Dienstag, 29. Juli 2008

Dialoge I - Über den Robbenfang

"Oh, mein Gott. Ich bin verantwortlich für den Tod von Robbenbabies", sagte Andy.
"Na, und?", sagte Lennart. "Wen kümmern Robben?"
"Ihre großen schwarzen Kulleraugen verfolgen mich im Schlaf."
"Hör zu, Andy!", sagte Lennart kopfschüttelnd. "Du bist gesund, hast immer zu essen, trägst diesen wundervollen Pelz. Sei doch zufrieden mit dir. Wären Robben erfolgreicher, müssten sie nicht gekeult werden."
"Aber ich keule sie doch gar nicht", sagte Andy.
"Nein, Du nicht. Aber andere keulen sie, damit Menschen Pelze tragen können."
"Übersiehst Du da nicht, dass wir alle die Wahl haben?"
"Haben wir nicht, Andy", sagte Lennart, der Lude. "Was wäre ich ohne meine Statussymbole, ohne meinen Pelzmantel?"
"Hmmm? Weiß nicht", erwiderte Andy, der Eisbär, fraß ihn und zog, etwas besser gelaunt, weiter, zurück in das endlose Weiß Grönlands.
"Ob das Gewissensbisse waren?", fragte sich Paulchen, der Heuler, und sandte ihm große schwarze Kulleraugen glücklich hinterher.

8 Kommentare:

  1. Hihihi. Da kann man doch gönnen! ;)

    AntwortenLöschen
  2. Na, diese GewissensBISSE waren für den den marxistisch angehauchten Zuhälter jedenfalls eindeutig tödlich.

    AntwortenLöschen
  3. @meise
    Never challenge an icebear ;-)
    Und wenn es dem Bären hilft ... der Robbe hilft's so oder so ;-)

    @mkh
    Ich dachte tatsächlich eher an Darwins Survival Of The Fittest. Aber Herrn Marxs Gesellschaftstheorem, das Ende des Kapitalismus betreffend, nähme ich auch entgegen: "Herr Eisbär, willkommen im Sozialismus, nachdem Sie durch Verspeisen des letzten menschenausbeutenden Kapitalisten den Untergang des Systems bewirkt haben." ;-)
    Freut mich auch, dass die Zweideutigkeit der Gewissensbisse ankam. Ich hatte schon Befürchtungen ...

    AntwortenLöschen
  4. An Marxismus dachte ich wiederum mehr unter dem Stichwort "Das Sein bestimmt das Bewusstsein"; Lennart meint ja im Gegensatz zum Eisbären: "Wir haben keine Wahl!" - daher meine Marx-Assoziation!

    Was Darwin angeht, da würde ich ja sagen, sein "survival of the fittest" bezieht sich lediglich auf das Überleben der am besten an die Umweltbedingungen angepassten Art. Unter diesem Aspekt könnten sich die Skrupel des Bären noch als Evolutionsnachteil herausstellen. Aber ich will das Ganze ja jetzt nicht verkomplizieren...

    AntwortenLöschen
  5. Schöne Wende. Sehr schöne Wende zum Guten. Und zum hellen Hefe. ;o)

    AntwortenLöschen
  6. @mkh
    Nun ja, Andy erreicht eine optimale Adaption an die intrinsisch induzierte geänderte Nahrungsmittelwahl durch Ausweichen auf alternative Nahrungsquellen. Insofern fand auch er seine ökologische Nische und darf sich durchaus als einer jener überlebenswerten Fitten zählen - obgleich ich natürlich einräumen muss, dass ihn diese mit Sicherheit eher gering vertretene Art der marxistischen Zuhälter in eine ähnliche Situation wie den nur bestimmte Eukalyptussorten verzehrenden Koalabären.

    @scheibster
    Nicht für Luden mit Pelzmänteln allerdings. Auf die Halbe freue ich mich jedoch schon sehr *gg*

    @Lily
    Merci bien. Ich sehe, Robben finden unter meinen Lesern Zuspruch und auch das Eisbärendilemma trifft auf Verständnis ;-)

    AntwortenLöschen
  7. "...bringt."

    In der Tat! Wir benötigen einfach mehr Mackie Messers auf der Welt! Schon wegen der Eisbären! Und deren intrinsisch induzierte geänderte Nahrungsmittelwahl!!!

    AntwortenLöschen