Sonntag, 22. Juli 2018

Detox für die Psyche: Sieben Tage ohne Smartphone (7)


Freitag hatte ich meinen siebten Tag ohne Smartphone und ohne Soziale Netzwerke. Als ich abends zu Bett ging, war ich gespannt, was nach dem Erwachen passieren würde, wenn meine selbst auferlegte Abstinenz enden würde. 
Morgens schnappte ich mir erwartungsgemäß gleich mein Smartphone, ging ins Hotelrestaurant und fotografierte sofort mein Frühstück. und dann ... dann ... dann steckte ich es wieder ein. Kein Instagram-Post, nichts auf Facebook und auch Whatsapp habe ich ruhen lassen.

Die überraschende Antwort auf die spannende Frage: Nichts ist passiert! Ich hatte nicht einmal den Drang, meine verpassten Nachrichten der letzten sieben Tage sofort zu checken. Der Drang setzte auch zur Mittagszeit nicht ein, und auch am Abend war da kein Bedürfnis zu spüren. Um sieben Uhr siegte aber dann zumindest die Neugierde, wie viele Nachrichten es dann wohl in dieser Woche gewesen sein mögen. 471 (215 Instagram*, 98 Facebook, 85 Whatsapp, 73 Emails) Nachrichten und Benachrichtigungen durfte ich am Rechner checken und gegebenenfalls beantworten; also auf die Woche bezogen fast 70 (!) pro Tag. Gebraucht habe ich ... weniger als drei Stunden (164 Minuten). 
Angenommen meine im ersten Post geschätzten vier Stunden, die ich täglich mit Smartphone und Sozialen Netzwerken beschäftigt bin, treffen zu, dann wäre das eine Zeitersparnis von über 90 Prozent. Damit hätte ich nie gerechnet!


Die Frage ist natürlich, ob die Nachrichten auch außerhalb der besonderen Bedingungen der Urlaubszeit so lange unbeantwortet bleiben können. Auch hier gab es spannende Erkenntnisse. Ich habe die vier genannten Kommunikationsformen/Sozialen Netzwerke einzeln nach Bearbeitungszeit und Relevanz ausgewertet . 
Die Bearbeitungszeit war die Zeit, die ich benötigte, um alle Nachrichten und Benachrichtigungen eines Mediums zu sichten und gegebenenfalls zu beantworten. Relevant war eine Nachricht oder Benachrichtigung in einem Medium, wenn sie an mich persönlich gerichtet war oder Informationen enthielt, die mich interessierten. Nicht relevant waren solche wie Spam oder Systembenachrichtigungen über Likes und Follower.

Die geringste Relevanz hatten Instagram (13,6 %, mehrheitlich Systembenachrichtigungen, keine persönlichen Nachrichten) und Emails (38 %, viel Spam), gefolgt von Facebook (52 %, viele Systembenachrichtigungen und Benachrichtigungen von Facebook mit dem Ziel, mich als Werbekunden zu mehr Absatz zu bringen) und Whatsapp (72 % Relevanz).


Interessanterweise lag jedoch die Bearbeitungszeit bei Instagram am niedrigsten (1,8  Sekunden pro Nachricht/Benachrichtigung), was daran liegt, dass Instagram Likes und Follower zusammenzufassen beginnt, wenn man einige Zeit keine Aktualisierungen abgerufen hat.

Die Bearbeitungszeit von Whatsapp und Facebook lagen mit durchschnittlich 30 Sekunden pro Benachrichtigung/Nachricht gleich, was bei Facebook teils auch der Zusammenfassung geschuldet ist ("20 Personen gefällt dein Beitrag ...") und bei Whatsapp an der schnellen Lesbarkeit liegt.
Am längsten brauchte ich für meine Emails (im Schnitt 50 Sekunden) - Schuld ist hier natürlich, dass Emails ausformuliert sind und zumeist deutlich gehaltvoller als die Nachrichten in den Sozialen Netzwerken.

Ich habe daraus folgenden künftigen Umgang für mich herauskristallisiert:
  • Instagram rufe ich nur noch einmal die Woche ab, da die Relevanz niedrig ist und auch die Bearbeitungszeit gering.
  • Facebook reicht es, zwei- oder dreimal pro Woche abzurufen, jedenfalls an Tagen, an denen ich etwas gepostet habe. Die Relevanz liegt nur unwesentlich über 50 % und die Bearbeitungszeit im Mittelfeld.
  • Whattsapp rufe ich zweimal täglich ab, da die Relevanz die höchste ist. Dringende Angelegenheiten können ja per Telefon erledigt werden.
  • Emails rufe ich künftig einmal täglich abends ab, wenn ich sie am Rechner statt auf dem Smartphone bearbeiten kann, was schneller geht. Die Relevanz ist zwar relativ niedrig, dafür ist die Wichtigkeit der relevanten Nachrichten in der Regel deutlich größer gewesen, als die der Benachrichtigungen und Nachrichten der sozialen Netzwerke.

Dadurch sollte ich weiterhin eine große Zeitersparnis haben und mir viel Energie und Fokussierung für kreative Prozesse bewahren können.

Zum Schluss kann ich jedem empfehlen, so eine Urlaubswoche ohne Smartphone und ohne Facebook & Co. zu machen. Nicht nur um vielleicht auch festzustellen, wie wenig Relevanz viele der Banachrichtigungen haben (das mag individuell verschieden sein), sondern gerade um sich vor Augen zu führen, wie es um die Wichtigkeit mancher Nachrichten bestellt ist. Viele erledigten sich mit der Liegezeit von selbst und manche ließen mich schmunzeln: Einige stellten mir Fragen, deren Antworten zeitkritisch waren. Nur einer von jenen kam auf die Idee anzurufen, um die Frage zu klären. Verlernt oder war die Frage doch nicht so wichtig?

Das heißt natürlich nicht, dass ich ab jetzt nicht mehr schaue, was auf anderen Kanälen/Profilen/Status so los ist. Ich lasse mir nur nicht mehr von den Apps diktieren, wann ich etwas abzurufen habe - Klingeltöne, Vibrationen und LED-Licht sind zu Benachrichtigungen der Apps nun deaktiviert. Herr meines Surfverhaltens bin ich zum Glück noch.
Und natürlich werde ich auch weiterhin mein Essen fotografieren und posten, so wie ich es oben heimlich gemacht habe und frech behauptet, ich hätte es nicht gemacht. GRINS!



* 1.177 Benachrichtigungen aus einer Werbeanzeige für Fionrirs Reise habe ich ausgeklammert, da sie zu einer Verzerrung geführt hätten.

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