Mittwoch, 15. Juni 2016

Vierundfünfzigster Schritt: Schneeeruptionen mit Seife auslösen

Nur zwei Zutaten und zwei Arbeitsgeräte bis zur Flüssigseife
Okay, ich selbst bin da völlig entspannt, doch ich redete mir ein, dass die Gäste auf dem mit gleichem Namen beginnenden WC vielleicht nicht unbedingt dasselbe Stück Seife nehmen wollen würden, dass wir alle nehmen. Ihr wisst schon, so ein vormals einfarbig helles Stück duftender Seife, das nach ein paar Tagen aussieht, als sei sie ein Stück Marmor. Also nahm ich einen alten Handcremespender und mir die Zeit, Flüssigseife zu machen. Ich hatte verschiedene Quellen im Internet gesichtet, aber was wäre ich für ein Mensch, wenn ich eine Vorlage bräuchte. Seife und Wasser sowie Raspel und Mixer, was sonst sollte ich benötigen? Ich raspelte einen 100g-Seifenblock, gab einen Liter Wasser aus dem Wasserkocher heiß hinzu und verquirlte das Ganze mit dem Schneebesen . Bis hierhin ging alles gut. Ich hatte nun einen Liter Wasser, in dem 100 g Seifenflocken schwammen. Toll! Nur leider sehr fern von Flüssigseife! Sollte ich doch nach einem Rezept schauen? Bob, der Baumeister erschien auf meiner linken Schulter, Luigi und Mario auf meiner rechten. Alle drei schüttelten energisch mit dem Kopf. Dann kam mir die Idee, jenen Liter Wasser mit den arglos darin herumschwimmenden Seifenflocken in den Mixer zu geben. Nun folgt auch die ersehnte Erklärung zur Überschrift dieses Blogeintrags. Die Seifenflocken fanden
Flüssigseife eruptiert wie weiße Lava
das toll. Sie umschlossen nun in einem wilden Tanz, den ich sonst nur von Derwischen erwarten würde, alle Luftblasen, die der Mixer einsog, und natürlich auch - das dahingegen erwünscht - auch das heiße Wasser. Ich konnte zuschauen, wie sich das Volumen vergrößerte. Allerdings nicht lang, denn wenige Sekunden später wisch die Verwunderung dem Entsetzen, als die Schneeeruption aus dem Mixer ausbrach und versuchte, über die Arbeitsplatte der Küche und den Boden in die Freiheit zu gelangen. Mit Mühe gelang es mir, den glitschigen Weg zum Mixer zu überwinden und ihn auszuschalten. Luigi und Mario schüttelten mit dem Kopf und verließen lachend meine Schulter. Ich rettete, was ich retten konnte, und was ich retten konnte, hatte eine wirklich tolle cremige Konsistenz. Ich rührte für die Rückfettung noch etwas Olivenöl unter, was nun auch noch einen angenehmen Geruch hinzusteuerte. Für meinen kleinen ehemaligen Handcremespender war es natürlich knapp zehnmal zu viel, was ich mit einer einfachen Berechnung auch vorher hätte feststellen können. Ich füllte es ab, stellte es ins Badezimmer und freute mich auf die Reaktion meiner Liebsten, der ich mein Ergebnis zu präsentieren mich ereiferte. "Frau", legte ich mir auf die Zunge, "frohlocke, dein Mann hat sich wieder handwerklich betätigt." Bevor ich das sagen konnte, kam bereits ihre Stimme aus dem Gäste-WC: "Schatz, ist das Flüssigseife?"
Flüssigseife: Jede Mühe wert
Ich hob meine Brauen, verdrehte fachmännisch die Augen, natürlich alles hinter ihrem Rücken, und sagte: "Ja, Frau, Flüssigseife! Selbstgemacht! Fachmännisch! Plastikfrei!" Ja, das sagte ich, mit den Armen in die Hüften gestützt, wie ich das von Bob, dem Baumeister, kannte, der noch immer meine linke Schulter besetzte und grinste. Warum, konnte ich mir nicht erklären.
"Sollte sie nicht flüssig sein?", antwortete meine Holde augenzwinkernd und gab mir mein Produkt zur Prüfung in die Hand. Jetzt erklärte sich mir Bobs Grinsen. Dieser Verräter! Zugegeben, meine Flüssigseife ließ sich nicht durch den Spender pumpen. Tatsächlich ließ sie sich nicht einmal im Spender bewegen. Auch Schütteln ließ sie völlig unbeeindruckt an ihrem Aggregatzustand festhalten. Aber es war Flüssigseife. Zumindest flüssigere als der Seifenblock, als den ich sie gekauft hatte. Nachdem ich die Seife mühsam mit einem Stöckchen überzeugt hatte, aus dem Spender und aus meiner Vorratsglasflasche herauszukommen und sich bereit zu erklären, eine Emulsion mit der doppelten Menge an Wasser einzugehen, sind wir Freunde geworden. Sie steht jetzt - plastikfrei und selbstgemacht - im Gäste-WC und harrt der Gäste, die sich zwar nie beschwert hatten, ein und dieselbe Seife gemeinsam zu nutzen, aber Bob hinterfragte ja auch nie sein Tun.
In seinem Sinne: "Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das!"

Dem Dino knapp entgangen, entpuppte sich als Veganer
Übrigens hier ein Bild von meinem letzten Vortrag im Rahmen der Nachhaltigkeitswochen im Foyer der Frankfurter Commerzbank-Zentrale. Eine tolle Stunde mit vielen aufmerksamen Menschen. Gerade die Diskussion im Anschluss fand ich sehr anregend. Viele schöne Impulse. Vielen Dank, dass ihr da wart. Auch vielen Dank dem Dino. War vermutlich der älteste Zuhörer an diesem Tag! Immerhin hatte er miterlebt, wie das Erdöl entstand, das die Quelle des Vortragsgegenstands ist. Der nächste Vortrag wird wohl wieder in Friedberg sein. Vielleicht im Herbst. Mal schauen.


Freitag, 3. Juni 2016

Dreiundfünfzigster Schritt: Geld mit Müll verdienen

"Get rich and try recycling"
Die Abfallwirtschaft in Deutschland setzt jährlich gut 50 Milliarden Euro um. Welche Gelder die Mafia in Italien damit macht, möchte ich gar nicht wissen. Fest steht jedoch: Ich will einen Teil vom Kuchen. Natürlich möchte ich den einfachen, gesetzlichen Weg gehen und nicht die alten ölgetränkten Putzlappen aus Nachbars Garage entgeltlich für ihn unter Ommas muffiger Federkernmatratze entsorgen. Auch überlasse ich die rohstoffliche Verwertung den Profis. Allenthalben könnte ich mir vorstellen, Altholz in meinem Grill zu verbrennen, aber wer würde dafür schon zahlen? Wer zahlt ist allerdings die Recycling-Industrie. Und zwar unser anderem für leere Druckerpatronen. Gut 50 Millionen Druckerpatronen gehen jährlich über die Ladentheke, 45 Millionen davon wandern anschließend in den Müll. Schade, denn sie lassen sich einfach recyceln. Aus Unwissenheit gingen sie bei mir jahrzehntelang den gleichen Weg, und ich glaube, die Wenigsten wissen um diese einfache Methode einen Teil der Druckerpatronen zu refinanzieren. Gut 30 Euro gibt's immerhin bei "Geld für Müll" für ein Kistchen leere Kartuschen, und sogar der Versand ist kostenlos. Tja, Don Corleone! Auf diese Weise geht es auch, und zwar ohne morgens schreiend mit einem Pferdekopf auf dem Kissen erwachen zu müssen.