Samstag, 19. April 2014

Zwölfter Schritt - Die Käsedosenodyssee

Tupper? Curver? Was ist das?
Heute ist Samstag. Es ist wieder Wochenmarkt. Da ich jedoch ohnehin zum Wasserkauf in den Supermarkt muss, will ich meinen Einkauf komplett dort erledigen. Wie vielerorts gibt es hier direkt nebeneinander vier Supermärkte und einen Getränkemarkt. Wer jedoch ohne Verpackungsmüll und noch dazu in Bioqualität einkaufen will, für den bleiben von den vier Supermärkten nicht viele übrig. Das komplette Warensortiment, mal abgesehen von den Backautomaten, ist bei den Discountern verpackt. Das wenige unverpackte Gemüse ist leider konventionell angebaut. Die beiden anderen führen zumindest loses Gemüse und haben eine Käsetheke, jedoch nur einer davon in Bioqualität. Ich habe meine Stoffbeutel mit und habe sogar eine Edelstahlbox mitgebracht, um meinen Käse verpackungsfrei mitzunehmen. Der Beutel ist schnell voller Obst und Gemüse. Dem Triumph nahe, wähle ich meinen Frühstückskäse und reiche lächelnd meine Edelstahlbox über die Käsetheke.
„Tut mir leid, dürfen wir nicht. Wegen des HACCP!“, sagt die leicht erkältete Dame am Verkauf.
„Oh! Warum das denn nicht?“, frage ich.
„Es könnten Bakterien drin sein. Wir könnten den Hygiene-Standard so nicht erfüllen. Der Chef achtet da sehr drauf“, sagt sie und schnäuzt sich in ein Papiertaschentuch. „Was darf’s denn sein?“, fragt sie und steckt ihr Taschentuch in den Kittel.
Zum Glück trägt sie Handschuhe, denke ich mir, lehne aber letztlich doch ab. Also, Einkauf ins Auto und doch zu Fuß hoch zum Wochenmarkt. Der gute Käsehändler in seinem rollenden Käseladen freut sich mich wieder zu sehen. Der merkwürdige Kerl, der kein Plastik will, ist wieder da, lese ich in seinen Augen. Als ich die Box herüber reiche, packt er den Käse kommentarlos rein. HACCP gibt es hier nicht. Auch keine Handschuhe. Und sicher ist er auch nicht immun gegen Erkältungen. Aber es erscheint mir irgendwie doch etwas geerdeter. Ich weiß, dass er vor meinem Käse das Wechselgeld des Kunden zuvor in der Hand hatte. Er weiß, dass ich das weiß, und dafür erzählt er mir auch nicht, dass sein Käsemesser nach jedem Schnitt abgekocht wird. Der Käse ist ohnehin voller Milchsäurebakterien. Die werden ihr Revier schon zu verteidigen wissen.


Heimischer Glascontainer!
Unsere ehemalige Tupperware-Schublade hat sich inzwischen inhaltlich merklich verändert. Meine Freundin und ich müssen uns zwar aufwärmen, wenn wir das gefühlte 50 Kilo wiegende Ding öffnen wollen, ohne Muskelzerrungen zu riskieren, doch dafür gibt es jetzt kein Lebensmittel mehr, das wir in Plastik aufbewahren. Kühlschrank, Gefrierschrank, beide sind inzwischen mit Glas und Edelstahl voll. Das eine oder andere haben wir dazu gekauft, vieles haben wir jedoch einfach nur nicht in den Glascontainer geworfen. Wenn der Gesetzgeber das mitbekommt - bitte lesen Sie nicht weiter, Herr Dr. Schäuble -, wird es sicher eine Steuer für die Mehrfachnutzung von Einwegverpackungen geben. Ich sehe mich schon bei meiner Steuererklärung angeben, wie oft ich Gurken-, Marmeladen- und Pesto-Einweggläser mehrfach genutzt habe, denn sie eigenen sich nicht minder gut zum Aufbewahren von Resten des Vortags oder dazu, selbstgemachte Soßen-, Brotaufstriche und ähnliches längere Zeit zu konservieren. Warum 19% Mehrwertsteuer auf ein neues Einweckglas zahlen, wenn ich es auch zu sieben Prozent zu meinen Sauerkirschen hinzubekomme - ich sagte doch, sie sollen nicht weiterlesen. Pfui! - Kein Müll, keine Unkosten, keine Stoffe, die ins Essen abgesondert werden … was will man mehr? - Ja, ich weiß, weitere 12% Steuer wollen SIE, Herr Doktor!

Mittwoch, 9. April 2014

Elfter Schritt - Bodylotion und Peeling

Könnte ein Caipi to go mit Zuckerrand sein,
ist aber mein self-made Peeling
Wieder zurück im Badezimmer. Eigentlich sind hier alle Einwegbehälter aus Plastik. Shampoo und Duschgel hatte ich ja schon beseitigt, aber es stehen noch so viele Schalen, Flaschen und Tuben rum, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Was als nächstes leer wird, kommt auf den Prüfstand, denke ich mir, und das ist jetzt eine Körperlotion und ein Peeling. Ja, werte Frauen, auch Männer nutzen Peelings. Glaubt bloß der Werbung nicht! Wie sonst soll man den Grillgeruch und das Motoröl weg bekommen, wo wir doch ständig Fred die Brontosaurier weg grillen und unsere eingeölten nackten Oberkörper zwischen den Regentonnen-großen Zylindern unserer Muscle Cars hin- und herschieben müssen. Die meisten Peelings enthalten – was für eine Überraschung – zumeist Polyethylen- oder Polypropylenkügelchen. Immerhin hat das den Vorteil, dass es unmittelbar in Fischmägen landen kann, wenn es erst einmal über das Abwasser in die Flüsse und Meere gelangt ist, und nicht den mühsamen Umweg über die Plastikzersetzung und das Ausspülen aus den Deponien hinter sich bringen muss. Weg damit. Salz hatte ich ja bereits in der Zahnpflege angefangen zu nutzen. Salz löst sich wunderbar im Mund auf, und das tut es leider auch unter der Dusche, und zwar viel zu schnell. Beim ersten Test brauchte ich eine Handvoll, um tatsächlich damit zu peelen. Das erschien mir verschwenderisch. Salz löst sich jedoch nicht in Öl. Einen Teelöffel Salz in ein gutes Schnapsglas voll Olivenöl gemengt und ich habe ein Peeling, das wirklich gut funktioniert, und nein, man muss kein Shaolin-Mönch sein, um mit Salz zu peelen. Da brennt nichts.

Exotik für anspruchsvolle Männerhaut!
Und wenn ich schon einmal das Olivenöl von der Küche ins Badezimmer überführe, nutze ich es auch gleich anstelle der Lotion. Direkt nach dem Duschen ein bis zwei Hände voll auf die duschnasse Haut und gut ist’s. Es zieht nicht weniger schnell ein als jedes andere Körperöl. Natürlich ist es in diesem Bezug den milchigen Bodylotions unterlegen, doch es fühlt sich prima an, und die paar Minuten Zeit nehme ich mir gerne, wenn ich dafür meinen Plastikmüll auf Null reduziere, denn das Öl kommt in Glasflaschen mit Metalldeckel daher.
Wenn schon experimentieren, dann richtig: Mein Butterschmalzersatz, das Kokosöl, muss auch dran glauben. Kokosöl ist bei Zimmertemperatur fest. Zwischen den Händen wird es jedoch nahezu sofort flüssig. Es dauert allerdings etwas länger, sich damit einzureiben. Es zieht auch nicht so schnell ein, wie das Olivenöl. Dafür macht es eine sehr weiche Haut, und meine Freundin mag den Kokosgeschmack. Was für die Pfanne gut ist, kann für mein Gesicht nicht verkehrt sein, und ich verbitte mir jegliches Wortspiel auf diesen Vergleich. Jedenfalls fühlen sich beide Alternativen gut an, und wer umgibt sich nicht gerne mit einem Hauch griechischer oder karibischer Exotik, während er mit nacktem Oberkörper lässig an sein Muscle Car gelehnt am Grill steht und Brontosaurierburger brutzelt. Wilmaaaaaaa!