Keine Krise wie die andere |
Ja, ich weiß. Das ist die dritte Kolumne in Folge, die sich um Corona dreht. Ich verspreche, ich werde bald wieder von etwas anderem schreiben. Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola, EHEC, es gibt so viele Themen. Ich muss jedoch noch einmal davon schreiben, denn ich finde so viele in den Sozialen Netzwerken, die zurecht fordern, dass Krisen, insbesondere die Klimakrise, gleichbehandelt werden sollen.
Unter dem Hashtag #netzstreikfuersklima ist Fridays for Future, die durch Corona auch nicht mehr auf der Straße für den Paradigmenwechsel in der Klimapolitik demonstrieren können, in die virtuelle Öffentlichkeit gewechselt. Frei von Ansteckungsgefahr für die Teilnehmenden! Die Forderung ist absolut gerechtfertigt, denn gerade die Klimakrise bedroht die Menschheit wie keine andere jemals zuvor in ihrer Geschichte. Sie könnte das sein, was möglicherweise jener Meteor vor Millionen von Jahren für die Dinosaurier war. Und damit tritt bereits ein klarer Unterschied zutage. Der Dinosaurier von damals stand nicht an seinem riesigen Weltraumteleskop und hatte den Steinbrocken nahen sehen. Es kamen zum Ende der Kreidezeit nicht alle Riesenechsen zusammen und berieten sich, wie der Aufprall zu verhindern sein könnte. In Angesichts der nahenden Gefahr hätten sich die Argentinosaurier, die Diplodocus und Brontosaurier und alle weiteren gewichtigen Artgenossen in völliger Einigkeit entschlossen haben können, die westliche Hemisphäre aufzusuchen. Der Supersaurus hätte bis drei gezählt, dann wäre die komplette dinosaurische Lebendmasse gleichzeitig hochgesprungen und hätte die Weltkugel beim Aufkommen kurzfristig aus der Bahn springen lassen. Der Meteor wäre vorbeigerauscht, dann hätte sich dasselbe auf der Ostseite wiederholt und das Leben wäre wieder in gewohnten Bahnen verlaufen. Der T-Rex hätte seine kurzen Ärmchen zum Mittelfingerzeigen gen Himmel erhoben und dem Verglühen eines Sternenschweifs lächelnd zugeschaut. Auch wenn die Weltpolitik in Sachen Klima dieselbe Behäbigkeit wie ein Brachiosaurus aufweist – jede Krise ist anders.
Die Klimakrise ist wie das Rauchen. Man weiß, dass es schädlich ist, aber weil es viele machen, man noch bei niemanden nach dem Schmauchen Zungenkrebs hat sich entwickeln sehen und ja außerdem der Heesters auch als Raucher über 100 geworden ist, raucht man eben weiter. Das Coronavirus ist eher wie ein Laster mit Zigaretten, der seit China beschleunigt und nun ohne Bremsen auf uns zurast. Da weicht man schnell mal aus und ruft auch gerne: "Achtung, ein Laster. Bleibt von der Straße fern!" Man reagiert, indem man sein Leben genügsamer lebt – schließlich hält auch das Toilettenpapier nicht ewig. Das Problem ist nur, sobald der Laster sauber eingeparkt ist, öffnen wir den Laderaum... und rauchen erstmal eine! Keine Krise ist wie die andere.
Auf die Klimakrise muss dauerhaft reagiert werden und sie ist noch zu abstrakt. Wissenschaftler können sich ja auch irren, scheint der eine andere zu denken. Bei Corona fällt es schwer, die Wissenschaft zu ignorieren, denn inzwischen kennt jeder jemanden, der Infiziert ist oder zumindest jemand Infizierten kennt. „Du, ich hab‘ Klima!“, habe ich noch niemanden sagen gehört. Dabei haben wir das doch alle. Also bitte, glaubt der Wissenschaft. Sie irrt zwar manchmal, aber immerhin korrigiert sie sich, wenn sie es erkannt hat. Die Dinos haben ihrem Astronomussaurus nicht geglaubt, als er rief: „Leute, wir haben eine Meteorenkrise!“. Seid wie der Argentinosaurus. Seid schwer. Springt. Eins, zwei, drei, JETZT!
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