Von NASA / Bill Anders - Gemeinfrei |
Heute ist der 2. August, der Tag, an dem wir nach Berechnungen der Global Footprint Network die uns für dieses Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht haben. Es ist der frühste „Earth Overshoot Day“ seitdem es im Jahr 1971 erstmals zur Welterschöpfung kam. Rechnerisch 1,7 Erden bräuchten wir, wenn wir nicht weiter Ressourcen zu Lasten unserer Nachfahren verbrauchen wollten – dabei sind wir mit unserer industrialisierten Lebensweise Hauptverursacher. 3,2 Planeten bräuchte es, wenn alle so mit ihren Ressourcen umgingen wie wir in Deutschland. Der deutsche Erdüberlastungstag fiel dieses Jahr daher auch auf den 24. April. Natürlich habe ich bei fussabdruck.de auch meinen persönlichen „Erdbedarf“ errechnet. Das Global Footprint Network lässt zirka 15.000 Datenpunkte einfließen, bei fußabdruck.de sind es nur 13, aber als Richtwert ist es eine gute Wahl. Die Grundeinheit ist hier wie dort der globale Hektar (gha), also die Landfläche, die jedem Erdenbürger theoretisch zur Verfügung stünde, konkret: nutzbare Landfläche der Erde (11,3 Mrd Hektar) geteilt durch die Weltbevölkerung (7,5 Mrd) ist gleich ca. 1,5 gha pro Kopf. Laut Fußabdrucktest habe ich es geschafft, mich seit Dezember 2013 von 6,5 gha (4,3 Erden) auf 3,4 gha (2,3 Erden) zu verringern, indem ich deutlich weniger Müll produziere, mich vegan ernähre, das Auto merklich seltener nutze und meinen Konsum stark reduziert habe. Dennoch überrascht mich das Ergebnis. Ich hätte einen deutlich niedrigeren Wert erwartet. Verantwortlich sind primär mein täglicher Weg zur Arbeit von 35 Kilometern einfacher Strecke, meine Wohnung, die ich alleine bewohne, und das Auto, dass ich besitze (dass ich es mit meiner Freundin teile, interessiert den Test leider nicht). Arbeitete ich am Wohnort und halbierte meine Wohnfläche, käme ich auf 2,6 gha (1,7) Planeten. Ein weiterer für das Ergebnis ausschlaggebender Faktor ist der Zuschlag von 0,8 gha für meinen Anteil an der Infrastruktur in Deutschland. Lebte ich auf einer unbebauten und unbewohnten Insel, bräuchte ich nur noch 1,8 gha (1,2 Erden). Auf der Insel bräuchte ich kein Auto mehr, und schon wäre ich bei einem gha, der unter 1,5 läge – also dort, wo die Bewohner von Bangladesch heute schon sind. Was ist daraus zu schließen? Neben dem Möglichen, was der Einzelne verändern kann, ist es wichtig, die politischen Weichen zu stellen, sodass unsere Infrastruktur möglichst umweltgerecht wird. Dann müssten wir keine bis dato unbewohnten Inseln besiedeln. Besonders hoch ist die Belastung in Deutschland bei CO2-Emissionen, die 64 Prozent des Fußabdrucks ausmachen, und im Bereich Ackerland, die mit 20 Prozent zu Buche schlagen. Im Jahr 2016 haben wir 9,6 Tonnen Millionen Tonnen CO2 pro Bundesbürger ausgestoßen; die weltweite Pro-Kopf-Emission liegt mit 4,9 Tonnen in etwa bei der Hälfte. Einerseits brauchen wir mehr Waldflächen, um unser produziertes CO2 zu binden, andererseits einen geplanten Ausstieg aus dem Verbrauch fossiler Brennstoffe, was natürlich nur funktionieren kann, wenn wir selbst unsere Energieverbräuche stark reduzieren. Landwirtschaftlich nutzten wir im Jahr 2016 16,7 Millionen Hektar, benötigten aber weitere 5,5 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche im Ausland, um – im Kern – Soja als Tierfutter für die Fleisch- und Milchproduktion anbauen zu lassen. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass bereits 70 % unserer inländischen Agrarfläche für Tierfutter genutzt wird. Auch hier braucht es ein Umdenken: eine Abkehr vom alltäglichen Fleischkonsum und eine Rückkehr zur „Sonntagsbraten-Mentalität“. Die Weichen dafür lassen sich am 24. September bei der Bundestagswahl stellen – ein Blick in die Wahlprogramme reicht, um die richtige Entscheidung zu treffen.
turydddu@Flickr, retouched by JovanCormac - [2], CCBY2.0 |
Bis dahin versuche ich als nächsten Schritt meinen Warmwasserverbrauch zu senken. Wassermangel herrscht in Deutschland zum Glück nicht, und wir sind bereits vergleichsweise sparsam – wer dort, wo er herrscht, helfen will, erreicht mit dem Verzicht auf Baumwollkleidung und Rindfleisch deutlich mehr. Andererseits kann ich so schon mal etwas üben, Wasser zu sparen, wenn ich erstmal in meinem Mikrohaus mit Brunnen und begrenztem Trinkwasserreservoir lebe. Im Kern geht es mir um die Einsparung warmen Wassers. Wasser, das ich nicht erhitze, verbraucht keine Energie und verursacht keine CO2-Emissionen. Zunächst gehe ich meinen Verbrauch beim Duschen an. Ein herkömmlicher Duschkopf hat einen Durchsatz von ca. 15 Litern Wasser, ein Sparduschkopf von 7-8. Im Schnitt gehen 20-40 Liter pro Tag für den Duschvorgang in den Abfluss, was einem Drittel des Gesamtverbrauchs entspricht. Meinen eigenen Verbrauch kann ich zwar mangels eigenem Zähler nicht feststellen, aber das ändert ja nichts am Ergebnis. Ich fange damit an, dass ich die „Navy-Dusche“ einführe: Körper nass machen, Wasser abstellen, einseifen und anschließend nur rasch den Schaum wegspülen. Mein Ziel ist eine Duschzeit unter einer Minute. Das Gleiche setze ich bei der Handwäsche um. Das reduziert meinen Warmwasserverbrauch um bis zu 75 %, wodurch ich auch meinen CO2-Fußabdruck reduziere, da ich auch 75 % weniger Wasser heiß machen muss. Vielleicht muss ich am Ende gar nicht auf eine Insel umziehen. Obwohl’s ja schon ganz schön wäre.
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