Dienstag, 14. August 2018

Über alles, nur nicht Klimawandel


Ich möchte nicht über den Klimawandel schreiben. Es ist viel zu heiß. Lieber schreibe ich über Ernährung. Rein pflanzliche, versteht sich. 

Rund zwei Drittel aller vom Menschen genutzten Flächen dienen der Tierhaltung. Wussten sie das? Beginnend mit dem Anbau von Futtermitteln – 40 Prozent der Weltgetreideernte und 85 Prozent der Sojaernte gehen an Nutztiere –, endend mit dem Flächenverbrauch für die Tierhaltung. Bei der Recherche fiel mir ins Auge, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen weit weniger CO2 aus der Atmosphäre binden als die natürliche Vegetation. Rund sieben Kilo pflanzliches Protein benötigen wir im Schnitt, um ein Kilogramm tierisches Protein zu erhalten. Die nötigen Anbauflächen bringen einen extremen Flächenverbrauch mit sich, um überwiegend eine Geschmacksfrage zu befriedigen. Eine Studie von Schmidinger und Kollegen, bereits 2012 im  International Journal of Life Cycle Assessment veröffentlicht, kam zum Ergebnis, dass beispielsweise brasilianisches Rindfleisch unter Einberechnung des Flächenverbrauchs gut 25mal klimaschädlicher ist, als bisher angenommen. Eine niederländische Studie kam drei Jahre zuvor zu dem Ergebnis, dass wir uns bis zum Jahr 2050 80 Prozent der Klimastabilisierungskosten - 32 Billionen US-Dollar - sparen könnten, wenn wir auf die Nutztierhaltung verzichteten. 

Oh, jetzt schreibe ich doch über das Klima. Möchte ich nicht. Ich habe gerade 33 Grad Celsius in meiner Dachgeschosswohnung. Dann schreibe ich eben über ökologische Ernährung, wenn die Ernährung mit Fleisch offenbar doch ein Klimathema ist. Die ist zwar etwas teurer, aber dadurch, dass ich am Tierischen spare, kann ich mir das wie jede und jeder andere auch leisten. Wussten Sie, dass rund 80 Prozent der Lachgas-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft stammen? Sie war nach Daten des Umweltbundesamtes im Jahr 2016 mit einem Anteil 7,2 Prozent der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen. Das Lachgas stammt aus der Verwendung mineralischer Stickstoffdünger und Wirtschaftsdünger, die beim ökologischen Landbau keinen Einsatz finden. Bio-Lebensmittel sind daher deutlich klimafreundlicher. Ein Kilogramm Kartoffeln aus konventionellem Anbau trägt nach Rahmann und Kollegen, „Klimarelevanz des ökologischen Landbaus – Stand des Wissens“, Agriculture and Forestry Research 1/2 2008, 197 g CO2-Äquivalente in die Klimabilanz ein, ein Kilogramm aus ökologischem nur 136 g (-31 %); ein Kilogramm konventionelles Rindfleisch übrigens 13.303 g und ökologisches 11.371 g – unter Einberechnung des Landverbrauchs vermutlich sogar das Doppelte.

Jetzt bin ich ja schon wieder beim Klima. Die Sonne schlägt ganz schon aufs Hirn. Ich sollte mich in den Flieger setzen und ins Kühle Island flüchten. Die Lufthansa bietet glücklicherweise vegane Mahlzeiten an und hat vor einigen Jahren als erste Fluggesellschaft weltweit den Einsatz von Biotreibstoff im regulären Flugbetrieb erprobt. Nach Daten des Umweltbundesamtes emittiert eine Flugreise übrigens 214 g Treibhausgase pro Personenkilometer (Reisebus: 32 g, Fernverkehr/Bahn: 37 g; PKW: 140 g). Wussten Sie das? Bis nach Reykjavik sind es 3.250 Kilometer und damit 695,5 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Person. Das ist so viel wie bei 26 Kilogramm konventionellem Rindfleisch oder fünf Tonnen Kartoffeln aus ökologischem Anbau freigesetzt wird.

Vielleicht bleibe ich doch lieber zuhause, esse entspannt eine fleischlose Bio-Gemüse-Mahlzeit und schreibe etwas über das Klima. Einfacher geht es wohl nicht, etwas fürs Klima zu tun.

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