Ich bin unter die Onlineshopbetreiber
gegangen und biete mein Kinderbuch als signierte
Ausgabe über eine eigene Homepage an. Und damit beginnt das Dilemma: Wie versenden?
Luftpolsterfolie? Aber halt! Als Plastikmüllvermeider eine Umverpackung aus
Plastik wählen? Das geht doch nicht! Ein Papierumschlag? Er würde das Buch
während des Transportes nicht ausreichend schützen. Ich möchte, dass es in
unversehrtem Zustand bei meinen jungen Leserinnen und Lesern ankommt. Wer kann
schon die Vorstellung tränengefüllter Kinderaugen ertragen? Ein Versandumschlag
aus dicker Pappe, ähnlich wie sie der große Versandhändler mit A benutzt?
Großartig, dachte ich. Problem mit dem Kunststoff gelöst. Dann entsann ich mich
der Debatte um die Umweltfreundlichkeit von Papier- im Vergleich zu
Plastiktüten. Bereits vor drei Jahren hatte Bayern 1 seinen Umweltkommissarermitteln lassen, dass die Herstellung von Papier fast doppelt so viel Energie
benötigt. Hinzu kommt, dass die Luftpolsterfolie durch Lufteinschlüsse im
Plastik schützt, während die Pappe ihren Schutz durch ein Plus an Material
realisiert. Dadurch wird sie ein Vielfaches schwerer, und das Mehr an Gewicht,
bedeutet ein Mehr an Kraftstoff für den Postversand. Nicht nur, dass die
Produktion der Pappe also energieintensiver ist, gerade der Versand macht die
Ökobilanz so schlecht.
Was tun? Ein wenig Plastik, das aber Jahrhunderte
braucht, um zu verrotten, und fossile Ressourcen verschwendet, oder Papier und
Pappe, die ein Vielfaches an Energie verbrauchen und damit deutlich mehr CO2 in
die Atmosphäre geben? Ich erinnerte mich an die Worte eines Chemikers während
einer Podiumsdiskussion, der Plastik als „festes Erdöl“ bezeichnete und sich
dafür aussprach, es grundsätzlich thermisch zu verwerten. Sein Argument:
Solange wir ohnehin noch Erdöl zur Energiegewinnung nutzen, ist es energetisch
günstiger, es zu verbrennen, als es zu recyceln. Kann ich also doch etwas
Plastik in Kauf nehmen?
Kurz vor der Entscheidung für die Luftpolsterfolie,
traf ich mich mit einer befreundeten Biologin. Was, wenn der Hersteller der
Pappe seinen Strom aus regenerativen Quellen bezieht, warf sie ein, und nicht
zu 40 % aus Kohle, wie es derzeit im Bundesgebiet der Fall ist? Immerhin ist
der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung in den letzten fünf
Jahren kontinuierlich von 23,5 auf 36,2 Prozent gestiegen. Die regenerativen haben
im Jahr 2017 für die Vermeidung von 138 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten gesorgt,
indem sie die klimaschädlichen Quellen verringert haben. Die Gewinnung einer
Kilowattstunde Strom aus Braunkohle setzt 980 bis 1.230 g CO2-Äquivalente frei,
Wasser- und Windkraft nur zwischen vier und 16 Gramm. Wenn ich also einen
Hersteller fände, der seine Pappe mit Wind- und Wasserkraft herstellt,
verringerte sich der Nachteil durch den doppelt so hohen Energieverbrauch bei
der Produktion auf gut ein Fünfundzwanzigstel der Produktionskosten des
Luftpolsterfolienherstellers. Allerdings ist die Pappe zehnmal schwerer – sie
wäre also nur zweieinhalbmal weniger CO2-intensiv. Immerhin! Allerdings
bedeutete das auch, dass das Postauto mit einem Elektromotor ausgestattet sein
müsste, der mit erneuerbaren Energien gespeist werden müsste. Währenddessen
müsste der Hersteller der Luftpolsterfolie den Standardstrommix beziehen und
auf Postfahrzeuge mit Verbrennungsmotor bestehen.
Himmel, es könnte so einfach
sein! Vielleicht mache ich einfach eine Buchhandlung auf. Mit nur einem Buch.
Das aber mit Signatur. Und auf Ökopapier!