Der Schlachthof Wiesbaden war eine ganz besondere Location für mich. Ich muss zugeben, noch nie dort gewesen zu sein, doch er zieht in seinen Bann. Mit seinen Graffities, seinem punkigen Habitus und der in die Mauern gesogenen Erinnerung an all die Bands, die dort schon waren. Motörhead, Monster Magnet, um nur zwei große Bands mit initialem M zu nennen. Die angeschlossene Kneipe mit Biergarten komplettierte das Bild und verführte zu einem einleitenden Bier und einem Flammkuchen. Draußen draf ich dann auch eine der Organisatorinnen, Vera, die mich um sieben mit rein nahm, die Crew vorstellte und Backstage führte. Drinnen traf ich dann auch gleich AIDA, der kurzfristig zugesagt hatte, um einen ausgefallenen Slammer zu ersetzen. AIDA erwies sich in Wiesbaden als eine Art Lokalmatador. "Der AIDA ist heute auch wieder da", hätte man einen weiblichen Fan reden hören können, wäre man bei ihr gewesen, um sie reden zu hören. Als nächstes traf ich Cathérine de la Roche, was mich sehr freute, kannte ich doch schon den einen oder anderen Text aber vor allem ihre tollen Gitarrenperformances aus ihrem Youtubechannel. Bis um acht hatte sich der Backstagebereich gefüllt, und ich traf noch ein bekanntes Gesicht wieder, Carsten Nagels, der schon auf dem Sommerwerft-Festival mit mir auf der Bühne war.
Um viertel nach acht ging es dann los, und der Wilde-Worte-Slam begann. Der Moderator, Jens Jekewitz, erklärte dem Publikum routiniert, was es erwartete, dann wurden nach und nach die Teilnehmer gezogen und auf die Bühne gebeten. Kira Bartel startete mit einem souverän vorgetragenen Text, in dem es um Fische und einen Hummer ging, glaube ich. Leider bekam man hinter der Bühne nicht alles mit, doch hätte ich den Text gerne gehört, denn der Vortrag war mit schöner Stimme und sehr souverän auf die Bühne gebracht. Bewertet wurde er mit 19 von 30 Punkten. Dann kam Cathérine an die Reihe und begeisterte mit ihrerm Text über verlorene Träume und ihrer Beatbox. Das Publikum teilte meine Begeisterung und honorierte mit 28 Punkten. Jetzt war uns hinter der Bühne klar, es würde schwer werden. Als dritter kam Felix Bartsch ans Mikro und performte einen Text über sich selbst, in dem er, wie er selbst sagte "viel reden und wenig sagen wolle". Dem Publikum war es nicht so erschienen und es bewertete mit 27 Punkten. Leider ein Punkt zu wenig. Mounir Jaber platzierte bei seinem folgenden Auftritt bereits seine Einleitung als Volltreffer: "Mein Kampf ... gegen die Erwartungshaltung" und dem Motto "Warum toll sein, wenn es auch scheiße geht?" Mit 21 Punkten verließ er die Bühne. Der letzte der Vorrunde war Marc Weicker, der ebenfalls etwas humoristisches vortrug und mit Mounir gleichzog. Die erste von zwei Vorrunden war entschieden: Cathérine würde eine der beiden Finalisten sein, die um das ausgelobte T-Shirt slammen sollten.
Die zweite Vorrunde startete AIDA mit seinem Text, der das Wort Liebe in sich trägt, und das Publikum drehte durch. Selbst hinter der Bühne fiel der letzte Rest Lampenfieber ab, und zumindest ich konnte mich an einigen Stellen kaum halten. Verdiente 28 Punkte und eine Messlatte, die wieder gleich zu Anfang sehr hoch von der Jury angesetzt wurde. Als zweite Kanidatin kam Lea Fuch mit einem schönen Text über Laut- und Wortmalerei, der mit 21 Punkten bewertet wurde. Carsten Nagels kam anschließend wieder mit einer Zusammenstellung seiner Aphorismen, die er diesesmal anderst arrangiert hatte als beim Sommerwerft-Festival. Die Zusammenstellung kam besser an, und Carsten konnte 25 Punkte verbuchen. Als vierter kam André Georg Hase, der mit seinem Bowler Hat das zweite mal auf der Bühne stand, und sorgte mit seinem Hut und den Klischees um ihn herum für sehr gute Unterhaltung. Auch er erhielt 25 Punkte dafür. Als letzter Kandidat der zweiten Vorrunde musste ich alles geben, um zumindest mit AIDA gleichzuziehen und ins Finale zu kommen. Zu meiner Überraschung und zum ersten mal konnte ich meinen "Auf den Spuren Descartes"-Text ohne Versprecher vortragen. Ich interagierte noch etwas stärker mit dem Publikum und betonte besser als die letzten beiden male. Das Publikum teilte meine Einschätzung und belohnte mich ebenfalls mit 28 Punkten. Es wurde ein Dreier-Finale.
Im Finale trat Cathérine wieder routiniert mit einem traurigen Text auf, der das Publikum, wie zu erwarten war, in seinen Bann zog. AIDA verriet ich zuvor, dass ich wieder mit meinen "Windkrafträdern" auftreten würde, weshalb er sich wieder für einen humoristischen Text entschied, den er mit erwartet guter Performance auf der Bühne platzierte. Anschließend kam ich auf die Bühne, und mein sozialkritischer Text kam offensichtlich gut an, denn ich sollte mit ihm das Finale für mich entscheiden. Der Inhalt gab wohl den Ausschlag, denn ich hatte mich einige mal verhaspelt, mein Mund war gegen Ende so trocken, dass ich das Gefühl hatte, nur noch zu schmatzen, und ich hatte schlotternde Beine. Das musste wohl die Finalerfahrung, neben AIDA auf der Bühne zu stehen, gewesen sein. Dann auch noch Cathérine de la Roche. Ja, der Slam wird mir in Erinnerung bleiben. Tolle Location, tolles Publikum und ein tolles Shirt als Hauptgewinn mit Veras tollem Daumen drauf. Wiesbaden, I'll be back!
Toller Bericht, er sprüht vor Begeisterung =)
AntwortenLöschenDanke :-))
AntwortenLöschenDas liest sich spannend! Ich habe jetzt auch einen trockenen Mund. Aber meine Beine sind ok. :-)
AntwortenLöschenDas wird sich bis zum Cockpit-Slam sicher noch ändern!
Oh, ja, der wird gut. Das halbe Lineup steht schon. Isch freu misch :-))
AntwortenLöschenDu bist offenbar der Shooting Star der Szene, sozusagen ;-)
AntwortenLöschenCongratulations!!
Vielen Dank. Ob ich das wirklich bin, wird sich Freitag erweisen, wenn ich mit zwei neuen Texten auf die Bühne gehe. Ansonsten wäre mein "Auf den Spuren Descartes"-Text der Star gewesen, was mich aber nicht viel weniger freuen würde :D
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