Dienstag, 28. November 2017

So isser, der Arnold!

Ich persönlich kann nachvollziehen, warum Herr MdB Schmidt der Verlängerung der Glyphosat-Zulassung zugestimmt hat. Diese Gesundheitsapostel mit ihrem ständigen „Krebserregend“. Es ist ja nur „wahrscheinlich“ krebserregend, wie Diesel-Abgase zum Beispiel, und die verbieten wir ja auch nicht, mag er gedacht haben. Was bringt es, „Glüfosoat“, wie man es in seiner Heimat gerne ausspricht, zu verbieten, wenn doch die Bauern bereits mit ihren Dieseltraktoren dafür sorgen, dass die Ernte „wahrscheinlich“ karzinogen ist. Natürlich gibt es Zwischenrufe, dass auch der Landwirt auf seinem Traktor geschädigt würde, wenn er das Pestizid versprüht. Aber in der Gruppe 2A der wahrscheinlich krebserregenden Stoffe der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) sind auch Acrylamid, das unter anderem beim Frittieren entsteht, und rotes Fleisch. Was schmeckt, kann doch nicht töten, hat seine Entscheidung als Leitsatz sicher auch beeinflusst. Wenn seine geschätzten Agrararbeiter nach einem anstrengenden Tag voll Versprühens von Krebserregern – wahrscheinlich –ohnehin ein Rindersteak mit ausgebackenen Kartoffelstäbchen verzehren, warum also ein Nein zu Monsanto? In ihrer Mahlzeit ist zudem ohnehin wahrscheinlich krebserregendes Trimethylsulfonium-Kation zu finden, das sich bei der Verwendung von Glyphosat bildet. Im Spargel wurde es bereits im Jahr 2011 nachgewiesen, und das ist bei diesem Gemüse doppelt tragisch. Spargelstecher arbeiten im Schichtdienst, und selbiger ist ebenfalls in der IARC-Liste als wahrscheinlich krebserregend verzeichnet. Eine der Voraussetzungen, um einen Ministerposten zu bekleiden, ist es, rechnen zu können. Wahrscheinlich krebserregend plus wahrscheinlich krebserregend ergibt nicht doppelt wahrscheinlich krebserregend, und es bedeutet schon gar nicht, dass es plötzlich tatsächlich krebserregend ist. Das belegen allein die vielen „Letters to the Editor“, die sein Ministerium zur Risikobewertung von Glyphosat herangezogen hatte, und deren Autoren müssen es wissen. Immerhin waren 10 der 14 Autoren dieser Einreichungen Mitarbeiter von Monsanto oder aus dem Umfeld, wie die Süddeutsche Zeitung vor zwei Jahren berichtet hatte. Wer könnte besser wissen, ob das Produkt, dem man sein wirtschaftliches Wachstum verdient, krebserregend ist oder nicht? Zugegeben, man könnte die Zulassung auch auslaufen lassen und mehr in ökologische Landwirtschaft investieren. Im letzten Jahr betrug die in Deutschland so bewirtschaftete Fläche 1,25 Millionen Hektar, was 7,5 % der landwirtschaftlichen Fläche insgesamt entspricht. In Österreich sind es 19,5%. Daran hätte sich Herr Schmidt ein Beispiel nehmen können. Auch Dieselfahrzeuge auf den Äckern hätte man durch staatliche Förderung alternativer Antriebe reduzieren können. Im März 2016 hatte John Deere beispielsweise einen vollelektrischen Traktor vorgestellt. Auch könnte man mehr in gesundheitliche Aufklärung investieren, so dass sich die Ernährungsgewohnheiten in deutlich weniger wahrscheinlich krebserregende Richtungen entwickeln. Einen weiteren Vorteil hätte die Orientierung an Österreich für unseren Bayern in Berlin: Dort versteht man ihn zumindest sprachlich besser als die „Saupreißen“. Unsere Bundesumweltministerin, Frau Barbara Hendricks, kann davon ein Lied singen. Vermutlich hat Herr Schmidt einfach nicht verstanden, was seine Kollegin meinte, als sie von der Ablehnung von „Glyphosat“ sprach. In Österreich spricht man es „Glüfosoot“ aus, und unsere ökologischen Nachbarn haben dagegen gestimmt.

Dienstag, 21. November 2017

Wetterauer Kulturpreis 2017

Gemeinsam mit Burkhard Struve durfte ich Laudatio und Erwiderung im Dialog inszenieren und zur Verleihung des Kulturpreises des Wetteraukreises an das Theater Altes Hallenbad Friedberg / Hessen auf der Bühne stehen. 
An dieser Stelle nochmal die besten Glückwünsche an Uli Lang, Reinhard Wilck und Hans-Jürgen Salatzkat für die verdiente Ehrung.
Meinen Dank an Oliver Gross für die schöne Momentaufnahme.


Freitag, 10. November 2017

Tausche Fernseher gegen Ackerland

„Guten Abend!“, wünsche ich, als ich mit einem Verlängerungskabel durch das Wohnzimmer meines Nachbarn gehe, seinen alten Röhrenfernseher vom Netz trenne und es an seiner Steckdose anschließe - meine sind leider alle belegt. Natürlich zahle ich gerne für den Strom – er ist nämlich bei keinem lokalen Anbieter, sondern bei einem dieser günstigen aus dem Internet. Währenddessen sitzt er mit kritischem Blick auf seiner Couch und schweigt. Klingt komisch? Würde ich auch sagen. Etwas Ähnliches passiert im Agrarsektor. Im Jahr 2010 lag die Menge an Land, die wir allein für unseren Konsum von landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen in Anspruch nahmen, laut einer Veröffentlichung der Friends of the Earth Europe vom Juli 2016 bei 269 Millionen Hektar – das sind 43 Prozent mehr landwirtschaftliche Flächen, als in der EU selbst zur Verfügung stehen. Der Pro-Kopf Fußabdruck der EU für Ackerland liegt im globalen Mittelfeld bei 0,31 Hektar, was bedeutend mehr ist als der globale Durchschnitt pro Kopf von 0,22 Hektar, der jedoch durch den unverhältnismäßig großen Verbrauch der meisten Industrieländer stark nach oben beeinflusst ist. Die Folgen sind Entwaldung, Bodendegenerierung, Artensterben, Wasserknappheit, Klimawandel und von sozialer Natur. Gerade in Afrika sind die Auswirkungen immens. Immerhin bauen wir dafür dort Brunnen. Das ist ein wenig wie meinem Nachbarn zwar die Steckdose für seinen Fernseher wegzunehmen, ihm aber dafür einen neuen hinzustellen. „Was will ich damit ohne Strom?“, fragt er dann, und meine Antwort ist: „Sei dankbar! Der ist nagelneu. Aber gut, hier hast du noch eine Fernsehzeitung.“ Die eine oder der andere mag jetzt sagen, dass er froh sein solle, immerhin habe er was lesen, und er könne den neuen Fernseher ja auch an einer anderen Steckdose betreiben. Leider ist der Fernseher ein ausländisches Fabrikat mit einem nicht kompatiblen Stecker. Bleibt ihm also die Fernsehzeitung, in der all die Sendungen verzeichnet sind, die er verpasst. Wäre es nicht besser, ein paar weniger Geräte zu nutzen? Immerhin stehen in den deutschen Haushalten nach einer Studie des GfK-Consumerpanels aus dem Jahr 2012 2,2 Fernseher. Ähnlich ist das mit unseren Agrarflächen. Dreiviertel unserer EU-eigenen Agrarflächen nutzen wir für die Produktion tierischer Erzeugnisse. Das spiegelt sich auch in unserem Flächenverbrauch außerhalb der EU wider: Fast drei Viertel des agrarischen Land-Fußabdrucks der EU werden durch den Konsum von tierischen Produkten verursacht. Wenn wir es etwas vereinfachen, könnte eine naheliegende Lösung sein, die ärztlich empfohlene Höchstmenge von 15 Kilogramm pro Jahr an Fleisch zu konsumieren statt des derzeit knapp vierfachen dessen. Die EU könnte ihre Landwirtschaft dann unabhängig von externen Landflächen betreiben, diese Landflächen stünden wieder für die Ernährung der dortigen Bevölkerung zur Verfügung und unsere Bauern hätten wieder mehr Absatz, wären unabhängiger von Subventionen. Natürlich wären die inländischen Erzeugnisse etwas teurer, aber dafür konsumierten wir einen höheren Anteil Nahrungsmittel, die grundsätzlich günstiger sind als Fleisch. Und letztlich sparten wir ja auch Geld, da wir nur noch einen Fernseher hätten. Gut, ich vermische die Aussage mit meinem Gleichnis, und vielleicht mag die Rechnung so vereinfacht sein, dass man „Milchmädchenrechnung“ rufen mag, doch denkt daran: Wenn wir unseren tierischen Konsum erst reduziert haben, geht auch die Milchmädchenrechnung zu Dreiviertel auf.

Sonntag, 5. November 2017

Fünfundsiebzigster Schritt: Tun durch Nichtstun

Glänzende Idee: Netbook statt Desktop-PC
Vor einem knappen Jahr kam ich auf die revolutionäre Idee, nicht nur meine Lampen im Haus durch Energiesparlampen zu ersetzen und bei Nichtbenutzung konsequent deaktivierte Steckerleisten zwischen all meine Elektrogeräte und das Netz zu klemmen, sondern auch auf die aberwitzige meinen Kühlschrank dem geregelten Umsatz meines Energieversorgers zu entziehen. Der Status ist immer noch derselbe wie heute. Auch den heißen Sommer mit dachgeschossmäßigen 30° Celsius in meiner bescheidenen Kemenate habe ich frei elektrischer Kühlung ohne Lebensmittel- und persönliche Schäden überstanden. Nachdem ich nun auch noch konsequent mein Netbook anstelle meines Desktop-PCs nutze, das bis zu zweidrittel weniger Strom verbraucht, bin ich im Oktober auf ein Rekordtief gesunken: 23 Kilowattstunden - das sind weniger als sieben Euro, die ich für elektrische Energie im Monat aufwende. Viel mehr kann ich nicht mehr tun, um meinen CO2-Verbrauch durch elektrische Geräte aktiv zu senken - jetzt ist die Zeit fürs Nichttun gekommen und es andere tun zu lassen.

Nicht so glänzende Idee:
CD-Stapel auf Ladeluke
Gut 33 Millionen Tonnen CO2 werden durch Datenverkehr allein in Deutschland freigesetzt. Umso wichtiger, auf Anbieter zu setzen, die möglichst emissionsfreien Strom nutzen. 
Als erstes habe ich geprüft, wie es mein Email-Anbieter mit der Energie hält. GMX ist eine Tochter von 1&1, und die in Montabaur ansässige Firma nutzt vollständig Ökostrom aus Wasserkraft. Eine vermutlich noch bessere Alternative ist Posteo, die von der Stiftung Warentest mit Bestnote getestet wurde. 1&1 ist im Mittelfeld gelandet - im Test ging es allerdings primär um die Funktionalität und nicht um die Nachhaltigkeit.
Meine Homepages werden auch von 1&1 gehostet, insofern bin ich da bereits auf der richtigen Seite, wobei ich bei meiner Recherche auch auf Alternativen wie Greensta und andere gestoßen bin, die ich an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.
Als nächstes habe ich meine Suchmaschine auf Ecosia umgestellt. Ecosia investiert 80% der Werbeeinnahmen in Aufforstungsprojekte. Meine Suchanfragen werden also in Bäume umgewandelt, die wiederum CO2 speichern. Die Ergebnisse der Suchanfragen stehen denen von Google meiner Erfahrung nach in nichts nach. 
Im nächsten Schritt gehe ich das Thema Onlinebanking für mich an. Auch da gibt es Anbieter, wie die GLS oder die Ethikbank, die Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben und keine Unternehmen finanziell unterstützen, die einer lebenswerten Zukunft abträglich sind.
Zum Abschluss noch ein Hinweis: Wer seinen nun nicht mehr benötigten PC zu verkaufen plant, sollte keinen Stapel CDs auf die offene Ladeluke fallen lassen. Es wirkt sich merklich auf den Verkaufspreis aus!

Mittwoch, 1. November 2017

Weltrettung im Warmen

„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir. Noch 148 Mails checken“, singt Tim Bendzko in seinem Hit aus dem Jahr 2011. Zugegeben, das Fliegen ist nicht so gut als Mittel zur Klimarettung gelitten, aber immerhin hat das emissionslastigste unserer Fortbewegungsmittel einen eindeutigen Stempelabdruck. Auf dem steht zwar „Klimakiller“, aber zumindest weiß ich dadurch auch einzuschätzen, dass mit dem Flieger nach Berlin zu kommen zwar schneller geht, es aber für die Umwelt der Tod auf Raten ist, und ich weiß damit auch, dass die Ökobilanz von Bahnfahrten und noch besser von Fernbusreisen deutlich günstiger ist. Doch ich schweife ab, noch bevor ich zum Thema gekommen bin: Weltrettung durch Mailverkehr! Ja, so einfach kann es sein. Ich muss mich nicht auf den Asphalt vor dem Haus meines Nachbarn legen, um zu verhindern, dass er mit seinem kraftstoffhungrigen SUV zum Bäcker um die Ecke fährt statt zu Fuß zu gehen. Ich kann denselben Effekt auch von zuhause aus erreichen, ohne auf dem kalten Teer frieren zu müssen. Einfach indem ich so weitermache wie bisher - nur eben Kleinigkeiten umstelle. Das kann zum Beispiel die richtige Emailproviderwahl sein. Immerhin gibt es Anbieter, die ihren Strom gänzlich aus regenerativen Quellen beziehen. Die Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden, denn allein der Spam-Mailverkehr in Deutschland verbraucht schätzungsweise genauso viel Energie und damit Kohlendioxyd (CO2) wie die über 80.000 Einwohner von Berlin-Wedding zusammen.  Bevor sich jetzt jemand aufmacht, um nach einem solchen Anbieter zu googeln: Eine Suchabfrage kostet 200 Milligramm des Treibhausgases. Mit dieser Menge kann der Nachbar schon fast vom Hof fahren. Auch für die Internetsuche gibt es ökologische Alternativen. Es gibt Anbieter, die ihre Serverfarmen ohne Kohlenstrom betreiben oder sogar solche, die einen Großteil ihrer Werbeeinnahmen zum pflanzen von Bäumen und damit zum Binden von CO2 aus der Atmosphäre einsetzen. Ich weiß, es ist ein Dilemma: Wie sollen Sie nach diesen Suchmaschinen suchen, ohne Google zu nutzen? Keine Sorge, ich habe vorgedacht und einige ökologische Alternativen namentlich in meinem Blog aufgelistet und verlinkt. Dafür sind sie dankbar und wollen mir etwas überweisen? Muss nicht sein, aber es ist eine tolle Überleitung zum nächsten Punkt. Wechseln Sie doch ihr Bankkonto! Auch da gibt es Institute, die eben nicht in ökologisch fragwürdige Projekte investieren, sondern in sozialverträgliche und nachhaltige. Stellen Sie sich vor, solche Geldverleiher hätten größere Anteile. Dann hätte ihr Nachbar jetzt keinen Porsche, um sich zu profilieren, sondern schon so ein hippes, schickes Elektroauto mit einem dann auch ökologisch vertretbaren Energiespeicher, entwicklungsfinanziert von ihrer ethisch-ökologisch wirtschaftenden Bank, und sie müssten nicht im kühlen Herbst auf der nassen Straße liegen, um die Welt zu retten. Sie wollen dennoch nach Berlin „zu ihr“ fliegen? Dann denken Sie daran, dass Ihre Reise 165 Kilogramm CO2 verbraucht - den Versand von umgerechnet 2,2 Millionen Emails müssten sie zum Ausgleich einsparen. Da hilft es vermutlich auch nicht, wenn die alternative Suchmaschine einen Baum gepflanzt hat, als sie auf der Suche nach der ökologischsten Fluggesellschaft waren. Für all jene, die lieber vor SUVs liegen als über sie hinwegzufliegen, ist es jedoch eine gute Sache zu wissen, mit wie wenigen kleinen Veränderungen bereits ökologischer gelebt werden kann: Mailing, Searching, Banking, Wedding!