Mittwoch, 24. Dezember 2014

Einfach mal weihnachten

Einfach mal morgens an Heilig Abend in die Stadt
Einfach mal raus
In die Kälte
Und nicht beschweren, dass kein Schnee liegt
Einfach mal freuen, dass du raus kannst

Einfach mal jeden grüßen, ein frohes Fest wünschen
Einfach mal dabei lächeln
Jede und Jeden anlächeln
Und nicht drüber ärgern, wenn jemand nicht zurück grüßt
Einfach mal sich über die freuen, die zurücklächeln

Einfach mal Weihnachtsgeschenke im Städtchen kaufen, am letzten Tag
Einfach mal ungestresst sein
Über die Menschen freuen, die du triffst
Über die, die mit dir einkaufen
Einfach mal einkaufen, weil man will, nicht muss

Einfach mal im Laden nach dem Bezahlen Danke sagen
Einfach mal Lächeln
Ein frohes Fest wünschen
Denen, die dir am letzten Tag zu Diensten sind
Einfach mal direkt Danke sagen, stellvertretend für den Verpacker im Versandhandel, der  es nie hören wird

Einfach mal Bettlern Geld in den Hut legen
Einfach mal kein Rotgeld loswerden, sondern Zwei-Euro-Stücke schenken
Weil es nicht darum geht, Kleingeld loszuwerden
Sondern glücklich zu machen
Einfach mal so einen Zehner so loswerden - du bekommst viel mehr zurück

Einfach mal die Träne nicht wegwischen und seufzen
Einfach mal gerührt sein
Über echte Freude
Über aufrichtige Dankbarkeit, weil
Einfach jemand noch in der Lage ist, sich über Einfachheit zu freuen - über Zwei Euro

Einfach mal den perfekten Baum absichtlich nicht kaufen
Einfach mal Makel zulassen
Sich freuen, dass jemand nun
Deinen perfekten Baum im Wohnzimmer stehen hat
Einfach mal selbstlos sein, ohne dass es jemand merkt

Einfach mal alles richtig bunt und leuchtend schmücken
Einfach mal wieder wie ein Kind fühlen
Sich erinnern wie es war
Als leuchtende Augenpaare in goldenen Kugeln zurückleuchteten
Einfach mal Kind sein und erinnernd und lächelnd zum Kamin schauen

Einfach mal Geschenke nicht nach dem Wert bemessen
Einfach mal darin erkennen,
Dass jemand an dich denkt,
Dass du jemandem wert bist
Einfach mal nicht den Marktwert mit deinem Wert verwechseln

Einfach mal an Heiligabend gemeinsam am Tisch sitzen
Einfach mal nicht an die Arbeit denken
Gesellschaft genießen
Freunde und Familie genießen
Einfach mal zusammen sein und im Augenblick sein.

Einfach mal Essen nicht Essen, sondern Festessen werden lassen
Einfach mal genießen
Nicht an die Waage denken
Nicht an den Sport denken
Einfach mal Essen fühlen, nicht am Bauch, sondern in der Seele.

Einfach mal „Last Christmas“ hören, ohne zu stöhnen
Einfach mal mitsingen
Weil du doch den Text kennst
Und im Grunde du doch irgendwie erwartest es im Radio zu hören
Einfach mal nicht meckern, sondern dein Herz jemand ganz Speziellen geben

Einfach mal abends mit vollem Bauch einschlafen
Einfach mal lächelnd
An deine Liebste geschmiegt
An deinen Liebsten geschmiegt
Einfach mal auf zwei weitere Tage freuen und einfach mal – weihnachten!




Sonntag, 7. Dezember 2014

Fünfundzwanzigster Schritt - Neue Zahnbürste

"Last Brush Standing"
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich stolz berichtet, die erste Zahnbürste gefunden zu haben, die vollständig aus Holz ist. Anfänglich zufrieden damit, musste ich jedoch nach einiger Zeit feststellen, dass mein Zahnfleisch nicht so Spartiaten-„Ahu“-artig ist, wie ich dachte. Schon in den ersten Tagen wetzte sie mir das Zahnfleisch bis zum Grund ab. Na, ja, ich übertreibe, aber es fühlte sich so an. Irgendwann dachte ich, es wird sich schon Hornhaut drüber bilden oder so was ähnliches, aber offenbar sind meine human-biologischen Kenntnisse von zweifelhaftem Ursprung. Kurzum: Alle Zahnputz-Versuche mit ihr - von Weniger-hart-Aufdrücken, über Den-Winkel-Verändern, bis hin zu Vorher-in-Wasser-Einweichen - scheiterten. Ich musste wieder zu meiner alten Zahnbürste zurückkehren. In der Hoffnung, sie wurde zwischenzeitlich nicht genutzt, um die schlecht erreichbaren Ecken bei der Abortreinigung zu säubern, nutzte ich sie nun bis vor wenigen Tagen. Vor wenigen Tagen fand ich die Alternative zu all den Varianten aus Birkenholz mit Schweineborsten, Bambus mit Holspänen und Schiffswrackdielenholz mit Blauwalbarten: Die Hydrophil. Es gibt sie in Blau und in Rot, aber Rot erinnerte mich zu sehr daran, was mein erster Versuch mit meinem Zahnfleisch machte. Also habe ich sie mir blau gekauft (die Zahnbürste - nicht mein Zustand während der Bestellung) Die Hydrophil besteht ebenfalls zu 100% aus biologisch abbaubaren Stoffen. Der Korpus besteht aus Holz. Der Bürstenkopf fasst eine Bürste aus Bio-Plastik, das aus Maisstärke hergestellt wird. Zwar würde die Bürste am Ende ihrer Lebensdauer auch nicht in den Biomüll wandern können, da sie wie alle harten Gegenstände automatisch aussortiert würde und vermutlich aufgrund ihrer Farbe ebenfalls fälschlich als Plastik identifiziert und aussortiert werden, aber auch dafür hat der Hersteller, zwei Hamburger Jungs, Christoph und Sebastian, einen Vorschlag: Einfach im Garten vergraben. Oder halt in den Komposthaufen im Garten. Werde ich machen. Aber erstmal mit putzen. Und das klappt bislang echt prächtig. Es gibt zwei Hydrophil in „mittel“ und „hart“. Ich habe natürlich „mittel“ bestellt. Echte Spartiaten müssen sich nicht beweisen. Ahu!

Montag, 24. November 2014

Vierundzwanzigster Schritt – ein bisschen Aufregen über Konsum und Elektromüll

Gefunden bei http://www.eder-holzbau.de
Nachdem ich heute Morgen auf dem Weg zur Bahn drei Beinahezusammenstöße mit in ihr Handy vertieften Fußgängern hatte - deren Schuld, war ja in mein eigenes Handy vertieft und hätte sie nicht sehen können -, fühlte ich mich bewogen, mal was dazu zu schreiben. Mein Mobiltelefon ist mir wichtig. Auch wenn ich schon eine Holzvariante, die vollkommen ohne Plastik auskommt, gefunden habe, werde ich bei meinem aktuellen Modell bleiben. Die Funktionalität des Holzhandys ist noch zu eingeschränkt und bislang nur auf Haptik und Optik reduziert. Wie dem auch sei. Mein ersten Smartphone bekam ich vor zwei Jahren - gebraucht - geschenkt, da der neue Vertrag der Schenkenden ein Neues mit sich brachte. Nun hatte ich auch eins, und, ja, ich lernte es schätzen. Letztes Weihnachtsfest lag dann ein neues unter dem Baum. Ich hätte mir selbst nie ein neues zugelegt, auch wenn ich das alte ab und an verflucht hatte, doch ich freute mich sehr darüber. Ich fluche allerdings immer noch. Nicht mehr darüber, dass es zu langsam ist wie mein altes. Nun darüber, dass es zu wenig Speicher hat (obgleich er gewiss dreimal so groß ist wie der des Vorgängers). Fazit: Ganz gleich welches Handy – das Fluchen bleibt. Was auch bleibt, ist die Entsorgungsfrage. In der Herstellung bereits Umweltsünde genug, beginnt der Spaß erst richtig, wenn es auseinander genommen werden muss, um die Giftstoffe auszusortieren und wieder Verwertbares dem Recycling zuzuführen. 80 Millionen Bundesbürger haben wir, 10 Millionen Smartphones werden jährlich in der Republik verkauft, und da ich nicht davon ausgehe, dass Neugeborene heutzutage ein Handy mit Vertrag zum 10. erworbenen Babybrei-Pulverdöschen bekommen und inzwischen nagelneue Smarties hippe Grab-Beigaben sind, muss meine Vermutung wohl zutreffen: Wir, die Konsumenten zwischen Wiege und Kiste, sind völlig meschugga. Grund der Aufregung war übrigens die Congstar-Werbung im Fernsehen. Vertrag abschließen – jedes Jahr ein neues Handy. Sollten nicht gerade Marktriesen, wie die Töchter der Telekom, etwas mehr grüne Verantwortung zeigen? Ich jedenfalls bleibe bei meinem Weihnachtsgeschenk, bis es auseinanderfällt. Und das meine ich ernst. Immerhin schreibe ich auch auf einem fünf Jahre alten Netbook. Und fluche währenddessen über dessen Geschwindigkeit und den zu geringen Speicher.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Dreiundzwanzigster Schritt: "I want to ride my ... Upcycle!"

Lieber unscharfe Schrauben als scharfes Chili
Die Küche war voller Plastik. Mittlerweile ist sie voller Glas und Edelstahl. „Hast du das Plastik weggeworfen?“, wurde ich gefragt. Ja, ich muss zugeben, einiges davon warf ich tatsächlich weg. Zerkratztes und Verformtes, bei dem mir die Gefahr für Lebensmittel einfach zu hoch war. Der Rest kam in den Keller. Zunächst wollte ich es auf Ebay oder auf dem Flohmarkt verkaufen. Dann erkannte ich jedoch, dass ich mit dem Plastik auch meine Verantwortung verscherbele. Im Keller habe ich es unter Kontrolle. Kein Kontakt zu meinen Lebensmitteln, keinen Kontakt mit der Mülltonne. Mein persönlicher Gefangener von Askaban, Kellergast des Towers, Plastikmüll von Montechristo, wie auch immer Hauptsache weg aus der Küche und weg von der Mülltonne. 20 Prozent des Plastikmülls wird auch in Deutschland nicht recycelt. Das bedeutet Deponie oder Müllverbrennung. Das eine trinken wir früher oder später, weil es sich auflöst und ins Trinkwasser übergeht, das andere atmen wir ein. Deshalb bin ich selbst in der  Pflicht: Upcycling! Einfach einem anderen Verwendungszweck zuführen. Bei mir stehen die Plastikwaren von Tupper und Curver nun im Keller und bewahren Schrauben und Nägel auf, eben alle Kleinteile, die im Keller so anfallen und sortiert einfach besser aufbewahrt sind. Wäre ich früher drauf gekommen, hätte ich auch das Zerkratzte und Verformte nicht weggeworfen.

Designer-Rucksack by Turkish Taylor
Zu Recycling und Upcycling gehört natürlich konsequenterweise auch Precycling. Wie ich den meisten Verpackungsmüll vermeiden kann, habe ich schon festgestellt: Papierverpackungen statt Plastikverpackungen, Großgebinde statt Kleinpackungen, lose statt verpackter Ware und natürlich Müll vermeiden, bevor er entsteht. Die Frage, Müll zu machen und neu zu kaufen oder nicht, stellt sich derzeit bei meinem Rucksack. Ich hatte ihn vor immerhin schon sechs Jahren gekauft. Täglich begleitet er mich auf dem Weg zur Arbeit, mittlerweile nicht nur mit Laptop, Schreibblock und Büchern gefüllt, sondern eben auch mit meinem Mittagessen im Glas. Das ist eine schwere Aufgabe für einen handelsüblichen 17-Zoll-Laptop-Rucksack. Natürlich besteht er fast ausschließlich aus Kunststoff. Inzwischen habe ich die Stück für Stück abgebrochenen und abhanden gekommenen Schiebergriffe der Reißverschlüsse durch Schlüsselringe ersetzt, was dem Rucksack eine rockig-punkige Erscheinung gibt - und ja, ich musste bei Wikipedia  nachlesen, wie die Dinger, die Schiebergriffe sind, heißen. Auch habe ich ihn bereits zweimal vom Schneider reparieren lassen. Das erste Mal hatte ich einen Riss mit Stoff stopfen lassen, was jedoch schnell wieder riss. Das Gewicht ist einfach zu groß. Das zweite Mal ließ ich den Türken meines Vertrauens Leder einnähen. Das hielt und hält noch immer, doch lehne ich tierische Produkte inzwischen ab, so dass ich eine Alternative finden muss. Kernfrage: Neu oder nochmal zum Schneider. Ich muss zugeben, die eine oder andere Leinen-Tasche reizte mich schon sehr zum Konsum an. Ich habe mich dennoch wieder für den Schneider entschieden, denn der Rucksack ist optisch noch völlig tadellos und das wichtigste: Er funktioniert!. Weshalb sollte ich ihn wegwerfen, nur weil der Boden sehr fadenscheinig geworden ist. Morgen schneide ich eine alte Jeans in zwei gleichgroße Stücke in der Größe des Taschenbodens und übergebe sie meinem Schneider. Das hält gewiss wieder zwei Jahre, und jemand freut sich über den Auftrag. Support your lokal taylor!

Donnerstag, 11. September 2014

Okara-Frikadellen

Okara eignet sich nur nur für Kuchen oder Brotaufstriche, gerade als herzhafte Mahlzeit ist es sehr gut einsetzbar. Das nachfolgende Rezept lässt sich toll als Frikadelle formen oder auch als Hackbraten. Von der Konsistenz her ist es recht fest, weshalb es gut geschnitten werden kann. Einfach zu gleichen Teilen Okara und Semmelbrösel vermengen. Als Semmelbrösel nehme ich getrocknete Brotreste, die immer wieder mal anfallen. Ich packe sie kurz in den Mixer, um sie zu zerkleinern. So fein wie gekaufte Semmelbrösel müssen sie nicht sein, da sie ohnehin mit der Gemüsebrühe weich werden und im Rest der Masse aufgehen. Die selbstgemachten Brösel haben den Vorteil, dass sie intensiver im Geschmack sind, zumindest wenn man Brösel verschiedener Vollkornbrote hat. Gekaufte Brösel sind meist Weißmehlprodukte und vergleichsweise geschmacksarm. In die Okara-Semmelbrösel-Masse gebe ich Haferflocken. Sie sorgen zusammen mit der Gemüsebrühe für die Bindung, weshalb der Teig auch etwas ruhen muss. Bevor er ruht, kommen die restlichen Zutaten hinzu, und er wird ordentlich durchgeknetet. Nach gut 15 Minuten kann der Teig in die gewünschte Form gebracht werden. Ich mag die klassische Frikadellenform. Jetzt einfach von beiden Seiten anbraten, bis es die gewünschte Bräune hat.

Zutaten


400 g Okara
400 g Semmelbrösel
100 g Haferflocken
500 ml Gemüsebrühe
4 gepresste Knoblauchzehen
1 kleingewürfelte Zwiebel
2 geh. EL Senf
2 geh. EL Tomatenmark
2 TL süßes Paprikapulver
2 TL Rosmarin


Zubereitung in Kurzform
  • Alle Zutaten miteinander vermengen
  • 15 Minuten ruhen lassen
  • In die gewünschte Form bringen
  • In Soja- oder Kokosöl braten
Nährwerte 
Protein: 8%
Kohlenhydrate: 13%
Fett: 3%
Ballaststoffe: 7%

Schwierigkeitsgrad
einfach

Besonderheiten
fettarm

Dienstag, 9. September 2014

Okara-Mandel-Kuchen

Bei der Herstellung von Sojamilch fällt jede Menge Filtermasse an. Je nachdem, ob ich ein oder zweimal filtere können das bis zu 200 g Filtermasse auf 100 g Bohnen sein. Die Filtermasse ist eiweiß- sowie ballaststoffreich, geschmacksneutral und essbar, und da das so ist und Filtermasse mehr nach Abfall klingt, nennen sie die Japaner schon seit Jahrhunderten nicht Filtermasse sondern Okara. Es lässt sich tatsächlich überall reinarbeiten, in Brotaufstriche, in Frikadellen oder eben in Kuchen.
Der Filtermasse-Mandel-Kuchen Okara-Mandel-Kuchen ist schnell zubereitet, lecker und liefert ein paar saftige Stücke für den Sonntagnachmittagskaffee. Einfach 200 g Dinkelmehl, 150 g gemahlene Mandeln, 100 g Vollrohrzucker, 1 TL Vanille und ein halbes Päckchen Backpulver vermengen, dann 400 g Okara hinzu und mit 350 bis 500 ml Sojamilch solange verrühren, bis ein zähflüssiger Teig entsteht. Jetzt noch 2 EL Speisestärke, eingerührt in etwas Sojamilch, als Bindemittel hinzu, und fertig ist der Kuchenteig.
30-40 Minuten in einer eingefetteten Form bei 200° Ober-/Unterhitze reichen. Der Kuchen ist fertig, wenn kein Teig mehr am Messer haftet, wenn man rein sticht. Am besten ab der 30. Minute regelmäßig prüfen, nicht, dass der Kuchen trocken wird. Im Anschluss, sobald der Kuchen abgekühlt ist, entweder eine Glasur drüber oder, das habe ich gemacht, zwei gehäufte EL Kokosöl verflüssigen, mit Kakaopulver vermengen und über den Kuchen geben. Er nimmt es auf, bekommt ein marmoriertes Äußeres und eine zusätzliche Schoko-Kokos-Note.

Zutaten
350-500 ml Sojamilch
400 g Okara
200 g Dinkelmehl
150 g gemahlene Mandeln (oder Filterrest der Mandelmilch)
100 g Vollrohrzucker
2 EL Speisestärke
1 TL Vanille
1/2 Pck. Backpulver

Zubereitung in Kurzform
  • Die trockenen Zutaten vermengen
  • Okara hinzugeben
  • So lange Sojamilch hinzugeben, bis ein zähflüssiger Teig entsteht
  • Speisestärke mit etwas Sojamilch anrühren und dazu mischen
  • Backform einfetten und mit dem glattgestrichenen Teig 30-40 Minuten bei 200° Ober- und Unterhitze in den Backofen
  • Stürzen, abkühlen lassen und glasieren
Nährwerte
Protein: 8%
Kohlenhydrate: 23%
Fett: 10%
Ballaststoffe: 6%

Schwierigkeitsgrad
einfach



Samstag, 6. September 2014

Die 10 Gebote - Und wie es wirklich war ..

Der kriegt den Rasenmäher nie mehr!
Es war an einem warmen Sommerabend, als Mosche aufbrach, um sich ein Wenig mit alpinem Wandersport zu zerstreuen. Freilich war es nicht wirklich alpin, denn von der Existenz der Alpen wusste Mosche, wie auch die anderen zwanzigtausend Israeliten, nichts. Es war der Berg Sinai. Aus seiner Sicht war es folglich sinaiischer Wandersport, doch er zerstreute ebenso gut. Mosche wanderte also den Sinai hoch. Der Himmel war blau, die Sonne schien hell. Mosche machte das oft. Steil ging es bergauf. Die Waden spannten. Mosche griff in seine Schafsledertasche und holte seinen Walkman heraus. Natürlich gab es damals, vor gut dreieinhalbtausend Jahren, noch keine MP3-Player. Deshalb war es auch nicht so ein schönes handliches Gerät, wie wir es heute kennen. Es war ein Sony DD3 Quarz, groß wie ein Kinderkopf, und er lief mit Kassette. Immerhin eine Maxwell Chrome. Er setzte seine Kopfhörer auf und ließ seine Lieblingskassette anlaufen, die er stets anhatte, wenn er dem Alpinen fröhnte. Verzeihung, dem Sinainen. „Jesus was a Sailor, when he walked upon the Water“, sang Leonard Cohen. Wer mag dieser Jesus sein?, dachte Mosche an dieser Stelle immer, und was soll diese Textzeile bedeuten? Ist nicht jeder ein Seemann, wenn er die See befährt? Na, ja, dachte sich Mosche, der Weihrauch mag auch Cohen ab und an zu Kopfe gestiegen sein. 
Der Gipfel näherte sich. Jetzt kam, worauf sich Mosche stets am meisten freute: Der grenzenlose Blick über ganz Sinai-Valley. Nur noch knappe 20 Höhenmeter. Doch kaum huschte ein Lächeln über seine Lippen, schob sich die erste Wolke vor die Sonne, dann die zweite, die dritte, eine erste schwarze Wolke, die zweite, und schon setzten die ersten Regentropfen ein. Ein Blitz zuckte. Mosche suchte rasch Unterschlupf unter einem Felsvorsprung. Es regnete von einem Moment zum anderen in Strömen. Der Felsvorsprung gab nur Schutz vor dem, was von oben kam, doch der starke Wind peitschte ihm Unmengen von Wasser hart ins Gesicht. Mosche schaltete den Walkman aus und ließ die Kopfhörer locker um den Hals hängen. Sein Umhang war bereits feucht wie ein Frotteehandtuch nach dem Duschen, aber das wusste Mosche nicht, denn als er lebte, gab es weder Duschen noch Frottee. Der Vergleich, den er tatsächlich zog, erspare ich uns, denn die Dinge, an die er dachte, sind heute nicht mehr gebräuchlich. Außerdem wären sie nicht jugendfrei. Und während Mosche mit der Welt im Allgemeinen und sich im Besonderen haderte, überlegte er, wie diese Welt wohl besser werden könnte. Insbesondere auch im Hinblick auf das Wetter. „Du sollst nicht regnen!“, fiel ihm als erstes ein, womit seine Situation bereits wieder geglättet wäre. Ach, und er bekam nie seinen Rasenmäher gleich nach dem Mähen von seinem Nachbarn Korach zurück. Er musste ihn stets erinnern. Du sollst nicht länger begehren deines Nachbarn Rasenmähe,  als du ihn zum Mähen brauchst. Auch das wäre eine gute Sache. Und überhaupt, Korach schaute auch stets so lüstern auf Mosches Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, insbesondere nicht, wenn du dir dessen Rasenmäher nochmal leihen möchtest. Die Ideen sprudelten nur so aus Mosches Kopf. Rasch griff er in seine Umhängetasche und zog seinen Collegeblock hervor. Und natürlich war es ein Collegeblock. Es waren keine Steintafeln, wie später überliefert wurde. Die Dinger wiegen 15 Kilo pro Stück. Wer schleppt denn schon 30 Kilo Stein nur mal so auf Verdacht einen Berg hoch, falls ihm ein paar Gebote eingegeben werden sollten. Selbst wenn zufällig im Felsvorsprung welche gestanden hätten, wie unrealistisch wäre es denn, wenn Mosche zufällig einen Meißel zur Hand gehabt hätte. „Oh, Zippora, warum musstest du daneben greifen? Eine Banane als Wegzehr sollte es sein, und was ich finde, ist ein Meißel. Ui, da sind ja zwei Steintafeln. Nun, da ich schon mal einen Meißel dabei habe  ...“ 
Du sollst nicht flöten, muss auch noch auf die Liste, dachte Mosche. Der Nachbar von der anderen Seite und sein stetes lautes Proben. Das muss ein Ende haben. Ehe sich Mosche versah, waren es 10 Gebote an der Zahl. 
"Na, die knalle ich Korach gleich vor den Latz", sagte er sich, kaum dass das Wetter wieder aufklarte. 
Auf dem Abstieg hörte er wieder Musik vom Walkman. Leonard Cohen sang: „I’m the little Jew, who wrote the bible!” Bible? Jesses, was soll das sein?, fragte sich Mosche, und mit Jesses war nicht der Jesus vom Kreuz gemeint, dessen Geschichte sich erst in eineinhalb Tausend Jahren abspielen sollte, sondern der Hersteller seines Rasenmähers, den er ob seiner Qualität nicht oft genug preisen kann. Jesses Mowing Machines - We mow the lawn vom Egypt to Israel!

Letztlich war es entgegen des Liedes doch nicht Cohen, der die Bibel schreiben sollte, sondern Korach, der sich einfach Mosches Collegeblock lieh, die Gebote verlegen ließ und einen wahren Bestseller mit seiner Bibel landete. 
Moses!, was für ein blöder Name, dachte sich Mosche nach der Lektüre, und auch wenn Korach entscheidende Passagen geändert hatte, Mosches Rasenmäher bekam er nie wieder.

(Eine Hommage an Leonard Cohen, Charlton Heston, Robert Rankin und alle Schlüsselfiguren monotheistischer Weltreligionen)

Sojamilch

Sojamilch ist nicht nur ein leckeres Getränk, sie ist auch die Basis von so vielem, das die pflanzliche Küche bereichert. Okara, Sojasahne, Tofu, Soja-Joghurt, Seidentofu, all das bringt Abwechselung in die vegane Ernährung und versorgt nicht nur mit hochwertigem Eiweiß sondern unter anderem auch mit gut verwertbarem Eisen. Wer auf Plastik verzichten und keinen Sojadrink im Tetra-Pak kaufen will, bereitet sich Sojamilch selbst zu. Es ist denkbar einfach. Gelbe Sojabohnen in sehr guter Qualität sind beispielsweise bei Mein-Muesli-Laden.de in Papierverpackung zu bekommen.

Das Rezept, das nun folgt, reicht für vier Liter Sojamilch und ein Kilogramm Okara. Das mag viel erscheinen, doch wer auch Tofu daraus machen möchte, sollte sich nicht mit kleineren Mengen beschäftigen, da es für ein halbes Pfund Tofu schon zwei Litern Sojamilch bedarf. Das Rezept beginnt mit dem Einweichen der getrockneten Sojabohnen. Ich nehme 500 g, die ich über Nacht mit Wasser bedeckt in einer Schüssel auf mich warten lasse. Am nächsten Morgen schütte ich das Einweichwasser ab und püriere die Bohnen auf höchster Stufe mit gut eineinhalb Liter Wasser im Standmixer. Parallel bringe ich dreieinhalb Liter Wasser zum kochen. Dort rühre ich den Sojabohnenbrei langsam ein. Er sollte einmal aufkochen, dann kann die Temperatur reduziert werden, so dass das Ganze gut zwanzig Minuten bei 80° vor sich hin simmert. Sobald der Brei nach der Kochzeit ausreichend abgekühlt ist, muss er gefiltert werden. Am einfachsten geht das mit einem Küchentuch. Was im Küchentuch zurückbleibt, ist das Okara. Ein Rest, doch kein Abfall. Daraus lassen sich beispielsweise Muffins und Burgerpatties bereiten. Im Anschluss lasse ich noch ein Haarsieb zum Einsatz kommen, über das ich die Sojamilch in Flaschen abfülle. C'est ça!

Zutaten
500 g gelbe Sojabohnen
5 l Wasser
Einweichwasser

Zubereitung in Kurzform
  • Sojabohnen über Nacht einweichen
  • Einweichwasser abschütten
  • Bohnen mit eineinhalb Liter Wasser im Mixer verbinden
  • Bohnenbrei in dreieinhalb Liter kochendes Wasser geben
  • 10 Minuten simmern lassen
  • Sieben und in Flaschen abfüllen
Nährwerte Sojamilch/Sojadrink
Protein: 3,5%
Kohlenhydrate: 2%
Fett: 2%
Ballaststoffe: 0%

Nährwerte Okara
Protein: 6,1%
Kohlenhydrate: 13,8%
Fett: 3,6%
Ballaststoffe: 11,5%

Schwierigkeitsgrad
einfach

Besonderheiten
kohlenhydratarm

Zweiundzwanzigster Schritt - Den Teufel mit dem Beelzebub ...

Ich denke lang darüber nach, in welcher Form ich mich dem Problem der Einweg-Rasierköpfe annehmen sollte. Ein Verbundstoff aus Metall und Plastik und nochdazu nicht gerade sehr günstig. Mein erster Gedanke gilt natürlich dem Rasiermesser, doch einerseits ist die Vorstellung, mit einem Rasiermesser an einem Hals zu hantieren, seit jeher von Szenen meiner Lieblingsmafiafilme geprägt, so dass für meine eigene Sicherheit zu garantieren, nahezu unmöglich ist. Andererseits habe ich es auch gerne bequem in dieser Hinsicht. Ich möchte meine rare morgendliche Zeit lieber mit dem Frühstück verbringen als damit, mich vor dem Duschen noch einzuseifen und vor dem Spiegel zu rasieren. Seit jeher rasiere ich mich daher während des Duschens. Mit einem Messer in der Dusche? Da beginnen sich Mad Dog Coll und Norman Bates um meine Phantasie zu streiten. Manchmal ist es halt so, dass man, um den Tyrannen zu vertreiben, einen anderen Tyrannen an die Macht bringen muss. Hier heißt der Tyrannentausch letztlich Plastik gegen Plastik!

Der Tyrann meiner Wahl heißt Philips TT2040/32 Bodygroomer. Ein wahrer Alleskönner: Nassrasur, Trockenrasur, Barthaare, Kopfhaare, vermutlich selbst solche auf den Zähnen - in meinem Fall keine Haare, allenthalben Bambusspähne - bekommt er klaglos und ohne Fehl hin. Ich bin sehr zufrieden, und jetzt fängt das Rechnen an. Mein Ziel war es, Plastik zu sparen. Statt dessen habe ich nun Plastik eingekauft. Was jetzt? Eine Textaufgabe mit einem einfachen Dreisatz als Rechenweg vermag mein Gewissen zu beruhigen. Eine Packung mit 10 Klingen meines Einwegrasierers bringt 17 g Plastikmüll mit sich. Der neue Rasierer wiegt 324 g. Eine Klinge hält eine Woche. Wie lange dauert es, bis der neue Rasierer sich aus Sicht der Müllersparnis zu rechnen beginnt. Antwort: 192 Wochen. Hah! Noch nicht einmal vier Jahre und meine Investition hat sich gelohnt. Ätschie-Bätschie, Plastikgott.
Zum Glück rechnet sich der Elektrorasierer finanziell schon binnen eines Jahres, sonst wäre mein Schnellschluss, der zum Kauf führte, echt zum verzweifeln. Danke, Euro, dass du deinen rettenden Schirm über mich spannst und mich wenigstens etwas vor der Plastik-Schmach schützt.

Dienstag, 2. September 2014

Schokoladentaler

Ich esse gerne Schokolade, doch sind Schokoladentafeln zumeist allenthalben nur äußerlich mit Papier ummantelt. Die direkte Verpackung besteht zumeist aus Alufolie, im günstigeren Fall aus einem beschichteten Papierumschlag oder ganz selten aus einer Bio-Plastikfolie (aus Maisstärke hergestellt). Also habe ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit gemacht sie selbst herzustellen. Ich fand einige Rezepte, aus denen ich mir nach etwas Experimentierens mein eigenes geschaffen habe. Es erfüllt alle meine Ansprüche: Plastikfrei, einfach und schmackhaft! Und noch dazu vielseitig.
Das nachfolgende Rezept reicht für vier Schokoladentaler, von denen jeder gut 40 g schwer ist. Sie schmecken unheimlich schokoladig, weshalb ich nicht mal meine übliche 100g-Tafel-Einzeldosis benötige, um lukullisch befriedigt zu sein. Ein Taler reich völlig. Am besten zusammen mit einer schönen Tasse Espresso.

Für mein Schokoladenrezept, braucht es nur vier Zutaten: Kakaopulver, ein Pflanzenöl, dessen Schmelzpunkt über der Zimmertemperatur liegt, etwas zum süßen und ein variables Topping. Als Kakaopulver nehme ich das von ?. Es ist in einer Pappschachtel verpackt, in der das von Papier umhüllte Kakaopulver steckt. Es gibt auch Rohkostvarianten, also solche, die maximal bis 48 Grad erhitzt waren. Sie sollten mehr bioaktive Inhaltsstoffe, insbesondere mehr Vitamine haben. Allerdings habe ich das noch nicht ausprobiert. Kommt noch.
Als Pflanzenöl nehme ich Kokos- oder Kakaoöl. Kokosöl bringt einen dominanten Kokosgeschmack mit sich und ist daher prädestiniert für ein Kokosflockentopping. Mit manchen Toppings harmoniert Kakaoöl, auch unter Kakaobutter in Blöcken erhältlich, jedoch besser. Zum Beispiel bei Walnüssen oder Kürbiskernen. Auch hat Kokosöl den "Nachteil", dass die so zubereiteten Taler im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen. Kokosöl hat seinen Schmelzpunkt nur unwesentlich über der Zimmertemperatur, so dass es gerade im Sommer schneller davon laufen könnte, als man theoretisch bräuchte, um sie zu essen. "Theoretisch", denn sie sind wirklich zu lecker, als das passieren könnte. der Schmelzpunkt von Kakaobutter liegt bei 38°, so dass die damit bereiteten Taler auch griffbereit im Wohnzimmer lagern könnten.
Zum Süßen nehme ich Agavendicksaft, den ich sehr mag. Zuckersirup, Stevia, Süßstoff, alles ist möglich.Es sollte jedoch eine flüssige Variante sein, da die Masse kaum Wasser enthält und sich wasserlösliche Süßungsmittel nicht auflösen. Mengenmäßig muss getestet werden. Wer es bitterer mag, nimmt weniger, wer süßer, nimmt mehr.
Als Topping eignet sich alles, was einem schmeckt. Erwähnte Kokosflocken, Nüsse und Kerne ebenso wie Trockenfrüchte, zerkleinerte Kaffeebohnen oder sogar grobes Meersalz.
Die Zubereitung ist denkbar einfach: Öl erwärmen, Kakaopulver und Süßungsmittel damit verrühren und in Formen abfüllen. Danach noch das Topping drauf und ab in den Kühlschrank. Nach einer halben Stunde sind die Taler soweit und können den Formen entnommen werden. Dann am besten in Pergament einschlagen und im Kühlschrank oder in Griffweite außerhalb lagern.

Zutaten
60 g Kokosöl oder Kakaobutter
60 g Kakaopulver
20 ml Agavendicksaft oder anderes Süßungsmittel nach Geschmack
Topping nach Geschmack (Kokosflocken, Trockenobst, grobes Meersalz, Pfeffer ...)

Zubereitung in Kurzform
  • Öl schmelzen
  • Alle Zutaten bis auf das Topping mit dem Öl vermengen
  • in Formen abfüllen und Topping aufbringen
  • kühlen
Nährwerte
Protein: 8%
Kohlenhydrate: 19%
Fett: 50%
Ballaststoffe: 12%

Schwierigkeitsgrad
einfach

Samstag, 23. August 2014

Getreide- und Nussmilch

Getreide- und Nussmilch, also beispielsweise Mandel- und Cashewmilch, Hafermilch oder Reismilch, ist wirklich einfach herzustellen. Ganz schnell und einfach, indem man eine handvoll Nüsse, Getreide oder Reis in den Mixer packt und sie zusammen mit einem halben Liter Wasser auf höchster Stufe ein oder zwei Minuten mixt. Etwas nährstoffhaltiger wird es, wenn man die Mischung über Nacht im Kühlschrank stehen lässt, bevor sie mit unterschiedlich feinen Sieben von den festen Bestandteilen getrennt wird; insbesondere Hafermilch dickt dann auch etwas ein und wird der Kuhmilch ähnlicher, wenn man das will. Auch vermute ich, dass ein kleiner Teil der Stärke enzymatisch in Zucker umgewandelt wird. Haltbarer wird sie, wenn im Wasserkocher auf mindestens 70 Grad erhitztes Wasser anstelle von kaltem Leitungswasser genutzt wird, was aber Einbußen im Vitamingehalt mit sich bringt und auch die Enzyme zerstört. Nach meiner Erfahrung hält sie sich so gut fünf Tage im Kühlschrank. Zum Verzehr als Getränk süße ich sie mit Agavendicksaft. Im Müsli belasse ich sie ungesüßt und verzichte auch auf das Filtern. Fällt im Müsli ohnehin nicht auf :)
Der Filterrest kann bei zahlreichen anderen Gerichten verwendet werden, so dass nicht einmal kompostierbarer Müll entsteht.

Zutaten
30 g Nüsse, Getreide, Reis
500 ml Wasser
nach Bedarf Agavendicksaft

Zubereitung in Kurzform
  • Zutaten im Mixer 1-2 Minuten auf höchster Stufe vermengen
  • ggf. süßen
  • ggf. filtern
Nährwerte
Protein: < 1%
Kohlenhydrate: 3% - 12%, je nach Quelle und Süßungsgrad
Fett: < 2%
Ballaststoffe: < 0,5%

Schwierigkeitsgrad
einfach

Besonderheiten
kohlenhydratarmfettarm

Donnerstag, 21. August 2014

Einundzwanzigster Schritt - Supermarkt- und Internetjagd nach Papierverpackungen

Pappkameraden in Reih und Glied
Manche Dinge bekommt man einfach nicht ohne Plastik. Das war mein Eindruck, als ich im Dezember anfing, mich mit der Plastikmüllvermeidung zu beschäftigen. Aber je länger ich offenen Auges durch die
Supermärkte und Discounter streife, desto mehr finde ich. Leider nicht alles in einem Laden, aber vielleicht macht ja bald einer der Unverpackt-Läden auch im Rhein-Main-Gebiet auf, in Kiel und Berlin gibt es sie ja schon. Bei Pasta war ich am Verzweifeln und sah mich künftig alle zwei Tage Nudeln selbst machen, was so in etwa meinem Nudelkonsum entspricht. Wo wäre dann noch Zeit zum Bloggen geblieben? Oder zum Schlafen? Vielleicht hätte ich eine Halbtagsstelle annehmen müssen, um Pasta machen zu können. Doch gestern wurde ich fündig: Barilla führt Nudeln in Papierverpackung! Yes! Keine Nudeln selbst machen müssen. Ich kann weiter bloggen und dabei Spaghetti essen. Allerdings muss ich auch weiter Vollzeit arbeiten. Danke, Barilla. Selbst bei Gewürzen wurde ich mittlerweile fündig, obwohl ich da noch skeptischer war. Immerhin führen Fuchs und Ossmann tatsächlich nur Produkte in Plastik; selbst die Glasbehältnisse haben einen Plastikdeckel. Und mal ganz ehrlich, so ein Glasding ist auch nur einmal sinnvoll zu kaufen. Danach sind nur noch Nachfüllpackungen angebracht, und die gibt es ja nur in Plastik. Zumindest von Fuchs und Ostmann. Im Reformhaus fand ich Gewürze von Brecht. In Bio-Qualität. Verpackt in einer Papiertüte, die in einem kleinen Karton steckt. Und das zu einem Preis, der sich nicht wesentlich unterscheidet. TK-Gemüse und -Obst gibt es neben den plastikvertüteten auch in Papierschachteln. Wenn ich genau hinschaue, ist die Auswahl nicht gering. Einzig muss ich mein Einkaufsverhalten ändern. Ich wechsele die Märkte für meinen Großeinkauf nun wöchentlich und nehme immer das mit, was ich in den anderen Märkten nicht plastikfrei bekomme. So habe ich manchmal nicht alles für ein Gericht im gleichen Einkauf zusammen, aber besser langfristig planen als Supermarkttourismus mit dem Auto zu betrieben. Sonst ist der ökologische Fingerabdruck bald mit Reifenprofil versehen.


Kommt nicht in die Tüte? Sehr wohl!
Hoffnungslos war ich bei getrockneten Hülsenfrüchten und Konsorten. Bohnen, Linsen, Erbsen und andere eiweißreiche Hülsenfrüchte sind täglich auf meinem Speiseplan, und bislang fand ich sie tatsächlich nur in Plastikverpackung. Selbst im Tegut, dem Markt der immerhinder erste in Hessen war, der Plastikeinkaufstüten aus dem Verkauf nahm, gab es keine Alternative. Nun ist auch diese Suche von Erfolg gekrönt. Das Internet half. Sonntag habe ich bei http://www.mein-muesli-laden.debestellt. Dort gibt es nicht nur Hülsenfrüchte, sondern auch Getreide und Sämereien in Papierverpackung. Sehr schnell kam eine persönliche Email, dass sie schon fast alles gepackt hätten, nur eine Großpackung müsse in vier kleinen Verpackungen geliefert werden. Als ich darauf hinwies, dass ich gerne Plastikmüll sparen würde, bot man mir freundlich an, die PU-Verpackungen zu entfernen, in den dortigen PU-Müll zu geben und es in Papier zu verpacken, was immerhin besser ist, als es hier in den gelben Sack zu packen. Gestern kam das Paket an: Alles in doppelter Papiertüte verpackt. Noch dazu ein handschriftliches Briefchen, in dem sich der Versender für die Initiative bedankte, darauf hinwies, sogar auf Plastikfüllmittel im Paket verzichtet zu haben und sich entschuldigte, dass die kostenlosen Dreingaben noch in Plastik verpackt seien. Von so viel Service bin ich echt sprachlos. Ganz toll und sicher nicht meine letzte Bestellung.

Samstag, 16. August 2014

Seitan aus Mehl selbst gemacht

Natürlich kann ich Seitan-Steaks, -Geschnetzeltes und ähnliches einfach bratfertig im gut sortierten Supermarkt erwerben. Die gibt es in allen möglichen Geschmacksrichtungen, von mediterran über indisch bis hin zu solch bizarren Dingen wie "Seitan mit Entengeschmack". Andererseits ist Seitan selbst zu machen so einfach und noch dazu so viel günstiger, dass ich es tatsächlich nicht einsehe. Insbesondere, da die Verpackung zumeist aus Plastik besteht und ich den Geschmack gerne selbst bestimmen möchte.
1.000 g Mehl,Wasser und Gemüsebrühe sind die einzigen Zutaten. Es funktioniert prima mit Weizen und Dinkelmehl. Das Mehl muss lediglich zusammen mit 600 ml Wasser in die Küchenmaschine und mittels Knethaken 10 Minuten bearbeitet werden. Danach kann man den Teig noch eine halbe Stunde stehen lassen. Dadurch löst sich etwas mehr Gluten (Weizenkleber) aus dem Teig, meist warte ich jedoch nicht ab.
Nun folgt der etwas aufwändigere Teil: Die Stärke muss aus dem Teig gewaschen werden. Hierzu muss er im Wasser vorsichtig mit den Händen geknetet werden. Das Wasser wird milchig trüb. Nach gut fünf bis sechs Wiederholungen der Prozedur in frischem Wasser trübt es sich nicht mehr ein. Der Teig hat jetzt das Aussehen eines Gehirns, die Konsistenz eines Schwamms und noch immer den Geruch von Mehl. Jetzt muss der Teig in die gewünschte Form gebracht werden. Schnitzel, Medaillons, Geschnetzeltes, Gulasch, alles ist möglich.
Als letztes kommen die Stücke für 10 Minuten in kochende Gemüsebrühe und ziehen dann noch gut 20 Minuten nach. Sie verdoppeln nahezu ihre Größe, werden fester und bilden Struktur. Im Druckkochtopf werden sie nach meiner Erfahrung etwas fester und es geht natürlich schneller.
Fertig ist das Seitan, das nun nach Belieben mariniert, gewürzt, paniert, gebraten oder gegrillt werden kann. Bevor es weiterverarbeitet wird, empfiehlt es sich, es vorsichtig zwischen den Händen zu pressen, um den Rest Gemüsebrühe rauszubekommen. Um so besser nimmt das Saitan Marinaden auf.
Es lässt sich in der erkalteten Gemüsebrühe gut fünf Tage im Kühlschrank aufbewahren. Ist alle Gemüsebrühe rausgepresst kann es auch ohne Qualitätsverlust eingefroren werden und hält sich so gut drei Monate.
Wer es sofort verzehren will, kann es statt in Gemüsebrühe auch gleich in Marinade kochen. Lecker ist eine Tomatensauce mit Kräutern der Provence, Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer und Salz.

Zutaten
1.000 g Weizen- oder Dinkelmehl
600 ml Wasser
Wasser zum Auswaschen
Gemüsebrühe

Zubereitung in Kurzform
  • Mehl und Wasser zu einem festen Teig kneten
  • 30 Minuten ruhen lassen
  • Stärke mit reichlich Wasser aus dem Teig waschen
  • Teig in gewünschte Form schneiden
  • Teigstücke in Gemüsebrühe 10 Minuten kochen
  • 20 Minuten nachquellen lassen
Nährwerte
Protein: 30%
Kohlenhydrate: 2%
Fett: 2%
Ballaststoffe: 0%

Schwierigkeitsgrad
einfach

Besonderheiten
proteinreich, kohlenhydratarm, fettarm

Mittwoch, 13. August 2014

Zwanzigster Schritt - Frühstückserfolg, BPA-freies Eis und Seifenschleier

That's what I call breakfast!
Mittlerweile habe ich mein Frühstück völlig plastikbefreit. Mein Brot stammt höchstens aus einer Papiertüte; meist nehme ich jedoch einen Jute-Beutel mit und lasse mir das Brot dort reinpacken, so dass ich nicht einmal Papiermüll produziere. Meine Gemüseauflagen kaufe ich nur noch konsequent verpackungsmüllfrei. Kaufe ich im Supermarkt ein, und es gibt keinen Salat ohne Plastikhülle, verzichte ich. Was bliebe vom ökologischen Benefit, allein dafür zum nächsten Supermarkt zu fahren? Plastik gespart und dafür unnötig Benzin verbraucht! Der Bauernmarkt ist ohnehin die erste Adresse. Meine herzhaften Brotaufstriche mache ich inzwischen nur noch selbst. Was mittlerweile in den Gläsern ist, straft die Etiketten Lügen. Aus 100 g Soja-Bohnen und 100 g weißen Bohnen, über Nacht in Wasser eingeweicht, mache ich zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch, Kreuzkümmel und Koriander in Gemüsebrühe gekocht einen prima Brotaufstrich, an dem ich mich bislang noch nicht satt essen konnte. Die Menge ergibt einen Vorrat von gut vier dieser Gläsern, die ich allerdings einfriere. Ich bin etwas unsicher, ob sie sich im Kühlschrank drei Wochen hielten, da ich ja kein Öl zusetze. Auch getrocknete Tomaten, Oliven und Peperoni zusammen mit dem Filterrest der Mandelmilch gibt einen grandiosen und vor allem schnell zubereiteten Aufstrich. Das Internet ist voll von Rezepten. Die süßen Brotaufstriche kaufe ich derzeit noch - mit Ausnahme meiner Schoko-Kokos-Creme natürlich - aber da wage ich mich als einer der nächsten Schritte ran. Bei den Getränken war ich ja bereits auf Mehrweg-Glasflaschen lokaler Produzenten umgestiegen. Inzwischen bin ich jedoch von Orangen- zu Apfelsaft umgestiegen. Orangensaft ist ja auch wieder Hunderte von Kilometern unterwegs, und die Orangen werden zudem überwiegend zu solchen Spottpreisen eingekauft, von denen kaum ein Bauer im Produktionsland wirklich leben kann. Der Apfelsaft stammt von heimischen Wiesen. Tränke ich weiter Orangensaft, könnte ich auch wegen eines Salates extra in den Nachbarort fahren. Und mir dabei mit Orangen jonglierend bei geöffnetem Fenster die kühlende Brise der aufgedrehten Klimaanlage gönnen! Nope!

Oreo-Eis, vegan & plastikfrei
Ich wollte auch meinen Kindern zeigen, dass man Plastikmüll sparen kann und noch zudem einen echten Gewinn für sich verbuchen kann. Wie ginge das besser als mit Speise-Eis? Mittels Eisbereiter meiner Küchenmaschine haben wir inzwischen Oreo-Eis, Heidelbeer-Eis, Schoko-Eis, Cappuccino-Eis und Vanille-Eis zubereitet. Natürlich jeweils in der veganen Variante. Mandelmilch oder Sojamilch (aus gekochten, pürierten und gefilterten geschälten Soja-Bohnen; aus dem Rest - Okara - kann man bspw. eine Beilage für's Abendessen machen) zusammen mit den gewünschten weiteren Zutaten entweder aufkochen und mit Speisestärke binden oder kalt mit Guarkernmehl, dann mit Agavendicksaft süßen und rein in die Eismaschine. Cremiger wird's mit Mandel- oder Soja-Sahne. Scheint zu schmecken; meine Tochter prahlt damit in ihrem Whatsapp-Profil!
Im Übrigen war ich, gerade wegen der Ernährungsumstellung aber auch wegen der neuen "Zahnpasta" zum ärztlichen Check. Ergebnis: Blutwerte sind bestens. Kein Vitamin- oder Mineralmangel, Cholesterin, Blutfette und Insulinspiegel je im unteren Normbereich, und meine Zähne erfreuen sich bester Gesundheit. Ich scheine alles richtig zu machen. Als Nächstes wende ich mich nochmal dem Spülmittel zu, denn leider ist mein anfängliches Ergebnis nicht verlässlich reproduzierbar. Mal bleibt ein Seifenschleier auf den Gläsern, manchmal nicht. Der Plastik-Regent lässt sich halt nicht überall so einfach vom Thron stoßen wie beim Frühstück.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Neunzehnter Schritt - Staubsaugerbeutel

Hungriger Staubzyklop
Staubsaugerbeutel sind ein weiterer Punkt. Meine Freundin kam auf die Idee. Warum sollte man sie nach der ersten Benutzung wegwerfen? Sie haben ein Loch, in das der Staub reinkommt, also muss er doch da auch wieder rauszubekommen sein. Und – oh, Überraschung – so ist es auch. Es dauert zwar ein paar Minuten und staubt gewaltig, aber kaum ist das Ding leer, kann man es – oh, Wunder – wieder füllen. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wann der Zeitpunkt eingetreten war, ab dem ich aufhörte, meinen Hausverstand zu nutzen. Bei anderen, ebenso alltäglichen Dingen, kommen wir nicht auf so obskure Ideen: „Bekomme ich noch etwas zu trinken!“
„Na, klar. Gib mir dein Glas. Hey, wo ist dein Glas? Warum liegt dein Glas im Müll?“
„Es war doch leer! Man kann es füllen?“
Die Saugleistung ändert sich erst nach unzähligen manuellen Leerungen. Ich vermute, es hat etwas mit der Luftdurchlässigkeit des Beutels zu tun. Irgendwann ist er wohl einfach so sehr von Staub durchsetzt, dass die staubversetzte Luft, die der Sauger reinpumpt, einfach nicht mehr entweichen kann. So wie die Kartoffel im Auspuff das Auto absaufen lässt. "Nein, Kinder, nicht nachmachen. Kartoffeln gehören in den Topf. Der Papa macht nur Spaß! Wehe mein Auto läuft morgen nicht! Keine Pommes mehr! Nie wieder!"

Planet of the Fish (Teil 3)

BBQ mit zwei Sorten Rind
Charly saß in der Küche und mühte sich, seinen in die Jahre gekommene Mixer mittels Hammer, Meißel und Kaugummi wieder fit zu machen. Er lag geöffnet vor ihm, während ihm sein Freund Maik keinerlei Tipps gab, was er tun oder bleiben lassen sollte.
„Soll ich den grünen und den roten Draht verbinden?“, fragte Charly.
Maik zuckte mit den Schultern und biss in einen in Zucker gewälzten Butterblock, den er mit einer Gabel aufgespießt hatte.
„Oder besser den grünen mit dem blauen?“
„Da ist kein blauer“, sagte Maik, trank einen Schluck Berliner Kindl und griff in den geöffneten Mixer. „Das ist ein Tamponfaden“, konnte er gerade noch sagen, bevor er binnen einer Millisekunde völlig dehydrierte und ein völlig unerwarteter Riss im Raum-Zeit-Kontinuum Charly fortriss in eine weit, weit in der Zukunft liegende Zeit.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Achtzehnter Schritt - Weniger Flasche, mehr Leitung

Harrt einsam meiner Heimkehr, die Flasche!
Ich muss zugeben, Pendlertum und das Dasein als Recycling-Outlawunter einen Hut zu bekommen, ist echt nicht einfach. Ich laufe jeden Tag gut zwanzig Minuten von zuhause zur Bahn, steige um, steige wieder um und steige vier Stockwerke zu Fuß zu meinem Büro, nur um nach neun Stunden das gleiche erneut auf mich zu nehmen. Nur umgekehrt halt. Die Bahnfahrt dazwischen verschweige ich, denn die Erholungsphasen währenddessen, würde meinem Jammern sonst die mitleiderheischende Kraft nehmen. Jedenfalls bin ich vierzig Minuten unterwegs. Zu Fuß. Und ich habe dabei einen Rucksack voller Glas auf dem Rücken. Eine 0,7-Liter-Mineralwasserflasche, montags mittlerweile einen Liter selbst gemachte Mandelmilch in der Glasflasche, die mir aber zum Glück für die ganze Woche reicht, und ein Glasbehältnis für mein Mittagsmüsli. Ich scheppere im ÖPNV wie ein Glascontainer und schleppe daran, wie ein Ochse am Pflug. Damit ist jetzt Schluss. Zumindest teilweise. Ab jetzt nur noch Leitungswasser. Das erspart mir schon mal ein Kilo tägliches Geschleppe. Anfangs war ich skeptisch: Ist das Kalk im Wasser vielleicht zu viel für den Körper? Geht es irgendwann nicht mehr ohne Calgon? Ist Mineralwasser vielleicht doch besser? Aber alles ganz entspannt: Das volksmündliche Kalk ist nichts als Magnesium und Kalzium, und wie die ganzen anderen Mineralien aus dem Mineralwasser auch, kann der Körper es wesentlich schlechter verwerten als das aus Gemüse, Nüssen, Getreide etc. Und nachdem ich völlig begeistert von meiner Transportersparnis gleich zum Aldi gerannt war, auf dessen Homepage ich gesehen hatte, dass just am Tag dieser, meiner Entscheidung, Glaskaraffen im Angebot seien – mein Gott, ein Zeichen! – und dort feststellte, dass es leider ein Angebot des Vorjahres war, was ich von Wundergläubigkeit und Vorfreude erfüllt auf der Homepage überlesen hatte, entschloss ich mich in meiner Ernüchterung keine Glaskaraffe zu kaufen, sondern einfach meinen Wasserkocher als Glaskaraffe zu nutzen. Der ist schon da. Der ist aus Glas. Der ist ein Schmuckstück, und der fasst gut zwei Liter frisches, sauberes, reines, leckeres Leitungswasser, die ich im Sommer gewiss trinken werde, nun aber nicht mehr schleppen muss. Kraftreserven gespart, Müll gespart, Kosten gespart - Herrlich.


Mandelmilch - aus dem Euter der Nusskuh
Die eingangs erwähnte Mandelmilch ist übrigens ganz einfach herzustellen. 30 g ungeschälte Mandeln in den Mixer, mit einem Liter heißem Wasser übergießen, über Nacht ziehen lassen, sieben, kalt stellen, und das war’s. Ich freue mich, dass das alles ist. Sie ist so weiß wie Milch, und das bleibt sie auch. Nichts fällt aus oder verändert sich farblich. Trotz der ungeschälten braunen Mandeln. Ich war schon ein wenig genervt, dass ich nun wieder gezwungen sein sollte, Tetra-Pack-Müll zu machen, nur weil ich keine Kuhmilch mehr haben will. Exakt einmal gab es nun ein Tetra-Pack mit Mandelmilch. Schmeckte! Und gleich selbst gebastelt. Das Mandelmehl, das nach dem Filtern übrig bleibt, trockne ich einfach. Vermengt mit Margarine und etwas Rohrzucker gibt das einen leckeren Brotaufstrich. Die Mandelmilch kann man auch mit Ahornsirup oder Rohrzucker süßen.  Ich süße sie allerdings nicht, da sie ja ohnehin in mein Müsli kommt. Da würde die Süße ohnehin nicht auffallen. Also kann ich es auch gleich lassen. Jedenfalls bin ich zufrieden. Vormals war es täglich eine Quarkverpackung, jetzt sind es zwar ein paar Verpackungen, überwiegend aber aus Papier, mit Haferflocken, Nüssen, Kernen, Getreide und Trockenobst, die aber dafür mehrere Wochen halten. Müllreduziert, vegan und lecker.

Samstag, 5. Juli 2014

Thank God it's Friday

Der Wecker klingelt. Ein letztes Mal in dieser Woche. Endlich Freitag. Die Woche war schließlich auch anstrengend genug. Jeden Abend nach der Arbeit liege ich sofort erschöpft auf der Couch. Aber immerhin erfülle ich immer mein Pensum. Ich kann stolz auf mich sein. Ich stehe auf, mache mir einen Kaffee und eile mit einem Croissant im linken und einer Zigarette im rechten Mundwinkel zur Bahn. Mehr Zeit war nicht, denn es war leider nicht das erste Klingeln, mit dem ich erwacht war. Das ist es nie. Na ja, bei dem Arbeitspensum.

Ich komme am Bahnhof in der Minute an, als die Bahn gerade einfährt. Mein Auto schließe ich eilends ab, renne zum Bahnsteig und schaffe es geradeso, die Hand zwischen die schließende Tür zu bekommen. Ich nehme mir den letzten freien Sitzplatz. Mir gegenüber sitzt ein Mann, dem die sich ankündigende Sommerhitze des Tages schon jetzt zu schaffen macht. Er liest in der Zeitung von gestern. Wäre ich geistig so desolat und körperlich so schlecht in Form, könnte ich mein Arbeitspensum nie erfüllen. Der Herr bräuchte sicher auch die Mittagspause, die ich mir stets vergönne. Ich erfülle mein Pensum immer. Ich kann stolz auf mich sein. Beinahe verpasse ich es auszusteigen. Gerade so bekomme ich die Hand zwischen die sich schließende Tür.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Siebzehnter Schritt - Von weißen Kühen und grünem Gewissen

Wiedereintritt ins Plastiversium!
Je mehr ich mich mit der Materie Plastikmüll beschäftige, desto stärker vertiefe ich mich zwangsläufig in alle anderen Bereiche: Luftverschmutzung, Energieverschwendung, Ressourcenschonung … Inzwischen bin ich in meinem Freundeskreis zu einem anerkannten Experten in Müllologie geworden. Bildlich gesprochen bin ich vom kleinen Asteroiden, der ziellos in der Leere des Alls umherschwebte, zu einem Planeten des Wissens geworden. Mit Umlaufbahn, Eigenrotation und allem möglichen astronomischen Schnick-Schnack versehen. Und ehe ich mich versehe, stelle ich fest, ich habe einen Trabanten. Wo er herkommt, kann ich nicht sagen. Plötzlich ist er da. Der Trabant heißt: Vegan 38. Warum er eine Zahl hat, wollt ihr wissen? Ihr habt offenkundig keine Ahnung von Sternenkunde. Alle tollen neu entdeckten Sterne, Planeten, Planetoiden und Verwandte haben Zahlen. Sinnvolle Buchstabenkombinationen sind inzwischen alle vergeben. Mag aber sein, dass es einfach mein Alter ist, in dem ich plötzlich und unerwartet auf die vegane Ernährung zuzusteuern beginne. 

Wiederaustritt aus dem Plastiversium 
Ab einer gewissen Informationstiefe, ist es faktisch nicht mehr möglich den Verstand zu überlisten und weiter unbedacht tierische Produkte zu essen. Industrielle Massentierzucht, -haltung und -nutzung sind in all ihren Konsequenzen für einen aufgeklärten Geist faktisch nicht tolerabel. 58 Kilo Fleisch aßen wir im Jahr 2013 im Schnitt. Jeder Bundesbürger putzt damit jährlich das Äquivalent eines Marathonläufers weg. Mancher brächte es wohl gar auf eine ganze Mannschaft, wenn ich all die egoistischen Vegetarier und Veganer bedenke, die den Schnitt versauen. Um beim Eingangsbild zu bleiben: Mein frisch entstandenes Universum wäre zum Kollabieren gezwungen, vermutlich verschlungen von einem weißen Riesen in Form einer gleißend hellen Kuh, wenn ich weiter Fleisch äße und Milchprodukte zu mir nähme. Wie auch immer das astronomisch zu realisieren wäre.  Ich komme nicht daran vorbei. Automatisch und unerwartet reduziert sich mein Fleischkonsum, dann plötzlich und unbemerkt mein Käse- und Quarkkonsum und ehe ich mich versehe, ernähre ich mich plötzlich nahezu vegan. Und stehe damit wieder vor plastikgeschützten Waren: Tofu gibt es nur in Plastikverpackung, Lupinensteaks im Plastikmantel, Saitanburger mit Plastiktopping, Sojagranulat in knusprigem Plastikkleid. Toll! Kaum hat man die omnivore Plastikfreiheit gewonnen, ist beides dahin. Keine 60 Kilo Fleisch mehr im Jahr, dafür 60 Kilo Plastik. Vegane Ernährung ist nichts für Faule. Also heißt es umstellen: Lupinenschrot, Quiona, alles gute Eiweißquellen, die es in Papierverpackung gibt. Ich forme meine veganen Burgerpatties nun selbst. Ansonsten gibt es halt mehr Eintöpfe. Chili mit Lupinenschrot ist echt klasse. Und meine Steaks mache ich mir mit selbstgemachtem Saitan aus Dinkelvollkornmehl. Paniert (mit durch Mehl eingedickter Mandelmilch anstelle von Eiern) kann man selbst Fleischesser überlisten. Mehl kommt freilich auch in Papierverpackung daher. Meinen Planeten umgibt nun ein saturnähnlicher Ring. Nur nicht aus Sternenstaub, sondern aus Mehl. Aber das glänzt für mich viel mehr.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Sechzehnter Schritt - Seife als Geschirrspülmittel

Könnten Geschwister sein!
Nun eine kleine Lehrstunde darüber, wie man sich wirklich mal so richtig selbst in die Nesseln setzt. Das Pulver für die Geschirrspülmaschine ist leer, also denke  ich mir, wir hatten schon von Tabs auf Pulver umgestellt, um Müll zu reduzieren, warum nicht in die Vollen gehen? Also nehme ich ein Stück Kernseife, zerkleinere es, packe es in die Klappe für das Reinigungsmittel und lasse die Maschine arbeiten, was das Zeug hält. Yeah! Am Ende der Zeit fördere ich blitzsauberes Geschirr zu Tage. Das Glas ist wie poliert. Alles bestens. Na, ja, bis auf die Töpfe meiner Freundin. Irgendwas in der Kernseife hat die Griffe malträtiert, so dass sie jetzt aussehen wie die Oberfläche einer Zitrusfrucht. „Schatz, deine Töpfe haben Orangenhaut!“, rufe ich, und begehe damit gleich den zweiten Fehler, nach dem offenkundigen ersten mit der Kernseife. Ich versehe beiläufig, von einem Funken Hoffnung zwar nicht gerade entfacht, die Feststellung, dass die Griffe vermutlich nicht schon werksseitig so waren, mit einem Fragezeichen. Bereits vor der Aussprache dieser Worte gegenüber meiner Freundin winden sich die für logisches Denken zuständigen Areale meines Gehirns wie ein Rudel Aale in einem Schlauchboot. Um die Metaphern zu verknüpfen: Meine Hoffnung wird jäh und wortlos allein durch die Blicke meiner Freundin zerstört, die mit selbigen das Rudel Aale mitsamt Schlauchboot und einem halben See voll eisigen Wassers über mir auskippt und alle Hoffnungsfunken damit löscht. Da der Geschirrspüler anschließend auch nicht mehr funktioniert – ein Teufel, wer da versucht eine Verbindung zu meinem Experiment herzustellen – nutze ich die  Zeit während des Handspülens, mich via Tablet einzulesen, warum man keine reine Kernseite in Geschirrspülmaschinen nutzen sollte. Hat wohl was mit dem Calcium im Wasser zu tun, dass das Natrium in der Seife ablöst und sie damit wasserunlöslich macht. Das Zeug hängt jetzt vermutlich irgendwo in der Maschine. Was die Griffe zerstör hat, weiß ich nicht, aber ich habe während der nächsten Wochen des Handspülens noch viel Zeit, es zu recherchieren.

Chemieküche: Walter White trifft Tyler Durden
Das kleine Unglück bringt aber auch die Gelegenheit, endlich mal ein Handgeschirrspülmittel zu basteln, dass die herkömmlichen plastikverpackten Flüssigspülmittel ersetzt. Zunächst bedarf es neuer Kernseife, da die vorrätige ja nun in der Meschanik der Geschirrspülmaschine hängt. Der Kauf wird zu einem Ausflug in die Welt der Fach- und Fremdsprachen, da die Zutatenliste nicht ohne google für mich unlesbar ist. Die Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe ist abenteuerlich und in meinen Augen unnötig. Wenn ich eine Flasche Gemüsesaft kaufe, steht da drauf, dass er mit dem Saft verschiedener Gemüse hergestellt wurde. Punkt. Warum kann auf einer Seife nicht auch einfach draufstehen, dass sie unter Verseifung von Kokosfett hergestellt ist? Nein, hier muss es unbedingt Sodium Cocoate heißen. Und hätte ich vorher gegooglet, dass SodiumTallowate Seife aus Rindertalk ist, hätte ich sie nicht umtauschen müssen. Spontanität macht mir echt nur Arbeit. Auch das EDTA will ich nicht in meiner Seife. Ich verstehe ohnehin nicht, weshalb der Staat es nicht bannt, wenn er schon empfiehlt, es aufgrund seines schlechten Umweltverhaltens auszutauschen. Wie auch immer. Nun habe ich eine Öko-Kernseife aus dem Reformhaus, und es kann losgehen. Mein erster Versuch besteht aus 30 g Kernseife, die ich in einem halben Liter heißem Wasser auflöse und mit einer Tasse Essig und Zitronensaftkonzentrat versehe. Das Ergebnis ist aus Sicht meiner Freundin phantastisch, da ich jedes Stück Geschirr nachpolieren muss und so meiner gerechte Strafe ein Stück näher bin. Selbst wenn ich das Geschirr noch so gründlich mit klarem Wasser nachbearbeite, es bleibt ein seifiger Film, der nur mit dem Küchenhandtuch wegzubekommen ist. Nach zwei Ladungen Geschirr gebe ich es auf. Das nächste Experiment: Weniger Seife, kein Essig und kein Zitronenkonzentrat mehr, dafür Natron. Ich löse 15 g Kernseife in einem dreiviertel Liter heißem Wasser auf und gebe 10 g Natron hinzu. Das Ergebnis passt. Das Geschirr wird sauber, kein Nachpolieren mehr. Alles Prima. Und sobald die Geschirrspülmaschine repariert ist, probiere ich aus, ob das auch in der Maschine funktioniert. Natürlich nicht mit den Töpfen meiner Freundin drin. Und sicherheitshalber auch nur dann, wenn sie nicht im Haus ist.