Letztens wurde ich während einer Diskussion
in einer Facebook-Gruppe zum Thema Minimalismus sinngemäß gefragt, weshalb wir
alle bloß so zahlenverliebt seien. Wenn man der Umwelt etwas Gutes tun wolle,
könne man das doch einfach tun.
Ja, das ist natürlich prinzipiell richtig. Man
kann immer alles tun! Erinnern wir uns jedoch an unsere Grundschullehrerin,
dann fällt uns schnell ein, dass sie immer sagte: „Tun tut man nicht!“ Was soll
man da tun? Der Nachteil vom einfachen Tun ist, dass es zumeist auf dem
Bauchgefühl basiert. Das Bauchgefühl nährt sich durch Erfahrung. Wenn mich
meine Katze das dritte Mal gekratzt hat, weil ich sie gegen den Strich
gestreichelt habe, sagt mir mein Bauchgefühl, wenn ich eine fremde Katze mit
noch größeren Krallen vor mir habe: „Versuch‘s besser in Wuchsrichtung des
Fells!“ Ich tu‘s, sie schnurrt und ich komme ohne Auffrischung meiner
Tetanusimpfung durch den Tag. In Fragen einer ökologischen Lebensführung ist
das leider nicht so. Ich kann aus eigenen Erfahrungen nicht bemessen, ob sich das
Eine ökologischer auswirkt als das Andere. Weder das Eine noch das Andere haben
Krallen, die mich Erfahrungen machen lassen. Ich merke auch nicht, dass sich
das Klima wandelt, weil ich dieses oder jenes in meinem Leben verändert habe.
Das ist ein Wenig wie mit dem Rauchen. Wenn unmittelbar nach dem Rauchen
Lungenkrebs folgte, würden nur noch Suizidenten rauchen. Etwa jeder zehnte
Raucher erkrankt im Laufe seines Lebens, im Durchschnitt 30-40 Jahre nach
Beginn des Rauchens, an Krebs. Nur wenn ich das weiß, kann ich entscheiden, ob Rauchen
clever ist oder nicht. Wer vor hundert Jahren zu rauchen begann, stellte vierzig
Jahren später fest, dass es 90% seiner Rauchkumpane besser geht und wunderte sich
vielleicht, warum die Eiserne Lunge so laut pumpt. Das Informationszeitalter
bringt mit sich, dass eben solche Zahlen öffentlich zugänglich sind und
Entscheidungen beeinflussen können. Ebenso ist es mit den Zahlen zur Umwelt. Ich
muss wissen, was in 30 oder 40 Jahren aller Wahrscheinlichkeit eintreten wird,
wenn ich dieses oder jenes Verhalten an den Tag lege.
Wenn ich an der
Supermarktkasse stehe und die Wahl zwischen Papier- und Plastiktüte habe, sagt
mir mein Bauch vielleicht: „Nimm Papier! Bäume sind ein Teil der Natur!“ Habe
ich die nötigen Zahlen recherchiert, weiß ich, dass zur Herstellung fast
doppelt so viel Energie benötigt wird und eine deutlich höhere Belastung von
Luft und Wasser durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien, mit
denen die Zellstofffasern behandelt werden müssen, entsteht. Dann weiß ich,
dass wir mit Papiertüten als Ersatz in 40 Jahren höchstwahrscheinlich noch
trockenere und heißere Sommer haben werden. Den Teufel mit dem Beelzebub
austreiben, nannte das meine Oma. Ich entscheide mich mit diesem Wissen vielleicht,
meinen Einkauf lose im Kofferraum nachhause zu fahren. Dort angekommen mehrfach
zwischen Küche und Auto pendeln zu müssen, wirkt sich dann auch auf den Bauch
aus - sowohl auf den Umfang als auch auf gleichnamiges Gefühl, das mich das
nächste Mal meine Stoffbeutel sicher nicht vergessen lässt.
„Wissen ist Macht“
schrieb der Philosoph Francis Bacon schon 1598. Wir sollten also alle etwas
zahlenverliebt sein, wenn wir die Macht haben wollen, die richtigen Entscheidungen
zu treffen. Eine valide Statistik, wie viele Katzen nicht gegen den Strich
gestreichelt werden wollen, gibt es übrigens nicht. Zur Umwelt dahingegen findet
man im Internet alles, und die hat nicht einmal Krallen.
Quelle: http://www.bilder-katzen.de/portfolio/bild-vom-katzenbaby/ |
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