Montag, 28. März 2016

Das "Vollwert-S." in Gießen

Vor kurzem besuchten wir das vegane Restaurant Vollwert-S. in Gießen. Das Restaurant gibt es schon seit 2012 - Zeit, sich endlich auch mal dorthin aufzumachen. Das Vollwert-S ist in der Frankfurter Straße gelegen und daher schnell mit dem Auto zu erreichen. Einen Parkplatz fanden wir rasch um die Ecke. Beste Voraussetzungen für einen entspannten Restaurantbesuch.
Beim Betreten fällt zunächst die das Auge hungrig machende Theke auf, hinter der sich die offene Küche befindet. Das hat seinen Reiz. Wir hatten einen Tisch für fünf Personen reserviert, zu dem wir nach einer freundlichen Begrüßung geleitet wurden. Wir setzten uns und warteten. Dann warteten wir noch ein wenig, und dann kam jene freundliche Mitarbeiterin zurück und fragte, ob wir schon einmal hier gegessen hätten. Das Nein hätten wir uns sparen können, denn es war bereits klar: Das Vollwert-S ist ein (halbes) Selbstbedienungsrestaurant. Warten ist sinnlos! Die Bestellung wird an der Theke aufgegeben, in der dortigen Küche frisch zubereitet und dann zum Tisch gebracht. Also standen wir wieder auf und blickten zunächst in die Theke um uns sodann - wieder zurück an unserem Platz - zunächst der Speisekarte zu widmen. Letztlich wurde es doch eine Tischbestellberatungssituation.
Das Personal war  sehr hilfsbereit und erschien auf die Beantwortung der sicher täglich von Neugästen zu hörenden Fragen hervorragend vorbereitet, und Fragen kamen zwangsläufig auf: Täglich wechselndes Tagesmenüs, Cashew- oder Soja-Käsealternativen, Sandwiches oder Burger mit Seitan- oder Sojafüllung, Nudeln aus Kamut - da muss man einfach fragen, wie was gemacht wird.
Die Selbstbedienung bezog sich auch auf die Getränke: Tee oder Wasser konnte sich beliebig selbst gezapft werden, und die übrigen, sehr leckeren Getränke (Obstschorlen, frisch gepresste Säfte) waren im Kühlschrank im Hauptraum verfügbar.
Wir bestellten so ziemlich alles, was die Speisekarte hergab, so dass sich jeder mit Hilfe der immer leerer werdenden aber zuvor gut gefüllten Teller der anderen ein gutes Bild von den Ergebnissen der Küche machen konnte. Das Fazit war eindeutig. Pizza, Sandwiches, Burger, Nudeln, Menüs - Alles Bestellte erwies sich als sehr lecker und vermittelte etwas Gesundes und Hochwertiges gegessen zu haben. Zum Glück gab es noch die selbst gemachten Pralinen, das Gebäck und insbesondere das selbstgemachte Eis, das einem zu all dem verzehrten "Healthfood" wenigstens ein kleines Gefühl von Sünde mit auf den Heimweg geben konnte. Großartig - mehr ist nicht zum Eis hinzuzufügen! Im Übrigen lohnt es sich, insbesondere beim Lupinenkaffee gut hinzuschauen. Wer nicht - wie wir - einen Pinoccio bestellen möchte und damit den als Pinoccino bezeichneten Cappucino aus Lupinenkaffee meint, kann damit diesen peinlichen Moment vermeiden. Danke an das Personal, das wir nach Richtigstellung dann doch einen Pinoccino bekamen und keinen Antonio oder einen Geppetto angeboten bekamen, denn das hätte ich selbst mir nicht verkneifen können.
Fazit: Gerne wieder - selbst wenn es "nur" für eine Nussecke auf Kamutboden mit Haselnuss-Honigmarzipan-Masse und Carobschokoladenüberzug zu einem frisch gebrühten Pinoccio wäre.




Samstag, 26. März 2016

Bohnen-Seitan-Würstchen

Wurst ist laut Duden ein Nahrungsmittel aus zerkleinertem Fleisch [mit Innereien, Blut] und Gewürzen, das in [künstliche] Därme gefüllt wird oder etwas, was wie eine Wurst aussieht, die Form einer länglichen Rolle hat. Die Herkunft des Wortes ist laut Duden unklar, einige Quellen führen es auf das Mittelhochdeutsche zurück, wo wursten wirren (drehen) oder vermengen bedeutet. Im Nachfolgenden dokumentiere ich, wie ich zwei Hauptzutaten und einige Gewürze vermengt und in Wurstform gewirrt (gedreht) habe, denn - mal ehrlich - einige althergebrachte Formen wecken auch im Veganerherzen schöne Kindheitserinnerungen, wie die vom Würstchengrillen am Lagerfeuer. Und Abwechselung auf dem Tisch bedeutet auch, sein Essen in der Form ab und an zu wechseln, denn das Auge isst bekanntlich mit.

Zutaten
450 g gekochte gelbe Sojabohnen
50 g Gluten-Pulver
5 g Majoran
2 Gramm Salz
2 Gramm Pfeffer
2 Gramm Johannesbrotkernmehl
1 Gramm Muskat


Die Bohnen habe ich über Nacht eingeweicht (200 g Trockenware) und anschließend im Schnellkochtopf 20 Minuten gekocht. Nach dem Abkühlen habe ich die Bohnen im Mixer zu einem Mus zerkleinert. Anschließend kamen die weiteren Zutaten hinzu, die ich mit den Bohnen ein paar Minuten mit den Händen verknetet habe. 
Bevor es in die Pfanne ging, wurden sie in Form gebracht, indem ich die Masse in fünf gleichgroße Stücke teilte und auf der Arbeitsfläche in Wurstform brachte. Gerne hätte ich sie mit einer Haut umhüllt, doch habe ich nirgendwo vegane Wursthülle gefunden. Die einzige vegane Wursthülle, die ich fand, war aus Kunststoff und nicht für den Verzehr gedacht. Das Knacken der Wursthülle beim Schneiden ist zwar ein schöner Effekt und hätte die Wurst einfacher zu Grillen gemacht, aber es geht zum Glück auch ohne.

Die Würstchen habe ich leicht mit Öl bestrichen und noch etwas ruhen lassen, damit das Gluten und das Johannisbrotkernmehl ihre bindende und strukturgebende Wirkung entfalten konnten. Dann ging es ab in die Pfanne, in der ich die Würstchen unter mehrmaligem Drehen mit mittlerer Hitze goldbraun briet.
Das Ergebnis war eine weißwurstartige vegane Alternative zum Nahrungsmittel aus zerkleinertem Fleisch [mit Innereien, Blut] und Gewürzen, das in [künstliche] Därme gefüllt wird. Ob's auch auf dem Grillrost zuzubereiten ist, teste ich demnächst.
Wir fanden sie jedenfalls lecker.

Donnerstag, 24. März 2016

Fünfzigster Schritt: Angrillen ohne Herrn Weber

Juchee! Frühling! Zeit zum Angrillen. Was gibt es männlicheres für einem Mann bzw. fraulicheres für eine Frau als den rostigen Kugelgrill von den winterlichen Spinnweben bar zu machen und die herrlich frische Frühlingsluft mit den Aromen eines Waldbrandes zu begrüßen?
Ganz Mann, wie ich mich nun einmal wähne, stellte ich mich in die Balkontür und sagte: "Frau, der Lenz ist da! Wir grillen!"
Ganz Frau, wie meine Liebste nun einmal ist, ignorierte sie mich vollkommen und ließ mich solange in der Tür stehen, bis es mich fröstelte.
Jedenfalls wird morgen gegrillt. Der Steinzeitmensch in mit fordert ein Sojasteak mit Grillmuster - natürlich selbst erjagt, wie es für einen Mann seit ehedem Tradition ist. Vorab war der Gang in den Baumarkt nötig, um die nötige Kohle zu erwerben - Briketts natürlich, denn nur Anfänger grillen mit Holzkohle. Endlich eine Großpackung Bricketts, dachte ich mir, als ich den dicken Sack Weber-Grillbriketts von einem Rudel Artgenossen umgeben in seinem Gehege stehen sah. Dann hielt ich ihn in der Hand und dachte, dass sich die Verpackung doch merkwürdig glatt anfühle. Mit dem zweiten Blick erfasste ich den Zip-Beutel-Mechanismus, der den Sack wiederverschließbar macht. Grillkohle, die seit ich ein Kind war, schon immer im Papiersack zu erwerben war, in einem Plastikbeutel? Wiederverschließbar?
Der Öko in mir springt als kleiner geflügelter Kobold auf meine linke Schulter. Er trägt Birkenstock und ein gebatiktes, verwaschenes Hemd.
"Was soll denn das?", fragte er entsetzt. "Mit 11,7 Millionen Tonnen verbraucht in Europa kein anderes Land soviel Plastik im Jahr wie Deutschland. Bis zu 180 Tausend Tonnen Grillkohle wandert jährlich über die Ladentheke. Die gute Weber nun in Plastik? Wie viel Plastikmüll soll es noch werden, bis der Verstand selbst zu grillen beginnt?"
Der Steinzeitmensch in mit springt als geflügelter Kobold auf meine rechte Schulter. Im Gegensatz zum Öko trägt er nur einen langen zottigen Bart.
"Schon unsere Vorfahren grillten plastikfrei", konstatierte er entrüstet. "Was soll der Unsinn, Herr Weber? Und wiederverschließbar? Damit ich für den Fall, dass der Säbelzahntiger mich beim Grillen überrascht, meine Kohle wasserdicht verpackt durch den rettenden See ziehen kann, um am trockenen jenseitigen Ufer mein Sojasteak zuende zu grillen?"
Ich lasse die gute Weber stehen und nehme mir einen papierverpackten Kohlesack - in einem kleineren Gebinde zwar. dafür ist"ökologisch produziert" darauf zu lesen.
"So einig wart ihr euch noch nie!", sagte ich zu meinen Schultern, was die Kassiererin im Baumarkt mit einem verwirrten Brauenheber quittiert.
"Moment! Sojasteak?", hörte ich den Steinzeitkobold noch sagen, bevor er nebst Kollegen mit einem "Puff" auch für mich verschwand.
"Meine Alter Ego!", sagte ich zur Kassierin.
"Hatte ich auch mal", antwortete sie und wünschte mir schöne Ostern.
Ich freue mich auf das Angrillen. Und darüber, dass die meisten Köhler noch zu den Traditionen ihrer Väter stehen.

Mittwoch, 23. März 2016

Prokrastination

https://www.spreadshirt.de/
Pause könnte ich mal machen
Richtig so mit Tee und Buch.
Oder ordnen all die Sachen,
Krempel, den ich öfter such.

Reisen sollte ich mal wieder!
And’rerseits wollt ich was tun!
Später, muss erst mal die Flieder-
Töpfe rasch bewässern nun.

Izto aber flott zu Werke!
Nur noch schnell ins Internet.
Auf dem Handy, oh, ich merke
Tausend Threats im Facebookchat.

Immer, wenn ich Arbeit sichte,
Ordnen sich die Ziele neu.
Nicht mal schaffe ich Gedichte

… oh, Kaffee, wie ich mich freu!

Donnerstag, 17. März 2016

Neunundvierzigster Schritt: Chancen nutzen und Ideen verbreiten

Was für eine hübsche plastikfreie Baumwollmütze!
Am Montag war der Hessische Rundfunk bei mir zuhause und hat mich einen halben Tag begleitet: Wir waren plastikfrei in meinem Bioladen und bei meinem Kaffeeröster einkaufen, und zum Abschluss drehten* wir noch eine Runde durch Küche, Badezimmer und Blog. Das war eine tolle Erfahrung, und ich hoffe, ich konnte damit etwas inspirieren und die Einfachheit müllreduzierten Einkaufens ein wenig greifbar machen.
Die Sendung wurde gestern Abend im Rahmen des Magazins "Service: Trends" ausgestrahlt. Es ist eine sehr informative Sendung zum Thema Plastik, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Sie ist in der Mediathek des HR abrufbar.

* wieder so ein doppeldeutiges Wortspiel. Wie mache ich das bloß immer? ;-)

Dienstag, 15. März 2016

Achtundvierzigster Schritt: Ein Licht aufgehen lassen

Die Erleuchtung? Leider nicht zur Gänze!
Jahrelang war es der schnelle Griff in die große Metallkiste nahe des Kassenbereichs, nachdem ich im schwedischen Möbelhaus KÖTTBULLAR essen war, obwohl ich eigentlich Möbel kaufen wollte, der mich en passant unbedacht zum stolzen Besitzer von 100 Teelichtern im praktischen Plastiksack machte. Mit vollem Bauch und hungrig zuhause angekommen, kamen sie dann in eines der SMARASSEL zu den sechs angebrochenen 100er-Packungen GLIMMA, und immer wunderte ich mich, weshalb unter ihnen stets zwei bis drei ungeöffnete lagen und wie ich es geschafft hatte, auch noch unbemerkt einen Beutel BEVERA gekauft zu haben. Aber, hey, die Stromnetze sind anfällig, dachte ich mir immer. Die Nachbarn werden es mir danken, wenn ich Wochenrationen an Kerzen für mehrere Haushalte im Keller deponiert habe. Und falls es mal einen Wasserrohrbruch bei den Nachbarn gäbe, würden sich auch die BEVERA bewähren.
Seit letztem Jahr hat sich viel geändert: Die schwedischen Happen gibt es nun auch vegan, und ich habe eingesehen, dass weder ein wochenlanger Stromausfall voll nachbarschaftlicher Dankbarkeit in Aussicht ist, noch dass sich Plastikverschlussklemmen bei einem Wasserrohrbruch als nützlich erweisen würden.
Zeichensetzen gegen Plastik und Aluminium
Die Teelichter sind jetzt aufgebraucht, und ich habe mich auf die Suche gemacht. Ziel: plastikverpackungs- und aluminiumhülsenfreie Kerzen (Aluminium ist ökologisch kaum weniger bedenklich als Plastik). Schnell wurde ich im Bioladen um die Ecke fündig: Primavera produziert Teelichter ohne Aluminiumhülse und in Papierverpackung. Der Blick auf die Zusammensetzung war jedoch etwas ernüchternd. Abgesehen vom Paraffin (aus Erdöl), Bienenwachs (na, ja, von Bienen halt) ist auch Stearin enthalten. Stearin wird aus Palmöl gewonnen, das aufgrund der massiven Bedrohung für den Regenwald durch Anlage von Palmölplantagen kritisch zu betrachten ist. Bio-Stearin ist es leider nicht, so dass ein nachhaltiger Anbau wohl auszuschließen ist. Sobald die leer sind, teste ich mal die bei Hans-Natur gefundenen Bio-Teelichter mit recyceltem Alubecher und die bei Waschbär gefundenen Öko-Teelichter ganz ohne Alu und aus lokal recycelten Fetten. Die Bewertungen von Letztgenannten sind zwar durchwachsen, aber - ich entschuldige mich vorab für diesen vorhersehbaren und denkbar schlechten Kalauer, der sich aber nahtlos in die vorangegangenen einreiht - es ist ja auch Kerzenwachs. Darauf einen Teller GRÖNSAKSBULLAR!