Der Umgang mit dem Hambacher Forst offenbart die
Janusgesichtigkeit unserer Regierung, die sich einerseits bei der
Weltklimakonferenz regelmäßig als moralische Instanz installiert, andererseits
trotz Ausstiegsbestrebung aus dem Braunkohlebbau die Förderung des
größten Emittenten von Klimagasen unter den Energieträgern last minute noch
forciert. Es scheint die Devis zu gelten: „Ja, wir steigen aus der Kohleenergie
aus … aber vorher wirtschaften wir alle Vorkommen, die wir finden, noch ab!“
Die Umweltpolitik ordnet sich der Kohlewirtschaft unter, und das ist ein
Denkfehler: Die Umwelt funktioniert auch ohne die Wirtschaft, die Wirtschaft
jedoch nicht ohne.
Was also tun?
Der erste Schritt kann sein, die eigene demokratische Macht zu
nutzen und eine der Petitionen oder alle zu unterzeichnen, die sich mit jener Ambivalenz
unserer Landes- und Bundespolitik und Konkret mit RWE befassen.
Hier ist eine Auswahl der größten:
Weiter können wir mit der Wahl eines
Bankinstituts für unsere Girokonten, das nicht in fossile Energien investiert
wie die GLS-, Ethik- oder Ökobank, auf die Kohleindustrie wirken und, wenn wir ohnehin Erspartes anlegen, regenerative
Energien fördern.
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Deutschland ist mit 322,5 Millionen Öleinheiten der
siebtgrößte Verbraucher von Primärenergie weltweit – relativ wenig im
Vergleich zu Großverbrauchern wie China und die USA, doch der Vergleich mit der
Liste
der Länder mit dem größten Bruttoinlandsprodukt zeigt: Der Energieverbrauch
ist stark gekoppelt mit der Wirtschaftskraft eines Landes. Eine hohe
Wirtschaftskraft verursacht zwar hohe Energieverbräuche, doch erst sie ermöglicht
es, in alternative Energiegewinnung zu investieren – zumindest dann, wenn es
politisch möglich gemacht wird. Und hier scheint der Hund begraben zu liegen.
Deutschland kann seine Klimaziele für das Jahr 2020 nicht erreichen, hat eine
Deckelung für die Energiegewinnung durch Solarstromanlagen (2,5 MW) ebenso
eingeführt wie für Onshore-Windkraftanlagen (2,8 MW). Das
verunsichert inländische und gerade ausländische Investoren, und Länder wie
China und Indien überholen den ehemaligen Vorreiter in Sachen Klimaschutz.
Während Deutschland Umweltschützer von den Bäumen holt und sich wundert, dass
Investitionen in Forschung, Produktion und Ausbau von Sonnen-, Wind- und
Wasserkraft um ein Drittel zurückgegangen sind, stecken Investoren mittlerweile
über 60 Prozent der 300 Milliarden, die jährlich in die alternative
Energiegewinnung fließen, nach Asien, Südamerika oder Indien. Allein im letzten
Jahr installierte China Solarenergieanlagen
mit der Kapazität der Hälfte der weltweit installierten Anlagen.
Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir unseren Anteil
erneuerbarer Energien beinahe kontinuierlich von der Jahrtausendwende auf heute
von einem Zwanzigstel auf ein Achtel gesteigert haben und unser Strommix
inzwischen zu fast einem Drittel aus alternativen Energien besteht, aber auch
aufzeigen, dass deutlich mehr möglich wäre.
Was also tun?
Der zweite Schritt kann sein, bei den Bundes- und Landtagswahlen
die richtigen Kreuze zu machen. Der Wahl-o-mat
kann helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen - gerade für die
bevorstehenden Landtagswahlen in Hessen und Bayern.
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In den letzten 25 Jahren hat sich die Bruttostromerzeugung durch
Braunkohle faktisch nicht verändert. Sie lag im Jahr 1993 bei 148
TWh und deckt sich mit dem letztjährigen Wert. Die starke Erhöhung der
Energie aus erneuerbaren Quellen im letzten viertel Jahrhundert diente primär
dem Ersatz von Kernenergie und der Deckung unseres Mehrverbrauchs, der seitdem um satte 24 % angestiegen ist (127 TWh). Den Großteil der Energie verbraucht
die Industrie, gut ein Viertel fällt auf die Privathaushalte.
Ein
Ein-Personen-Haushalt verbraucht ca.
1.500 KWh im Jahr allein für Elektronik – 400 KWh kommen für Raumwärme,
Warmwasser und Beleuchtung hinzu. Insgesamt reduzierte sich der
Gesamtenergieverbrauch der Haushalte seit dem Jahr 2010 zwar um über acht
Prozent. Wie kann das jedoch sein, wo doch beispielsweise Flachbildschirm-Fernseher
ihren Verbrauch seitdem gedrittelt haben, die LED-Beleuchtung, die nur noch
zehn Prozent an Energie gegenüber Glühlampen benötigt, den Markt erobert hat
und Kühlschränke mittlerweile mit dem Label A+++ auf dem Markt sind? Das hängt
mit dem Rebound-Effekt zusammen. Während die Stromverbraucher theoretisch immer
sparsamer werden, kompensieren sie einen Teil der Energiesparsamkeit über einen Zuwachs
an Größe und Ausstattung und verführen über ihren Preis zudem zum Zweitgerät.
So hatte der Durchschnittsfernseher vor 30
Jahren im Schnitt noch eine Bildschirmdiagonale von 72 cm, heute messen
zwei Drittel der verkauften Geräte schon über 80 cm. Zudem vernetzen sie sich
immer stärker über WLAN und Bluetooth mit Internet und zusätzlichen Geräten,
was die potentielle Verbrauchsreduktion weiter mindert. Standen damals im
Schnitt 1,4 Geräte in den deutschen Haushalten, sind es heute 1,7. Gleiches
gilt für die Beispiele Beleuchtung,
deren Industrie merkliche Absatzsteigerungen generiert, und Kühlschränke,
die inzwischen zulasten des Stromverbrauchs ebenfalls internetfähig sind und
sogar Einkaufslisten selbstständig generieren können.
Was also tun?
Der dritte Schritt kann sein, unser Konsumverhalten zu ändern.
Die Industrieverbräuche bekommen wir einerseits über unser Einkaufsverhalten
reduziert, zum Beispiel über die Auswahl von Herstellern, die Nachhaltigkeit in
ihrer Firmenphilosophie führen, und natürlich darüber, was wir uns bei
Neuerwerben zulegen – ein toller Ratgeber findet sich unter Deutschland
macht‘s effizient.
Andererseits können wir darüber nachdenken, ob wir
wirklich alle Stromverbraucher im Haushalt benötigen: Brauche ich einen
Gefrierschrank, wenn ein Supermarkt in der Nähe ist? Und gerade bei Vollwertköstlern und VeganerInnen darf sich die
Frage auch stellen, ob man einen Kühlschrank braucht.
Zuletzt die üblichen Maßnahmen: Stand-by-Verbraucher wie
Fernseher und WLAN-Router konsequent über Steckerleisten abschalten, defekte
Leuchtmittel durch LED ersetzen, Restwärme beim Kochen und Backen nutzen,
Wasser mit einem Wasserkocher und nicht auf dem Herd erhitzen ... Damit habe
ich es geschafft, meinen Jahresstromverbrauch um dreiviertel (!) zu senken.
Probiert’s doch auch! Und so könnt ihr euch auch locker den letzten Schritt
leisten und weitere Impulse für das Wachstum regenerativer Energiegewinnung setzen:
Den konsequenten Umstieg auf Ökostrom.
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Theoretisch, bei Senkung des Verbrauchs in den Privathaushalten
und in Anbetracht unserer Stromexporte
von gut 60 TWh, würde eine Steigerung der Energie aus regenerativen Quellen um
etwas mehr als 90 TWh notwendig sein, um komplett aus der Kohle auszusteigen und so
dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ausschließlich mit der Windkraftenergie
berechnet, würde das bedeuten, unsere derzeitige Zahl von gut 30.000
Windkrafträdern in Deutschland nahezu verdoppeln zu müssen, rechnen wir den
Atomausstieg bis zum Jahr 2022 noch hinzu sogar fast zu verdreifachen. Das
verdeutlicht, wie wichtig es ist, Deutschland als führende Wirtschaftskraft in
Sachen erneuerbare Energien wieder nach vorne bringen. Denn ohne Steigerung
unserer Attraktivität für Investoren und ihre Milliarden-Investitionen in
Forschung und alternative Energiewirtschaft, wird der Ausstieg selbst bis
zum Jahr 2045 nicht möglich sind – immerhin haben wir es in den
letzten zehn Jahren gerade einmal geschafft, im Schnitt gut 900 Anlagen
jährlich zu installieren. Gerade die Speicherfrage
ist als Forschungs- und Investitionsprojekt von immenser Bedeutung, um erzeugte
Energien auch dann nutzen zu können, wenn Überlasten bestehen, was gerade bei
der Sonnenenergie die Anzahl der nötigen Anlagen merklich reduzieren würde.
Niemand kann in die Zukunft schauen! Vielleicht werden uns die
Ergebnisse des ITER in den 2030er Jahren
regenerative, saubere und gefahrlose Energie aus der Kernfusion bescheren und
die Klimaschädlichkeit der Energiegewinnung ein für alle Mal beseitigen.
Vielleicht wird Climeworks alles CO2
aus der Luft filtern und die Klimakatastrophe so verhindern. Fest steht nur
eins: Sich auf Vielleichts zu verlassen, hat bislang selten zu Gutem geführt.
Das alles also tun?
Jup! Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir „umsonst“ für eine bessere Zukunft gelebt haben. Es gibt Schlimmeres!
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