Dienstag, 15. Januar 2019

Ein Vulkan? Wie toll!


Demletzt hatte ich mit einem Bekannten über „2084 - Noras Welt“ von Jostein Gaarder gesprochen. Der Roman erlaubt uns einen Blick in die nahe Zukunft: Der Anstieg des Meeresspiegels durch das Schmelzen der Eisflächen hat viel Land geraubt. Der hohe Kohlendioxydgehalt in der Luft, verursacht durch unseren Energieverbrauch, hat die Meere übersäuert und die Meeresfauna nahezu ausgelöscht. Der Temperaturanstieg durch das Klimagas hat die Dauerfrostböden der Arktis, Antarktis und den Hochgebirgen schmelzen lassen und zusätzlich den Klimakiller Methan aus den Böden gelöst. Das was der menschliche Landraub vom Regenwald übrig gelassen hat, verwandelt sich in gigantische Savannen. Die Folgen sind ein massives Artensterben in Fauna und Flora und eine bis dahin ungekannte Flüchtlingswelle: Klimaflüchtlinge! 
Mein Bekannter schwieg kurz und erwiderte: „Wenn der Vulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark in den USA ausbricht, setzt er viel mehr Kohlendioxyd frei, als die Menschheit es tut.“ Das folgende Schweigen war dann auf meiner Seite, und ich musste meine Antwort vertagen. Im Internet las ich dann, dass täglich etwa 45 Kilotonnen Kohlendioxid aus dessen heißen Quellen und Schlammtöpfen entweichen, das sind knapp 16,5 Megatonnen pro Jahr. Das hört sich viel an, aber die Menschheit setzt jährlich ca. 41 Gigatonnen Kohlendioxid frei. Wenn der Supervulkan jedoch ausbräche, setzte
er 100 Gigatonnen frei, also eine menschliche Dreijahresproduktion.

Drei ist übrigens eine gute Zahl, denn 2017 erneuerten 60 renommierte Wissenschaftler im Magazin „Nature“ ihre Prognose, dass wir nur noch bis 2020, also aus heutiger Sicht ein Jahr, Zeit haben, um eine unumkehrbare Zerstörung der Umwelt aufzuhalten. Danach sei die Erderwärmung nicht mehr aufzuhalten, denn das Abschmelzen der Eismassen an den Polen würde dann zu einer geringeren Reflektion des Sonnenlichts und Auslösung einer eigenen Erderwärmung führen, die wir nicht mehr beeinflussen können. Das hatten sie schon vor 15 Jahren vorausgesagt. Seit dem haben wir es immerhin geschafft, den Ausstoß konstant zu halten. Wir müssen ihn jedoch senken, und da kommen nicht nur die Politik und die Industrie ins Spiel, sondern jeder Einzelne. Der CO2-Ausstoß pro Jahr liegt rechnerisch bei 5,5 Tonnen pro Erdenbürger, laut Umweltbundesamt aber bei 11,6 Tonnen pro Bundesbürger. Wie hoch der individuelle ist, kann man über den CO2-Rechner unter uba.co2-rechner.de herausfinden. Wenn man bedenkt, dass der Yellowstone aller Wahrscheinlichkeit nach in 60.000 Jahren ausbricht, bedürfte es lediglich der Bevölkerung des Wetteraukreises, die ihren CO2-Ausstoß auf die weltweite Pro-Kopf-Jahres-Emission senkte, um das bis dahin auszugleichen. Wie? Weniger fliegen, mehr den Zug oder Fernbus nehmen. Weniger das Auto nutzen, mehr Radfahren und Laufen. Weniger Fleisch essen, mehr lokales und saisonales Obst- und Gemüse. Weniger Müll produzieren und mehr unverpackt einkaufen. Ich habe dort begonnen, wo es kaum spürbar war: Suchmaschine auf Ecosia gewechselt, gebrauchten statt neuen Rechner bei Refurbed gekauft, denn beide pflanzen von ihren Einnahmen Bäume, und Bäume binden CO2. Das ist schon einmal ein guter Anfang.

Und die Antwort an meinen Bekannten? „Im Jahr 2084 haben wir noch 59.933 Jahre Zeit, bis der Vulkan eruptiert, aber wir haben es jetzt in der Hand, wie hoch die Chance ist, dass die Menschheit das überhaupt erlebt. Der Plan: Die Wetterau kümmert sich um den Vulkan und ihr anderen bitte um den Rest.“ 
Deal?

Bild: Pixabay, MikeGoad

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