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Dienstag, 24. Dezember 2019

Veganuary statt Würstchen mit Kartoffelsalat

Veganuary statt Würstchen mit Kartoffelsalat (Abbildung ähnlich ;-))

Heute ist Heiligabend. Was gibt es bei euch? Ich überrasche meine Freundin mit Rotkohl, Klößen und Rouladen. Die Klöße kommen ohne Ei und Butter aus, und meine von Senf und Zwiebeln umgebenen Essiggürkchen sind von Seitan umwickelt. Darauf, ob meine wie original Klöße schmecken oder ob die Fleischbeilage dem Rind möglichst ähnlich ist, kommt es mir nicht an. Es soll munden, und das tut es. Nach einer Umfrage unter 1.284 Personen aus dem Oktober 2014 essen mit 36 Prozent die meisten Deutschen an Heiligabend Würstchen und Kartoffelsalat. Da bin ich als einer unter den sechs Prozent, die an Heiligabend vegetarisch essen, noch recht einsam. Dabei ist es zumindest nicht widerlegbar, dass der Heiland selbst und die Urchristen vermutlich Vegetarier waren, nachzulesen in Carl Anders Skrivers „Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen“. Kirchenvater Clemens von Alexandrien (150-215 n. Chr.) schreibt über Matthäus, dass er "von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleisch berührte" (Paidagogos, II. 1, 16). Die Ebioniten antworteten Kirchenlehrer Epiphanius von Salamis (315-403 n. Chr.) auf die Frage, warum sie Fleisch strikt ablehnten, Jesus habe es so gesagt (Panarion 30, 18, 9). Seit dessen Tod hat sich diese Maxime etwas verloren, doch auch in der Moderne ist der Ansatz nicht ganz verloren gegangen. Auch für den zeitgenössischen römisch-katholischen Theologen Kurt Remele sollte Vegetarismus Christenpflicht sein, und selbst Papst Franziskus spricht vom Band, das alle Lebewesen verbindet. Warum also nicht zumindest an Heiligabend oder an einem der Weihnachtstage fleischlos bleiben und sich wie Jesus Bruder Jakobus „von Sämereien und Pflanzen“ (Augustinus, Epistulae contra Faustum XXII, 3) ernähren?

Ihr schenkt Mindermeinungen der christlichen Lehre keinen Glauben oder haltet es eher mit heidnischen Bräuchen? Wie wäre es dann mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr. Als der römische Kaiser Theodosius I. im Jahr 380 das Christentum zur Staatsreligion erklärte, verhalf er ihm nicht nur zum Rang einer Weltreligion, auch einer neuen Zeitrechnung wurde des Tor geöffnet. Ursprünglich begann das neue Jahr der Christen am Osterfest. Die Römer feierten ihr Neujahrsfest schon seit der Zeit des 2. römischen Königs Numa Pompilius (750 - 672 v. Chr.) zu Ehren ihres Gottes Janus zu Beginn des Monats Januar. Dieser Tradition entstammen nach dem britischen Klassikforscher Richard Alston auch die Neujahrsvorsätze. Am ersten Januar bekräftigten die höchsten Beamten ihre Loyalität und legten vor dem Kaiser Eide ab. Laut einer Forsa-Studie im Auftrag der DAK-Krankenkasse aus diesem Jahr mit mehr als 3.500 Befragten nehmen sich die meisten Deutschen vor, sich im neuen Jahr gesünder zu ernähren (49 Prozent) oder abzunehmen (34 Prozent). Beides Ziele, die sich mit einer pflanzlichen Ernährung erreichen lassen. Prominente Deutsche machen es vor. Der Comedian Kaya Yanar ernnährt sich seit 2014 vegan, der YouTouber Rezo seit seinem 15. Lebensjahr und der Schauspieler Ralf Moeller seit mehr als drei Jahren.  Warum diese Beispiele? Sie sind drei von vielen Unterstützern der Kampagne „Veganuary“, die 2020 erstmalig in Deutschland stattfindet. Als guten Vorsatz den Januar gemeinsam vegan zu leben, ist das Ziel. Mehr dazu gibt es auf der gleichnamigen Homepage zu erfahren. Was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan? Vielleicht den einen oder anderen Christen zu den Ursprüngen zurückgeführt. Wer weiß?

Ich wünsche frohe Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr.

Dienstag, 10. Dezember 2019

Kein Raum ohne Baum

Kein Raum ohne Baum
Dienstagabend. Vorsichtig luge ich zwischen den spärlich benadelten Ästen einer übersichtlichen Nordmanntanne hindurch. Mein Auto wartet mit laufendem Motor, die Fahrertür ist angelehnt. Ich erspähe die letzte Douglasie in dem durch mannshohe Bauzäune hermetisch abgeriegelten Areal. Sie steht einsam in der 30-Euro-Zone. Eine Königin unter den Jahresendzeitbäumen. Vorsichtig arbeite ich mich aus dem 10er-Gebiet in die bereits fast leergekaufte 20er-Zone. Mit konspirativem Vorgehen und taktischen Ablenkungsmanövern konnte ich meine Konkurrenten auf die falsche Fährte locken. Niemand ahnt, dass diese weihnachtliche Ode, geschrieben mit Harz statt Tinte, dort auf den von Santa Claus selbst Auserwählten wartet. Ein Geräusch lenkt meine Aufmerksamkeit nach links. Ich blicke direkt in die überraschten Augen einer Endzwanzigerin. Sie sieht sportlich aus. Sofort sprinte ich los. Fast zeitgleich springt sie hinter einer unansehnlichen Edeltanne hervor. Ich habe die Douglastanne fast erreicht, als sie meine Beine umklammert und mich zu Fall bringt. Schreckenserfüllt müssen wir zusehen, wie ein dritter Weihnachtsbauminteressent hinter einer wirklich mickrig wirkenden Fichte emporschnellt. Mit Triumph im hinterhältigen Antlitz eilt er schnurstracks auf dieses edelste aller Nadelhölzer zu. Eine Träne sammelt sich in meinem Auge, und die junge Frau hinter mir beginnt zu schluchzen. Doch dieses ruchlose Individuum, bar jeglichen Verständnisses für den Geist des Weihnachtsfestes, hat die Rechnung nicht mit dem Terminator unter den Baumkäufern gemacht. Mit tannengrün tarngefärbtem Gesicht materialisiert er sich wie aus dem Nichts direkt vor dem Baum. Kräftige Armbewegungen, allenthalben schemenhaft ob ihrer Schnelligkeit wahrnehmbar, stülpen dem sich als Käufer Wähnenden ein orangefarbenes Netz über, wie es gewöhnlich nur den Nadelbäumen selbst wiederfährt. Bewegungslos steht der bislang erfolgreichste unter uns Jägern des letztes wahren Baumes da. Nur das Zittern seines Brustkorbes verrät seine emotionale Aufgewühltheit. Geschultert zieht die 32-Euro-Douglasie an uns vorüber. Die Schulter schwebt einen Meter und achtzig über den Boden und das prall gefüllte Holzfällerhemd zwischen Schulter und Baum zeigt uns, dass der Kampf für dieses Jahr vorüber ist. Geschlagen befreien die junge Frau und ich den dritten Verlierer im Bunde aus dem Nylonnetz. Wir trösten einander Arm in Arm, als der Riese von einem Weihnachtbaumkäufer in seinem Pick-up von dannen zieht. Traurig winken wir der Douglasie hinterher. Sie hätte Besseres verdient. Wir drei verabschieden uns, danken für den fairen Kampf und verabreden uns für nächstes Jahr zur gleichen Zeit am selben Ort. Ich packe meine Blaufichte zu zehn Euro ins Auto. Immerhin riecht sie gut, ist das letzte, was ich denke, bevor ich mit dem eingebildeten Geruch von Tannennadeln in der Nase erwache. Es ist Dienstagmorgen, und ich habe noch zwölf Stunden Zeit.

Tatsächlich war auch das Erwachen Fiktion. Ich habe gar keinen Weihnachtsbaum. Meine Weihnachtsschmucklosigkeit habe ich aus meinem Elternhaus geerbt. Mein Vater schmückt seit Jahren seine Stechpalme mit einer Lichterkette, und fertig ist der „Weihnachtsbaum“. Nicht schlimm, denn ich habe ja die Weihnachtsbeleuchtung meiner Friedberger Kaiserstraße vor dem Fenster, und außerdem sind mir Bäume sehr viel lieber, wenn sie im Boden stecken. Dieses Jahr hole ich mir dennoch einen, einen der stehen bleibt.  Die Weihnachtsbaumspende von bergwaldprojekt.de ist eine tolle Idee.


Dienstag, 26. November 2019

Geschenkekrieg

Geschenkekrieg

Als Heranwachsender erzählte ich, als Kind hätte ich nur eine mit Reiskörnern gefüllte Plastikflasche zum Spielen gehabt. Tatsächlich ging es mir richtig gut: Eltern, die mir jeden Wunsch erfüllten, Großeltern, die sich gegenseitig in Anzahl und Größe meiner Geschenke zu übertreffen versuchten, und auch außerhalb geschenkepflichtiger Tage konnte ich mich nicht beschweren. Das Beschweren kam später, als ich feststellte, dass es meinen Kindern ebenso wie mir damals erging: Festtage waren von einer Flut aus Präsenten bestimmt, die keinen Raum für Freude über das Einzelne ließen. Die Überforderung steigerte sich so weit, dass kaum mehr ein Danke über die Lippen kommen konnte – wer konnte schon bei all dem Auszupackenden noch sagen, von wem was kam? Auch bei mir mussten damals Danksagungen nachgefordert werden: „Tante Else fragt, wie dir ihr Geschenk gefallen hat!“ Dann der obligatorische Telefonanruf: „Ja, Tantchen, ne, super. Danke. Bestens gefallen! Bussi.“ Ich hatte selten eine Ahnung, was sie mir geschenkt hatte. Tante Else jedoch auch nicht. Schließlich war ich nicht der einzige Neffe. Nie fiel von einem von uns auch nur ein Wort am Telefon über das Geschenk selbst. Vermutlich damit dem jeweils anderen nicht auffiel, dass wir es leider beide nicht erinnerlich hatten.

Die Überforderung kannte stets Opfer auf beiden Seiten. Wir telefonierten aus unterschiedlichen Lazaretten des Konsumkrieges. Die Schlacht um die Geschenke macht vor dem Alter keinen Halt, doch die Gefallenen sind immer die Gleichen. Es sind die vergessenen Spielzeuge, die außer Mode gekommenen, die doppelten und gänzlich überflüssigen, die nach dem Feiertag noch einige Tage im Zentrum des Kinderzimmers, später in einer Ecke und letztlich auf dem Dachboden landen. Irgendwann beschlossenen wir, dass es unsere Kinder besser haben sollen. Nach zähem verbalen Ringen mit den Verwandten legten wir künftig zusammen und kauften nur noch je ein großes Geschenk. Alsbald stellte sich heraus, dass auch dieses auf dem Dachboden landete, denn in dreiviertel der Fälle deckten wir keine Bedarfe oder erfüllten echte Wünsche, sondern allenthalben solche, die die Spielzeugproduzenten generiert hatten. Dann kam der Wandel, und das Verschenken gemeinsamer Zeit begann: Städtereisen, Besuche in Erlebnisbädern oder Tage in Kletter- und Minigolfhallen wurden zum Kern. Ob die Kinder das verstehen, dachte ich damals? Vielleicht wenn sie selbst erwachsen sind oder eines Tages erkennen, warum ihr Vater gerne nur eine Reis-Flasche zum Spielen gehabt hätte. 

Heute weiß ich, es war die beste Entscheidung, denn sie erzählen noch immer von dem gemeinsam Erlebten, doch nie hörte ich ein Wort über die zigste Playmobilfigur. Meine Geburtstage sehen heute so aus: Ich erbitte, keine Geschenke mitzubringen, stattdessen etwas zu essen und zu trinken. Ich habe schließlich nicht nur alles, sondern eindeutig bereits viel mehr, als ich zum Leben brauche. Seit zwei Jahren bitte ich sogar darum, eigenes Geschirr mitzubringen. So kann ich von der ersten bis zur letzten Minute genießen, ohne Essen zuzubereiten oder daran denken zu müssen, danach noch Stunden mit dem Aufräumen verbringen zu müssen. Das klappt auch bei Jesus Geburtstag, denke ich. Ganz unkoordiniert und stressfrei geht das von statten: Sechs Kuchen und einen Nudelsalat sowie Wein und Bier gab es zuletzt. Kulinarisch in der Kombination fragwürdig, aber definitiv eine der schönsten Feiern der letzten Jahre. Vielleicht bringt nächstes Jahr jemand Reis mit.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Heiligabend ganz klassisch: Bunter Kartoffelsalat mit Würstchen

Buntes Weihnachten in der Schüssel
Heiligabend war schon immer prädestiniert für einfache Gerichte. Immerhin versprechen die beiden folgenden Tage reichhaltige Menüs, und wer sich da am zweiten Tag nicht schon die Lust am Essen verderben will, weil schon der dritte Tag in Folge geschlemmt wird, hält es an Heiligabend einfach. Bei meinen Eltern gab es früher am Abend vor Weihnachten oft Pellkartoffeln mit Sahnehering und Hausmacher Wurst. Ein anderer Klassiker ist der Kartoffelsalat mit Würstchen. Der Salat war meist mit ordentlich Mayonnaise angemacht und die Würstchen waren meist Frankfurter - schließlich schreibe ich aus der Mitte Hessens und jedes andere Würstchen wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Ich selbst habe später auch gerne Kartoffelsalat gemacht, häufig den jüdischen mit Gänseschmalz und dazu gab es Rindswürste, natürlich auch aus Frankfurt. Dies ist nun mein zweiter veganer Heiligabend, und natürlich halte ich an den Traditionen fest. Meine Freundin und ich haben uns für einen bunten Kartoffelsalat mit Tofu-WienernFrankfurtern entschieden. Der Kartoffelsalat sah so gut aus, ich musste ihn einfach fotografieren und teilen. Hier kommt er!

Kaum geschält, entpuppen sich die erdigen Kerlchen als bunte Genossen
Die Zubereitung ist denkbar einfach, denn wer möchte sich neben dem Geschenkeverpacken auch noch stundenlange Arbeit in der Küche aufhalsen? Diese Arbeit darf gerne an einem der Feiertage auf uns zukommen. Heute soll es schnell und einfach gehen, damit Zeit für die Familie bleibt. Auf geht's: Ein Kilogramm bunte Kartoffeln (bspw. Violetta, Heiderot o. ä.) mit Schale in reichlich Salzwasser kochen. Währenddessen 150 ml heiße Gemüsebrühe mit 6 EL Rapsöl und 2 EL Apfelessig Mischen. Eine Zwiebel kleinwürfeln, einen halben Bund Petersilie kleinschneiden und beides zur Gemüsebrühe geben. Sobald die Kartoffeln durch aber noch schnittfest sind, etwas abkühlen lassen und noch warm schälen. Zum Schluss kommen die in Scheiben geschnittenen warmen Kartoffeln in die warme Marinade, wo sie die Flüssigkeit und die Aromen aufnehmen können. Gut eine halbe Stunde ziehen lassen, und fertig ist das Heiligabendessen für Auge und Gaumen.

Bunte Scheiben :)
Zutaten:
1 kg bunte Kartoffeln
150 ml Gemüsebrühe
6 EL Rapsöl
2 EL Apfelessig
1 Zwiebel
1/2 Bund Petersilie