagte: Nun bin ich bei meiner persönlichen Minimalismusgrenze angelangt! Die nächste „Ausmiste“-Challenge wird also kommen!

Dienstag, 29. Oktober 2019

Der perfekte Öko!

Der perfekte Öko!

Manchmal habe ich das Gefühl, genau das ist es, was erwartet wird, wenn es darum geht, unsere Zukunft zu retten: Der perfekte Öko zu sein! Eine kurze Recherche im Internet bringt den dazu nötigen Katalog. Der perfekte Öko muss mindestens Flexitarier, noch besser Vegetarier und am besten Veganer sein, denn die Fleisch- und Milchwirtschaft in ihrer Masse vernichtet Regenwald, ist der größte CO2-Emittent von allen und verschärft den Welthunger. Er muss den öffentlichen Nahverkehr, am besten jedoch das Fahrrad nutzen, darf keinesfalls fliegen, denn nur mit einer drastischen Reduktion des Individualverkehrs lässt sich der immense Einfluss des Verkehrssektors auf Klima, Mensch um Umwelt verringern. Der Vorzeige-Öko darf natürlich keinen Plastikmüll produzieren, am besten nicht einmal Papiermüll und noch besser gar keinen Müll, denn Plastik schafft CO2 in die Atmosphäre, Papier vernichtet Bäume, und Verpackungen sind per se Ressourcenverschwender. Dann nur noch auf lokale Lebensmittel beschränken, natürlich aus ökologischem Anbau und selbstverständlich ausschließlich saisonal, und schon bin ich der perfekte Öko – und muss nur noch die Welt zu retten! 

Mit Recht sorgt das für Ängste. Was machen Frau oder Mann, wenn hungrige Mäuler zu stopfen sind und in der Regel am Ende des Geldes noch mehrere Tage des Monats übrig sind? Gewiss nicht vegan leben, denn das ist gut ein Drittel teurer als fleischbasiert. Glauben Sie nicht? Ein Pfund Hackfleisch ist für 2,49 Euro zu haben. Um dieselbe Kalorienmenge durch Kartoffeln zu ersetzen, brauche ich fast die vierfache Menge, und die, in Bioqualität natürlich, kostet 3,40 Euro. Da ist die erste Reaktion vermutlich kein „Ja zu Bio und Fleischverzicht!“ Und wie komme ich zur Arbeit, wenn mein Wohnort tief im Land verborgen liegt? Angenommen, ich wohne in Rockenberg und arbeite in Frankfurt am Main auf der Zeil, dann brauche ich, wenn es gut läuft, vierzig Minuten mit dem Auto, um gegen neun dort zu sein. Mit Bus und Bahn bin ich zweieinhalbmal so lang unterwegs und erst nach dreimaligem Umsteigen dort. Das Ganze zweimal am Tag. Das liest sich nicht, als würde es ein Streben nach ökologischer Perfektion fördern. Bei solchen Zeitunterschieden schreckt nicht einmal eine CO2-Steuer! Und wie soll ich Verpackungsmüll reduzieren oder gar lokal einkaufen, wenn ich zwar einen Supermarkt um die Ecke habe, aber der Bauernmarkt ganze zwei Ortschaften weiter und der nächste Unverpacktladen nicht einmal im selben Kreis ist? Vom saisonalen Einkauf ganz zu schweigen. Wenn ich bis zu fünf Euro für die Schale deutscher Erdbeeren in der Saison zahle, aber ganzjährig 2,99 für gleichwertige aus Spanien, macht das einen saisonalen Einkauf wenig attraktiv. Vielen ist es offensichtlich kaum möglich, die richtigen Konsumentscheidungen zu treffen. Hier ist der Staat gefragt, Subventionen deutlich stärker in den Biolandbau umzulenken als bisher, intensiver in den Nahverkehrsausbau zu investieren und deutlich den lokalen Absatz von Lebensmitteln zu fördern. Die Wirtschaft ist gefordert, verpackungsfreie Alternativen anzubieten, die Warentransportwege zu reduzieren und den Anteil saisonaler und lokaler Lebensmittel zu erhöhen.

Und wir? Nun, perfekt sein muss niemand. Vielleicht können wir bis dahin einfach mal mit dem Auto zum Bahnhof fahren und ab und an dort auf den Nahverkehr umsteigen, einmal die Woche Kartoffel- statt Hackfleischauflauf essen oder statt im Oktober importierte Erdbeeren leckere heimische Brombeeren zum Nachtisch essen. Jeder Schritt zählt!

Sonntag, 27. Oktober 2019

Ausmisten im Oktober - #Freetober (4/5)

Ausmisten im Oktober - #Freetober (4/5)
Die vierte Woche des herbstlichen Sortierens meines Hab und Guts ist zu Ende gegangen. Da ich seit Dienstag in Berlin war, entwickelten sich die Dinge sehr kurzfristig. Über meinen Buchbestand dachte ich schon seit geraumer Zeit nach und hatte auch schon das eine oder andere im Laufe des Monats aussortiert. Gestern Abend machte ich mich dann an das große Auszusortieren, denn die meisten Bücher – das hatte ich schon erwähnt – würde ich nie wieder lesen, selbst wenn ich sie für gut und sammelnswert befinde. Ich hatte gestern begonnen meinen Bücherschrank auszuräumen, als ich merkte, dass ich gerade dabei war, etwas zu tun, das mir nicht guttut. Also räumte ich erst einmal von einem Schrank in den anderen, um festzustellen, was es ist. Auch hier stellte sich dieses unwohle Gefühl ein, so dass ich wieder umsortierte und es über Nacht zunächst beim Alten ließ. Heute Morgen, sozusagen über Nacht im Unterbewusstsein herausgefunden, hatte ich die Lösung meines Problems: Gedichtsbände und Fantasybücher auszusortieren, kommt für mich nicht in Frage – selbst wenn ich die Werke von Pratchett, Adams oder Rankin kein weiteres Mal lesen oder zukünftig nicht mehr als nur kurz in einen Rielke oder Kaleko reinschmökern werde. Lyrik begleitet mich seit fast 30 Jahren – konsumierend und produzierend –, ebenso wie die fantastischen Welten mich seit langer Zeit von beiden Seiten aus begleiten. Ich mag es, diese Werke um mich zu haben, mich zu erinnern und vielleicht auch um die Chance zu haben, sie jederzeit in die Hand nehmen und lesen zu können. Stattdessen habe ich die verbliebenen zwölf belletristischen Werke außerhalb des Genres und weitere zwölf Sachbücher aussortiert – und zwar ohne auch nur ein kurzes emotionales Zittern erlebt zu haben. Einen Teil habe ich über Rebuy verkauft, den anderen Teil spende ich für den Bücherflomarkt zu Gunsten der Kita in Echartshausen, der am 3. November, von 11:00 bis 17:00 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus stattfindet. Habt ihr auch noch solche „Loslass“-Bücher? Dann gebt sie doch auch dorthin. Die Betreiber freuen sich bestimmt.

Ansonsten ging eine Gebrauchsanweisung in den Papiermüll (ich habe sie mir als PDF gespeichert) und meinen Hausstand verließen zwei Gitarrenlernbücher mitsamt CD (was ich kann, reicht mir) sowie ein Capo und eine Fußablage fürs Gitarrenspielen (die ich nie genutzt hatte und die, glaube ich, auch meinem Vater gehört), ein Hip-Bag (habe am Wochenende ein neues mit Slam2019-Aufdruck geschenkt bekommen, das viel schöner ist), mehrere Magnete für die Pinwand (warum auch immer ich in Summe 38 davon besaß), ein Werkzeuggürtel (von dem ich nicht einmal weiß, wie er in meinen Besitz kam) und eine Handvoll Kleiderbügel (die wieder zurück zur Reinigung gehen und dort wieder genutzt werden können).
Mittwoch ist der letzte Tag, um #freetober, die materielle Befreiungsaktion dieses Monats, abzuschließen. Mal schauen, was sich in den drei Tagen noch ergibt – in jedem Fall ein solides Abschlussresumee.

Slam 2019 - die 23. deutschsprachige Meisterschaft im Poetry Slam und die Wetterau

Slam 2019 - die 23. deutschsprachige Meisterschaft im Poetry Slam und die Wetterau

Seit gestern ist der Slam 2019 vorüber – die deutschsprachige Meisterschaft im Poetry Slam. Vier Tage Berlin liegen hinter mir. Ich hatte mich über das Jahresfinale des Poetry Slam 43 in Wiesbaden qualifiziert und freute mich, das diesjährige „Klassentreffen der Slam-Szene“ mitzuerleben. Ich traf Menschen wieder, die ich teils Jahre nicht mehr gesehen hatte. Einige davon tatsächlich fast eine Dekade nicht mehr. Manche von ihnen haben inzwischen Kinder bekommen, vereinzelt sogar ein zweites, und einige Oberlippenbärte, die sie mich kaum erkennen ließen. Ich habe Menschen mit Schnorres mit Handschlag begrüßt und mich vorgestellt, um dann festzustellen, dass wir das vor Jahren bereits getan hatten. Berlin, du kleiner Schlingel!

Die Wetterau war zu dritt angetreten, wenn man so will: Ich als derjenige, der sich als „Papa“ von „Poetry Slam Wetterau“ fühlen darf, Lea Weber als unmittelbare Gesandte unseres Kreises und letztlich Jan Cönig, der amtierende Wetterauer Kreismeister, der zwar als ebenfalls amtierender Hessenmeister antrat – Ober sticht unter –, aber das Gefühl ist das gleiche. Aus Gründen der Dramaturgie fange ich unten an, von den Ergebnissen zu berichten, starte beim Niedrigstplatzierten und ende beim Höchstplatzierten, was mir ermöglicht, bei mir selbst zu beginnen, ohne dass es egozentrisch wirkt – Aufmerksame Leser*Innen merken an dieser Stelle zu Recht an, ich hätte mich auch in meiner Erstaufzählung bereits zuerst genannt, doch auch das ist keinesfalls egozentrisch, das ist Schicksal. Ich wurde in Vorrunde acht gelost. Mindestens acht weitere Poet*Innen galt es zu schlagen, um ins Halbfinale einzuziehen. Seit das Line-up vor Wochen bekannt gegeben wurde, hatte ich mich auf meinen Text „60 Jahre“ festgelegt, einen Bombentext, in den ich alle Emotionen legen konnte und das Publikum von meiner unglaublichen Sensibilität in Bezug auf das Seelenleben anderer überzeugen können würde. Kurz vor Betreten der Bühne hatte ich mich dann entschieden meinen Text „LOLig“ zu lesen, einen Bombentext, in den ich alle Emotionen legen konnte und das Publikum von meiner unglaublichen Sensibilität in Bezug auf das Seelenleben anderer überzeugen können würde. Ich hatte einen Riesenspaß auf der Bühne und das Publikum ebenso. Ich war als siebter aufgetreten und bekam mit 9,9 Punkten sogar die höchste Einzelwertung bis dahin. Bis Tanasgol und danach Khaaro aufgetreten waren zumindest, die sich mit fantastischen Texten je einen verdienten Platz im Halbfinale sicherten. 

Vortags war Lea Weber schon aufgetreten und konnte sich mit ihrem Gebärdentext den Einzug ins Halbfinale sichern. Damit durfte ich mich bereits vor meinem eigenen Auftritt schon ein wenig im Halbfinale fühlen: Mein „Kind“ Poetry Slam Wetterau im Halbfinale – zum ersten Mal. Wie schön! Im selben Halbfinale war auch Jan. Es wurde so eine Art lyrischer Staffellauf. Ich warf aus der Vorrunde acht den sinnbildlichen Staffelstab, auf dem „Poetry Slam Wetterau“ liebevoll eingraviert war, Lea zu, die ihn im Halbfinale Jan zusteckte, der anschließend ins Finale einzog und sogar ins Finale stechen kam.
Jan Cönig ist nun Trizemeister, der drittbeste Poetry Slammer des deutschsprachigen Raums. Angetreten war er als Hessenmeister. Doch als er da oben auf der Bühne stand und die Konfettikanonen über ihm, dem Sieger Friedrich Herrmann und dem zweitplatzierten Rainer Holl bunt detonierten, da habe ich ihn gesehen, hinten in Jans Hosenbund, den Staffelstab der Wetterau, auf dem auch Lea und ich unsere Abdrücke hinterlassen hatten. Irgendwie standen wir alle mit auf der Bühne und waren alle ein wenig Sieger. Danke für vier unvergessliche Tage in Berlin!

Sonntag, 20. Oktober 2019

Ausmisten im Oktober - #Freetober (3/5)

Ausmisten im Oktober - #Freetober (3/5)
Nachdem mir nach dem letzten Post zu #freetober geschrieben wurde, es sei eine schöne Frühstückslektüre, reiche ich heute das Aussortier-Ergebnis meiner Woche freilich wieder zeitgerecht zu Marmeladenbrot und frisch gebrühtem Kaffee. Insgesamt sind auch diese Woche wieder mehr als dreißig Sachen aus meinem Besitz geschieden und alsbald auf dem Weg zum Umsonstladen oder zurück ihren Besitzern - aber dazu am Ende mehr.

Nachdem ich bei einer der letzten Ausmisteaktionen bereits intensiv meinen Schreibtisch und alle Büroutensilien, die dazu gehören, analysiert hatte, habe ich mich ihm erneut gewidmet. Beim letzten Mal hielt ich es für eine gute Idee, neben meinem großen Lineal auch noch ein kleines, ein großes Geodreieck und - da das Lineal ja auch schon einen kleinen Bruder zur Seite hat - ein kleines aufzubewahren. Heute muss ich feststellen, dass ich das große Lineal zwar genutzt hatte, die anderen drei jedoch unberührt in einem der Schreibtischfächer harrten. Ich habe nun die beiden kleinen aussortiert - mögen sie in bedürftigen Schülerhänden zur gebührenden Größe kommen.
Auch habe ich zwei von drei Radiergummis hinzugegeben. Ich hatte sie aufbewahrt, weil ich mir dachte, dass es ja Verbrauchsmittel sind und mein Primärgummi irgendwann aufgenutzt sein wird. Aber ganz ehrlich, ich nutze Bleistifte selten und wenn, dann schaffe ich es zumeist auch noch vor dem Schreiben nachzudenken und so Auszulöschendes zu vermeiden. Folglich habe ich zwei von ihnen (die am wenigsten genutzten) ebenfalls in die Umsonstladen-Kiste gegeben.
Dazu kamen eine angefangene Packung Tesa-Powerstrips und zwei Packungen Fotoeckenkleber, die seit Jahren ungenutzt in meiner Schreibtischschublade liegen.

Das Thema Fotoeckenkleber motivierte mich dann gleich mal all die unsortierten Fotos, die ich mal hatte entwickeln lassen, aber nie in ein Album eingeklebt hatte, zu sichten. Der Inhalt der Kiste reichte bis 1993 zurück und in die späten 2010er hinein - es waren schöne Momente, sie anzuschauen und mich all der Situationen zurückzuentsinnen, in denen die Bilder entstanden waren. Ich habe nun die aussagelosen und hinterkopfmotivbestimmten unter ihnen aussortiert und mir fest vorgenommen, bei meinem nächsten Besuch im Umsonstladen zu schauen, ob ich einen großen Bilderrahmen für eine Collage oder ein Fotoalbum dort finde, um die eingefangenen Momente wieder näher in mein Leben zu rücken.

Zuvorletzt habe ich einen Ankleider (ich räume jetzt meine Kleidung ordentlich in den Schrank, statt die von drei und mehr Tagen auf dem Ankleider aufeinandergehäuft im Flur zu sammeln), drei Glasmurmeln (es ist mir ein Rätsel, weshalb ich Glasmurmeln besaß), je drei Sachbücher und drei Romane (die ich mehrheitlich nie gelesen hatte, da es Fehlkäufe oder gut gemeinte Geschenke waren), eins von zwei HDMI-Kabel (obwohl ich kein Gerät mehr mit diesem Anschluss habe), zwei Unterarmtrainer (ich esse lieber Spinat für die dicken Unterarme) und vier Schlüsselanhänger sowie sechs Schlüsselbänder (die überwiegend von Veranstaltungen stammten, und Backstagepässe an sich baumeln hatten) aussortiert - bei letztgenannten muss ich wohl künftig selbstdiszipliniert abzulehnen trainieren.

Zuletzt habe ich mir vorgenommen, all die geliehenen Dinge, die sich noch bei mir tümmeln, endlich zurückzugeben - zu meiner Verteidigung: Alle Besitzer wissen, dass die Gegenstände bei mir sind und haben etwas aus meinem Besitz als Pfand. Da ich das, was sie von mir haben, offenbar ebenfalls nicht wirklich vermisse (sie sind teils seit Jahren dort, und es ist zwischenzeitlich zum Running-Gag geworden, sich des nächstgelegentlichen Austausch zu versichern, wann immer man sich trifft) und das Geliehene nur lagere, aber nicht nutze, gebe ich es jetzt wirklich zurück - nötigenfalls indem ich es in die Post gebe! Sieben Bücher, zwei DVDs, eine Blueray und eine Stromzeitschaltuhr. Die drei erstgenannten Gruppen füllten in Summe eines meines meiner acht IKEA-Regalfächer aus! Krass!

Nächste Woche wird weiter aussortiert. Ich bin gespannt, was ich noch identifiziere.

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Workshop am 19. Oktober in Bad Nauheim

Workshop am 19. Oktober in Bad Nauheim

Gestern war unser vorletzter öffentlicher Workshop für diesen Monat im Wetteraukreis. Wer ihn in Rosbach verpasst hat, aber gerne teilgenommen hätte, muss aber nicht grummelig werden.

Am Dienstag, den 29. Oktober findet der wirklich letzte des Monats mit Svenja Preuster aka Fräulein Öko und mir statt.
Wir freuen uns, euch bei "Bad Nauheim fair wandeln e. V.", im Weltladen, In den Kolonaden 9, 61231 Bad Nauheim, zu sehen. Um acht geht es los. Der Eintritt ist frei.


Dienstag, 15. Oktober 2019

Trotz Greta Thunberg und Fridays for Future steigen die Passagierzahlen - Hamsterkäufe in der Luft?

Hamsterkäufe in der Luft

Eigentlich will ich in aller Ruhe einen Klassiker auf meinem Laptop schauen: Steven Soderberghs Katastrophenfilm Contagion. Leider vergesse ich die Benachrichtigungsfunktion meines Browsers zu deaktivieren, und gerade als ein das ganze Leben auf der Welt bedrohendes Virus ausbricht, poppt eine Meldung auf, der ich nicht widerstehen kann: Die Fluggesellschaften konnten sich trotz Greta Thunberg, Fridays-for-Future und all der Medienpräsenz des Themas Klimawandel gestiegener Passagierzahlen erfreuen. Ich blicke zum Fenster hinaus, und die Aussicht scheint das zu bejahen.  Die weitläufigen Cirruswolkenlinien zeigen, dass all das wohl zwar eine Wirkung auf die Bundesregierung hatte – wenn auch, gemessen am minimalinvasiven Klimapaket, nicht allzu viel –, aber offenbar auf den Bundesbürger nicht merklich. Woran liegt das?, frage ich mich, während Gwyneth Paltrow vor mir um ihr Leben kämpft. 

Ein Freund erzählte kürzlich von jemandem, der unbedingt noch eine Kreuzfahrt buchen wolle, solange es noch möglich sei, und während der logische Bruch seiner Entscheidung vor meinem geistigen Auge Gestalt anzunehmen beginnt, wird auf dem Monitor ein Supermarkt geplündert. Die Menschheit steht vor ihrem Virus-Ende, und Hamsterkäufe unter Umgehung des Bezahlvorgangs setzen ein. Da fällt es mir wie CO2 aus den Flugzeugturbinen! Was die Rheinische Post da beschreibt, sind nichts Anderes als Hamsterkäufe in der Luft. Jedem Fluggast ist so klar wie die Sicht in zehntausend Metern Höhe, dass wir uns in einer lebensbedrohlichen Situation befinden. Also kaufen sie sich rasch noch das, was es bald nicht mehr geben wird. Flugscham wird mit aller Gewalt in eine verstaubte Ecke des Gewissens gedrückt. Wir alle wollen ja, dass wir auch in fünfzig Jahren noch in dieser einen Welt leben können, und es wäre töricht anzunehmen, dass wir nicht auch noch das Letzte, was in unserer Macht steht, tun würden, um das zu erreichen. Nun ist es aber so, dass all diese Flugzeuge immer noch fliegen und bald vielleicht nicht mehr, denn die CO2-Steuer macht das Fliegen alsbald unwirtschaftlich – zugegeben: Nicht durch dieses Klimapaket, aber wer weiß –, also kaufen wir rasch noch den Supermarkt der Lüfte leer, denn wenn sich erst der Vorhang aus Kondensstreifen gelichtet hat, wer weiß, ob der klare Himmel dahinter in Zukunft je wieder ein Flugzeug zieren wird. Ja, natürlich setzten wir dadurch eklatante Mengen an CO2-Äquivalenten frei und heizen den Klimawandel weiter an, aber wer möchte denn seinen Enkeln später im warmen Sommer berichten, dass man ebenso wie sie nie in einem Flugzeug geflogen ist. Da fliegen wir doch lieber rasch noch ein paar Mal, und können im glutheißen Sommer unseren Enkeln mal erzählen, dass wir in letzter Sekunde beispielsweise am Nordpol vorbeigeflogen waren. „Mensch, Hannes!“, sagen wir dann. „Das war ein großer Eisbrocken damals, und da waren sogar Eisbären drauf!“ „Eisbären?“, fragt der Enkel dann, während er noch etwas 100er-Sunblocker, Marke „Mitteleuropäischer Standard“, aufträgt. „Ach, armes Enkelchen!“, sagen wir uns dann. „Wie gut, dass ich noch geflogen war und dir berichten kann!“

Entspannt lehne ich mich zurück und schaue wieder Kate Winslet und dem Virus zu. Der Supermarkt dort ist inzwischen leergeräumt. Ich muss also nur warten, bis auch hier die Flughäfen leergeräumt sind und es sich ausgehamstert hat. Condor ist vielleicht schon Vorbote. Und dann beginnt sich ein Bild vor meinem geistigen Auge zu formen. Es ist wieder der logische Bruch vom Anfang.

Montag, 14. Oktober 2019

Erste Friedberger Kulturnacht ein voller Erfolg

Erste Friedberger Kulturnacht ein voller Erfolg
Samstagabend fand die erste Friedberger Kulturnacht statt. 24 Veranstaltungen an 19 ausgewählten Orten zwischen Bahnhof und Burg. Ich selbst durfte im Adolfsturm der Burg drei Slots füllen, habe erst für Kinder aus Fionrirs Reise und dann zweimal für Erwachsene eine Auswahl meiner Gruselgeschichten gelesen. Alle Lesungen waren voll besetzt und zwischendurch hatte ich sogar Stehgäste - kein Wunder bei dieser Unmenge an Menschen, die der Friedberger Kulturrat ins Städtchen gezogen hat. Großartige Leistung, die definitiv nach einer Wiederholung schreit 😃
Danke an den Friedberger Geschichtsverein für die Einladung und die gute Betreuung an dieser schönen und außergewöhnlichen Lesestätte 👍

Vortrag und Workshop - Plastikfrei & Zerowaste

Vortrag und Workshop - Plastikfrei & Zerowaste am 16.10. in Rosbach
Am 16. Oktober 2019, ab 20:00 Uhr, sind Svenja aka Fr. Öko und ich auf Einladung des Rosbacher Forums in der Wasserburg in Nieder-Rosbach (Haingraben 16, 61169 Rosbach). Der Geschäftsführer vom BUND-Landesverband, Michael Rothkegel, leitet ein, dann darf ich etwas über meine Wandlung zum Plastik- und Müllsparer erzählen und anschließend gibt es eine Vorführung von Svenja, mit wie wenigen Hausmitteln und kaum Arbeit ihr ganz viel Umverpacktes ersetzen und so Ressourcen und auch den Geldbeutel schonen könnt. Schaut vorbei - der Eintritt ist frei :-)


Sonntag, 13. Oktober 2019

Ausmisten im Oktober - #Freetober (2/5)

Ausmisten im Oktober - #Freetober (2/5)
Die zweite Woche, in der ich mich der Ausmiste-Challenge mit dem schönen Namen #freetober angeschlossen habe, hat mich von weiteren fast fünfzig ungenutzten Gegenständen meines Haushalts befreit.

Intensiv hatte ich mich meinem Schrank mit den Sportgeräten der Kategorie "Vielleicht werde ich ja mal wieder ..." gewidmet. Um ehrlich zu sein: Nein, ich kam in den letzten Jahren nicht auf die Idee - und werde es in den kommenden Jahren auch nicht - Fußball zu spielen, einen der drei Tischtennisschläger in die Hand zu nehmen oder den Rückenprojektor umzuschnallen und wilde Abfahren mit dem Mountainbike zu absolvieren. Also wandert alles in den Unverpacktladen, und vielleicht freuen sich ein paar Kinder oder Wagemutige im Falle des Rückenprotektors. 

Weiter wanderten einige zigmal gelesene Bücher aus Badezimmer (klassische Klolektüre) und Schlafzimmer (klassische Einschlaflektüre) in die Kiste für den Büchertausch. Das ist kein Qualitätsmerkmal, das sie meinen Haushalt verlassen. Vielmehr würde ich mich freuen, anderen an den Werken zu erfreuen, und das kann ich nicht, wenn sie hier bei mir rumliegen und nur von mir gelesen werden. Insbesondere empfehle ich drei Kurzgeschichten-Sammlungen von Kishon. Wer sie möchte, nur melden!
Als die Bücher aus dem Schlafzimmer-Nachttischschränkchen weg waren, verblieb darin nur noch eine Wärmflasche, die ich nie genutzt hatte, seit sie mir vor bestimmt acht Jahren als Werbegeschenk vermacht wurde. Auch sie kam in die Kiste und damit auch der leere Schrank weg. Verrückt!

Zuletzt habe ich mich meiner Schreibtischschubladen gewidmet, und es kamen ein Zirkel und ein Zirkelset (beide ungenutzt), ein Stempelkissen (ich habe keinen Stempel), mehrere SD-Karten (ich habe nur noch zwei Geräte, die sie aufnehmen, und für die habe ich je zwei), zwei Einhandmesser (seit das Führungsverbot besteht, machen sie nicht mehr wirklich viel Sinn), ein USB-Stick mit 1 GB (habe noch zwei weitere) und ein Golfball (ich habe keinen Schläger und spiele weder Golf, noch kann ich mir einen Reim darauf machen, weshalb ich einen solchen in meiner Schublade finde) in die Kiste.

In Summe sind das 48 Gegenstände, und irgendwie wirkt es unheimlich aufgeräumt, gerade in Badezimmer und Schlafzimmer. Bin zufrieden und bin gespannt, wie kommende Woche läuft.
Und ihr? Auch was die Woche "ausgemistet"?

Samstag, 12. Oktober 2019

Eröffnung des Unverpacktladens "Honighalle" in Friedrichsdorf

Eröffnung des Unverpacktladens "Honighalle" in Friedrichsdorf
Mit der Honighalle hat heute ein Unverpacktladen in Friedrichsdorf, also nur zehn Minuten mit dem Auto von mir entfernt, eröffnet. Anfang des Jahres lief ein Crowdfunding über Startnext, an dem ich mich natürlich - aus nicht gänzlich altruistischen Gründen - beteiligt hatte. Heute durfte ich das Ergebnis meiner Investition bewundern und den großzügig bemessenen Laden in der Köpperner Straße 84 besuchen.

Schütten mit loser Ware zum Selbstabfüllen
Wie auch das gramm.genau in Frankfurt Bockenheim hat es einen Café-Betrieb angeschlossen, der am heutigen Tage voll besetzt war, was das Kuchen- und Kaffeeangebot augenscheinlich an seine Grenzen brachte. Der restliche Teil der Fläche wird vom Ladengeschäft ausgeschöpft. Es befinden sich eine Abteilung mit Waren in Glas wie Milchprodukte, aber auch verschiedenen Honigprodukten aus der Imkerei Schiesser, die den zentral gelegenen Unverpacktladen betreibt. Daneben gibt es eine Auswahl an Essigen und Ölen, die abgefüllt werden können. In einer weiteren Ecke befinden sich Drogerieprodukte wie lose Seifen und Zahnputztabletten. Gleich links neben dem Eingang sind Zutaten für das morgendliche Müsli sowie Süßwaren zu finden, die selbst portioniert werden können. Die Waage zum Ausmessen der mitgebrachten Glasbehältnisse befindet sich in unmittelbarer Nähe - natürlich können auch Pfandgläser von dort genutzt werden. Bis dahin ähnelt es dem Gießener Unverpacktladen, der nunmehr ebenso geräumig ist.

Süßwaren, Nüsse und mehr!
Das in meinen Augen Besondere ist, dass man sich sowohl Waren an der Theke abfüllen lassen kann - was ein Kolonialwarenladen-Gefühl mit sich bringt -, sie selbst an den Schütten befüllen kann, aber auch bereits in Pfandgläsern vorgefüllte Waren vorfindet. Wer nicht viel Zeit hat und nur schnell rein will, um sich ein Glas Nüsse oder Haferflocken zu holen, findet dort neben zahlreichen anderen ansonsten losen Waren, alles vorverpackt, was für den täglichen Ernährungsbedarf nötig ist.

Vorgefüllte Pfandgläser mit Haferflocken, Quinoa und Cashew
Ich habe heute das erste Viertel meines Startnext-Gutscheins ausgegeben und sehe den nächsten drei Besuchen entgegen. Bestimmt ergibt sich dann auch die Gelegenheit, mich mit dem sehr sympatischen Julius Schiesser (Bild unten, mitte) länger auszutauschen. Vielleicht bei einem Kaffee und einem (hoffentlich veganen) Kuchen aus der Theke, die dann nicht vom glücklicherweise großen Ansturm an Interessierten geplündert wurde. Ich freue mich darauf.

Kassenbereich mit meinen vier Litern Dinkel

Sonntag, 6. Oktober 2019

Ausmisten im Oktober - #Freetober (1/5)

Ausmisten im Oktober - #Freetober (1/5)
Das ist nun meine vierte monatlange Ausmisteaktion, die ich mitmache - wobei Ausmisten tatsächlich der falsche Begriff ist. Es ist kein Mist, den ich aussortiere, höchstens Mist, dass ich das meiste davon solange bei mir ungenutzt verwahrte, wenn es doch Menschen gibt, die es nutzen könnten, ohne sich Neues kaufen zu müssen. Ich mache bei der Aktion von Regina mit, die sie mit dem schönen Hashtag #freetober begonnen hat. Und so befreie ich mich im Oktober ebenfalls von etwas Besitz. Macht doch mit! Ganz ohne Stress! Schaut, was ihr nicht mehr nutzt, und dann weg damit: Ebay, Umsonstladen, Free-Your-Stuff-Gruppen, Umsonstläden, Sozialkaufhäuser, Rotes-Kreuz-Kleidersammlung, euer Freundeskreis ... freuen sich. Ich poste nun jeden Sonntag im Oktober, was ich die Tage zuvor aussortiert habe, und dann bin ich mal gespannt, was am Monatsletzten übrig bleibt. Mit 1.392 Dingen in meinem Besitz war ich gestartet.

Im Laufe der Woche habe ich 33 Kleidungsstücke aussortiert, was ich einigermaßen erstaunlich finde. Nach den drei Monatsaktionen sowie dreimaligem zusätzlichem intensiven Wüten in meinen ehemals sieben (sic) Kleiderschrankhälften, die ich allein mit meiner Kleidung gefüllt hatte, war ich bei meiner letzten solchen Challenge im Mai, nach sechs Jahren des Aussortierens und Reduzierens, der festen Überzeugung, ich wäre jetzt bei meinem persönlichen Minimum angelangt. Ich musste jedoch feststellen, dass ich drei meiner fünf Jackets nicht ein einziges Mal getragen hatte, den ganzen Sommer nicht eines meiner ärmellosen Shirts - obwohl es so heiß war - und auch manch ein anderes Kleidungsstück in größeren Anzahlen im Schrank war, als es mein Waschzyklus nötig machte. Ab zum Roten Kreuz damit.

Dann habe ich die vier Bücher der Tetralogie "Die Zwerge" von Markus Heitz an Freunde verschenkt. Ich liebe Heitz als Autoren, und diese vierbändige Chronik über den Zwerg Tungdil Goldhand fand ich großartig. Daher wäre es doch schade, wenn diese tollen Bücher ungelesen in meinem Schrank verharrten. Zudem sagte mir ein Freund: Wenn du stets nur dasselbe liest, bekommst du auch keine neuen Impulse. Schon umgesetzt, denn kaum war der Satz verhallt, hatte ich mir die Enyador-Saga von Mira Valentin auf den Ebook-Reader gezogen, sogleich verschlungen und nun mit Greg Walters Bestien-Chroniken begonnen.

Neun weitere Sachen verließen mich darüber hinaus: Ein kleiner Kleiderständer (stattdessen haben meine Freundin und ich je einen Stuhl aus der Küche im Schlafzimmer stehen, auf denen wir unsere Kleidung für den nächsten Tag zurechtlegen), eine Kühlbox und ein Koffer (die ich beide gut zehn Jahre ungenutzt auf dem Speicher stehen hatte), zwei Entkorker-Sets für Weinflaschen (beide mal geschenkt bekommen und nur selten mal die Korkenzieher genutzt - den Ausgießer mit Pfropfen nie ... ich habe Gäste, keine Reste!), drei Geschenkverpackungen für Weinflaschen (leer - Erklärung siehe oben) und eine externe Festplatte (befreit von zig Gigabyte ungehörter MP3s, ungesehener Videos und fürchterlicher Schnappschüsse - nur die schönsten habe ich behalten und zwar vernünftig beschriftet, um sie endlich auch mal wiederzufinden) - die sind jetzt erstmal bei Ebay-Kleinanzeigen, und ich bin gespannt, was die nächste Woche bringt. Allein in den Kleiderschrank zu schauen, lässt mich schon lächeln.


Dienstag, 1. Oktober 2019

Die Tuareg und der Besitz

Die Tuareg und der Besitz
Im Internet finde ich eine Zusammenfassung des Vortrages „Wie viele Dinge braucht der Mensch?“ - vom Ethnologen Prof. Spittler. Der Spezialist für die Tuareg erklärt, dass Mitglieder dieses Berbervolkes im Schnitt etwa 24-mal weniger besitzen als Deutsche. In verschiedenen anderen Quellen ist zu lesen, dass wir zwischen acht- und zehntausend Dinge besitzen; der Nomade, von dem Herr Dr. Spittler spricht, also offenbar nur zwischen 330 und 420 Dinge, darunter zum Beispiel nur 18 Kleidungsstücke. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob der Tuareg reich oder arm ist, denn seinen Reichtum zu zeigen, ist traditionell verpönt. Der Wohlhabendste im Dorf ist also rein äußerlich vom Viehhirten, der für ihn arbeitet, kaum zu unterscheiden. Respekt, denke ich mir und erinnere mich daran, als ich vor vielen Jahren mit Hardrock-Café-Shirt und Löcherjeans zum Juwelier ging. Ich wurde völlig anders behandelt als wenige Tage später, als ich „zufällig“ nach der Arbeit und mit Hemd und Jacket in den Laden gegangen war. Ich weiß nicht, ob es bei den Tuareg Juweliere gibt, aber die dürften es wesentlich schwerer haben, jemanden abfällig zu behandeln. Immerhin verbergen sie ihren einzigen Reichtumsmarker, die Zahl ihres Viehs, ebenso gut, und selbst wenn nicht, wer würde sein Vieh schon mit sich führen, wenn er beispielsweise eine filigrane Halskette für die Liebste erwerben möchte? Ich sage nur: Elefant im Porzellanladen! Ich weiß natürlich, dass Tuareg Rinder- und keine Elefantenherden haben, die jedoch mit Sicherheit nicht weniger Arbeit machen. Und Arbeit ist ein gutes Stichwort. Ich wollte wissen, wie viel Besitz ich angehäuft habe. Ja, ich habe alle Dinge gezählt, die mir gehören. So etwas macht man an Samstagabenden, wenn man keinen Fernseher hat.

Bereits als ich mit dem ersten Raum fertig war, dem Schlafzimmer, hatte ich meine nomadische Vergleichsgruppe fast eingeholt, und das obwohl ich seit Jahren meinen Besitz um Ungenutztes reduziere. Schon drei einmonatige Ausmisteaktionen habe ich hinter mich gebracht, davor dreimal ausschließlich den Kleiderschrank reduziert. Immer noch mag ich mich nicht Minimalist nennen, doch dass ich noch so viel in meinen Schränken habe, überrascht mich dann doch. 1.392 Dinge sind es, die ich besitze, hat die Zählung ergeben. Das sind vier Tuaregs. Gerade der Kleiderschrank hat es in sich, nämlich Kleidung von stolzen elf Tuaregs. Rechnerisch versteht sich, meine Winterkleidung wäre in der Sahara ebenso fehl am Platz, wie meine Sportkleidung unpraktisch.

Das vergleichende Zählen meiner Besitztümer hat vor allem zwei Sachen bewirkt: Festzustellen, wie wenig es für ein erfülltes Leben braucht, aber vor allem zu merken, wie viele ich habe, von denen ich nicht wusste, dass ich sie besitze, geschweige denn weshalb. Ich glaube nicht, dass es eine bestimmte Zahl maximaler in Besitz befindlicher Dinge gibt, die den Minimalismus ausmachen. Jeder muss selbst definieren, was und wie viel man braucht, um glücklich zu sein, doch ich bin mir sicher, glücklicher wird man leichter, wenn man nicht mehr für so viel ungenutzten Besitz Raum, Zeit und Geld verschwenden muss. Ich jedenfalls „miste“ im Oktober wieder aus. Ebaykunden, die Besucher der Umsonstläden und meine Freunde werden sich freuen über das, was in ihren Händen wieder genutzt wird. Das macht mich nicht zum Tuareg, vielleicht nicht einmal zum Minimalisten, doch passt erst einmal alles in ein Tiny House on Wheels bin ich ja quasi auch ein wenig Nomade. Oder Minimalist. Oder beides.

Bildrechte: GarrondoCC BY-SA 3.0

Dienstag, 17. September 2019

Das vegane Steak

Das vegane Steak
Es ist das Jahr 2013. Ich sitze mit Freunden in einem Landgasthof nahe Fulda. Ich hatte mich entschlossen, ein 600 Gramm schweres Schnitzel zu bestellen und bekomme Angst, als der riesige Teller auf den Tisch gestellt wird. Dass ich es nicht packe, freut einen meiner Begleiter. Er hatte nur ein 400 Gramm schweres Rumpsteak und beäugt bereits seit Minuten meine immer mühsamer werdenden Kaubewegungen. Hätte mir an diesem Abend jemand gesagt, dass ich ein halbes Jahr später vegan leben werde, ich hätte vor Lachen Fleischstückchen geprustet.

Rund sechzig Kilogramm Fleisch isst der Bundesbürger jährlich. Von daher bin ich mir sicher, dass meine Ernährung von damals mindestens einen Menschen in den Veganismus getrieben hat! Und dieser arme Zwangs-Pflanzenköstler wäre dann genötigt gewesen, Fleischersatzprodukte zu essen. „Warum lebst du vegan und legst dann nachgemachte Wurst auf dein Brötchen?“, würde er von seinen Freunden ertragen müssen. „Weil sie schmeckt!“, hätte ich ihm seiner Zeit gerne als Antwort soufflieren wollen, doch das wäre eine Lüge gewesen. Damals gab es für meinen Gaumen nur einzige Geschmacksrichtung: Bluthochdruck. Der Markt kannte nur traurige, überwürzte Surrogate von etwas, das nicht einmal ein verliebter Metzger in die Auslage gelegt hätte. „Vegan wäre mir zu extrem!“, habe ich tatsächlich vor vielen Jahren mal gesagt. Ich frühstücke morgens Brot mit Aufstrichen, Paprikastreifen und Tomaten darauf, mittags Haferflocken mit Nüssen, Samen und Obst und mache mir abends eine Gemüsepfanne mit Bohnen. Ob ich mir 2013 mein Leben als Extremist so vorgestellt hatte? Wahrscheinlich nicht! Ich dachte vielmehr, ein Veganer könne ja fast gar nichts mehr essen. Aber so denkt man halt, wenn man wie ich mit Fleisch zu allen Hauptmahlzeiten und gerne mal zwischendurch einer Salami auf die Hand großgeworden ist – und es hatte mir gemundet. Wenn mir Menschen erzählen, sie würden ja gerne weniger Fleisch essen – denn letztlich ist jedem klar, dass 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr weder für das Klima, noch für die Tiere und am allerwenigsten für die Gesundheit gut sind –, aber es schmecke viel zu gut, dann kann ich das verstehen. Doch es ist nur Gewöhnung. Der Spruch „Du isst nicht, was dir schmeckt, sondern dir schmeckt, was du oft genug gegessen hast!“ greift.  

Heute sieht es anders aus. Beyond Meat, Wiesenhof und seit letzten Monat sogar Aldi und Lidl führen pflanzliche Alternativen, die zumindest meiner vagen Erinnerung daran, wie Fleisch schmeckt, sehr nahe kommen. Doch die Zukunft wird eine andere sein. Das niederländische Startup Mosa Meat hat bereits 2013 den ersten Hamburger aus Stammzellen hergestellt. Drei Jahre später präsentierte das US-Unternehmen Memphis Meats ein Fleischbällchen aus Rinderstammzellen. Das israelische Unternehmen Aleph Farms arbeitet seit Anfang 2017 an einem in vitro produzierten Rindersteak samt Fettzellen, Blutgefäßen, Muskeln und Stützzellen. Potentaten wie Google-Mitbegründer Sergey Brin unterstützen die Projekte. In wenigen Jahren sind die Erzeugnisse marktreif, in Konsistenz, Geschmack und Bratgeruch von gewachsenem Fleisch kaum mehr zu unterschieden, und in zehn bis fünfzehn Jahren wird es nur diesen einen Unterschied mehr geben: Den niedrigeren Preis. Selbst Massentierhalter werden auf lange Sicht nicht konkurrieren können. Wenn Geschmack und Kosten dann keine Argumente mehr sind, wird es schwer, sich noch für „echtes“ Fleisch zu entscheiden. Ich bleibe allerdings bei Gemüse – Gewöhnung, ihr wisst ja!

Bildrechte: The image was originally posted to Flickr by avlxyz It was reviewed on 24 March 2010 by FlickreviewR and was confirmed to be licensed under the terms of the cc-by-sa-2.0.

Dienstag, 3. September 2019

Gut Holz!



Kürzlich sorgte eine Studie der ETH Zürich für Aufsehen: Das Wirksamste gegen den Klimawandel sei es, die Wälder aufzuforsten. Verrückt!, dachte ich. Wer hätte gedacht, dass Bäume, deren Holz eine Kohlenstoffverbindung ist, Kohlendioxyd (CO2) binden? Dass Bäume CO2 aus der Luft aufnehmen, mittels Photosynthese in Traubenzucker umwandeln, dessen Sauerstoff abgeben und Kohlenstoff zum Wachsen nutzen, war, seit wir im Biologieunterricht „Mein Freund, der Baum!“ gemeinsam geträllert hatten, kein wirkliches Geheimnis mehr. Spannend ist aber, dass Bäume zu pflanzen das Potenzial hat, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen aufzunehmen. Von einer Milliarde Hektar – etwas mehr als die Größe der USA – sprechen wir hier. Der Raum wäre da! Bedenkt man, dass wir bereits nahezu die Hälfte der Waldfläche, die es gab, bevor der Mensch die Axt erfand, zerstört haben, käme das nahezu einer globalen Wiederaufforstung auf den Stand gleich, bevor die Römer ihre Classis-Germanica-Flotte aus unserem Baumbestand gezimmert hatten. Drei Billionen Bäume zählt die Erde, bis zu vier Billionen bräuchten wir. Schleswig-Holstein hat die Zeichen erkannt und will zum Tag der Deutschen Einheit eine neue Tradition ins Leben rufen: Jeder Deutsche soll am 3. Oktober einen Baum pflanzen.

Im Durchschnitt können wir mit zehn Kilogramm CO2-Bindung pro Baum und Jahr rechnen. In den Tropen liegt dieser Wert um ein Vielfaches höher, und gerade dort, speziell in Brasilien, wird gerodet, was die Säge hergibt. Da der Bestand des Regenwaldes die ganze Welt betrifft, wurde der Amazonas-Fonds eingerichtet. Dennoch ist die Abholzungsrate, seit Bolsonaro an der Macht ist, dramatisch gestiegen. Pro Minute geht die Fläche von drei Fußballfeldern verloren. Für dieses Jahr wird ein Anstieg der Rate um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Während Bolsonaro „Fake-News“ ruft und sich zum Opfer von Umweltverbänden stilisiert, haben Deutschland und Norwegen ihre Mittel im Fonds eingefroren. Brasiliens kontert, Norwegen jage dafür Wale, und ich sage: Willkommen im Kindergarten! Wir verlieren weltweit fünfzehn Milliarden Bäume pro Jahr durch Abholzung. Doch es geht nicht nur um CO2: Pro Tag kann ein großer Baum bis zu 370 Liter Wasser aus dem Boden aufnehmen, in die Atmosphäre freisetzen und so für Niederschläge sorgen. Durch das Verdampfen von Regenwasser auf den Blättern wird weitere Wolkenbildung und neuer Niederschlag verursacht – bereits das verursacht rund 40 Prozent unseres Regens. Bäume kühlen zudem die Erde, indem sie durch die Bildung von Aerosolen die Entstehung von Wolken fördern, die einfallende Sonnenstrahlen reflektieren. Ein Teufelskreis für die Erderwärmung, wenn der Waldbestand weiter schrumpft.

Was hat der Wald mit unserer Lebensweise zu tun? Zwei Beispiele: Bei der Rinderhaltung entstehen für ein Kilogramm Fleisch Gase mit einer Treibhauswirkung von etwa 36 Kilogramm CO2. Gut neun Kilogramm essen wir im Schnitt jährlich – das sind 324 Kilogramm. Eine 250 Kilometerstrecke mit einem durchschnittlichen Auto führt zu einer Emission von gut vierzig Kilogramm CO2. Etwa 12.000 Kilometer legen wir jährlich im Schnitt mit dem Auto zurück – das sind 1.920 Kilogramm. 224 Bäume bräuchte es folglich allein zum Ausgleich von Rindersteaks und Individualverkehr. Das ergibt viel Arbeit am 3. Oktober – oder wir essen zwischendurch mal vegetarisch und fahren öfter mal mit der Bahn. Dann muss man zumindest etwas weniger Erde unter den Nägeln entfernen!

Dienstag, 20. August 2019

Helene Fischer auf Wacken?


Seit letzter Woche ist für die meisten hier die Urlaubszeit zu Ende. Für die Kinder hat das neue Schuljahr begonnen, die Eltern sind wieder in den Büros. Auch ich arbeite wieder und sitze erholt von meinen drei Wochen Camping-Urlaub, beginnend mit dem Heavy-Metal-Festival in Wacken, wieder vor dem Rechner. Ich schreibe diesen Text. Wie verbringt man seinen Urlaub möglichst umweltverträglich?

Meine letzte Flugreise liegt neun Jahre zurück, danach begann die Zeit, in der ich mir über meinen ökologischen Fußabdruck Gedanken zu machen begann. Ich verreiste ab da fast nur noch mit der Bahn, denn Flugreisen, da sind sich meine Kreise einig, sind der Klimakiller schlechthin im Verkehrssektor. Doch wie schlimm sind sie? Wie viel CO2 emittieren sie überhaupt? Die Gäste bei meinem monatlichen Stammtisch sind sich einig: Mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen, ist ähnlich schädlich für die Reputation, wie mit einem Helene-Fischer-Shirt beim Wacken-Festival zu sein. Meine ganzen Gäste? Nein! Ein von unwiderlegbaren Argumenten erfüllter Einzelner hört nicht auf, dem Postulat Widerstand zu leisten. Er ist Pilot und rechnet vor, wie viel Kerosin pro Flug getankt wird, wie viele Passagiere an Bord sind und welche Co2-Mengen verursacht werden. Verwirrung macht sich breit. Atemlos durch die Nacht geht es nach Hause. Ich recherchiere.

Tatsächlich rechnet Michael Müller-Görnert, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland e. V. (VCD), im Artikel „Verkehrsmittel im Vergleich - Intelligent mobil“ vor, dass ein Flugzeug für die Strecke Berlin-Frankfurt am Main nur 81,2 kg CO2 pro Fluggast emittiert, bei einem PKW sind es 94,2 kg. Als ich die Tabelle sehe, bin ich irritiert. Ich erinnere mich an Wacken zurück, wo an einer der Festival-Theken zu lesen war: „Wer kein Trinkgeld gibt, ist Helene-Fischer-Fan!“ Sind wir all die Jahre einem Phantom aufgesessen? Hätten wir lieber mit unserem Piloten zum Festival fliegen sollen, statt mit dem Camper zu fahren? Waren wir durch unseren Flugverzicht die Umweltsünder, die wir nie sein wollten? „Wer nicht mit dem Flugzeug fliegt, ist Donald-Trump-Fan!“, sehe ich schon an meiner Stammtisch-Kneipe in Holz geschnitzt an der Wand hängen. Zu der Emissionszahl existiert jedoch auch ein Klammervermerk: Ohne RFI-Faktor! Was ist das nun wieder? Nicht nur der VCD, auch das Umweltbundesamt, erläutern dazu, dass der RFI, also der Radiative Forcing Index, zu deutsch die Strahlungsantriebszahl, ein Faktor ist, der eine Vergleichbarkeit der Auswirkung von in großer Höhe erfolgenden Emissionen mit denen am Boden herstellt, denn der Flugverkehr wirkt nicht allein durch die Produktion von Klimagasen. Auch die Bildung von Ozon, der Ausstoß von Rußpartikeln, die Kondensstreifenbildung wirken beispielsweise erderwärmend. Im Ergebnis stellt das Amt fest, dass der gesamte Strahlungsantrieb der Emissionen und Effekte des Luftverkehrs etwa zweimal so groß ist wie der der CO2-Emissionen allein. Bezieht man in diese Berechnung mit ein, dass sich aus den Kondensstreifen auch ebenfalls erderwärmende Zirruswolken bilden können, erhöht sich der Faktor auf drei bis fünf. Das vergleichbare Ergebnis wäre also 94,2 kg für den PKW und 243,6 bis 406,0 kg CO2 für das Flugzeug. Uff!

Seit diesem Jahr ist Helene Fischers Best-of-Kompilation übrigens das am längsten in den deutschen Albumcharts platzierte Album. Vielleicht kommt sie ja auch mal nach Wacken. Immerhin war Heino 2013 auch dort, und trinkgeldförderlich wäre es obendrein. Natürlich nicht mit dem Flugzeug!

Bildquelle: Von Roger Green from BEDFORD, UK, derivative work Lämpel - Airbus A380, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65623145