Grüner durch Teamwork |
Nach Daten des statistischen Bundesamtes sind fast 40 Prozent der Haushalte von nur einer Person bewohnt, und jede dieser Singles verfügt über durchschnittlich 68 Quadratmeter Wohnfläche. Ich war einer von ihnen. Die Hälfte meiner Wände war frei, denn ich hatte nicht genug in meinem Besitz, um sie mit Schränken verstellen zu müssen. Ich besaß nicht einmal eine Waschmaschine. Stattdessen ging ich alle drei Wochen in den Waschsalon. Meinen Kühlschrank hatte ich seit drei Jahren nicht mehr einschalten müssen, da ich mehr oder minder von der Hand in den Mund gelebt hatte. Wie ich bereits schrieb: Ich war einer von ihnen. Seit letzter Woche bin ich Teil eines Zwei-Personen-Haushalts. Natürlich überwiegt die Freude darüber – mit großem Gewicht –, dennoch kamen im Vorfeld Gedanken auf, die sich mit meinem individuellen ökologischen Fußabdruck befassten. Wie werde ich darauf reagieren, wenn die Klarheit meines reduzierten Besitzes nicht mehr auf mich wirken kann? Komme ich damit zurecht, dass sich die Anzahl der Elektrogeräte im Haushalt plötzlich um solche wie Mikrowellenherd und Wäschetrockner erweitern wird? Was wird es mit mir machen, wenn ich meinen Kühlschrank vielleicht dauerhaft eingeschaltet lasse?
Die Antworten vorweggenommen: Gut, ja und nichts, denn erstaunlicherweise wird all das regelrecht aufgezehrt von einem sehr hungrigen Energiezehrerpärchen in meiner Ökobilanz: Dem Flächenverbrauch und den Heizkosten. 49 Quadratmeter Fläche bewohnen Menschen aus Zwei-Personen-Haushalten im Durchschnitt, die im Mittel immerhin bis zu 149 kw/h Heizenergie verbrauchen. Bei mir sind Flächen- und Heizenergieverbauch nun halbiert, und das wirkt sich auf den ökologischen Fußabdruck merklich aus. Es reduziert meinen globalen Flächenbedarf von 3,8 auf 3,4 globale Hektar (gha) – der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 4,9 gha. Der globale Hektar beinhaltet alles, was unsere Art zu leben an Fläche nötig macht. Vom Bedarf an Anbauflächen für Lebensmittel, über den Flächenanteil an der Infrastruktur und den für die Produktion von Konsumgütern bis hin zum Wohnraum. Das Wohnen wird dabei mit einem Anteil von 25 Prozent im Durchschnitt nur von den Ernährungsgewohnheiten, die durch unsere tierproduktreichen Essgewohnheiten 35 Prozent betragen, überboten. Wenn diese zwei Punkte bereits 60 Prozent ausmachen, wundert nicht, dass der diesjährige Earth-Overshot-Day, der Erdüberlastungstag, vermutlich am 3. Mai gewesen wäre. Ab diesem Tag nutzten wir Ressourcen, die uns rechnerisch nicht mehr zustünden und wir zu Lasten anderer – unserer Mitmenschen in anderen Ländern und unserer Folgegenerationen – verbrauchten. Der Corona-Shot-Down, der nicht eingerechnet ist, wird den deutschen Erdüberlastungstag faktisch verschoben haben. Vielleicht ist er am heutigen Tage. Wer weiß?
Fakt ist, wir müssen noch viel tun. Meinen Wohnraum zu teilen, hat mich – ganz gleich, ob ich nun den Kühlschrank dauerhaft eingeschaltet lasse oder nicht – merklich nach vorne gebracht. Und nicht nur mich. Auch meine Lebensgefährtin halbiert ihren Flächen- und Heizenergieverbrauch. Zusammen bringen wir es auf eine Ersparnis von 0,8 gha – das entspricht dem ökologischen Fußabdruck einer Bengalin oder eines Bengalen. Abgesehen davon und vom zwischenmenschlich Offensichtlichen gibt es aber noch einen weiteren gravierenden Vorteil: Ich spare mir alle drei Wochen 1,3 Kilometer Fußweg zum Waschsalon, und, wer weiß, vielleicht bekomme ich sogar mit der Zeit heraus, wozu man einen Mikrowellenherd braucht!
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