Freitag, 28. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVIII

"Der letzte Müll!"
Tag 28 bei "Das Experiment Gelber Sack"! Das Vier-Wochen-Experiment ist zuende. Es war eine spannende Zeit, auch wenn ich zugeben muss, dass es mich an manchen Tagen ganz schön gefordert hat, mich teils spät abends im Anschluss an Veranstaltungen noch an den Rechner zu setzen und über den Tag zu schreiben, doch ich hatte den Anspruch, es ernst zu nehmen. Jedenfalls bin ich sehr zufrieden mit den letzen vier Wochen. Ich habe noch ein paar Stellschrauben drehen können und ein paar weitere identifiziert. Auf Facebook wird es alsbald mein Abschlussinterview geben. Ansonsten habe ich ja selbst schon in meiner Kolumne vom 25. April resümiert. 
Den letzten Tag wollte ich jedoch nutzen, um noch etwas Müll zu machen. Final hinzugekommen ist eine ca. zwei Jahre alte Sonnencremeflasche aus Plastik. Ich habe zwei zusammengeschüttet, so dass ich sie wegwerfen kann. Das ist etwas, für das ich keine sinnvolle Alternative kenne. Olivenöl, wie ich es zur Hautpflege nutze, aufzutragen, reicht leider als Sonnenschutz nicht. Vermutlich einen LSF von etwas mehr als sieben hat es. Da ich Samstag und Sonntag auf dem Boom-Design-Festival in Bad Homburg lesen werde und viele Stunden im Freien sein werde, geht es nicht ohne einen vernünftigen Sonnenschutz (darüber hatte ich schon einmal gebloggt ;-))
Zuletzt bleibt zu sagen, dass ich mich nun aber freue, wieder den alten Rhythmus einzuschlagen und ein- oder zweimal monatlich zu bloggen. Das gibt mir die Chance, mehr zu experimentieren. 
Danke, dass ihr mich 28 Tage begleitet habt. Ich hoffe, ihr hattet auch Freude dabei. Wir lesen uns!

Donnerstag, 27. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVII

Außenansicht
Heute ist der vorletzte Tag im Experiment zuende gegangen. Ich war den ganzen Tag unterwegs, hatte mein Essen mit und kam daher nicht in die Verlegenheit, Müll machen zu müssen. Zu berichten gibt es aber dennoch etwas. Wenige Kilometer von mir entfernt wohnt Frank Deltau. Frank ist einer der Geschäftsführer von Querbeet. Vor allem aber ist Frank im Januar von einer Wohnung in ein Mikrohaus / Tiny House gezogen. Etwas, das ich mir mittelfristig ebenfalls vorstellen kann. Ökologischer, als auf zwölfeinhalb Quadratmeter zu leben, geht es wohl kaum, ohne die Zivilisation zu verlassen. 

Blick auf den Eingang, Küchenbereich, Wohnbereich
Wir sind zusammen im Netzwerk "Wetterau im Wandel" verbunden, also mailten wir und ich bekam die Möglichkeit, ihn zu besuchen. Mitten unter Kirschbäumen steht es, sein hölzernes Domizil. Es wirkt nicht klein, kaum, dass man die Tür durchschritten hat. Die hohe Decke macht es sehr
wohnlich. Der Blick ins Grüne ist unbeschreiblich. Es gibt einen Wohn- und einen Schlafbereich sowie gegenüber liegend der Sanitär- und der Küchenbereich. Eine Komposttoilette ist an Bord. Frank verzichtete auf die Dusche zugunsten eines weiteren Schranks, aber das wäre vermutlich auch in meinem Sinne. Geheizt wird mit Holzofen. Es gibt Solar-Panels auf dem Dach, Steckdosen und LED-Lampen im Inneren sowie einen kleinen Kühlschrank, der damit betrieben wird. Die Küche wird mit einer kleinen Pumpe aus Wasserkanistern gespeist, zum Kochen gibt es einen Gaskocher. Das Mikrohaus ist auf Rädern und als Anhänger angemeldet. Das finde ich sogar besser als die Containerlösungen oder festen Bauten auf Betonuntergrund, denn man spart sich nicht nur die Baugenehmigung, sondern bleibt auch mobil. Schnautze voll vom Grundstück? Wechsel es! Lust auf Urlaub auf dem Campingplatz? Nimm dein Haus mit! Du muss nicht einmal packen. 

Schlafbereich
Fehlt nur noch ein Grundstück! Für einen Selbstversorgergarten sind 50 Quadratmeter pro Person empfehlenswert, sicherheitshalber 75. Dann noch die Fläche für das Mikrohaus von ca. 15 Quadratmeter hinzu und eine Fläche, um gemütlich im Garten sitzen zu können, von weiteren 50 Quadratmetern. Verkehrsflächen, um das Mikrohaus ggf. aus dem Grundstück wegbewegen zu können, von weiteren 30 Quadratmetern sind ebenso sinnvoll wie 80 Quadratmeter für einen grünen Sichtschutz für etwas Privatsphäre. Insgesamt macht das 250 Quadratmeter Grundstücksbedarf, sagen wir 300 zur Sicherheit. Hiesiger Grundstückspreis liegt bei 290 Euro pro Quadratmeter. Das macht 87.000 Euro. Hinzu kommen 40.000 Euro für ein Mikrohaus, so dass insgesamt 127.000 Euro im Raum stünden.
Die Alternative wäre, ein Gartengrundstück zu pachten. Oder sich einfach heimlich (oder besser unheimlich) in den Garten eines Freundes stellen. So viele Optionen. Auf jeden Fall habe ich Feuer gefangen!







Mittwoch, 26. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVI

Zurückweisung ist ein hartes Stück Brot zu kauen. Heute, in der leichtfertigen Überzeugung, auf dem Wochenmarkt wie immer plastikfrei einkaufen zu können, ging ich aus dem Haus. Vor dem Obst- und Gemüsestand reichte ich wie immer meine mitgebrachten Stoff- und Papiertüten über die Auslage. Ich ließ füllen: Gurke, Fenchel, Möhren, Rettich, Pastinake, Petersilienwurzel, Rote Beete, Tomate, und dann fiel mein Blick auf den Spargel. "Ja, richtig, Spargelzeit!", bestätigte ich mir. "Ein Pfund Spargel, bitte! Kann einfach mit in die Tüte!", sagte ich und begann zu sinnieren, mit was ich ihn essen würde. 
"Nein, das machen wir nicht", sagte die Verkäuferin. 
"Eine Hollandaise?", schwelgte ich weiter in Erinnerung an den letzten Spargel, den ich gegessen hatte. Derweil packte die Verkäuferin die ersten Spargelstangen in eine Plastiktüte. Ich träumte weiter: "Oder eine Zitronenbutter dazu und die Spargel auf dem Grill zubereiten?" 
Sie packte mir die Plastiktüte mit dem Spargel in meine Stofftüte und reichte sie mir zurück. Jetzt erst erwachte ich aus meiner kulinarischen Trance. 
"Eine Plastiktüte? Aber ich hatte doch extra gesagt, ich möchte es zu den anderen Sachen dazu in meine Stofftüte gepackt haben." Ich schaute auf die Kunststofftüte in der Baumwolltüte. Ich blickte die Verkäuferin an und dann wieder meine Tüte. Ich setzte an folgendes zu sagen: "Entschuldigung, aber ich hatte doch erbeten, die Spargelstangen in die Tüte zu packen. Warum haben sie doch eine Plastiktüte genommen?" Ich wollte ergänzen: "Der Kunde ist König! Ich bin Kunde! Folglich bin ich hier der König, und meine Bitte war eigentlich keine Bitte. Es war ein königliches Dekret!" Ich öffnete meinen Mund. Die Verkäuferin blickte mich an, schüttelte kaum merklich den Kopf und sagte: "Bis Samstag!"
"Bis Samstag!", erwiderte ich und ging wieder nachhause. Zurückweisung ist zwar ein hartes Stück Brot zu kauen, aber zumindest weiß ich nun, wer hier die Königin ist. Beim Gehen spürte ich ihren hochadeligen Blick im Nacken, und er brannte mir folgende Worte in den Nacken: "Du kannst meinen Spargel kaufen, aber wenn du glaubst, dass ich zulasse, dass deine Plastikphobie meinen Spargeln die Köpfe kostet, hast du dich getäuscht. Eine Königin sorgt sich um das Wohlergehen ihres Volks. Spargel sind ein himmlicher Genuss, und zwar nur dann, wenn sie artgerecht in einer Plastiktüte, die sie vor dem Kopfverlust und dem Austrocknen schützt, den Weg nachhause finden."
Samstag bin ich wieder auf dem Markt. Dann kaufe ich wieder Spargel, werde die leere Tüte für den nächsten Spargel einfach wieder mitbringen und dich austricksen, oh, Königin des Gemüsestands!

Dienstag, 25. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXV

Michael Stricker beim Vortrag
Der 25. Tag ist fast zu Ende. Es ist kein Müll angefallen. Dafür durfte ich heute Abend im Rahmen der Vorstellung der Share-your-food-App, die Michael Stricker zusammen mit Studenten unserer Technischen Hochschule Mittelhessen entwickelt hat, auch zum Thema Plastikfasten ein paar Worte verlieren. Ich finde es sehr wichtig, auch Optionen für andere aufzuzeigen. Meine Entscheidung darüber zu bloggen, entstammt der gleichen Überzeugung. Ich glaube, dass sich Viele gar nicht im Klaren darüber sind, wie einfach es wäre, den einen oder anderen Müllanfall zu verhindern. Zu fest sind wir in das Korsett unseres Alltags geschnürt. Ich denke, es braucht Menschen, die zumindest zeigen können, wie die eine oder andere Schnur der Bindung zu lösen ist, damit man etwas freier atmen und sich entwickeln kann. Ich hatte zwar nur 20 Minuten, aber das hat gereicht, um etwas über Plastic Diary zu erzählen und ganz aktuell zu „Das Experiment Gelber Sack“. Am besten kam an, wie wenig verbissen man das Thema angehen kann und dass viele kleine Schritte auch zum Ziel führen.
Ich bin mir sicher, dass einige der Zuhörer das Plastikfasten testen werden. Vielleicht sogar bei „Das Experiment Gelber Sack“? Also zück schon einmal deine Interessentenliste, Evelyn. Smiley!

Michaels Vortag war jedenfalls großartig. Das Finanzierungsziel ist übrigens fast erreicht. Vielleicht wollt ihr ihn und die Studis auch unterstützen. Es fehlen nur noch 400 Euro :)
Share your Food - Startnext

Übrigens habe ich mir in meiner Kolumne in der Wetterauer Zeitung erlaubt, schon einmal ein Resümee zu meinen Fastentagen zu ziehen. Lest gerne rein.

Biertrinken gegen Plastikmüll

Am Sonntag endet mein Plastikfasten. Einen Monat lang werde ich dann Kunststoff- und zusätzlich Glasmüll weitestgehend vermieden haben. Auf den Abfall, den ich verantworte, zu achten, hat mir geholfen, viele Dinge umzustellen. Um die Hefeverpackungen für mein wöchentliches Brot einzusparen, habe ich begonnen, mit Sauerteig zu experimentieren, und es funktioniert so gut, dass ich daran festhalten werde. Ich habe gelernt, wie ich einkoche, so dass ich nun keine Brotaufstriche mehr kaufen muss. Ich habe erstmals einen Laden besucht, der unverpackte Waren verkauft - das gramm.genau in der Frankfurter Berger Straße -, und plane, dort regelmäßig Großeinkäufe mit Freunden zu machen. Insbesondere Natron, Soda und Zitronensäure bekomme ich dort lose; unverzichtbar, um zuhause müllfrei zu reinigen. Mein Getreide will ich künftig direkt beim Pappelhof in Beienheim einkaufen, ohne Umverpackung und in eigenen, mitgebrachten Verpackungen. Viele Dinge, die ich vorher vielleicht neu gekauft hätte, habe ich mir über Facebook besorgt, wie zum Beispiel Rankgitter und Tomatenspiralen für den Garten – beispielsweise in der Gruppe „Free your Stuff Wetterau“ werden viele tolle Dinge verschenkt, die zu schade zum Wegwerfen sind. Manches habe ich vom Sperrmüll gerettet, wie viele meiner Töpfe und Balkonkästen. Einiges habe ich aus Vorhandenem selbst gebaut, anstatt es zu kaufen: Unter anderem mein Gewächshaus. Auf andere Dinge habe ich zu verzichten beschlossen, auf Nahrungsergänzungen für den Sport zum Beispiel. Eiweißpulver und Vergleichbares fallen künftig weg. Lieber trainiere ich intelligenter und plane meine Ernährung besser. Bis heute sind 112 Gramm Plastikmüll angefallen. Hochgerechnet sind das etwas mehr als 1,6 Kilogramm pro Jahr, also ungefähr ein halber gelber Sack. In Deutschland fallen pro Bürger jährlich ca. 70 Kilogramm an. An Einwegglas fielen bisher je eine Flasche Wein, Öl und Essig an. Das sind 1.136 Gramm, hochgerechnet etwas mehr als 16,5 Kilogramm pro Jahr. Knapp 30 Kilogramm Glasmüll fallen im Schnitt jährlich pro Bundesbürger an. Gebe ich damit an? Ein wenig vielleicht, ja. Warum auch nicht? Aber schaffen kann das jeder. Ein Monat Plastikfasten könnte das Mittel zum Erfolg sein. Und auch ich fühle, dass da noch mehr geht!
Natürlich bin ich auch an Grenzen gestoßen. Ich benutze selten Sonnencremes, aber auf langen Spaziergängen halte ich sie im Sommer für unerlässlich, und die werden nur in Plastik angeboten. Zwar gibt es einige Blogger, die von Ölen mit UV-Schutz schreiben, allerdings fand ich keine seriöse Quelle, die einen zweistelligen Wert bestätigen würde. Zudem ist der Preis der Öle ein Vielfaches des Preises einer guten Sonnencreme. Ein teures Risiko also, zu dessen Vermeidung ich gerne etwas Plastik in Kauf nehme.
Auch Vitamin-B12-Tabletten werde ich weiterhin in Plastikdosen kaufen müssen, denn die angereicherten Lebensmittel, wie manche Pflanzenmilch oder Zahnpasta, bringen noch mehr Plastikmüll mit sich als diese eine Dose alle drei Monate, und Alternativen, wie B12 in Algen oder in Bier, stimmen mich skeptisch. Auch wenn ich zugeben muss, dass „Biertrinken gegen Plastikmüll“ ein reizvolles Motto wäre. Mit nur drei Litern Bier pro Tag könnte ich meinen B12-Haushalt decken. Ein weiterer Vorteil: Ich wäre vermutlich nicht mehr in der Lage überhaupt einkaufen zu gehen und Müll zu verursachen. Win-Win. Vielleicht kombiniere ich. Prost!

Montag, 24. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXIV

Die letzte Woche bei "Das Experiment Gelber Sack" ist angebrochen und mit ihr wird eine neue Flasche Balsamico-Essig angebrochen, die allerdings noch nicht gekauft ist. Ich möchte erst einmal schauen, ob ich nicht irgendwo im Umkreis einen Anbieter finde, der selbst Balsamico-Essig herstellt. Dort könnte ich dann mitgebrachte Flaschen abfüllen. Natürlich auf Vorrat, damit es sich auch lohnt, extra wo auch immer hinzufahren. Es ist ja nicht so, dass Essig kurzlebig wäre. 
Vielleicht mache ich ihn auch selbst. Sich Traubensaft und Rotwein abfüllen zu lassen, ist vielleicht einfacher.
Heimlich hat sich noch eine Bierkapsel in meinen Gelber-Sack-Müllhaufen eingeschlichen. Warum nicht die letzte Woche meiner Experimentsteilnahme mit einem kühlen Jever krönen? Solange es draußen kalt ist, muss ich nutzen, kaltes Bier zu haben. Außerdem ist ja Vitamin B12 enthalten (Ausrede!).

Sonntag, 23. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXIII

"Auch du, mein Sohn Brutus?", ertönte ein berühmter letzter Satz weit vor der Zeit, als Plastik erst bekannt und dann rasch zum Problem wurde. Es war die Zeit der Tonkrüge und Zaunköniglebern.
Natürlich wurde ich nicht erdolcht, wie der gute alte Julius C. aus R., und im Gegensatz zu Brutus, der nur dessen Vertrauter und nicht Sohn war, kam der Dolch in meinem Fall in Form des Müllanfalls einer Plastiktüte tatsächlich aus den Händen meines geliebten Filius'. Nichts ahnend gab ich ihm, den mittäglichen Moment meiner physischen Abwesenheit väterlich-wohlwollend entschädigend, Geld in die noch jungen Hände, auf dass er sich in unserem berühmten Salzhause einen Burger holen möge. 
Als ich zurückkehrte, spürte ich physisch jenen Stich im Rücken, den auch Cäsar verspürt haben mag: Eine Plastiktüte nebst zweier papierner Behältnisse, zum Verzehr der erworbenen Speisen im trauten Heim ausgegeben, lagen in meiner Kemenate. "Oh, juvenile Narretei! Weiß er nicht, dass ich Plastik faste?", kam mir in den Sinn. "Warum, oh Sohn, bestelltest du am Orte des hohen Genusses, doch aßest nicht daselbst?", frug ich, schwer atmend. Er, die rosigen Wangen, einem Eichhorn gleich, doch nicht mit Nüssen für den Winter, sondern mit unzähligen Bissen kunstvoll zusammengestellter Schnellspeise prall gefüllt, antwortet: "Häh?"
Zurecht! Natürlich sagte ich meinem Junior, er hätte doch auch dort essen können, dann wäre kein Müll angefallen. Ich erklärte ihm, wie unsinnig es doch sei, für wenige Minuten Nutzungsdauer all die Ressourcen und Energie für die Produktion zu verschwenden.
"Dann wirf sie doch einfach nicht weg!", antwortete er. "Recht hat er!", dachte ich. Tüte und Pappschachteln wandern erst einmal in den Schrank. Bestimmt gehen wir raus und wandern, sobald es wieder warm ist. Zwei Pappschachteln für zwei belegte Brötchen und eine Tüte für ... Na ja, mir wird schon etwas einfallen. Vielleicht fülle ich einfach eiskaltes Wasser rein und überrasche ihn damit, wenn er mit der nächsten Plastiktüte nebst zweier Burgerschachteln nachhause kommt.
Friere und lerne!

Samstag, 22. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXII

Es ist die Woche des Müllanfalls. Ich hole quasi etwas auf, bevor ihr euch langweilt und euch von mir abwendet.
Hinzugekommen ist eine Dose mit Vitamin B12. Dazu sehe ich tatsächlich keine Alternative. Es gibt zwar angereicherte Lebensmittel, doch die bringen noch mehr Müll mit sich. Zwar wäre es möglich zuhause Algen zu züchten, aber es scheint nicht wirklich gesichert, dass dieses B12 tatsächlich bioaktiv ist. 
Eine weitere Chance wäre, mehr Bier zu trinken. Verlockend! Wenn auch drei Liter Weizenbier pro Tag, um meinen Vitaminhaushalt zu decken, das nächste Experiment mit sich brächte: "Das Experiment blauer Mensch!". Besser also Lutschtabletten in Dosen. Ich kann ja ab und an mit etwas Bier aufbessern.
Weiter ist eine Gewürz-Plastikverpackung angefallen. Leider habe ich dazu bislang keine Alternative finden können. Plastik- oder Glasdosen zu kaufen wäre noch umweltbelastender. Aber so viel würze ich ja nicht, dass das wirklich ins Gewicht fiele. Bestimmt findet sich aber noch eine Alternative.
Eine lustige Situation gab es heute noch, von der ich berichten kann. Als ich heute Morgen am Marktplatz saß und Kuchen aß, wurden mir drei Papiertüten überreicht. "Sie wollen doch Plastiktüten sparen!", sagte die Frau. Eine tolle Geste. Ich nutze sie nun für meinen Kompost. Immerhin will ich inzwischen auch Papiertüten sparen.

Freitag, 21. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXI

Heute sind die ersten drei Wochen rum, und es ist der erste Tag, an dem ich eigentlich nichts zu "Das Experiment Gelber Sack" erzählen kann. Nahezu ein völliger Standardtag, fast ohne Herausragendes, ohne Experimente, ohne grundsätzliche Fragen. 
Heute Morgen gab es zwei Stück Pizza vom Vorabend (ohne Bier!), mittags Frischkornbrei, am Abend Kartoffeln und Bohnen. Alles kam aus plastikfreien Großpackungen aus Papier, die ich bei Mein-Müsli-Laden bestellt hatte. Einkaufen war ich nicht, also konnte auch kein Müll anfallen. Eben fast ein unspektakulärer Tag. Fast, denn ich habe etwas Nachhaltiges geschenkt bekommen, über das ich mich sehr gefreut habe. Mein Illustrator hat für sich, meinen Verleger und mich je eine Coffee-To-Go-Tasse aus Keramik mit dem Drachen aus meinem Buch bedrucken lassen. Eine doppelwandige Keramiktasse sogar! Ich werde sie morgen, wenn unser wöchentliches veganes Kuchenessen an Heidis Kuchenstand stattfindet einweihen. Endlich Kaffee, der zwei Kuchenstücke lang heiß bleibt. Danke :)

Ein nachhaltiger Drachenbecher "Fionrirs Reise" Andreas Arnold

Donnerstag, 20. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XX

Plastique surpris
Heute wurde eine Flasche Rapsöl leer und damit zum zweiten Glasmüll der letzten 20 Tage. Was ich erst jetzt gesehen habe - auch ein Ergebnis der Fokussierung, die mir "Das Experiment Gelber Sack" verschafft hat -, ist, dass ein Plastikausguss an der Flaschenmündung angebracht ist. Ich habe ihn mit den Zähnen - ja, mit den Zähnen - entfernt und zum Plastik müll gegeben. So etwas halte ich für unnötig. Das unterstellt ja fast schon, dass der durchschnittliche Speiseöl-Kunde eine Mischung zwischen Clumsy Schlumpf und einem Muskel-Tremor-Leidenden ist. Ich bin eher so der Typ Hefty (hüstel) und zittere allenthalben vor Verärgerung über unnötigen Plastikmüll. Darauf werde ich künftig achten.

Hinzugekommen: Ölflasche, Dosierhilfe und Hefebeutel 
Damit sich die Dosierhilfe nicht so einsam auf dem wachsenden Müllhaufen fühlt, dachte ich mir: "Ach, kommt, einen Hefebeutel hast du noch. Mach dir ne Pizza!"
Also habe ich eine Vollkorndinkel-Boden gemacht, den Rest Gemüse, den ich von meinem Markteinkauf am Samstag noch übrig hatte (Zucchini, Möhre, Fenchel), draufgeschnippelt und das ganze mit einer scharfen Cashew-Hefe-Soße übergossen. Nach einer viertel Stunde hatte ich eine super leckere (und ungewöhnlich belegte) Pizza. Dazu gab es einen kleinen Salat mit Radieschen, Lauch und Fenchelgrün, dem zu verdanken ist, dass die Ölflasche leer wurde. Dafür bin ich herrlich satt.


Abendessen - zwei Stücke blieben fürs Frühstück übrig.
Dazu natürlich keinen Wein! Bier, versteht sich ;-)

Mittwoch, 19. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XIX

Meine Vakuum-Kaffee-Dose fühlt sich unnütz
"Der Kaffee ist alle!" So hört es sich Nachmittags an. Früh am Morgen, wie am heutigen, klingt es in etwa so:
" C E N S O R E D ! ". 
Am liebsten wäre ich nach der Arbeit in meine lokale Rösterei gegangen. Leider komme ich da unter der Woche nicht vorbei und komme auch zu spät nachhause, als dass es sich noch lohnen würde, sich ins Auto zu setzen Auch weil ich das Auto "nur" für Kaffe nicht von seinem tagelangen Schlaf auf dem Parkplatz wecken will.
Zum Glück gibt es Tchibo um die Ecke. Auch da durfte ich feststellen, dass ich meine eigene Dose mitbringen kann. Die Kaffeebohnen werden aus großen luft- und lichtdurchlässigen Spendern in eine Schütte gefüllt und anschließend gewogen. Dann werden sie in meine luft- und lichtundurchlässige Dose gefüllt. Sie hat einen Vakuumverschluss und zusätzlich einen Deckel mit luftdicht verschließender Gummierung. Finde den Fehler! Ich bin sehr gespannt, wie der Kaffee schmecken wird. Ich bin mir sicher, dass mein Kaffeeröster beim Kauf einen Knacks im Herzen gespürt haben wird. Ich verspreche, ich komme das nächste mal wieder zu dir, wo man Kaffee so behandelt, wie er es verdient hat. Ich gelobe, meinen Kaffeegenuss künftig besser zu planen, so dass mich die letzte Autofahrt vor dem Mahlen der letzten Bohne zu dir führen wird. Ich bin ein Banause! Immerhin weiß ich, ihn richtig zuzubereiten, und immerhin war dieser Tag dadurch auch müllfrei.


Dienstag, 18. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XVIII

Tomaten & Co. warten auf den "Freigang"
Dieses Jahr möchte ich unter die Gärtner gehen. Ich habe mir extra ein Buch über Urban Gardening gekauft. Was völlig sinnlos war: Nach der Lektüre musste ich feststellen, dass auch der urbane Gärtner mit Erde, Wasser und Dünger arbeitet. Sei's drum. 
Mitte März hatte ich in einer Anzuchtstation die ersten Samen gesäht (oder Saaten gesamt?). Um kein Plastik für mich produzieren zu lassen, hatte ich in unserer lokalen Free-Your-Stuff-Gruppe nach einer gefragt und sie auch rasch bekommen (Ganz toll, sogar mit jede Menge Saatgut dabei). 
Mittlerweile sind die Bohnen schon draußen. Für sie hatte ich gestern in der Gruppe aus gleichen Motiven gefragt, ob jemand Rankgitter hat. Auch das hat geklappt (Ganz toll, sogar mit zwei Ostereiern dran). 
Jungpflanzen werden an Rankgitter und -spiralen herangeführt
Meine Tomaten habe ich inzwischen schon umgetopft. Sie wachsen super. Auch sie brauchen Spiralen, an denen sie hochwachsen können. Ich hatte nach welchen gefragt. Ich habe auch sie heute abholen können (Ganz toll, sogar insgesamt sechs Stück). 
Da Tomaten nicht nass werden dürfen, weil sie sonst Braunfäule bekommen (Krass, wie schaffen es Tomaten ohne Menschen zu überleben. Das ist ja fast wie bei Goldfischen. Die überleben auch ohne Menschen nicht in ihrem Aquarium, wie ich als Kind feststellen musste. Ich vermisse dich, Goldie! Tut mir leid, Mann!), habe ich ihnen ein Gewächshaus gebaut, aus alten Folienresten, alten Vierkanthölzern und neuen Nägeln. Vollkommen ohne neues Plastik und voller Recycling! Das war vor gut vier Wochen. 

Selbstgebautes Gewächshaus kurz vor der Fertigstellung
Heute komme ich nachhause und wundere mich beim Blick aus dem Fenster, dass meine Dachterrasse irgendwie verändert wirkt. Mein Gewächshaus lag in der Mitte und auf dem Rücken. Heute Morgen stand es noch, und zwar am Rand und auf seiner Unterseite. Es scheint, als sei es nicht so clever gewesen, die Folie nicht auch unten festzunageln und dem gewütet habenden Sturm Angriffsfläche zu geben. Ob ich verärgert bin? Erstaunlicherweise nicht! Meine Holzkonstruktion hat es unbeschadet überstanden. Ein Zeugnis meiner handwerklichen Fähigkeiten, das für mich und alle anderen Menschen, dich mich kennen, total überraschend kommt. Immerhin hatte ich gut fünf Stunden gebraucht, diesen einfachen Kasten von 100 cm x 150 cm x 200 cm zu bauen, und ich fiel  
Selbstgebautes Gewächshaus kurz nach dem Sturm
sogar einmal von dem Gartenstuhl (Arbeitsschutz!) herunter, auf dem ich stand, um die oben befindlichen Hölzer zusammenzuschrauben, da sich meine Birkenstocksandalen (Arbeitsschutz!) mit dem Handlauf verhakt hatten. Zum Glück war ich in die Lücke zwischen Kappsäge und Zuschnittresten gefallen (Arbeits ... ach, ihr wisst schon!) und blieb unverletzt. Auch deshalb bin ich nicht verärgert, weil es zu einem so frühen Zeitpunkt den Sturmtest nicht bestanden hatte. Selbst wie ein Sturm gewütet hätte ich mit Sicherheit, wenn die Tomaten schon drinnen gewesen wären, als der Sturm zugeschlagen hätte. Dann wäre vermutlich das tägliche, liebevolle Umsorgen meiner Pflanzen für den Eimer gewesen.
In den nächsten Tagen frage ich dann mal nach weiteren Folienresten. Dir gebe ich's, Sturm!

Montag, 17. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XVII

Man sollte nicht die Macht unterschätzen, die der "Zwang" täglich etwas während der Teilnahme bei "Das Experiment Gelber Sack" im Blog zu schreiben, auf einen ausübt. Natürlich könnte ich täglich davon berichten, was ich wieder tolles Plastikfreies in der Küche zubereitet habe
"Oh, der Arnold, wie aufregend, da hat er ja schon wieder Gemüse vom Markt in die Pfanne gehauen, dieser ökologische Tausendsassa, dieses Prachtstück fleischgewordener Kreativität!"
Ja, es gab wieder plastikfreies Frühstück (selbstgemachtes Sojajoghurt mit selbstgemachter Marmelade), plastikfreies Mittagessen (selbstgemachte Kichererbsen-Frikadellen mit selbstgemachtem Salat vom Markt) und plastikfreies Abendessen (selbstgemachtes Brot, selbstgemachter Aufstrich, bla bla bla). 
Hier jetzt im Blog etwas selbstgemachte Abwechselung: Heute hat es draußen geschneit, und da ich mich weigere, im April in T-Shirt im Schnee zu tollen (Ja, ich weigere mich, mitten im Frühling eine Schneehose und mein Thermohemd anzuziehen), dachte ich mir: "Putzen geht immer!"

Plastic Force One
Als ich in die neue Wohnung gezogen war, brauchte ich auch neues Putzgerät. Erst hatte ich versucht, über eine Free-your-Stuff-Gruppe Besen und Wischer zu bekommen. Das dauerte jedoch lange und blieb ohne Ergebnis, so dass die Wollmäuse bereits herumstreunende Katzen anzuziehen begonnen hatten, und da ich mal gehört habe, dass sich Katzen nachts heimlich auf dein Gesicht setzen, was der Grund für den schlechten Geschmack, den man morgens auf der Zunge hat, ist entschied ich mich doch für einen Neukauf. Die Wahl lag zwischen dem Erwerb mehrerer Geräte in Holz und Metall oder einem Multifunktionsgerät für alles (Teleskopstange mit Besen, Wischer sowie "Winkelbesen" für die Spinnweben in den gefühlt in sieben Meter Höhe befindlichen Ecken meiner Altbauwohnung), das jedoch Plastikteile hat. Nach Abwägen des Für und Wider entschied ich mich für Plastik. Besser ein Gerät produzieren lassen als viele? Bessere Energiebilanz? Wer weiß? Wahrscheinlich! 
Jedenfalls habe ich heute gefegt und geputzt. Gefegt mit dem Besen, geputzt mit dem Wischer nebst meinem selbstgemachten Wunderputzmittel. Das Rezept ist etwas tricky. Man benötigt einen Putzeimer (in meinem Fall einen alten Plastikeimer aus einer Bäckerei, den ich dazu wiederbenutze), einen Wasserhahn nebst Anschluss an die örtliche Wasserversorgung. Nun muss man aufpassen! Den Eimer muss man genau unter den Wasserhahn stellen, den Regler dann auf Rot stellen und den Wasserlauf aufdrehen, bis der Eimer voll ist. Ferdisch! 
"Waaas? Der Arnold putzt mit Wasser. Er kocht also auch nur mit Wasser?" Rischdisch!
Vor einiger Zeit habe ich noch Reiniger aus Kernseife und Soda selbstgemacht, später dann nur noch Essigwasser genommen. Seit einem interessanten Gespräch während des gestrigen Abendessens habe ich mich entschieden, ab heute nur noch mit Wasser zu wischen. Warum? Weil es keinen Sinn macht, fett- und kalklösende Mittel an einem Ort einzusetzen, der weder Fett noch Kalk führt. Straßendreck muss weg. Dazu reicht heißes Wasser. Und die Bakterien? Das Sprichwort "Dort ist es so sauber, dass man vom Boden essen kann", ist mit Sicherheit eine Erfindung von der Reinigungsmittelindustrie, denn ich habe noch nie in meinem Leben Menschen erlebt, die vom Boden aßen. Ist auch nicht empfehlenswert, immerhin ist die "Drei-Sekunden-Regel" Nonsens! Ich werde auch weiterhin mit Wasser wischen und vom Teller essen. 
Wir lesen uns morgen, wenn ich wieder ruhigen Gewissens aus der Küche berichten kann ;-)

Sonntag, 16. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XVI

Heute war ich bestens vorbereitet! Nach der überraschenden Misere an Karfreitag konnte mir der heutige Ostersonntag nichts anhaben. Ich hatte ja nicht nur gestern Gelegenheit einzukaufen, sondern auch noch die Zeit genutzt, um meine Vorräte aufzufrischen. Nach meinem Frühstück mit selbstgemachtem Brot, eigenem Aufstrich, Gemüse und Sprossen gab es Gegrilltes bei meinen Eltern, genauer: Meine marinierten Saitansteaks, Kartoffeln (vom Grill) und Frankfurter Grüner Soße. Abends ging es ebenso abwechslungsreich weiter. Ich hatte ich mich mit einer Freundin bei mir zum Essen verabredet, zu ... Kartoffeln (aus der Heißluft-Fritteuse) und ... Frankfurter Grüner Soße. 

Von meinen Saitansteaks war auch noch etwas vom Grillen übrig, so dass ich auch Ostermontag noch etwas zu essen haben werde. Kartoffeln habe ich noch, leider keine Kräuter mehr für Frankfurter Grüne Soße, aber es muss ja nicht jeden Tag so variantenreich sein. 
zurück zu Saitan: Meine Veggi-Steaks hatte ich ja in meiner Blechdose mitgebracht. Meine Mama hat sie natürlich gespült, bevor sie meine restlichen Steaks wieder herein getan hat. Zur Sicherheit, damit ich die Dose nicht noch einmal spülen muss, hat sie meine Reste verpackt, bevor sie sie in die Verpackung getan hat. Immerhin ist es nur silikonbeschichtetes Backapier. Ich werde sie einfach neben meine eigene Permanentfolie aus Silikon legen. Vielleicht freunden sie sich ja an. Wie überrascht ich war. Tja, es passt ja auch ein wenig zum heutigen Feiertag, an Jesus Grab herrschte ja auch einiges an Überraschung. Nur dass da halt was fehlte, was hätte da sein sollen.  Frohe Ostern weiterhin!

Samstag, 15. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XV

Glas- und Plastikmüll von 15 Tagen
Heute war formell Halbzeit bei meiner Teilnahme an "Das Experiment Gelber Sack". Deshalb habe ich es krachen lassen und Müll gemacht. Nicht nur, dass ich die Rotweinflasche, die ich vor Wochen geöffnet hatte, endlich zum Müll tun kann, ich habe auch noch das gestern begonnene Pestoglas zusammen mit einer Freundin geleert. Und um das virtuelle Partyhütchen mit den Luftschlangen richtig wirbeln zu lassen, habe ich auch was für den gelben Sack produziert. Party at the waste maker's studio!


Dieser Samstag war mein Küchentag. Ich habe zunächst gestern eingeweichte Sojabohnen gekocht und daraus Sojamilch gemacht. Dann habe ich Auberginen mit Zwiebeln und Knoblauch in der Pfanne angebraten (Ja, ich war auf dem Markt. Yipee!) und mit Rotwein abgelöscht (Müll No. 1).
Ausbeute von fünf Stunden Küchenarbeit
Aus der einen Hälfte wurde zusammen mit dem Rest Pesto (Kein Müll, da Wiederbenutzung) und innovativ gar gezogenen Spirelli ein Mittagessen für meinen Gast und mich, die andere verarbeitete ich mittels Rührstab zusammen mit dem Okara und Gewürzen zu fünf Gläsern Brotaufstrich, die ich, während ein Sauerteigbrot am Backen war, auf dem Boden des Ofens in einer Wasserschale einmachte. Da wir nicht eine Stunde lang in die Röhre schauen wollten, machten wir noch Seitan-Sojagries-Schnitzel und marinierten sie mit einer Espresso-Chili-Mischung. Die kommen morgen neben Elterns Osterlamm auf die Seite des Grills, an der anti-carnistischer Pazifismus dominiert. Die Restwärme des Ofens nutzte ich, um aus der Sojamilch für Morgenabend, wenn mich eine weitere Freundin besucht, Joghurt (Fermenttütchen = Müll No. 2) zu machen, denn es wird Frankfurter Grüne Soße und Kartoffeln geben.
Die "echten" Feiertage können kommen :)


Da versteckt sich das Pestoglas bis zur erneuten Nutzung!

Freitag, 14. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XIV

Garziehen auf dem Holztisch!
Karfreitag! Wie hätte ich damit rechnen können, dass die Geschäfte zu haben? Warum haben Tankstellen kein Gemüse? Warum habe ich gestern nichts eingekauft? Oder besser: Warum musste ich all mein restliches Gemüse gestern essen?
All das sind Fragen, die ich heute hätte beantworten können. Tat ich aber nicht, denn meine Energie war darauf gerichtet, die Frage zu beantworten, was ich essen soll. 

Das ist so ein wenig wie diese Frage, die jede Veganerin und jeder Veganer in seinem Leben schon einmal gestellt bekommen hat:
"Wenn du auf einer einsamen Insel leben müsstest, dann würdest du doch auch Fisch essen, um nicht zu verhungern, oder?"
Unerfahrene würde dann antworten, dass sie dann wohl Fisch essen müssten, um nicht zu verhungern.
Ein erfahrener Pflanzenesser wie ich antwortet natürlich: "Nein, denn ich gehe einfach zurück zu dem Bungalow, den ich auf der Insel bewohne. Das ist der, an den der Shop für veganes Surfboard-Wachs angeschlossen ist, von dessen Einnahmen ich in diesem Paradies für Wellenreiter mit meiner Familie lebe. Dort zaubere ich mir und meiner Frau aus unseren Vorräten ein leckeres veganes Gericht, während die Kinder am Strand die frisch geschlüpften Schildkrötenbabies auf ihrem Weg zum Meer vor den Raubvögeln schützen."
Die Schildkrötenbabies sind dann immer das Totschlagargument. Gegen Veganer argumentieren, das geht. Doch gegen Schildkrötenbabies, die so drollig und schutzlos über den Strand watscheln, gegen die sagt einfach nie jemand was.

Zurück zu meinem Dilemma! Zum Glück hatte ich noch ein Glas Pesto und auch noch Nudeln (in der Papierpackung). Diesen Glasmüll werde ich heute produzieren, war mir klar, und ich würde es gerne tun. Schließlich müsste ich sonst verhungern. Vielleicht würden Schildkrötenbabies verletzt!
Damit der produzierte Müll, der wohl morgen anfallen wird, da das Glas noch halbvoll ist, nicht mein einziges Thema ist, über das ich berichten kann, habe ich einen [O-Ton meiner Tochter mit zwei geretteten Babyschildkröten im Arm] "Life-Hack" getestet. 
Nudelwasser mit dem Wasserkocher erhitzen, um Energie zu sparen? Ein alter Hut! Die Herdplatte ausschalten, sobald das Wasser kocht, und nur noch die Restenergie nutzen? Ein modern geschnittener, aber auch ein etwa angestaubter Hut. Ich habe meine Nudeln einfach im Topf mit dem Wasser aus dem Wassererhitzer übergossen, den Deckel geschlossen und gewartet, was passiert. Nach 13 Minuten waren die Vollkornnudeln al dente. Und das obwohl sie nicht auf dem Herd standen. Um die Hutmetapher weiter zu bedienen: Krasses Surfer-Beanie! Mit der Energieersparnis rette ich aber einige Schildkrötenbabies.

Donnerstag, 13. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XIII

Mitgedacht
Tag 13, und ich habe aufgegeben. Na ja, richtig aufgegeben natürlich ist. Aufgegeben habe ich jedoch das seit einem halben Jahr laufende Experiment, ein Spülmaschinenpulver zu kreieren, das halbwegs akzeptable Ergebnisse liefert. Nachdem meine Gäste gestern weg waren, wurde eine Ladung in der Maschine fällig. Ich habe in der Vergangenheit alles probiert. Von lange zurückliegenden Experimenten mit Seife in der Maschine, von denen ich stark abraten möchte, bis hin zu sehr ausgereiften Mischungen aus Natron, Soda, Zitronensäure und Kochsalz. Ein wirklich gutes Ergebnis brachte nicht eines dieser Mischungen. Hat jemand eine Idee, wie man ein gekauftes Pulver ersetzt und Geschirr zum Ergebnis hat, dessen Glasbestandteile sich nicht in Milchglas verwandeln und dessen Porzellan sich nicht anfühlt als sei es mit Sand abgeschmirgelt worden. Dazu kommen Wasserflecken auf allen Gläsern und Teile, die einfach nicht sauber werden. Ich bin jetzt erst einmal wieder zurückgekehrt zu Tabs mit wasserlöslicher Folie. Zugegeben, ein unüberlegter Schnellkauf. Pulver in der Pappschachtel wäre ohne Folie ausgekommen und mit Sicherheit auch günstiger gewesen. Ich konnte es aber nicht abwarten. Der Luxus sauberen Geschirrs und von Gläsern, durch die ich sogar durchschauen kann, war einfach zu verlockend.

Das Positive des heutigen Tages: Zwar benutze ich keine Stahlschwämme oder "Abrazzo" für meine Topfe, sondern Natron zum säubern angebrannter Reste, doch ich wollte wissen, ob Kochsalz genauso funktioniert. Von meiner Wurzelgemüsesuppe, die ich gestern gemacht hatte, waren Reste am Boden des Topf festgebrannt. Mit dem Spültuch gingen sie nicht ab. Normalerweise hätte ich Natron mit etwas Wasser als Scheuerpaste verwandt. Dieses Mal nutzte ich ein leicht angefeuchtetes Tuch und gab einen gehäuften Teelöffel Kochsalz in den Topf. Die angebrannten Reste ließen sich nicht minder gut wegscheuern, als hätte ich Natron genommen. Natron kostet ca. 59 Cent, Kochsalz: ca. 39 Cent pro 100 Gramm. Ich kann also fortan meine Töpfe einen Cent günstiger von Brandresten befreien. Davon werde ich eine Woche Urlaub in der Rhön machen. Nur noch 34.499 Töpfe, und ich habe alles zusammen. Es wird wohl das Jahr 3294 werden, 10. September. Vielleicht sieht man sich ja.

vorher
nachher

Mittwoch, 12. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XII

Heute stand mein Geburtstag an, was eine besondere Herausforderung mit sich brachte. Wie kann ich dem Geschenkpapier entgehen? Die Lösung kam schnell: Ich bat meine Gäste, überhaupt keine Geschenke mitzubringen und stattdessen etwas zu essen für die Feier, natürlich plastikfrei. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Kein Müll und keine Arbeit in der Küche. 
Es war die erste Geburtstagsfeier, zu der ich anschließend überhaupt keinen Müll zu entsorgen hatte. Bis auf einen Nudelsalat brachten meine Gäste zwar ausschließlich Kuchen und Bier mit, aber was wäre eine Geburtstagsfeier ohne Überraschungen? Besonders über eines habe ich mich gefreut: Ich bekam ein Glas voller Schokoladenstücke geschenkt - toll, dass auch meine Freunde im Blog lesen :)

Dienstag, 11. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XI

Manchmal hilft nur ein Wunschzettel
Heute war der zweite Arbeitstag nach meinem Urlaubsende. Echt hart! Zwischendurch hatte ich an beiden Tagen Hunger auf Schokolade, habe sie mir jedoch verkniffen, um insbesondere die Folie zu sparen. Stattdessen aß ich Obst. 15 Portionen. Mindestens. Ohne dass die Lust auf Schokolade auch nur ansatzweise schwächer geworden wäre. Morgen muss ich unbedingt mal in unser Schokoladenhaus in Friedberg. Bestimmt gibt es dort Bruchschokolade aus der Herstellung, die ich umverpackungsfrei mitnehmen kann. Ich hoffe es, denn noch ein einziger weiterer Tag, und ich werde Jagd auf Schokoladenhasen in sämtlichen Supermärkten machen, die ich finde.

Es blubbert!
Gestern Abend machte ich mein zweites Sauerteigbrot. Das Experiment war es, herauszufinden, ob der Sauerteig auch ungekühlt weiterlebt, ohne umzukippen. Seit letzter Woche Montag steht er in meiner Küche, außerhalb des Kühlschranks. Täglich gab ich ca. 15 Gramm Mehl und 15 ml Wasser hinzu, so dass am Ende der Woche in etwa die 200 Gramm, die ich für das neue Brot entnehmen würde, wieder hinzugekommen waren. Für das Brot nahm ich 100 Gramm frisch gemahlenes Dinkelmehl und 200 Gramm einer Sechskornmischung sowie 1 TL Zucker und 2 TL Salz. Zusammen mit dem Sauerteig geknetet und zu einer Kugel geformt, kam der Brotlaib dann in den Ofen, wo er bei eingeschalteter Lampe bei ca. 30 Grad aufging. Er ließ sich allerdings
Lecker Brot!
Zeit. Ca. vier Stunden ließ er auf sich warten, bis sein Volumen verdoppelt war. Egal, war ja ohnehin mit feiern beschäftigt - im Übrigen bin ich ein echt miserabler Trinker; es ist immer noch ein Glas Rotwein in der Flasche, was bedeutet, dass ich noch immer keinen Glasmüll produziert habe. Um kurz nach elf war mein zweites Brot dann fertig, und, wie ich heute morgen feststellen durfte, war es richtig lecker.
Mittags gab es Frischkornbrei, gestern Abend Salat vom Markt und heute Abend Essen bei meinen Eltern. Zwei plastik- und restmüllfreie erste Arbeitstage.
Da ich kurz vor dem Halbzeitstand bin, habe ich in meiner Kolumne einen kleinen Zwischenstand gezogen. Lest gerne bei der Wetterauer Zeitung rein.

Lieber warm als Stau

Seit elf Tagen nehme ich an „Das Experiment Gelber Sack“ teil, faste nicht nur Plastikmüll, sondern auch Haushaltsabfall. Bislang bin ich stolz auf das Ergebnis, insbesondere voller Erleichterung. Die Teilnahme bedingt nämlich, seinen anfallenden Müll zu sammeln und regelmäßig zu fotografieren. Ich habe mir dazu eine Ecke meines langen Flurs auserkoren. Dort liegt mein Müllberg, den ich ablichte, sobald etwas Neues dazukommt. Erinnert sich jemand an diesen Film aus den 90ern mit Hugh Grant, in dem er einen Geologen spielt, der einen Hügel aufschütten lässt, damit er zum Berg wird? Derzeit sieht es bei mir nicht so aus, als würde ich den Erfolg mit Herrn Grant teilen. Wenn ich jedoch die Menge Plastikmüll zusammenrechne, die durchschnittlich in unseren Haushalten entsteht, dann wäre es wohl nicht einmal nötig, Herrn Grant Glück bei seinem Unternehmen zu wünschen. Gut 45 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle fallen jährlich in Deutschland an, ca. 12 % bestehen aus Plastikmüll. Tendenz steigend. Dabei können schon kleine Veränderungen erstaunliche Auswirkungen im Großen haben. Nehmen wir die Plastiktüte. Zu rechnen hat mir zwar noch nie Freude bereitet, aber folgendes Beispiel stimmt zumindest hoffnungsvoll. Im Durchschnitt verbraucht jeder von uns 76 Plastiktüten im Jahr. Bei je 20 Gramm sind das allein schon dann, wenn nur ein Drittel aller Haushalte keine Plastiktüten mehr nutzen würde, sondern vorhandene Körbe, Stofftüten oder Kisten, jährlich über 20.000 Tonnen weniger Müll. Das sind 2.000 beladene Müllwagen, die aneinandergereiht einen Stau von Friedberg nach Butzbach erzeugen könnten. „Wer möchte schon gerne im Stau stehen?“, höre ich mich sagen. Gut, schlechtes Beispiel! 50.000 Liter Rohöl würden für die Produktion eingespart. Daraus könnten unter anderem über 12.500 Liter Dieselkraftstoff gewonnen werden. „Wow! Das lohnt sich!“, höre ich mich sagen. Damit kann ich diesen Stau von plastiktütengefüllten Müllautos weit aus der Wetterau rausfahren lassen. Ich höre die Motoren starten, und bei Nieder-Mörlen ist schon wieder Stau. „Huch? Warum das denn?“, denke ich mir. Nun, ein moderner Müllwagen würde es zwar möglicherweise auf 20 Liter Diesel pro 100 Kilometern schaffen, aber leider trifft den Müllwagen das Stop-and-Go durch das permanente Anhalten zur Entleerung neuer Tonnen wirklich hart. Über 110 Liter Dieselkraftstoff kann man auf 100 Kilometern rechnen. Das ist der Grund, weshalb die Kolonne aus 2.000 Fahrzeugen mit all den eingesparten Plastiktüten selbst mit dem paradoxerweise durch dieselben Plastiktüten eingesparten Dieselkraftstoff nicht einmal die Wetterau verlassen könnte. Warum ist dieses Paradoxon nicht allzu weit hergeholt? Weil es Zusammenhänge verdeutlicht. Wer Plastikmüll einspart, spart nicht nur die Energie für die Herstellung und das Recycling sowie den Rohstoff für die Herstellung an sich, sondern auch immense Mengen an fossilen Brennstoffen für die Abholung. Die Energie des Rohöls, ganz gleich ob als Gas oder raffiniertes Öl, nutze ich doch lieber, um es im Winter warm zu haben. Bei einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von 15 Litern Heizöl pro Quadratmeter und einer Wohnungsgröße von 42 Quadratmetern im Ein-Personen-Durchschnittshaushalt komme ich auf 630 Liter pro Jahr. Wenn wir also, wie vorgeschlagen, keine Plastiktüten mehr nutzen, könnte ich meine Wohnung 17 Jahre lang beheizen. Also, bitte! Ist doch für einen guten Zweck. Ich mag es warm.

Montag, 10. April 2017

Das Experiment Gelber Sack X

Das fallen wenigstens zwei Aufstriche ab
Seit Beginn meiner Teilnahme an "Das Experiment Gelber Sack" habe ich zwar recht wenig Plastikmüll produziert - das war nicht weiter überraschend -, doch was mich freut, ist, dass ich seitdem auch keinen Einweg-Glasmüll produziert habe. Zweimal habe ich mir nun schon Brotaufstriche selbst bereitet. Wie ich das gemacht habe? Ich habe eine Handvoll von dem Gemüse, das ich mir jeweils zum Mittag- oder Abendessen in der Pfanne zubereitet hatte, zusammen mit Sonnenblumenkernen, Cashews oder Kürbiskernen und etwas Wasser im Mixer püriert. Würzig abgeschmeckt kam es dann in unverschlossenen Gläsern für zwanzig Minuten zum Haltbarmachen in den Ofen, während ich gleichzeitig Brot backte (Keine Energie verschwenden!). Etwas experimentiert hatte ich: Bevor ich die Deckel schloss, hatte ich das eine Mal eine Schicht Öl auf den Aufstrich gegeben, das andere mal nicht. Mein Fazit: Die Gläser ohne Öl beginnen zu gären. Das tat dem Geschmack keinen Abbruch. Das letzte der drei Ohne-Gläser mengte ich allerdings letztlich komplett unter eine Nudel-Gemüse-Pfanne. Ich wollte nicht Gefahr laufen, es doch wegwerfen zu müssen. Ab morgen Früh ist ein Aufstrich aus Aubergine, Zucchini und Cashew auf dem Speiseplan. Mit Lein-Öl-Topping. Bestimmt lecker!

Öffnen und rein in die Wanne!
Heute Abend werde ich feiern, zehn Tage lang keinen Einweg-Glasmüll produziert zu haben. Dazu werde ich die Flasche Rotwein, an der ich seit gefühlt zwei Monaten trinke, in der Badewanne leeren ("in der", nicht "in die"). Vielleicht werde ich sogar zehn Kerzen dazu anzünden. In der Flasche werde ich einen winzigen Rest lassen, den ich erst morgen Früh trinke (Na und?). Täte ich es nicht, fiele der Einweg-Glasmüll schon heute an, und der Grund zu feiern fiele nachträglich weg. Dann wäre es jedoch bereits zu spät, denn dann hätte ich bereits gefeiert, was gar nicht zu feiern gewesen wäre. Diesem Paradoxon möchte ich entgehen, denn ohne Doc Browns Hilfe fürchte ich ansonsten ernste Konsequenzen für das Raum-Zeit-Kontinuum. Prost!

Sonntag, 9. April 2017

Das Experiment Gelber Sack IX

Die erste Woche schließe ich mit zwei hinzugekommenen Kronkorken ab, die zwar kein klassischer Plastikmüll sind, aber immerhin in den gelben Sack gehören. Nach einer erfolgreichen Veranstaltung ist es Usus mit den Übernachtungsgästen noch ein Bierchen zu trinken. Einer Tradition, der ich gerne folge, besonders, wenn es ein Red Lager ist.
Ansonsten lungerte ich den ganzen Tag mit meinen Büchern auf der Ernst-Ludwig-Buchmesse rum, so dass wieder kein Müll zuhause anfallen konnte. 
Morgen beginnt mein erster Arbeitstag nach zwei Wochen Urlaub. Ich bin gespannt, ob es so weitergeht, ganz viel selbst machen zu können, wenn ich 42 Stunden pro Woche arbeiten muss und zwei Stunden täglich mit der Bahn unterwegs sein werde. Ihr und ich werden es erfahren.


Fionrir auf der Ernst-Ludwig-Buchmesse

Eine erfolgreiche erste Buchmesse mit "Fionrirs Reise" liegt hinter mir. Viele schöne Gespräche auf der Ernst-Ludwig-Buchmesse in Bad Nauheim, zahlreiche Signaturen - auch von mitgebrachten Büchern - und eine gut besuchte Lesung mit Stimmen aus dem Publikum wie: "Ich hab's schon gelesen!" sind die Eckpfeiler, die mein wertvolles Erinnerungsgerüst tragen. Danke für einen schönen Tag!

Samstag, 8. April 2017

Das Experiment Gelber Sack VIII

Heute habe ich mich wie - wie jeden Samstagmorgen - auf dem Friedberger Marktplatz zu Kaffee und Kuchen getroffen. Immerhin gibt es dort keine Wegwerfbecher für den Kaffee, aber dafür Papptellerchen. Um hier Müll zu vermeiden, habe ich meinen eigenen Teller von zuhause mitgebracht. Auch habe ich eine eigene Tasse mitgebracht - ich teste gerade die treecup vom NOWASTE -, denn bei meiner eigenen Tasse habe ich es in der Hand, wie ich mit ihr im Anschluss umgehe: Ich entscheide, ob ich sie kalt, heiß, ohne oder mit Spülmittel oder sogar in der Maschine spüle. Diese Entscheidung hat ein Gewerbetreibender nicht. Jede Tasse muss nach einmaligen Gebrauch gespült werden. Nachfüllen ist natürlich okay ;-)
Ich hoffe, dass der ökologisch überlegene Mehrwegbecher bald Einzug hält. Einige lokale Bäckereien, wie die in Friedberg-Dorheim, bieten das bereits an. Den eigenen Becher mitzubringen, ist mitunter schwierig. Obwohl Sparbucks offen damit wirbt, einen Rabatt zu gewähren, wenn der Kunde seinen eigenen Becher mitbringt, hört man bei vielen lokalen Cafés und Bäckereien oft, dass fremde Becher aus rechtlichen Gründen nicht angenommen werden können. Möglichkeiten gibt es offenbar. Es liegt an uns: Becher mitbringen, Kaffee bestellen, wenn keiner ausgegeben wird, dann verzichten. Der Handel wird dem Wunsch der Kunden mittelfristig folgen . Wenn es bei Starbucks geht, geht es auch lokal.
Schön war übrigens, dass auch andere meiner Kaffeerunde meiner Idee gefolgt waren und ihre eigenen Teller mitgebracht hatten :)

Freitag, 7. April 2017

Das Experiment Gelber Sack VII

Das zweite Stück Müll ist reif für die Entsorgung, und mit der Platzierung in meiner "Gelber-Sack-Ecke" kommt gleich eine Frage auf. Wie umgehen mit "geschenktem Müll"? In diesem Fall war es ein Zwei-Liter-Beutel selbst gepressten Apfelsafts. Als ich das Geschenk überreicht bekam, dachte ich: "Hmmm! Plastik!", sagte: "Dankeschön! Das sieht lecker aus" und nahm den Beutel an. Tatsächlich sind Wasser und Kaffee die einzigen Getränke, die ich üblicherweise zu Hause trinke. Gut Bier zählt auch dazu, aber das ist ja eher ein Nahrungsmittel als ein Getränk (Smiley). Von daher war der Apfelsaft, an dem ich mich zwei Wochen labte, etwas Besonderes, und ich hatte mich wirklich sehr darüber gefreut. In einer wiederverwendbaren Glasflasche wären allerdings keine Fragen aufgekommen, so aber schon. Wie gehe ich mit Geschenken um, die meinen ökologischen Prinzipien zuwider laufen? Ist es unhöflich, ein Geschenk unter Verweis darauf, keinen Plastikmüll produzieren zu wollen, zurückzuweisen? Kann ich Dinge sagen wie: "In Glas hätte ich es gerne genommen! Dennoch vielen Dank. Ich weiß das zu schätzen"? Wenn ich es kommentarlos annehme, wird der Schenkende nie darüber nachdenken, dass Glasflaschen eine Option gewesen wären. Ich denke also, ich werde künftig plastikummantelte Geschenke ablehnen. Wie seht ihr das?

Doch abgesehen von Fragen dazu, war der Tag sogar noch spannender. OMG! Seit fünf Tagen arbeitet ja mein Sauerteig vor sich hin, mit dem ich den - zugegebenermaßen überschaubaren - Plastikmüll aus der Hefenutzung vermeiden will. Heute habe ich das erste Brot damit gebacken. Das Rezept zur Sauerteigherstellung hatte ich von Smarticular und das zum Brot von Widdersberg.
Den Sauerteig herzustellen funktionierte prima mit der Anleitung. Er rock angenehm säuerlich, und immer wieder stiegen kleine Bläschen hoch, und das obwohl ich ihn nur bei 20 Grad Celsius kultiviert hatte. Vielleicht liegt das daran, dass ich frisch gemahlenes Mehr nehme.
200 Gramm des Sauerteigs nahm ich ab, vermischte ihn mit 300 g Dinkelvollkornmehl und 100 Gramm Mehrkornschrot sowie einem Esslöffel Rohrzucker und einem Teelöffel Meersalz. Nach vier Stunden im ausgeschalteten Backofen, bei dem ich für die nötige Wärme lediglich die Lampe angeschaltet hatte, war das Volumen des Brotes auf das doppelte angewachsen. Anschließend hatte ich die Oberfläche mit einer Wassersprühflasche angefeuchtet, eine Tasse Wasser in den auf 200 Grad Celsius vorgeheizten Backofen gestellt und das Brot auf Permanentbackfolie dazu gegeben. Bin gespannt, wie es schmecken wird. Es ist mein erstes Sauerteigbrot und mein erstes Freigeschobenes  :)

Donnerstag, 6. April 2017

Das Experiment Gelber Sack VI

Es ist schön, zu sehen, welche Verknüpfungen sich im Laufe der Zeit auftun. Nach meinem Interview mit Lukas von Plasx waren die Frankfurter Pioniere des einzigen Unverpacktladens im Rhein-Main-Gebiet im Gespräch, und Dienstag schrieb mich Franzi von gramm.genau dann an, ob ich nicht an einem Workshop teilnehmen möchte. Der Workshop war heute Abend. "Drogerieartikel selbst herstellen" war das Thema. Meine Deocreme mache ich ja bereits selbst, ebenso mein Zahnsalz, und damit erschöpft sich mein Bedarf. Abgesehen von Haar-, Kernseife und Olivenöl befindet sich ja nichts in meinem Badezimmer. Der Workshop wurde jedoch echt großartig. Meine Begleitung, Diane vom Regenbogen, und ich haben viele neue engagierte Menschen kennengelernt, während wir Allzweckreiniger, Spülmittel und Deo-Rollon herstellen durften. Ich bin sicher, die entstandenen Kontakte werden nicht einmalig bleiben.

Der Workshop gab mir auch Gelegenheit, mich im Laden und vor allem im Lager einmal umzuschauen. Toll, was es hier alles in loser Schüttung gibt. Nicht nur Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten, sondern auch die im Haushalt so wichtigen Drei: Natron, Soda und Zitronensäure. Natürlich werden einige der Produkte in Plastik angeliefert, doch ist es immer noch viel besser, einen 25-Kilo-Sack zu beziehen und aufzuteilen als 50 Pfundpäckchen. Ein toller Laden! Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Für einen Friedberger ist das natürlich nichts für den täglichen Einkauf, aber warum nicht mit etwas Vorplanung, einmal monatlich zum Großeinkauf mit reichlich mitgebrachten Behältnissen hin? Die Königslösung wäre natürlich ein Unverpacktladen in Friedberg. Wird bestimmt kommen. Eines Tages. Wer weiß? Bis dahin werde ich definitiv zumindest die o. g. Drei künftig von dort beziehen.

Müllmäßig fiel heute nichts an. Essen wie gestern (die Reste). Mittags war ich in Sachen Kunst- und Kultur unterwegs, und es gab einen veganen Zwiebelkuchen bei der Gastgeberin. Ansonsten war fällig, neues Zahnsalz zu machen. 40 g Haushaltssalz, zwei Esslöffel getrocknete Salbeiblätter aus dem Garten und ab damit in den Mörser, bis ein feines Pulver daraus geworden ist. Durchgesiebt habe ich es in ein ehemaliges Aufstrichglas gegeben, wo es im Badezimmer auf die Benutzung wartet (einfach mit der angefeuchteten Zahnbürste rein).
Das war, bevor ich nach Frankfurt aufgebrochen war, und es wurde ein feiner Tag.

Mittwoch, 5. April 2017

Das Experiment Gelber Sack V

Nachdem ich nun zwei Tage zuhause gegessen hatten, war heute das leider Unausweichliche dran: Spülen. Passenderweise hatte ich auch kein selbst-gefertigtes Spülmittel mehr auf Vorrat im Schrank, was mich in die Lage versetzt, mein schnelles Rezept kurz vorzustellen: 20 g Kernseife (hier: Klar's Olivenseife, fünf Stück in Papierverpackung - gibt es in Bioläden aber auch unverpackt einzeln) raspeln, ein Esslöffel Natron (Papiertütchen in meinem Fall) dazu und dann zusammen mit 100 ml kochendem Wasser aus dem Wasserkocher in den Mixer. Nach und nach insgesamt 400 ml Wasser hinzu geben und mixen. Auf keinen Fall auf einmal, sonst gibt es einen Geysier aus sanft seidigen Seifenblasen, und keinesfalls weniger Wasser nehmen, sonst geht die Seife zwar in die Flasche, aber nicht ohne Gewalt wieder heraus. Abgefüllt habe ich es in einen (sehr) alten Plastikspender, den ich immer wieder für die Flüssigseife nutze. 

Der einfache Weg zum plastikfreien Geschirrspülmittel
An Müll ist also heute nur anteilig etwas Papier angefallen, das jedoch noch nicht auf den Müll wandern muss. Das Natron-Tütchen ist ja noch nicht leer, und auch in der Seifenpackung sind noch drei Stück Seife übrig, Beide habe ich schon einige Wochen im Haushalt; sie sind ergiebig. Ansonsten war ich brav. Das Frühstück bestand aus eigenem Brot mit eigenem Aufstrich, mittags hatte ich mir einen Salat gemacht, dessen Zutaten ich mir vom Bauernmarkt um die Ecke geholt hatte, und zu Abend gab es Brot und Anti-Pasti, die ich mit meinem eigenen Behältnis bei einem Feinkost-Stand auf dem Markt geholt hatte.

Montagabend war unser monatlicher Alternativer Stammtisch (jeden ersten Montag im Monat, ab 19:00 Uhr, im Café Kaktus in Friedberg). Es kam eine interessante Diskussion zustande. Wenn ich auswärts esse, weiß ich nicht, wie viel Müll für mein Essen anfällt. Ich weiß nicht, welche Verpackungsart und welche Verpackungseinheiten die Küche nutzt. Wie bilanziere ich das beim Thema Plastiksparen/-fasten? Eine gute Frage! Grundsätzlich denke ich, dass die Gastronomie frisches Gemüse vom Markt bezieht, das lose in Kisten geliefert wird. Montagabend gab es jedoch extra für den Stammtisch vegane Optionen in der Speisekarte des Bistros, z. B. eine Soja-Alternative zum Schmand auf dem Flammkuchen. Die gibt es nur in Plastikverpackung. Ich habe also gestern zumindest indirekt Plastikmüll produziert. Auch damit muss ich folglich bewusster umgehen. Einfach auswärts zu essen reicht folglich nicht, um sich der Verantwortung zu entziehen.

Nachtrag vom 06.04.2017
Ich lerne es nie! Die Flüssigseife wird über Nacht wieder zur Festseife. Ein wenig Wasser in die Flasche und gut schütteln, dann wird es was. Nächstes mal lieber zehn Gramm ;-)