Es ist wirklich erschreckend. Als wäre die Aufdeckung des Guttenberg'schen Plagiats nicht bereits schlimm genug für das Ansehen unseres Landes. Zufällig entdeckte ich heute ein weiteres Plagiat, dass das Land der Dichter und Denker erneut in seinen Grundfesten zu erschüttern vermag. Es trifft uns ebenda. Dort, wo man den Stolz bislang noch ohne Reue hin tragen konnte. Es trifft uns in der Welt der Literatur, ausgerechnet in der Märchenliteratur. Dort, wo Kinderherzen aufblühten und glückliche Eltern gerne lasen. Bis heute, denn ich befürchte, es wird nur das erste Steinchen sein, das dadurch ins Rollen gebracht wurde. Weitere werden folgen und möglicherweise ist die gesamte Grimm'sche Märchensammlung, um die es geht, ein einziges Plagiat.
Das Märchen, das ich entlarvt habe, steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819 an Stelle 27 (KHM 27). Es ist eines der Wahrzeichen der Hansestadt Bremen geworden. Allein, wenn ich an die große Statue am Bremer Rathaus denke oder die in Bremens Partnerstadt Riga, wird mir schon schwindelig. Wie viele Jahrzehnte haben sich hieran groß und klein erfreut, und nun wird es vermutlich abgebaut und neu geschaffen werden müssen. Es ist eine Schande. Und all die Verfilmungen erst, die Bühnenversionen, die zahlreichen Kinderbücher. Nicht auszumalen, wenn es noch Nachfahren der Originale geben würde. Es kämen Forderungen in Millionenhöhe. Ach, was sage ich, in Milliardenhöhe auf uns zu. Ich hätte nie gedacht, dass es mal so weit kommen würde.
Und jetzt haltet euch fest: Die Bremer Stadtmusikanten gab es schon, als Bremen noch nicht existiert hatte und weit bevor der erste Mensch vom Baum gestiegen war, um aufrecht zu gehen. Freilich traten sie daher auch nicht unter dem Namen Bremer Stadtmusikanten auf. Sie tourten unter dem Namen Maastrichtium Four durch die nordamerikanischen Clubs der Oberkreide.
Heute wären sie vielleicht die Bremer Stadttriceratops. Jedenfalls wäre das nur fair, bedenkt man, mit welcher dreisten Selbstverständlichkeit diese vier unverschämten Säuger* deren berühmte, in der gesamten Kreidezeit bekannte und beliebte Show-Figur übernommen hatten, ohne sie auch nur mit einer Silbe als Schöpfer zu erwähnen. Ich hoffe sehr auf die Unterstützung derer, die auch im Fall Guttenberg nicht müde wurden, der Gerechtigkeit Rechnung zu tragen. Danke vorab euch allen.
Für eine Welt, in der die Rechte des Urhebers noch etwas wert sind.
* inklusive des blöden Hahns, der sich als der Klasse der Säugetiere noch nicht mal zugehörig heraus stellen sollte!
Warum habe ich das Gefühl, dass Dein Sohnemann hieran beteiligt war? :-)
AntwortenLöschen"Du musst dazu schreiben, dass das meine sind!", sagte wer am Frühstückstisch, als erst die Figur und dann die Idee entstand? Und jetzt rate mal! ;-)
AntwortenLöschenAn sich hast du natürlich nicht unrecht und mir geht das ganze aufgebausche auch auf die Nerven (mal abgesehen davon, dass man einfach nicht pagiieren sollte). Trotzdem muss man zwischen unseren heutigen Vorstellungen und den damaligen unterscheiden: Was heute Diebstahl geistigen Eigentums ist, war damals eine Auszeichnung für die Qualität des Textes. Du weißt das sicher, aber der ein oder andere Leser vielleicht nicht ;)
AntwortenLöschenSüß, die Dinos!
Ich wünsche ein schönes Wochenende!
Bei aller Notwendigkeit manches satirisch verarbeiten zu müssen, bleibt der Vorwurf freilich ein ernster. Wenn ich mir vorstelle, mein Buch gelangte in die Hände eines anderen, der es als seine eigene Schöpfung veröffentlichte, würde ich mir vermutlich sehr getreten vorkommen. Wohin steht außer Frage ... Geistiges Eigentum ist nicht minder zu respektieren wie physisches. Allerdings hat hier die Chance, politische Vorteile aus der Situation zu schlagen, zu einer Aufbauschung geführt, die weit, weit über das hinaus ging, was der Worteklau hergab. Jetzt scheint es ja vorüber zu sein, ebenso wie die Karriere. Also die der Maastrichtium Four ;-)
AntwortenLöschenEbenso ein schönes Wochenende.
Ich gebe erstens zu, dass ich die "vier Säuger" angesichts des obersten Bremers noch ein wenig verarbeiten muss, zweitens aber überzeugt mich der unzweifelhafte Evolutionsvorteil jener kretazischen Vier und mir fällt zu den Grimmschen Musikanten folglich noch das Stichwort konvergente Evolution ein; nicht übrigens beim zeitgemäßen Gutenbergistischen Plagiat - dazu fällt mir nichts mehr ein.
AntwortenLöschenSchöne Idee, wohl präsentiert! Und nicht zu vergessen: Damit verhilfst du den Urzeitechsen deines Sohnes zu unerwarteter Berühmtheit.
Oh, ja, das tue ich, aber er ist noch immer stinkig, dass ich ihn nicht wunschgemäß erwähnt habe. Also, hiermit: Die Dinos sind die meines Sohnes. So, zufrieden, Kurzer?
AntwortenLöschenDer obere Dino schaut im übrigen bereits so, als wisse er, dass er die Spitze nicht mehr lange sein wird, und damit meine ich nicht nur seine Position in der Pyramide, sondern gerade die der Evolution. Er schaut schon ganz schön panisch ;-)
Er schaut so, weil kleinen Gestalten in unverhoffter und ungewohnter Höhe schonmal schwindelig wird.
AntwortenLöschenIch rede aus Erfahrung. ;)
Aber auch dachte wie mkh direkt ersteinmal: Hä? VIER Säuger? *kicher*
AntwortenLöschenIch gebe offen zu, recht lange gebraucht zu haben, doch, ja, jetzt sehe ich es auch, es ist der Hahn, der mich hier zum Affen gemacht hat ;-)
AntwortenLöschenSoll er doch vom Rücken der Katze fallen und durch eine Maus ersetzt werden.
- per Fußnote verbessert -
Hihihi, und das, wo er doch so schön gekräht hat. :D
AntwortenLöschenWobei mich mal interessieren würde, wie die vier Triceratopse/-topsi/-topsanten damals wohl geklugen haben. ;)
Ursprünglich wolle ich es lyrisch verarbeiten, gab es dann aber auf. Hier jedoch der Entwurf des letzten Verses:
AntwortenLöschenNach einem fiesen Knochenbrecher
verkündet Nick, der Fernsehsprecher:
"Und Gewinner dieser Top of Pops
sind die Bremer Stadttriceratops."
Wenn sie schon bei Wettbewerben gewannen, dann können sie ja gesanglich nicht schlecht gewesen sein, die vier Dinos ;-)
Allein schon den entwurf finde ich toll!
AntwortenLöschenDas freut mich. Es war ursprünglich als lyrische Satire auf Gesangswettbewerbe wie DSDS angelegt, aber es wollte irgendwie nicht so recht mit dem Gedicht. Also musste das lange Echo zu Herr von Guttenbergs Doktorarbeit herhalten, und ich ließ das Reimen ;-)
AntwortenLöschenDeine vier Triceratopse
AntwortenLöschenstehn bei dir tief in der Kreide
für dieses ganze Topgedöns of Popse...
Bloß, dass sie wirklich orpheusgleich sich messen,
gib ihnen besser etwas Kreide noch zu fressen!
Die Triceradichtungen gefallen mir sogar noch um einiges besser, als das eigentliche Posting ^^
AntwortenLöschenVier Ceratopse, nahe Bremen,
AntwortenLöschentraten auf als ein Quartett.
Trotz ihres vorzeitlich Benehmen
war ihn' zuzuhör'n recht nett.
Allein ihr Name störte sehr
und vergrätzte ihre Produzenten.
Erst mit einem Hörnchen mehr
und natürlich einem Schnabel
wären, als Quadri-Certop-Enten,
sie modern und akzeptabel.
Ich nehme die Herausforderung an, werter mkh, um Citaras und Frau Meises Lesergunst die Ceratopse zu bedichten ;-)
Ha, das klingt gut =)
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenAch, diese Plattenproduzenten...
AntwortenLöschenIch ahne schon, am End
machten sie die armen Enten
wohl noch zu ´ner Säugerband...
Topse, lasst euch keine Hörner
auf die Nasen setzen, au!
Der Weg zum Ruhm wird immer ferner
und ihr schafft ihn auch nicht schneller
mit der schrillen Schnabelschau!
Bleibt Ceratopse - und versuchts mal a capella...
Und ich guck hier heut erst wieder rein und hab's die ganze Zeit verpasst. Sowas aber auch!
AntwortenLöschenIst zu verzeihen. Mea culpa. Wäre ich etwas rühriger gewesen, hätten Sie es bestimmt nicht übersehen. Aber das Wetter ...
AntwortenLöschen