Mittwoch, 1. November 2017

Weltrettung im Warmen

„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir. Noch 148 Mails checken“, singt Tim Bendzko in seinem Hit aus dem Jahr 2011. Zugegeben, das Fliegen ist nicht so gut als Mittel zur Klimarettung gelitten, aber immerhin hat das emissionslastigste unserer Fortbewegungsmittel einen eindeutigen Stempelabdruck. Auf dem steht zwar „Klimakiller“, aber zumindest weiß ich dadurch auch einzuschätzen, dass mit dem Flieger nach Berlin zu kommen zwar schneller geht, es aber für die Umwelt der Tod auf Raten ist, und ich weiß damit auch, dass die Ökobilanz von Bahnfahrten und noch besser von Fernbusreisen deutlich günstiger ist. Doch ich schweife ab, noch bevor ich zum Thema gekommen bin: Weltrettung durch Mailverkehr! Ja, so einfach kann es sein. Ich muss mich nicht auf den Asphalt vor dem Haus meines Nachbarn legen, um zu verhindern, dass er mit seinem kraftstoffhungrigen SUV zum Bäcker um die Ecke fährt statt zu Fuß zu gehen. Ich kann denselben Effekt auch von zuhause aus erreichen, ohne auf dem kalten Teer frieren zu müssen. Einfach indem ich so weitermache wie bisher - nur eben Kleinigkeiten umstelle. Das kann zum Beispiel die richtige Emailproviderwahl sein. Immerhin gibt es Anbieter, die ihren Strom gänzlich aus regenerativen Quellen beziehen. Die Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden, denn allein der Spam-Mailverkehr in Deutschland verbraucht schätzungsweise genauso viel Energie und damit Kohlendioxyd (CO2) wie die über 80.000 Einwohner von Berlin-Wedding zusammen.  Bevor sich jetzt jemand aufmacht, um nach einem solchen Anbieter zu googeln: Eine Suchabfrage kostet 200 Milligramm des Treibhausgases. Mit dieser Menge kann der Nachbar schon fast vom Hof fahren. Auch für die Internetsuche gibt es ökologische Alternativen. Es gibt Anbieter, die ihre Serverfarmen ohne Kohlenstrom betreiben oder sogar solche, die einen Großteil ihrer Werbeeinnahmen zum pflanzen von Bäumen und damit zum Binden von CO2 aus der Atmosphäre einsetzen. Ich weiß, es ist ein Dilemma: Wie sollen Sie nach diesen Suchmaschinen suchen, ohne Google zu nutzen? Keine Sorge, ich habe vorgedacht und einige ökologische Alternativen namentlich in meinem Blog aufgelistet und verlinkt. Dafür sind sie dankbar und wollen mir etwas überweisen? Muss nicht sein, aber es ist eine tolle Überleitung zum nächsten Punkt. Wechseln Sie doch ihr Bankkonto! Auch da gibt es Institute, die eben nicht in ökologisch fragwürdige Projekte investieren, sondern in sozialverträgliche und nachhaltige. Stellen Sie sich vor, solche Geldverleiher hätten größere Anteile. Dann hätte ihr Nachbar jetzt keinen Porsche, um sich zu profilieren, sondern schon so ein hippes, schickes Elektroauto mit einem dann auch ökologisch vertretbaren Energiespeicher, entwicklungsfinanziert von ihrer ethisch-ökologisch wirtschaftenden Bank, und sie müssten nicht im kühlen Herbst auf der nassen Straße liegen, um die Welt zu retten. Sie wollen dennoch nach Berlin „zu ihr“ fliegen? Dann denken Sie daran, dass Ihre Reise 165 Kilogramm CO2 verbraucht - den Versand von umgerechnet 2,2 Millionen Emails müssten sie zum Ausgleich einsparen. Da hilft es vermutlich auch nicht, wenn die alternative Suchmaschine einen Baum gepflanzt hat, als sie auf der Suche nach der ökologischsten Fluggesellschaft waren. Für all jene, die lieber vor SUVs liegen als über sie hinwegzufliegen, ist es jedoch eine gute Sache zu wissen, mit wie wenigen kleinen Veränderungen bereits ökologischer gelebt werden kann: Mailing, Searching, Banking, Wedding!

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