Sonntag, 23. August 2015

Hessenslam 2015 - "Nach dem Slam ist vor dem Slam"

Dank AIDA eine Erinnerung, St Peter 08/15
"Nach dem Slam ist vor dem Slam", sagte einmal ein berühmter Poet, oder hätte von einem Poeten gesagt werden können, wenn Sepp Herberger sich nicht für Fußball entschieden hätte. Er hatte alles, was ein guter Slam braucht: Ein bisschen Chaos, ein bisschen Familiengefühl, starke Worte, traurige Sieger, glückliche Gewinner, und da spreche ich nur vom Halbfinale. Eigentlich die Attribute jeden Slams, nur ist es eben der Hessenslam. Er ist größer, er ist wichtiger, und doch ist irgendwie nichts fremd. Dominique Marcri sagte in ihrer Anmoderation zum Halbfinale im St. Peter, der Hessenslam sei ein Slam wie jeder andere, nur anders. Und damit ist alles gesagt. "Same, same, but different!"
Ich ging zum Hessenslam mit der gleichen Erwartungshaltung, mit der ich zuletzt 2012 nach Gießen zum Hessenslam ging: Alles geben und dann mal schauen. Großartige Leute, die ich als Künstler sehr schätze, wie Benedict Hegemann und Stefan Dörsing, um nur zwei Namen zu nennen, sollten zusammen mit mir antreten. 14 Menschen im Line-up, zwei Wertungsgruppen, die jeweils zwei Punktbesten sollten weiterkommen und sich folgetags - also heute - erneut im Finale treffen. Die Auslosung entschied sich für mein Einreihen in die zweite Wertungsgruppe, mit Stefan Dörsing, den ich ganz klar bereits vor dem Start als Gruppensieger sah. Mit soliden 40 von 50 Punkten, trotz drei Versprechern, war ich zufrieden. Und an den Versprechern lag es auch nicht. Es waren einfach sehr gute Vorträge in meiner Gruppe. Bessere. Jedenfalls aus Sicht der Juroren. Na gut, auch aus meiner Sicht. Wie Tobias Schmolke in seinem Beitrag zuvor sinngemäß so schön gesagt hatte, gehe keine Bewertung des Textes mit der Bewertung durch das Publikum einher, es sei vielmehr nur Ausdruck dessen, was dem Pöbel heute gefiele. Damit kam er auf 47 Punkte. Ohne Versprecher. Verdient. Definitiv. Obwohl der Pöbel ein tolles Publikum war, das bis zuletzt ausrastete, applaudierte und johlte, so dass es mir wirklich Spaß gemacht hatte, die Bühne zu betreten, vorzutragen und Teil dieser hessenslamesquen Atmosphäre zu sein. Letztlich zogen Tobias und Livia Warch aus meiner Gruppe ins Finale ein. Stefan Dörsing, punktgleich mit Livia, wurde von Fortuna beim Losentscheid fies weggegrätscht. Schade, denn viele im Publikum - jene ohne Wertungstafel - sahen ihn als besten Poeten des Abends an.
Der 2015er Hessenslam jedenfalls liegt hinter mir -  mit oder ohne Bonmot von Poeten Herberger - und das Finale vor acht geschätzen Dichterkolleginnen und -kollegen, denen ich hiermit alles Glück der Welt wünsche. Ihr habt es alle verdient. Möge die oder der Bessere gewinnen oder zumindest wer dem Pöbel heute Abend am besten gefallen mag (Vgl. Schmolke, 2015).
"Nach dem Slam ist vor dem Slam", denke ich und bin gedanklich schon beim nächsten Hessenslam. 2012 las ich noch ab, 2015 trug ich auswendig vor und 2016 (!) ... wer weiß, was ich mir Verrücktes zur Text- und Performance-Steigerung einfallen lasse. Jedenfalls weiß ich jetzt schon: "Der Slam ist bunt, und ein Text dauert sechs Minuten!" Danke, Sepp.

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