Sonntag, 15. Oktober 2017

Waschmittellasagne

Amylase, Lipase, Protease, Tetraacetylethylendiamin, Natriumsilikat, Natriumaluminiumsilikat, Natriumcarbonat, Polycarboxylate, Polyvinylpyrrolidon, Tenside. Die eine oder der andere mag sich jetzt sicher sein, dass es sich um Zutaten eines Fertiggerichts des unteren Qualitäts- und Preissegments handelt, auf dem für gewöhnlich Hinweise zu lesen sind wie: „Achtung! Kann Spuren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen enthalten. Verwechselungen mit natürlichen Nahrungsmitteln sind rein zufällig!“, doch weit gefehlt. Tatsächlich sind es die üblichen Inhaltsstoffe von Waschmitteln: Enzyme, um Nahrungsmittelreste aus der Wäsche lösen, Bleichmittelaktivatoren, Reinigungskraftverstärker, Wasserenthärter, Vergrauungs- und Verfärbungsinhibitoren, Weichmacher, Desinfektions- und Konservierungsmittel. Hört sich an, als hätten die Ägypter damit einst Pharaonen haltbar gemacht. Nicht alles davon ist daher auch unbedenklich. Manches ist toxisch, anderes biologisch nicht abbaubar. Rund 700.000 Tonnen Waschmittel verbrauchen wir jährlich in der Republik. Waschmittel, das nach der Wäsche im Abwasser landet und teils über die Kläranlagen in den Klärschlamm gelangt. Der wiederum landet auf unseren Äckern, da er auch eine ganze Reihe wertvoller Pflanzennährstoffe enthält, insbesondere das immer knapper werdende Phosphor, was die Verwendung als Dünger durchaus sinnvoll macht. Andererseits enthält er eben auch anorganische Anteile, beispielsweise nicht abbaubare Tenside und Polymere aus Waschmitteln, die so ebenfalls auf die Felder und in die Pflanzen gelangen. Es ist also leider nicht ganz abwegig, die oben genannten Stoffe auf der Zutatenliste von Nahrungsmitteln zu finden. Müssen all die Stoffe sein? Vermutlich schon. Das Waschmittel soll ja alles sauber bekommen. Also sind Fettlöser enthalten, auch wenn ich nicht einen Spritzer auf dem Hemd habe, Wasserenthärter, selbst wenn der PH-Wert des Wassers in Ordnung ist, und so viele Tenside, dass selbst die dreckigste Wäsche sauber wird. Niedriger zu dosieren, mag eine Lösung sein. Eine andere, es vielleicht mit einer ökologischen Alternative zu versuchen. Vom Verzicht auf Waschmittel rate ich übrigens an dieser Stelle ab. Den Versuch hatte ich schon. Das ist ein wenig wie Suppe mit einer Gabel zu essen. Es sieht aus, als äße man, es wird aber niemand satt. Alternativen gibt es tatsächlich: Efeu und Rosskastanien. Kein Spaß! Das funktioniert. Einfach drei Rosskastanien aufsammeln, zerkleinern, ein paar Stunden in Wasser einweichen und das gefilterte Wasser als Flüssigwaschmittel nutzen. Gleiches gilt für Efeu. Zwei Handvoll zerkleinern und mit heißem Wasser übergießen. Nach ein paar Stunden kann man auch jenes abgeseihte Wasser zur Reinigung normal verschmutzter Wäsche in der Maschine nutzen. Wer sich überzeugen will: Auf meinem Blog habe ich meine weißen Socken fotografiert. Ein beweiskräftiges Vorher-/Nachherfoto, das keine Fragen offen lässt. Die zwei Papiertüten Kastanien, die ich am Straßenrand gesammelt habe, reichen wohl bis zum nächsten Herbst, und, falls nicht, bleibt mir das Efeu. Sollte ich tatsächlich dann doch einmal Blutanhaftungen auf dem Hemd haben, weil ich beispielsweise bei der Efeu-Ernte von der Leiter gefallen bin, kann ich ja ausnahmsweise auf ein protease-haltiges Waschmittel zurückgreifen. Bis dahin habe ich jede Menge Klärschlamm nicht belastet, muss meine Waschmittelreste nicht essen, habe einen Haufen Umverpackung eingespart, und auch der Pharao bleibt noch ein paar Jahre länger frisch.

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