Donnerstag, 28. Juli 2022

Blüte in der Dürre


„Eine Blume, die in der Dürre erblüht, ist die seltenste und schönste von allen“, lautet ein chinesisches Sprichwort, von dem ich derzeit profitiere. Während der letzten Jahre war ich faul, was die Pflanzen auf der Dachterrasse anbelangt. Waren es zuvor noch Nutzpflanzen – von Bohnen, verschiedenen Kräutern, über Tomaten bis hin zu Zuckerschoten –, sind es heute alle möglichen Pflanzen, die sich selbst ausgesät haben. Diejenigen, die Hitze und Trockenheit sehr lange trotzen, haben sich durchgesetzt. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich am Gartentisch und schaue auf ein Meer an weißen, rosa-, lilafarbenen und gelben Blüten, umsummt von Bienen und Hummeln. Für dieses blütenprächtige Insektenbüffet muss ich zweimal die Woche gießen. Als das Dachgärtchen noch ein kleines Menschenbüffet war, kam ich um das tägliche Wässern nicht herum. Das Einzige, das ich nun täglich mit Nass versorge, ist die Insektentränke, ein mit großen Kieseln gefüllter Untertopf, der täglich von meinen geflügelten Gästen geschätzt wird. Bei der aktuellen Trockenheit und Hitze kommt mir das entgegen. Immerhin ist die Statik mein
er Dachterrasse nicht dazu ausgelegt, ein Regenfass in relevanter Größe zu tragen. Ich muss meine Pflanzen aus dem Hausanschluss mit Trinkwasser versorgen, von dem in Hessen 95 Prozent aus Grundwasser gewonnen wird.

Anfang des Monats wies über die Hälfte der Grundwassermessstellen im Bundesland unterdurchschnittliche Stände, 29 Prozent sogar sehr niedrige Werte auf. Kein Wunder, dass viele Gemeinden dagegen rebellieren, ihr Grundwasser in die Großstädte zu leiten. In den letzten zwei Monaten hatte es im Vergleich zum vieljährigen Mittel nicht einmal halb so viel Niederschlag gegeben. Das sind gute Gründe, Grundwasser zu sparen, das letztlich nur zu einem Teil uns dienen soll, vor allem jedoch der Umwelt. Nach dem Aufstehen trinke ich als erstes zwei Gläser Wasser. Da ich in einem alten Haus wohne, vermeide ich es, das Stagnationswasser zu trinken, also jenes, das über Nacht in den Rohren stand. Ganz gleich wie hoch die Bakterienlast dieses ersten Liters ist, den Insekten macht es nichts aus und den Pflanzen schon gar nicht. Ich fülle damit morgendlich die Tränke. Dann geht es in die Dusche. Duschwasser an, drunter springen, Duschwasser aus, einseifen und nochmal von vorne. Das dauert keine Minute. Auch bei der Wäsche versuchen wir Wasser zu sparen. Meine Freundin und ich gehen drei bis vier Mal wöchentlich laufen. Wir hängen die Sportkleidung frühzeitig an die frische Luft, sodass sie nicht riecht und zwei- bis dreimal getragen werden kann, bevor sie in die Wäsche muss. Wenn es ans Mittagessen geht, wasche ich mein Gemüse nun nicht mehr im fließenden Wasser, sondern in einer Wasserschüssel. Auch dieses Wasser kommt der Wassertränke zugute oder wandert in den Topf einiger wasserfreudiger Pflanzen, die sich im Dachgarten gehalten haben. Das gilt insbesondere für unsere Erdbeeren, um die wir mit der kleinen Ameisenkolonie des Dachgartens wetteifern. Die größte Wasserersparnis haben wir schon vor Jahren über die Ernährung realisiert. So liegt der indirekte Wasserverbrauch bei einer Durchschnittsernährung laut Angaben der Albert-Schweizer-Stiftung bei 299 Litern pro Tag, bei einer vegetarischen bei 205 und bei einer veganen bei 179 Litern – jedenfalls, wenn man sich nicht täglich von Schokolade ernährt (für ein Kilo Kakaobohnen werden 27.000 Liter Wasser verbraucht). So gesehen könnte ich vielleicht doch eine oder zwei Minuten länger duschen.

Sonntag, 17. Juli 2022

5. Vorbereitungswanderung auf den Megamarsch in Frankfurt am 8. Oktober


Samstag hatten wir unsere fünfte Testwanderung für den 100-Km-Megamarsch im Oktober, und es wurde eine mega Wanderung 😁 Geplant waren 65 Kilometer. Aufgrund eines Kommunikationsfehlers hatten wir bei der ersten von zwei Verpflegungsstationen zu wenig Wasser, sodass wir bis zur 50-er-Station rationierten (Danke an meinen Vater für den Support 💕). Das ging schief. Die letzte Stunde wanderten wir bei gut 35 Grad ohne Wasser auf freiem Feld 🥵 Unsere zweite Station erreichten wir zudem eine Dreiviertelstunde später als geplant, da wir uns aufgrund unserer schwindenden Wasserreserven entschlossen hatten, statt Komoots Feldwegen zu folgen, den baumschattigen Niddaverlauf entlangzuwandern, solange es möglich war. Nach 53 Kilometern war dann angesagt, der Vernunft zu folgen. Auf die Idee, meinen Vater zu bitten, uns bei Kilometer 40 erneut zu versorgen, kämen wir nicht. Das Ungestüm der Jugend 🤣


Eine dreiviertel Stunde Frieren mit ordentlich Gänsehaut später, zugedeckt auf der Couch, und nach einem heißen Bad war ich dann wieder fit. Abgesehen von drei fiesen Blasen an den Füßen (Blasenpflaster präventiv an den bekannten Stellen einzusetzen, hat dazu geführt, dass die Blasen auf der anderen Fußseite kamen; das nächste Mal arbeite ich mit Vaseline) sind keine muskulären oder Gelenkprobleme aufgekommen und ich habe das Gefühl, dass ich bei etwas kühleren Temperaturen und mit ausreichend Wasser die 65 „locker“ geknackt hätte. Ich konnte gut in den Roboter-Modus schalten und alle Fragen nach dem Warum aus meinem Kopf verbannen, die mich beim letzten Mal hatten langsamer werden lassen. Das wichtigste Ziel haben wir erreicht: Wir wollten schneller sein und waren letztlich mit durchschnittlichen knapp 6 km/h unterwegs 😊


Unser etabliertes Versorgungskonzept: Pro Stunde ca. 300 Kcal an kohlenhydrat-, aber auch  proteinreicher Kost zuführen (Müsli- und Proteinriegel ohne Süßstoffe, Bananen, Äpfel, 
Studentenfutter mit hohem Trockenobstanteil, bei Erreichen von Zwischenzielen was Besonderes, wie belegte Brötchen mit Burgerpatties oder ein Teilchen vom Bäcker …) und pro Kilometer 100 ml Flüssigkeit (nur stilles Mineralwasser - Fruchtsaftschorle hatte eine verheerende Folge für mich beim vorletzten Mal 😏)
Im August gehen wir die 65 erneut an 🤘