Wenn das Fräulein den Kolonialwarenladen besucht |
Was sich nach einer Reise in die 50er-Jahre anhört, war ein moderner und zukunftsgerichteter Vortrag, denn das Fräulein war die Youtuberin „Fräulein Öko“ und die Kolonialwarenregale Teil der stilvollen Einrichtung des Unverpacktladens nix-drum-rum in Bad Nauheim. Am Freitagabend war die Videobloggerin und Buchautorin, die mit bürgerlichem Namen Svenja Preuster heißt, zu Besuch bei Ladeninhalberin Simone Schmidt und Mitveranstalterin Gaëlle Götz, die stellvertretend für die Stadtbibliothelk Bad Nauheim zu Gast war. Mehr als dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen, um den unterhaltsamen und informativen Vorlesepassagen aus ihrem Buch „Projekt Plastikfrei“ zuzuhören. Während die Gäste an Stehtischen bis tief in den Laden hinein Platz gefunden hatten, stand die Autorin hinter der Bedientheke und servierte mit viel Freude Häppchen aus ihrem im Januar veröffentlichten Buch. Insofern war der Abend nicht nur keine Reminiszenz an vergangene Zeiten, es trafen sogar zwei ganz Junge zusammen, denn auch das Lädchen am Markplatz hat erst seit Dezember geöffnet.
Aus jedem Kapitel las die junge Autorin zwei Abschnitte. Es ging um Themen wie Trinkwasser ohne Plastikflaschen und Lebensmittelverschwendung, sie gab Tipps für weniger Plastik in der Küche, und, auch wenn in Unverpacktläden mehrheitlich vieles an Getreide, Sämereien und Trockenwaren angeboten wird, ging Preusters Vortrag weit darüber hinaus. Selbst an Buchrubriken zu Elektroschrott und nachhaltige Medien sowie zu Kleidung und über das Vermeiden von Textilmüll ließ sie die Gäste teilhaben. Tipps, wie unterwegs Müll vermieden werden kann, schlossen sich an, und selbst, welche Alternativen es zu Luftballons gibt, verriet die Autorin. Zwischen den Lesepassagen fand sich sogar noch Platz für drei kleine Workshops. Zusammen mit je einer Freiwilligen aus dem Publikum – es waren überwiegend weibliche Gäste – führte die 24-jährige vor, wie Deocreme, Zahnpasta und Mundspülung mit wenigen Zutaten, die allesamt auch in Schmidts Sortiment zu finden sind, unverpackungs-, aber vor allem plastikfrei hergestellt werden können.
Nach einer guten Stunde wurde die obligatorische Frage Fragerunde eröffnet. Wieviel Zeit das Selbermachen in Anspruch nehme, wollte eine Zuhörerin gerne wissen. Preuster verwies nicht nur auf die Schnelligkeit, mit der unter Anleitung am Abend mit der Materie nicht Vertraute Pflegeprodukte herstellen konnten, sondern rechnete auch nachvollziehbar vor, wieviel Zeit man für gewöhnlich für das Einkaufen aufwende, das man sich mit dem Erwerb einer überschaubaren Menge an nötigen Zutaten spare. Denn aus diesen könne man über Monate hinweg viele unterschiedliche Produkte herstellen, ohne erneut das Haus zum Einkauf verlassen zu müssen. Hinzu käme der finanzielle Vorteil, denn das Selbstmachen spare sogar Geld. Die Resonanz aus dem Publikum war durchweg positiv. Es gab viel Lob und auch Dank dafür, dass das „Fräulein Öko“ das umfangreiche Thema so einfach und simpel aufbereitet habe. Im Anschluss freute sie sich, viele Bücher signieren und ins persönliche Gespräch gehen zu können. Bei so viel guter Resonanz wundert es nicht, dass die zweite Auflage des Buchs bereits im Druck ist. Schon über dreitausend Exemplare gingen im ersten Monat über die virtuellen und echten Ladentheken – hoffentlich unverpackt.
Die nächste Lesung im Kreis mit Fräulein Öko findet Samstag, den 04.04.2020, 14:00 Uhr, zur Ernst-Ludwig-Buchmesse im kleinen Hörsaal des Max-Planck-Instituts, Parkstraße 1, Bad Nauheim, statt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen