Raus in die Natur - Kleingärtnern, Saisongärteln und die Dachterrasse |
Vom 11. bis zum 15. Mai werden Gartenfreunde von den Eisheiligen besucht. Ihre Namen: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia von Rom – es sind deren Namenstage, zu denen die Bauerregel sagt, dass mit Frost zu rechnen ist. Der Feind eines jeden Hobby-Gärtners, der seine mit Liebe gezogenen Setzlinge zu früh gesetzt hat. Allerdings nutzen wir seit knapp 500 Jahren den Gregorianischen Kalender und nicht mehr den Julianischen, auf den sich die Bauernregeln bezogen. Dieser und damit die gefürchteten Kälteeinbrüche sind somit um eine Woche nach hinten verschoben, also auf die Tage ab dem 20. Mai. Diese sind die Namenstage von Elfriede, Wiltrud, Rita, Renate und Esther. Warum wurde das nicht geändert? Vermutlich, weil die Reime einfach unschlagbar sind. „Der heilige Mamerz / hat von Eis ein Herz“, „Mamertus, Pankratius, Servatius / stehn für Kälte und Verdruss“ oder „Vor Nachtfrost bist Du sicher nicht / bis Sophie vorüber ist“. Was sollen die wirklichen Eisheiligen da schon ausrichten? „Bis zur heiligen Elfriede / gehört der Garten gemiede“ kann allenthalben Hessinnen und Hessen begeistern, „Gerade kam Wiltrud / als die Kälte sich entlud“ überzeugt auch wenig und „Rita ist wie Renate und Esther / eine eiskalte Schwester“ klingt eher wie ein neues Rap-Projekt aus Rödelheim als eine Regel, die den Gärtnerinnen und Gärtnern in Erinnerung riefe, sich trotz erster warmer Tage nicht zu sicher zu fühlen.
Das Bundesamt für Statistik sagt, dass im Jahr 2019 rund 8,97 Millionen Menschen über 14 Jahre gab, die mehrmals wöchentlich im Garten arbeiteten. 900.000 Hobbygärtner sind unter dem Dach des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde organisiert und bewirtschaften 44.000 Hektar Land. Auch in der Wetterau gibt es zahlreiche Kleingartenanlagen und Gartenbauvereine wie die Gemeinschaft Usa-Gärten e. V. (http://www.usagaerten.de/) mit 65 Kleingärten zwischen Friedberg und Bad Nauheim. Deren und die Gartengrundstücke vieler anderer sind in der Wetterau begehrt; die Wartelisten sind lang. Eine andere Möglichkeit sind Saison-Gärten, wie der, den die Familie Klingmann in Friedberg-Fauerbach anbietet (https://www.saisongarten-friedberg.de/). Dort wird der Boden fachmänisch bestellt, und die Pflege übernimmt die Saisongärtnerin oder der Saisongärtner.
Warum ist es so ökologisch, selbst zu gärtnern? Die meisten Kleingartenvereine oder Saisongärten sind so gelegen, dass sie mit kurzen Wegen, häufig sogar per Rad oder zu Fuß erreicht werden können. Das spart Energie und damit CO2 – insbesondere, wenn man bedenkt, dass 40 % der Lebensmittel in Europa Importe sind. Der Selbstversorgungsgrad für Nahrungsmittel in Deutschland liegt bei rund 88 Prozent. Deutschland muss folglich Nahrungsmittel importieren, um den eigenen Bedarf decken zu können. Der Gesamtwert der Nahrungsmittelimporte summierte sich zuletzt auf rund 49,2 Milliarden Euro. Das ist mit Energiekosten verbunden und geht zudem zu Lasten der Frische, des Vitamingehalts und auch des Geschmacks der Lebensmittel. Warum spanische Tomaten, italienische Paprika und holländische Gurken, wenn sie auch selbst angebaut und geerntet werden können? Da schont nicht nur die Umwelt, sondern sogar den Geldbeutel. Aus eigener Erfahrung – ich bewirtschafte gerade wieder meine Terrasse hoch über den Dächern der Kreisstadt – lassen sich gut 80 Prozent der Nahrungsmittelkosten einsparen, wenn man selbst gärtnert. Die Kostenersparnis bedeutet eine Investition von Zeit, die man mit Erde unter den Nägeln erbringt, aber ganz ehrlich: Das erdet! Aber bitte erst nach Schwester Esther!