Guter Ansatz! Leider finden Veränderungen meist über Geld am ehesten statt. Mehrweg ist zumindest bei Kaffeebechern ohne Probleme möglich. Recup zum Beispiel. Fehlen nur noch Systeme für die Pizza und den Asia-Imbiss 😊 und da muss darauf gehofft werden, dass die Steuereinnahmen auch für städtische Beratung genutzt werden. Danke, Tübingen.
Samstag, 22. Dezember 2018
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Guter Ansatz! Leider finden Veränderungen meist über Geld am ehesten statt. Mehrweg ist zumindest bei Kaffeebechern ohne Probleme möglich. Recup zum Beispiel. Fehlen nur noch Systeme für die Pizza und den Asia-Imbiss 😊 und da muss darauf gehofft werden, dass die Steuereinnahmen auch für städtische Beratung genutzt werden. Danke, Tübingen.
Dienstag, 18. Dezember 2018
Brot verböllern
Die Aktion „Brot statt Böller“ ist mittlerweile ein Begriff – immerhin gibt es sie schon seit über 30 Jahren –, und er findet sich inzwischen auch in schlechten Witzen wieder. Wie zum Beispiel in diesem hier: Warum kein „Brot statt Böller“? Weil Brot nicht knallt. Dabei kommt es doch sehr auf die Darreichungsform an. Ein Roggenbrot vielleicht nicht, aus Roggen destillierter Wodka schon. Gerade an Silvester. Seit dem Jahr 2004 steigen die Umsätze mit Feuerwerk nahezu kontinuierlich. 87 Millionen waren es damals. Heute sind es 137 Millionen. Knapp 18 Prozent ihres Jahresumsatzes von rund 1,6 Milliarden Euro machen deutsche Sekthersteller zum Jahreswechsel. Mit Fug und Recht kann man behaupten: Der Deutsche ballert doppelt - mit Ziel Kopf und Firmament.
Auch in der Umwelt ballert‘s: Belastender Feinstaub und Lärm der Haus- und Wildtiere schädigt und jede Menge Aluminium und Plastikkorken von Millionen Sektflaschen. Dahingegen stellt der Jahreswechsel bei „Brot für die Welt“ nicht gerade eine Spitze bei den Spendenzugängen dar. Warum? Nur jeder vierte Deutsche kauft überhaupt Böller für Silvester, der Rest vermutlich nur Sekt. Das sind im Schnitt gut 40 Euro pro Geldbeutel derer, die beides knallen lassen. Jene 75 Prozent, die nicht ballern, spenden jedoch auch nicht mehr als sonst. Vielleicht ist das Hauptproblem gar nicht der Geldbeutel, sondern dass die Freude am Spenden bei einer Überweisung nicht aufkommt. Schenken sorgt nachweislich dafür, dass Dopamin und Endorphin im Gehirn ausgeschüttet werden und die beiden Hormone dafür, dass wir fitter sind, Stress leichter bewältigen und uns glücklich fühlen. Doch wer hat je nach dem Ausfüllen einer Onlineüberweisung gesagt: „Mensch, bin ich glücklich!“ Schenken braucht Kontakt zu anderen Menschen, damit das funktioniert.
Ich selbst habe jüngst eine Tradition wieder aufgelebt und werde am Vorabend zu Silvester mit Freunden Poker spielen. Das Buy-in geht in einen Topf, und der Gewinner darf den Pot einer Organisation seiner Wahl spenden. Welche das sein wird, teilt jede und jeder Mitspielende zuvor mit. Das kann manchmal dazu führen, dass man sehr gerne beim Heads-up den Straight Flush wirft und dem Bluffer den Sieg lässt, weil dessen Spendenorganisation so viel reizvoller ist als die eigene. Danach gehen wir alle mit einem Hochgefühl auseinander. Wir haben schöne Stunden miteinander verbracht, es gab nicht wirklich Verlierer in der Runde und vor allem sind wir vollgepumpt mit Glückshormonen. Dadurch brauchen wir auch weniger Alkohol, um uns an Silvester in Stimmung zu bringen - der Sekt zum Anstoßen ist ein Bio-Sekt mit Naturkorken und ohne Alu-Mütze.
„Und was ist mit der Tradition?“, ruft jetzt jemand während des Lesens. „Wir müssen doch die bösen Geister vertreiben, bevor das neue Jahr geboren wird.“ Die wahren wir! Dazu reicht eine Rakete, je nach Boshaftigkeit derer vielleicht schon eine Packung funkelnder Wunderkerzen. Mit denen verscheucht man auch nicht den Dachs, der an Neujahr im Hinterhof die Mülltonne um die übrig gebliebenen Reste des wieder einmal viel zu üppigen Silversterbuffets erleichtert. Wildtiere scheren sich nicht um die unsinnigen rechtlichen Hürden des Containerns.
Vielleicht schaffen wir es ja dieses Mal, dass jeder nur wirklich das zum Buffet beisteuert, was man selbst verzehren kann. Aber ich möchte jetzt nicht über den Unsinn des Wegwerfens von Lebensmitteln oder über das Verbot, selbige aus dem Müll zu fischen, zu lamentieren anfangen.
Lasst uns feiern! Prost Neujahr!
Dienstag, 4. Dezember 2018
Kampfansagen an Veganer
Als Veganer ist man oft Zielscheibe. Alle Schießen auf uns – vom Comedian bis zum CSU-Politiker. Warum eigentlich? „Ich lasse mir mein Fleisch nicht wegnehmen!“, ruft da einer aufgebracht. „Ich esse doch gar kein Fleisch!“, antworte ich und verstehe meine Pflanzenwelt nicht mehr. Es folgt der Fingerzeig in die Supermarktregale. Der vegane Lebensmittelsektor ist in den letzten Jahren unübersehbar geworden. Fleischalternativen verzeichnen seit 2008 ein stetes Umsatzplus, kann man auf der Homepage des Vegetarierbundes (VEBU) lesen. Da kann man sich schon bedroht fühlen und die in naher Zukunft zu erwartende Verdrängung des echten Fleischs zu fürchten beginnen. Äthiopien war übrigens in den letzten Jahren das Land mit den größten volkswirtschaftlichen Wachstumsraten. Deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt allerdings auch nur zwei Prozent des unseren. Wo wenig ist, kann viel wachsen. So ist es auch mit den Fleischalternativen im Supermarkt. Die Gefahr, dass ein Soja-Schnitzel das Rinder-Steak verdrängt, ist in etwa so hoch wie die, dass die äthiopische Exportwirtschaft zu einem Aussterben des deutschen Einzelhandels führt.
Dennoch: Überall dort, wo ein Fleischesser genüsslich in sein Steak beißen möchte, sitzt ein Veganer am Tisch und hebt den Zeigefinger wie eine moralische Keule. Statistisch ist das merkwürdig. 1,3 Millionen Veganer gibt es, sagt der VEBU. Das sind gerade einmal eineinhalb Prozent der deutschen Bevölkerung. Rein mathematisch betrachtet müsste also ein Steakliebhaber an einer Tafel mit gut 65 Menschen sitzen, damit sich ein ganzer Veganer unter ihnen befindet. Da kommt es sehr stark darauf an, wo der fleischlose Moralist am Tisch platziert ist, damit dessen Zeigefinger überhaupt wahrgenommen wird. Oder es muss ein sehr großer Zeigefinger sein, was bei dem Proteinmangel, unter dem wir strengen Veggies permanent leiden, eher unwahrscheinlich ist. „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“, heißt es schließlich, und nicht fleischlos.
„Ihr seid undankbar!“, schleudert man mir entgegen. „Ohne Fleisch wäre unser Gehirn nie so groß geworden!“ Nun, denke ich mir, ohne die Französische Revolution hätten wir vielleicht keine Menschenrechte. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass das Guillotinieren von Staatoberhäuptern heutzutage nicht so gut ankäme, selbst wenn ich darauf verwiese, dass ich es ja nur mache, weil wir ohne das heute kein Recht auf körperliche Unversehrtheit und kein Recht auf Leben hätten. Alles in allem entlarvt das, weshalb wir und unsere Ernährung tatsächlich in den Zielfokus von Bühnen- und Wahlprogramme geraten. Es geht schlichtweg darum, den größtmöglichen Konsens zu erreichen.
Etwas gegen Frauen? Die sind statistisch in der Mehrheit. Schlecht! Und man will ja kein Sexist sein! Über Ausländer oder Menschen mit Migrationshintergrund? Ein Viertel der Zuhörer könnte das betreffen. Schlecht! Und man will ja kein Rassist sein! Vegetarier? Auch gut 10 Prozent. Besser! Doch wer möchte schon jeden zehnten zahlenden Zuhörer oder einen solchen Wähleranteil vergrämen? Jeder 65. Deutsche ist Veganer. Großartig! Angenommen ich hätte einen Auftritt in einem Saal mit hundert Sitzplätzen, dann befänden sich nur eineinhalb Veganer im Publikum – oder sagen wir zwei, da wir ja so dürr sind. 98 Gäste lachen, denken sich: „Ja, ja, diese Baumkuschler!“ und freuen sich dankbar über ihr großes Gehirn.
0,45 Prozent der Zuschauer könnten übrigens theoretisch auch Äthiopier sein. Hoffen wir, dass das weder Comedians noch Politiker je merken.
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