Freitag, 29. Februar 2008

Für die Hochzeitskarte

Voll Freude geben wir Euch kund
Und laden gleichsam herzlich ein:
Wir schließen unsren Ehebund.

Wir beide würden frohest sein,
So ihr möglichst zahlreich kämet
und mit Euch auch der Sonne Schein,

So dass alle Welt vernehmet,
es segnet unsre Lieb der Stern
und sein Strahl sei uns gewidmet.

Und seid so gut, wir wünschten gern,
Eurer vollen Börsen Stütze,
wollen unser Heim verschönern.

Nun fahrt auf Salutgeschütze!

Donnerstag, 28. Februar 2008

Was Liebe ist

Sich herzen, verliebt sein, vermissen,
Das Ziel seiner Sehnsüchte wissen,
Umarmen, umgarnen, Erleben
Wie Pulsschläge, Herzschläge beben,
Einander beschützen und schätzen,
Mit Küssen die Lippen benetzen,
Zusammen lachen und auch teilen,
Wenn Pech und Unglück heraneilen,
Allem trotzen, standhaft erwehren,
Wenn Unbill und Zwietracht einkehren,
Das Leben gemeinsam genießen,
Und Tränen zusammen vergießen,
Des Schicksals Liebkosung und Hiebe
In Eintracht erleben ist Liebe.

Dienstag, 26. Februar 2008

Zukunftsmalerei

Ich kann nicht die Bilder meiner Zukunft schauen
Und erahnen, wen ich morgen schätz und lieb.
Mein Lebensmaler wollt niemals anvertrauen
Welche Lieb von gestern mir im Heute blieb.

Doch hätt ich einen einzgen Wunsch zu wünschen,
Ich wünschte einfach, dass es dieser würde:
Ich wünscht, ich könnte meine Zukunft tünchen
Mit weißer Farbe, frei von Sorg und Bürde.

Mit gleichem Pinsel würde ich sodann
Die hellsten und frohesten Farben mischen
Und brächt damit Dein schönes Antlitz an,
So dass sich heut und morgen fortan glichen.

Montag, 25. Februar 2008

Der Marquis - Das Duell

Der Marquis atmete schwer. Trotz der eisigen Kälte war ihm so heiß wie er es in den sengendsten Sommern nicht erlebt hatte. Der Schweiß rann ihm Sturzbächen gleich über die Stirn in sein gepudertes Gesicht. Die mit Rouge gefärbten Wangen waren bereits zerlaufen und ließen ihn wie einen gescheiterten Harlekin wirken. Wütend griff er nach seiner triefend nassen Perücke und warf sie auf den gefrorenen Boden.

„Was ist Monsieur? Seid Ihr des Kämpfens müde oder schämt Ihr Euch bereits, vor einem alten Mann kapitulieren zu müssen?“, rief er mit lauter Stimme seinem Opponenten entgegen. Die Antwort kam sogleich. Wutschnaubend preschte der kaum zwanzig Lenze zählende Aristokrat nach vorne. Der Degenstreich verfehlte die linke Wange des Marquis nur knapp. In letzter Sekunde wandte er sich nach rechts und ließ ihn an sich vorbeistürzen. Nicht ohne ihm seinerseits einen Streich mit dem Rapier zu versetzen, der ihn jedoch nur an seinem Hinterteil erwischte, ohne ihn zu verletzen. Nicht einmal das Beinkleid riss auf.

Früher hätte ich ein Duell in so einer Situation beendet, dachte er sich vergrämt und stützte sich schwer atmend auf seine Knie, während auch sein junger Gegner schwer mit seiner Kampfeskraft ringend an einem Baum lehnte. Weißer Dampf stieg von beiden auf und vereinte sich mit der kalten Winterluft zu zwei sich belauernden Nebelfeldern. Schon seit einer halben Ewigkeit ließen beide ihre Klingen sprechen.
Sie war aber auch eine Offenbarung, sein üppiges, süßes Weib, kam es dem Marquis zu Gedanken und entlockte ihm ein süffisantes Schmunzeln.
„Euer Weib kam mir schneller als Ihr. Ihr solltet Euch etwas mehr Ihrer Talente zu Eigen machen, Tölpel“

„Ihr seid so gut wie tot, Marquis!“, schrie der Gehörnte außer sich ob dieser Erinnerung an den Moment als er beide in flagranti erwischte und rannte erneut mit hoch erhobenem Degen auf den Marquis zu. Der mit Wucht geschwungene Stahl wurde mit Leichtigkeit pariert und der leichtsinnige Angriff sogleich mit einem Tritt der aristokraten Lederstiefel in den Bauch quittiert. Der ungestüme Angreifer fiel nach hinten zu Boden und versuchte sich rückwärts flüchtend wie ein Krebs den sofort geführten Hieben des Marquis zu entziehen. Mit dem dritten Streich trat der hintergangene Ehemann nach dessen Beinen und fällte den Marquis. Hart fiel er nach hinten und wurde seiner Atemluft beraubt.

Dennoch waren beide fast zeitgleich wieder auf den Beinen und begannen sich zu umkreisen. Langsam griff der Marquis mit seiner linken Hand zu seinem Waffengurt und zog seinen Parierdolch. Mit einem Nicken gab er zu verstehen, dass nun der Vorteil der jugendlichen Kraft ein Ende habe. Kaum war das Klicken zu vernehmen, das die dreiteilige Klinge des Klingenbrechers aufschnallen ließ, griff der Marquis auch schon an. Zwei über Kreuz geschwungene Hiebe zum Kopf seines Gegners und ein schneller Stich in Richtung des Halses ließen den Hintergangenen, bemüht die Hiebe zu parieren, zurückweichen. Mit der letzten Parade vollzog er eine schnelle Drehung und attackierte des Marquis Seite. Mit Mühen entkam er dem Stoß, indem er Degen und Rapier gleichzeitig nach unten in Richtung der generischen Klinge schnellen ließ.

Eine Serie von fünf oder sechs schnellen Hieben folgte, denen der Marquis nur rückwärts weichend entgehen konnte. Stahl klang auf Stahl. Dann ging es nicht mehr weiter und der Marquis spürte eben jenen Baum im Rücken, den der Betrogene gerade noch genutzt hatte, sich daran auszuruhen. Dem nächsten Stich entkam er nicht mehr. Das Stoßrapier verschwand durch seine linke Seite, die Rippen durchbrechend im Körper bis es auf der anderen Seite wieder austrat und sich im Baum versenkte. Vor Schmerz öffneten sich seine Hände und entwaffneten den Alten. Mit einem Schrei wie ein angreifender Braunbär griff er mit seiner Linken das Kreuz des ihn durchbohrten Degens, mit der rechten den geflochtenen Zopf seines Gegners und zog dessen Kopf an sich heran, während er mit seiner Stirn bereits ausholte. Der erste Kopfstoß ließ den Marquis Sterne sehen. Den zweiten spürte er kaum mehr an seiner schmerzbetäubten Stirn und mit dem dritten, der die schon mit dem zweiten Stoß gebrochene Nase vollends zertrümmerte, fehlte bereits der Widerstand, um die Schmerzen noch merklich steigern zu können. Der Junge drehte sich stöhnend von seinem Peiniger weg und fiel nach wenigen Schritten sein blutiges Gesicht einhändig haltend nach vorne auf die Knie und blieb dort regungslos liegen.

Stöhnend presse sich der Marquis mit dem Rücken gegen den Baum und fischte seinen Parierdolch mit dem Fuß nach oben, so dass er ihn mit seiner rechten greifen, ansetzen und den in ihm verbohrten Degen brechen konnte. Durch seine zusammengebissenen Zähne stoßatmend stieß er sich abrupt ab und ließ die gebrochene Degenspitze vollends durch sich durchgleiten. Die Beine wurden dem Marquis sofort weich und auch er brach zusammen.

Als der junge Aristokrat wieder zu sich kam, fand er den Marquis ihn mit großen ausdruckslosen Augen anstarrend am Baum gelehnt. Mit ausgestreckten Beinen saß er zu Boden des Baumes, der noch das Mal seiner Niederlage trug. Sein weißes Rüschenhemd und sein Ledermantel waren gefärbt von Blut und Dreck. Mit einem zufriedenen Blick in seinen Augen schritt er auf den Marquis zu.
„Du wirst niemanden mehr hörnen, Marquis“, näselte er und schritt auf den Marquis zu. Ein Schuss ertönte und der Siegesgewisse fiel mit einem daumengroßen Loch im Brustbein nach hinten um.

„Man wird mit meinem Lebenswandel nicht alt, wenn man fair kämpft“, hörte er den Marquis nicht mehr flüstern als dieser seine noch rauchende Radschlosspistole wieder zurück in seinen Mantel schob.
Mühsam stemmte er sich hoch und schleppte sich zurück zu seinem Schimmel, der wie immer unweit der Lichtung, die schon von so vielen Herausforderern des Marquis gedüngt wurde, auf ihn wartete.
„Vielleicht sollte ich das Wandern in fremde Betten doch langsam lassen. Andererseits. War sie nicht eine Sünde wert?“
Die süße Erinnerung ließ ihn den Schmerz für Kurz vergessen und die Bäume sahen den Marquis auf ein Neues mit seinem Pferd an den Zügeln in den Nebeln verschwinden.
Leise hallte seine Antwort in den geisterhaften Schwaden.
„Ja, das war sie! Das war sie.“

Sonntag, 24. Februar 2008

Vor Hannelore Schäfers "Clara"



Wie verlegen stehst Du da.
Die Hände in Dein Kleid vergraben.
Woran denkst Du?
Bist Du denn verlegen?

Deinen Schmollmund schürzt Du frech
und reckst Dein Kinn verträumt zum Himmel.
Wem gilt Dein Blick?
Ist Dein Herz vergeben?

Dein goldenes Haar wallt lang
Auf Deinen bleichen, nackten Schultern.
Bist Du allein?
Hat er Dich verlassen?

Der Seemann

„Wärst Du doch stets so liebevoll zu mir!“, sprach ich, während ich über die Klippen hinaus auf Meer schaute. So einen strahlend blauen Himmel hatte ich nur selten gesehen. Ein paar Möwen tanzten ihren Reigen mit einer leichten Brise. Die Sonne stand rotgelb über mir. Ansonsten durchbrach nichts das reine, unschuldige Blau in das der Himmel getaucht war.
Ich verschränkte meine Arme vor meinem Körper - ganz so als würde ich mich selbst umarmen - und ließ meinen Blick weit hinaus gegen den Horizont gleiten.
Der Wellengang war so gleichmäßig, so harmonisch, dass jeder wohl eine Träne darauf vergießen könnte. Die Wellen umflossen sanft die ersten Felsenausläufer des klippenbewehrten Eilands. Gicht schäumt die Felsenfinger hoch wie ein immer und immer wiederholter Liebesakt.
„Wie gerne wäre ich wieder in Deinem feuchten Schoß und ließe mich wiegen.“
Ich hörte das leichte Donnern, das Stöhnen der an den Klippen brandenden Wellen. Versöhnendes Wehklagen meiner Liebsten.

Es herrschte der gleiche Seegang wie bei meiner ersten Fahrt. Ich erinnerte mich, als wäre es erst gestern gewesen. Ich war noch ein junger Maat. Noch grün hinter den Ohren. Doch kaum hatte ich die Planken des Schoners betreten und das sanfte Schaukeln des Meeres unter meinen Füßen gespürt, war es um mich geschehen. Ich konnte mir keinen schöneren Platz mehr vorstellen, als an Bord eines großen Seglers zu sein. Meine Begeisterung von der Seefahrt und meine Liebe zur See blieben nicht unbemerkt und ich stieg schnell zum Steuermann auf. Es dauerte nur wenige Jahre und ich bekam das erste Kommando. Es war eine Handelschiff. Ein dreimastiger Logger. Wie stolz ich damals war. Meine Besatzung war die beste, die man sich wünschen konnte. Seemänner mit denen ich seit vielen Jahren gemeinsam zur See gefahren war. Treue Kameraden. Freunde. Wir wurden berühmt. Das schnellste Küstenfrachtschiff, das man chartern konnte. Tee, Stoffe, welche Ladung auch immer, wir waren stets vor den Terminen bereit zu löschen. Wir waren die Schnellsten. Wir waren die Besten der ganzen See, die uns liebte. Die wir liebten.

Ein salziger Windhauch wehte mir eine Locke auf die Stirn und ich musste unwillkürlich lächeln ob dieser Liebkosung meiner einzig wahren Liebe über all die Jahre.
Der Horizont schien endlos. Ein nie enden wollender Pinselstreich geführt von Poseidon selbst. Die Luft war so kühl und wohltuend. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Die Sonnenstrahlen ließen meine Lider erröten und wärmten mich, als umrahmte meine Liebste mein Gesicht mit Ihren lieblichen Händen. Die See, meine liebe, wundervolle See.
Ich öffne die Augen wieder und ein leichter Schwindel überkam mich.
„Nicht so stürmisch, Liebste!“, flüstere ich leise. Ich wusste, wie sie sein konnte, wenn sie vor Lust Ihre Begierden nicht mehr bremsen kann. Sie liebt mich so sehr. Ich blickte nach unten. Dorthin zu den Klippen, wo meine stolze Logge, mein Herz, aufgespießt inmitten der zärtlichen Wellen lag. Dorthin, wo meine gesamte Mannschaft in dieser stürmischen Nacht vor fünf Jahren ertrank. Dorthin, wo ich mein rechtes Bein ließ. Eine Träne verließ mein Auge und rann meine Wange herab.
„Sie liebt mich so sehr“, sprach ich mit ratlos schüttelndem Kopf, „wollte mich nie teilen. Doch eines Tages, meine Liebste. Eines Tages sind wir wieder vereint.“
Ich hauchte zärtlich einen Handkuss und kehrte, wie jeden Tag seit jener Nacht, mit hölzernen Schritten zurück zum Dorf.
„Eines Tages, meine Liebste, sind wir wieder vereint.“

Freitag, 22. Februar 2008

Auf die Nachbarschaft

Wieder lieg ich wach im Bett.
Meine Nachbarin macht Krach.
Ein Kakophonieduett
aus TV und Ihrer Sprach
am Telefon. Ich werd krank.

Wie macht Harold das denn nur?
Teilnahmslos hört er sich's an.
Toleranz in Reinkultur!
Lässt den Lärm nicht an sich ran,
Während ich im Bette schwank.

So sein wie Harold wär mein Traum,
doch Harold ist ein Gummibaum.

Zwischen den Zeilen

Ich wünsche Dir
Jetzt das Beste
Ein Leben
Im Glücke
In Einsamkeit
Sollst Du nie sein
Als Lohn für Deine
Gelobte Liebe

Lügen

Nachtwacht

Die Schatten hoher Häuser zeigen nieder
Auf seine Wege durch die Schluchten. Wieder
Und wieder greift er selbstlos ein,
hält die geliebten Straßen rein.
Er kennt den tiefen Sinn der alten Lieder.

Wenn der Wächter nächtens sein Revier bestreift
Und auch den letzte Unmensch reuig begreift,
Herrscht wieder Ruhe und Stille.
Denn kein noch so übler Wille
Könnten ihn dran hindern, dass er ihn ergreift.

Unermüdlich bestreift er dunkle Gassen
Und wird mit Herz und Händen nie verlassen,
Diese, - seine schöne Stadt,
Die in ihm ihren Schützer hat,
und sie niemals allein in Harm belassen.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Das Geschenk

Du hattest mir ein Radio geschenkt,
Ein Autoradio für unsre Fahrt.

Wie oft hatten wir gemeinsam gehört
Die gleichen Lieder und dann gesungen,
Mit warmen Händen unsren Takt geklatscht.

Doch die schönen Lieder sind verklungen.
Die alten Scheiben spielen lang nicht mehr.
Bald werde ich gar nichts mehr draus hören.

So wie auch von Dir!

Milchschaum

Alleine sitze ich
In unserem Café

Und löffele Milchschaum.

Ich seh Dich mir wie einst
gegenüber sitzen.

Milchschaum sei das Beste,
Höre ich Dich sagen.

Wie gerne wär ich das
Auch für Dich gewesen.

Doch unser weißer Schaum
Fiel in sich zusammen.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Der alte Veteran

Dort sitzt er, der alte Veteran,
Und starrt weit hinten in die Ferne,

Gedenkt, ganz weltentrückt, der Sterne,
Die nun am Himmel, doch einst waren

Seine getreuen Kameraden
- bis sie in seinen Armen starben.

Dienstag, 19. Februar 2008

Evolution

Gestern
Ließ ich mich fallen
Kannte keine Schranken
Für mein Herz
Fiel ich
Stand ich auf
Und ließ mich wieder fallen

Heute
Wag ich noch zu schweben
Sammle Ziegel
Um mein Herz
Schweb leise durch die Türen
Die noch keine sind und
Lass die Steine doch nicht los

Morgen
Begeh ich nur noch festen Grund
Lückenlos in Stein vermauert
schläft mein Herz
Es kratzt auf Stein
Kein Schweben
Kein Fallen

Ach, könnt morgen doch nur gestern sein!

Montag, 18. Februar 2008

Stolz gehaltene Tränen

Enttäuschung drückt von innen auf die Augen
Doch stolz entschlossen hält’s mein Aug zurück.
Diese Stauseen, könnt ich’s, ließ ich absaugen
Und auch das Salz abtragen, Stück für Stück.

Doch leider kann ich es nicht, muss harren so der Zeiten
Bis in einsam Dunkels Pflicht in Strömen sie entgleiten.

Was Stadtratten im Walde lernen können

Der Kuckuck begrüßt mit „Kuckuck“,
Und der Uhu, der sagt „Huhu“.
Auch die Meise trällert „Juhu“.
Man grüßt sich und zieht den Kopfschmuck.

In der Stadt verschwinden Ratten
In der hohen Häuser Schatten
Wenn die Mäuse sie begrüßen,
Ganz als müssten sie für büßen.

So mancher Ratte tät es gut
Mal im schönen Wald zu gehen,
Um die Vögel dort zu sehen.
Ich denk’, sie zögen auch den Hut!

Kurzer Disput nach einem Hundebiss

Oh, Ihr, mein Allerwertester,
seid ja wohl das Allerletzte
Sonst wär’s wohl nicht Hundes fester
Biss gewesen, der Euch fetzte.

Ach ja, mein lieber, stolzer P(r)otegé,
Seid Ihr nicht froh, dass ich nach hinten seh?
Wär ich vorn oder Ihr in Rückwärtsflucht,
die Bestie hätt’ wohl andre Kost versucht.

Oh ha, mein gutes Sitzefleisch,
Da habt Ihr Recht und ich bin froh,
Lob Gottes klugen Bauplanstreich
Und meinen Stab freut’s ebenso.

Sonntag, 17. Februar 2008

An einem Sonntagmorgen

Dies herrlich sonntägliche Stille,
Wenn kein Fahrzeuglärm die Ohren quält,
Nur familiärer Lebenswille
Grünes Feld und klare Luft beseelt.

Dies Kinderlachen, frei des Klages!
Eltern, glücklich in sich selbst vertieft,
entfliehen dieses einen Tages
und wähnen nur sich selbst verbrieft.

Wie sehr genieß ich diese Stunden,
wie sehr diesen Ausbruch aus der Last
der Arbeitswochen hektisch Runden
und genes' an Herz und Seele fast.

Samstag, 16. Februar 2008

An eine unbekannte Kellnerin

Unbekannte schöne Frau,
Falls ich mich eines Tages trau,
Bleibst Du dann schön für mich?
Oder nur bekannt, dann hat es sich?

So oft schon lächelst Du mich an,
Sodass ich mich frag sodann:
Wie würd mein Leben sich wohl wenden,
Wenn ich’s täte? Würd das Lächeln enden?

Mit welcher Anmut Du hier gehst,
Mit solcher Grazie bei mir stehst.
Soll ich’s wagen, Phantasien zu brechen?
Würd’ sich’s in Deinem Gehen/Stehen rächen?

Ich denk’ ich tu’s: Ich geh zu Dir!
Ich werd schon seh’n, wohin’s mich führ.
Vielleicht bleibst mit gleicher Anmut stehn.
Und weiter für mich lächelnd schön.

Freitag, 15. Februar 2008

Bittere Heimkehr

Manchmal entsteige ich dem Zug
Und seh’ euch in der Ferne steh’n.
Meine Arme wollen winken,
Euch an meiner Brust einschließen,
So wie früher euch genießen
Und mein Herz zu euren sinken,
Doch während ich euch noch ersehn’,
Entlarvt sich stets der Augentrug.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Totentunnel

Kapitel I

Panisch blickt er sich um. Links und rechts von ihm nur eine kahle dunkle Metallwand. Seine nackten Füße frieren auf dem schwarzen glatten Boden. Bebend, mit panischem, wirrem Blick, hebt er seine Hand und fühlt seinen Hinterkopf. Diese eine schmerzende Stelle fühlt sich heiß an, während er am ganzen Körper vor Kälte zittert. Vor Kälte und Angst. Blutrote feuchte Fingerkuppen zeigen sich ihm, als er seine Hand betrachtet. Er erinnert sich an nichts. „Wie bin ich bloß hierher gekommen? Was mache ich hier? Oh, mein Gott!“ sind die einzigen Worte, die seine Gedanken immer und immer wieder füllen. Er erinnert sich, seinen Wagen nach der Arbeit am Park geparkt zu haben. Er erinnert sich, noch etwas spazieren gegangen zu sein. Dann kam dieser dumpfe Schlag auf seinen Hinterkopf. Dieses Bild, wie er ausgesehen haben mag, als er die Augen nach oben drehte und wie seiner Knochen beraubt einfach zusammensackte, drängt sich immer wieder in seinen Schädel. Sonst nichts. Keine Erinnerung.

Dann das Aufwachen. In einem grünen Krankenhaushemd. Zusammengekrümmt auf dem kalten Boden eines düsteren schier endlosen Tunnels. Diffuses Licht dringt aus kleinen seltenen Oberlichtern in den Tunnel ein und erhellt ihn für wenige Meter, um ihn dann bis zum nächsten Oberlicht wieder in tiefer Dunkelheit zu belassen. Es herrscht Stille. Todesstille.

Er setzt einen Fuß nach vorne. Dann noch einen. Den Blick stur geradeaus gerichtet. Die Augen zu engen Schlitzen gekniffen. Nur nichts zu spät sehen. Nur nichts zu spät hören. Langsam schreitet er dem nächsten Oberlicht entgegen. Nur Licht. Keine Geräusche daraus. Das nächste Oberlicht ist einige Meter entfernt und dazwischen wartet ungewisse Dunkelheit. „Oh Gott! Wie komme ich nur hier her“ frisst sich erneut in seine Seele ein. „Hallo?“. Ein zaghafter Ruf in die Dunkelheit. „Hallo?“ Dieses mal lauter. Keine Reaktion. Kein Echo. Kein einziger Laut. Langsam geht er voran und der Dunkelheit entdecken. Nervös blickt er sich um.
„War da ein Laut! Nein. Ich habe mich wohl geirrt. Ich drehe langsam durch.“
Er atmet schwer, doch er schleppt sich wieder einen Schritt nach vorne.

Jetzt komme ich zum Zug. Wie immer in diesen Momenten, wenn ich die Angst durch die Luft zu schmecken beginne. „Du irrst nicht!“, hört er nun in seinem Kopf. Ein Schrei.
„Wer ist da? Zeig Dich. Wer ist da? Mir machst Du keine Angst!“.
Das ist eine Lüge. Ich spüre es. Ich rieche die Lüge. Langsam gehe ich ihm entgegen. Er hört die Schritte. „Ich komme jetzt zu Dir“ drängt sich mir meiner Stimme in seine Gedanken.
„Oh, mein Gott!“
Ich spüre, wie die Luft vibriert. Er ist in einer Angststarre. Wie viele vor ihm auch. Ich hoffe, er wird daraus erwachen bis ich bei ihm bin. Länger als 20 Sekunden dauert es selten. Ich beschleunige meine Schritte. Die Geräusche von vier krallenbewehrten Läufen auf einem harten Steinboden. Der Widerhall von den Tunnelwänden. Es wird ihn aus seiner Trance wecken.

Und dann höre ich es. Ein Schrei. Aus den Tiefen der Seele. Ich bin wieder der Jäger, als der ich geboren wurde. Ich beschleunige. Jetzt sehe ich ihn vor mir. Barfüssig, in seinem klinischen Gewand, so wie ich sie mir immer serviere. Er rennt so schnell er kann. Ich höre seine Lunge pfeifen. Ich hoffe, kein Raucher. Er schwitzt. Bei dem Gedanken an den Schweiß, bildet sich Speichel in meinem Mund. Meine Zunge hängt heraus. Nur noch weniger Meter.

Ich sehe das Weiße seiner Augen als er sich im vollen Lauf nach mir umdreht. Seine Augen weiten sich. Sein Mund öffnet sich zum stummen Schrei. Mehr wird er nicht mehr sehen. Im vollen Lauf springe ich ihn an. Meine Krallen, meine Reißzähne finden ihr Ziel. Ich schmecke das Blut in meinem Mund. Das Leben ist schön.


Kapitel II

„Mann, Mann, Mann! Was für eine riesige Schweinerei. Hey, Mike. Habt ihr da vorne schon fotografiert.“
„Ja, klar. Sind mit der Spusi fast fertig. Wann kommt die Pietät? Der müffelt schon ganz schön. Oder zumindest, was von ihm übrig ist.“ Grinsend geht der in einen weißen Schutzanzug gekleidete Beamte an Kommissar Burowski vorbei.
„Was für eine Riesenschweinerei!“

„Gibt’s hier keinen Golfwagen, der uns abholt?“ tönt die Stimme eines der Leichenbestatter, die den schweren Zinksarg durch den alten Versorgungstunnel tragen.
„Ihr hättet auch ein paar Plastiktüten mitbringen können. Die hätten gereicht. In der Zinkwanne könntet ihr zehn von der Sorte transportieren“, kann Mike sich nicht verkneifen. „Oh! Was ist denn mit dem passiert?“ will der andere Leichenbestatter wissen.
„Würde ich auch gerne wissen“, antwortet Burowski, „Sieht aus, als sei ihm Fleisch in großen Stücken herausgerissen worden.“ Der Kommissar zeigt mit der Hand um den Leichnam herum. „Blut ist kaum da. Nur verschmierte, angetrocknete Spuren. Sieht aus wie aufgeleckt!“

Die beiden von der Pietät stellen den Sarg neben den toten Körper. Beide ziehen sich Gummihandschuhe über und hieven ihn in die Wanne.
„Ins GMI mit ihm. Der wird obduziert“, ruft Mike den Leichenbestattern hinterher, als sie die sterblichen Überreste nach oben bringen.
„Ich mach auch Schluss, David. Ist ja immer noch mitten in der Nacht. Oder brauchst Du mich noch?“
„Nein, geh nur. Danke, dass Du noch geblieben bist. Die anderen sind ja schon seit 'ner Stunde weg. Ich denk' noch ein bisschen nach und geh dann auch.“, erwidert Burowski.
„OK. Dann bis morgen!“
„Leg mir bitte die Plomben noch raus, dass ich den Tunnel versiegeln kann.“
„Na klar!“

Als er Mike die letzten Stufen aus dem Tunnel gehen hört, schüttelt David Burowski ratlos den Kopf. In seinen vierzehn Jahren Mordkommission hatte er so etwas noch nicht erlebt. „Was für eine Riesenschweinerei! Was hast Du im Tunnel gewollt? Dein Auto hattest Du am anderen Ende der Stadt geparkt. Wie bist Du hier rein gekommen? Der Tunnel ist seit Jahren verschlossen gewesen. Wäre Dein Gestank nicht durch die Lüftungsschächte gedrungen, hätten wir dich nie gefunden.“.
Burowski schaltet seine Maglite an und greift nach dem Schalter für die Flutlampen, die üblicherweise an Tatorten von Kapitaldelikten aufgestellt werden. Der Tunnel wird in völlige Dunkelheit getaucht. Nur der Lichtkegel der Lampe erhellt den Tunnel und deutet die Treppe hoch zum Ausgang an. Burowski schüttelt ratlos seinen Kopf.
„Das wird wohl wieder so ein unaufgeklärter!“

Ich rieche seinen Schweiß. Ich spüre seinen Mut und zittere vor Aufregung. „Nicht nur ein unaufgeklärter“ spreche ich in seine Gedanken und renne auf ihn zu. Ich sehe wie er sich mit einem Ruck umdreht, doch da springe ich schon. Mit augerissenem Maul und gebleckten Hauern dem blendenden Lichtkegel entgegen.

Acht laute Schüsse hallen durch den Tunnel, dringen durch die Tore des Versorgungstunnels und verschwinden in der Nacht. Acht laute Schüsse. Das Letzte, das er im Leben vernehmen sollte. Und der Tunnel wurde wieder still. Totenstill.

Dienstag, 12. Februar 2008

Nur eines Abends Liebe Widerhall

Nur eines Abends Länge durft’ ich leise flüstern, Du sei’st mein,
Doch noch immer fühl ich Deine Hände warm auf den meinen sein,
Schmecke Deine zarten Lippen und fühle Deiner Zunge Spiel.
Ich sehe Deine Augen vor mir blitzen, mich davon erfasst,
Und will einfach noch nicht glauben wollen, dass ich die Chance verpasst
Habe, Dein Herz zu greifen, flüst’re weiter, nunmehr ohne Ziel.

Stücke unserer Briefe brechen aus papiernen Kerkern aus
Und staffieren, weißen Wolken gleich, meinen grauen Himmel aus.
Hoffnungsschwang’re Worte, wie aus Deinem schönen Mund gesprochen,
höre ich noch immer in mir hallen, als stündst Du neben mir,
und durchlebe diesen Abend, Stund für Stund, diese Zeit mit Dir,
um Tag um Tag zu spüren, mein Flüstern ist noch ungebrochen.

Montag, 11. Februar 2008

Leere*

Leere! Leere! Leere!
Unser beider beraubt
Des ersten Blicks Liebe,
Dachte ich, es bliebe
Der Baum dennoch belaubt,
Stattdessen kam Leere!



*gewidmet

Sonntag, 10. Februar 2008

Fuchsjagd, wie's sie nicht mehr gibt

Ein Hase jagte einen Fuchs
Quer durch den lichten Finsterwald.
Verwundert dachten Dachs und Luchs:
Er lief wohl in ’nen Hinterhalt.

Ein Jäger sah auch dieses Spiel
Und zog sogleich das Schießgewehr.
Er schoss den Hasen bis er fiel.
Nun jagen’s keine Füchse mehr.

Freitag, 8. Februar 2008

Als ich meine Elfengöttin traf*

Zärtlich umrahmt von ihrem lodernd schwarzen Haar
Verzauberten mich dunklen Bernsteins braune Augen
Und verhießen liebevoll kussversüßen Glauben,
Ich stünd vor meinem Elfengöttintraumaltar.

Oh, lass Dich es sein mit der ich glücklich wandle
In jenen immergrünen Auen ewigen Mais
Und, oh, lass mir wahrhaft sein, dies wundervoll Geheiß,
dass ich mich zu Deinem Elfenritter wandle.




*gewidmet

Bezugswerk:
Vom Ein- und Auszug aus dem Elfenland

Montag, 4. Februar 2008

Der alte Herzog spricht: Versprecht ew'ge Liebe, wenn sie Euch ergreift.

Wie als sei es damals hör ich mich noch heute reden, wie ich haderte mit mir. Ich beklagte die Unbeständigkeit der Liebe, wollte nie mehr Liebesschwüre sprechen noch vernehmen. Zu oft schon hatt’ ich Ewigkeit gelobt und viel zu oft schon war nur ein Wimpernschlag davon mir doch geblieben. Mir war, ich müsst die Zukunft blicken, um eines Schwurs Gefahren wohl zu bannen. Wie, in so unsich’rem Gefilde, sollt’ Liebe je auf ewig stranden.

Heut, als alter Greis, sag ich Euch: Schwört ew'ge Liebe, wenn sie Euch ergreift. Schwört ew'ge Treue. Schwört, in Ewigkeit vereint zu bleiben. Denn die Liebe denkt nicht an die Zukunft. Die Liebe denkt nicht an Vergang’nes. Die Liebe will sich gegenwärtlich in Erfüllung wissen. Liebe ist das Gefühl des Augenblicks. Im Hier und Jetzt wollt Ihr, dass Liebe ewig währt. Im Hier und Jetzt wollt Ihr, dass niemand je Euch aus verschlung’nen Armen trennt. Im Hier und Jetzt wollt Ihr, dass diese Augen die einzigen und letzten seien, in denen Ihr Euch unrettbar verliert. Keiner anderen Stimme wollt Ihr so glückserfüllt mehr lauschen. Niemandes anderen Haut liebkosen, als die, dieser Eurer Herzenswahl, und nie mehr eines anderen Dufts berauscht sein, als dem Eures leuchtend Sternes Haar, wenn es über Euch wallt und Euch mit seinen samt’nen Spitzen küsst. Nur dies Gefühl ist wichtig. Nur diese Gegenwart Euch richtig. Was die Zukunft bringt, wird täglich neu geschrieben und wenn zwei Liebende dran schreiben, mag sie nichts als ein weiterer Teil süßer Gegenwart werden. Tag für Tag. Ich bitt’, beherzigt, was ich sag.

Mittelerde-Zyklus: Die Fehde

Eines Nachts, zu mondbewachter Stund,
Trifft der Zwerg den Elb, gab vorher kund,
Die Fehde fänd zu dieser Zeit das Ende.

Mit dürstend Schwingen harrt die Axt der Wende
Und auch die dünne Elbenschneide harrt,
Gefährt zu sein für Zwergens Himmelfahrt.

Am Waldesrand stehn sich beide gegenüber.
Zischend droht die Axt und zerschneidet wütend Luft.
Wie ein Schemen Klingen wirbelnd geht vorüber
Auch der Elb, zu töten den ihm verhassten Schuft.

Als nun beide, irren Blicks, Ihrem kalten Stahle
Futter geben, mit Hass der Väter sich beschenken,
Erscheinen Wolf und Schaf im hellen Mondenstrahle,
Bereit, im Anblick i h r e Zwiste zu bedenken.

Wundernd frugen, dieser Nacht bis in den fernen Tag,
Wolf und Schaf, ob Zwerg, ob Elb, wer von beiden
wen wohl fressen mag.

Sonntag, 3. Februar 2008

Berufsverbot: Journalismus

Nie könnt ich dem Journalismus frönen.
Mit meinem Namen ist das völlig klar!
Man würde mich doch bloß verhöhnen,
es stünd vor den Artikeln doch (aa).

Die Beurteilungen meiner gesetzen Schriften
würden, meiner unfeinen Initialen Dank,
in eine völlig ungewollte Richtung driften,
selbst wenn er ausblieb: Der Gestank.

So bleib ich besser bei Gedichten,
die sind auch ohne (aa) zu verrichten.

Samstag, 2. Februar 2008

Wieder einer dieser Sonntage

Wieder einer dieser Sonntage. Einer dieser faulen Sonntage, die man damit beginnt, sie erst gar nicht beginnen zu lassen. Oder zumindest nicht morgens. Am Besten erst mittags. Oder noch besser abends. Oder halt gar nicht.

Ich liege in meinem Bett und versuche die mit unbarmherziger Gewalt eindringenden Sonnenstrahlen mit gänzlich untauglichen Mitteln abzuwehren. Nicht nur, dass sie durch die kleinsten Lücken drängen, als wären es aufgerissene Scheunentore und den Raum Rollläden, Vorhänge und selbst meine über den Kopf gezogene Bettdecke ignorierend durchfluten, als hätte ich sie soeben geöffneten Fensters mitsamt des mitgebrachten Sonntages herzlich begrüßt, nein, sie verhöhnen mich gerade zu, indem sie den Raum zusätzlich auch noch unerträglich erwärmen. Wie als wüssten die herzlosen Photonenbündel, dass ich unter dem mit dem Lichtschutz hoffnungslos überforderten Laken ohnehin schon zerfließe.

Außerdem geht mir langsam die Luft aus. Mein Körper signalisiert mir schon seit Minuten, dass aufzugeben keine Schande sein muss. Mein Verstand ist jedoch noch nicht bereit, der Sonne nebst Tag demütigen Hauptes zu kapitulieren. Ich versuche also, meinen Kopf einem Strauß fernab der sandigen Heimat gleich tiefer in meine Matratze zu graben bis die Einsicht nach kurzer Zeit begleitet von ebenso kurzer Atmung kommt: Ich kann dem Aufstehen nicht entkommen. Ausgerechnet am letzten Sonntag meines Sommerurlaubs.

Ich schalte das Radio an und bewege mich schlurfend in Richtung Bad. Die Small Faces ertönen. Natürlich aus dem Radio und nicht aus dem Bad. Dennoch stimme ich ihnen inhaltlich völlig zu. Nur, dass es noch nicht so spät ist, wie sie mir weismachen wollen. Leider. Ich stelle mich vor meinen Badezimmerspiegel und blicke in blutunterlaufene Augen mit dicken Rändern. Der gestrige Rotwein war wohl doch etwas zu schwer und die Nacht offenkundig ebenso lang wie Bacchus’ Seelenheiler im Abgang. Mit einer gerade so erträglichen Menge kühlen Nasses wecke ich meine Lebensgeister, ohne sie jedoch gleich in Aufruhr zu versetzen.

In den Morgenmantel gekleidet schlurfe ich wie der große Lebowski höchst persönlich, El Duderino, zum Kühlschrank und frühstücke einen Schluck Milch aus dem Tetrapack. Auf dem Weg zum Wohnzimmer komme ich an meiner Glasfenster durchzogenen Haustür vorbei und entdecke die Zeitung auf dem Boden. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die erste Zeitung, die ich sonntags bekomme. Ich öffne die Tür, baue mich breitbeinig vor der Zeitung auf, um beim Bücken meine nicht minder schlaftrunkenen Sehnen nicht fordern zu müssen. Wie es Männer nun mal so machen, wenn sie alleine sind, nutze ich die breitbeinige Gelegenheit, um die Stelle zu kratzen, die Hunde auch mit ihren Zungen erreichen.

Mein Schlurfen unfähig aufzugeben, begebe ich mich samt meiner Morgenpostille, die ich wohl wie Linus van Pelt hinter mir her ziehen würde, wäre sie länger, wieder nach drinnen. Ich lande träge auf dem Sofa, die Zeitung neben mir. Regungslos starre ich die Wand an und frage mich ernsthaft, wie die Sonne nur so unfair zu einem sein kann, ist sie doch sonst ein gütiger Lebensspender. Eine Weile ist mein Gehirn im Leerlauf. So sehr im Leerlauf, dass man am OP-Tisch wohl die Stecker gezogen und mit einem unschuldigen Schulterzucken Feierabend gemacht hätte. Einzig der Verkehrslärm von draußen stört. Der ungewöhnlichste Auftritt einer Stampede sonntagsfahrender Kirchgänger, die meine Ohren je vernommen haben.

Das Telefon reißt mich aus meiner Trance. Ich hebe ab, lege nach kurzem überraschenden Wortwechsel wieder auf, ziehe mich an und fahre wie jeden Montag zur Arbeit. Nicht mal den Small Faces kann man trauen.

Vom Ein- und Auszug aus dem Elfenland

Lebenslustig wandelt’ ich
In stolz begrünten Auen.
Ehern war mein Grat behauen.
Blauer Himmel krönte mich.

Elfengleicher unbekümmert
Schwebt’ ich meiner Wege.
Alabasterweiße große Stege,
Fest und stark gezimmert,

Führten mich doch ohne Gnade,
Tosend Meer darunter brausend,
Und Haupt und Herz zerzausend,
Nach der Elfen Hochgestade.

Durch Elfenaug’ ward ich erblickt.
Hilflos verfallen ihrem Leuchten
Erlebte ich in süßlich feuchten
Inseln unvergesslich Liebesglück.

Lust und Leidenschaften treu ergeben,
Täglich huldigend der Elfenart,
Altert’ ich doch letztlich ungepaart,
Litt ich Einsamkeit in meinem Leben.

Letztendlich war es dann die eine
Elfengöttin, die mich zäumte,
Wesen, das mein Herz erträumte,
Und mich entführte im Mondenscheine.

Nun wandle ich wieder in den Auen.
Dreh’ zu zweien meine Runden.
Es erinnert mich der Eilands Stunden:
Nie wieder muss ich Elfen schauen.

Der Jäger

Geduckten Leibs und sprungbereit
Schleicht ein Jäger durchs Geäst.
Jagend schon seit Urgezeit
Seit sich Mensch mit Mensch einlässt.

Schon oft ward ich des Jägers Beut',
Ließ mich fangen, gab mich auf,
Hab dennoch nicht ein Mal bereut,
verblieben Narben auch zuhauf.

Und wieder hat er mich erspäht.
Hilflos wehr ich seiner Hiebe.
Wissend wie’s mir bald ergeht,
Nenn den Jäger ich doch Liebe.