Dienstag, 28. Dezember 2010

Wenn König Salomon die BRD regierte: Das Kopftuchverbot

Ein Theaterstück in einem Akt.

Es treten auf:

König Salomon
Ein Minister
Ein anderer Minister
Der Herold
Gemischter Chor

König Salomon, auf seinem Thron sitzend. Zwei Minister treten, miteinander streitend, in den Thronsaal.

Herold: Die Minister, die euch zu sprechen ersuchten, oh König.
Der erste Minister (tritt vor den Thron): Herr, wir streiten schon so lange. Bitte erhört uns und sprecht ein weises Urteil.
Der zweite Minister (schiebt den ersten Minister zur Seite): Kopftücher, Herr. Die Kopftücher, die muslimische Frauen tragen müssen. Sie sind ein Symbol der Unterdrückung. Wir müssen handeln.
Der erste Minister (drängt sich wieder nach vorne): Wir sind ein freies Land. Das freie Ausleben der Religion ist ein hohes Grundrecht. Wir dürfen es nicht verbieten. Wer es tragen will, muss es tragen dürfen.
Der zweite Minister (sich mit klagendem Zeigefinger neben den zweiten Minister stellend): Aber wir sind ein an christlichen Werten orientiertes Land. Wir können doch nicht zulassen, dass die hier lebenden Muslima Kopftücher tragen müssen. So können sie sich doch außerdem gar nicht integrieren.
Der erste Minister: Die alten Damen auf dem Land tragen auch Kopftücher. Und die sind Christinnen. Haben wir ein Integrationsproblem der Landbevölkerung?
Der zweite Minister: Na, ja, aber selbst die Muslima in unseren Amtsstuben tragen Kopftuch. Auch die Lehrerinnen. Dabei soll die Schule doch Neutralität wahren. Wir mussten ja sogar Kreuze von den Zimmern der Schulräume abhängen. Und außerdem ...
Der Herold klopft mit seinem Stab auf den Boden. König Salomon erhebt sich, breitet seine Arme mit nach oben zeigenden Handflächen zu den Ministern aus.
König Salomon: Höret, ich bin Salomon, der Weise, und ich habe wie folgt entschieden: Von nun an herrsche Tragepflicht für Kopftücher.
Der erste Minister (stotternd): Aber. Wir können doch nicht. Es wäre ein Stigma für alle muslimischen Frauen.
König Salomon: Tragepflicht für Männer und Frauen.
Der zweite Minister (stotternd): Aber, Herr? Alle Muslime? Die Integration? Das wäre eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
König Salomon: Für Männer und Frauen gleich welcher Religion.
Beide Minister stehen mit offenem Mund und weit geöffneten Augen reg- und sprachlos vor dem Thron.
König Salomon zieht ein Kopftuch über seine Krone und geht ab.

Gemischter Chor (mit Kopftüchern): Er ist Salomon der Weise, er ist ein weiser Mann, er regiert auf eine Weise, wie nur er es kann.
Alle ab.

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5 Kommentare:

  1. Vortrefflich! Gratuliere - ein großartiges klitzekleines Meisterwerk.

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  2. Merci bien. Der liebe König hat Potential. Das wird wohl wieder eine Serie werden ;-)
    ... wobei ich mit den anderen auch in nächster Zeit weiter machen werde. Raus aus dem Dornröschen-Schlaf sozusagen.

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  3. Mal abgesehen davon, dass ich nur ungern ein klassisches Kopftuch tragen würde, ein schöner Richtspruch.

    Mich freut ungemein, dass Sie mit den anderen Serien weiter machen möchten. Ich möcht ja nicht... doch, ich möchte:
    MAGNUS VATES! MAGNUS VATES! MAGNUS VATES!

    ;)

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  4. Nicht-Klassischen Kopftüchern gäbe auch ich den Vorzug, liebe Frau Meise, und gerne werde ich, Ihnen zuliebe, mit Magnus beginnen.
    ... wollte ich ohnehin. Hups ;-)

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