Montag, 22. August 2011

Die Stechmücke und Darwins "Survival of the fittest"

Ich schließe meine Augen,
und schon kommst du aus dem Versteck,
um mir das Blut vom Hals zu saugen.
Ich jucke mich, bis ich verreck.

Klar, hat unser beider Intention
ein gegenläuf’ges Ziel:
Blut ist deiner Mühen Lohn,
und meins der Kauf von Fenistil.
Ich bin müde, du hast Schichtbeginn,
deine Arbeit, mich zu quälen,
ist deines Mückenlebens Sinn.

Mücken muss statt Schäfchen zählen,
denn du bist leider nicht allein.
Lasst mich doch endlich schlafen.
Haut euch doch Tierblut rein,
das von meinen ungezählten Schafen.

Hoch zieh ich die Decke.
Meinen Hals könnt ihr nicht finden.
Doch ihr, oh, Mann, verrecke!,
seid meine Füße schon am Schinden.

Euch dürft‘ es eigentlich nicht geben.
Hat Darwin selbst nicht aufgestellt,
dass nur jene überleben,
den‘ ein Vorteil sich hinzugesellt.
Eurer Vorteil müsste sein,
sich leise anzuschleichen,
und das Blut im Mondesschein,
schmerzfrei einzustreichen.
Wo ist die Mutation, wenn man sie braucht?
Die Mücke, die bei Flug nicht faucht,
deren Stiche niemals jucken?

Fenistil ist leer, jetzt hilft nur spucken.
  


6 Kommentare:

  1. Oh, wie ich das kenne, diese kleinen miesen Drecksviehcher. Manche verstecken sich tagsüber auch im Schrank, die Intelligenzbestien...

    Gelesen macht der Text noch mehr Spaß, wobei in der zweiten Hälfte wesentlich besser gelesen wird - wenn auch in der letzten Zeile ein "noch" gelesen, aber nicht geschrieben wird.

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  2. Um halb eins hatte ich es aufgegeben und mich vor den Fernseher gelegt, eine Stunde später dann auch das, um vor dem Rechner wenigsten kreativ zu sein, während ich sie, mich selbst opfernd, anlockte und eine nach der anderen erlegte. Eine tat sich dann zwar noch gütlich an mir, als ich um halb vier dann müde genug war, ihr Tun zu ignorieren.

    Die zweite Hälfte ist tatsächlich besser gelesen. Am Anfang verschlucke ich durch Fehlbetonung sogar die erste Pointe. Aber mach das mal um halb vier morgens ;-)

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  3. Ah! Schnaken - wie es am Rhein heißt. Ich dagegen plane gerade ein Opus über die spätsommerliche Wespenplage dieses Jahr ...

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  4. Als Schnaken kenne ich sie auch. Das bischen Lokalkolorit macht sie jedoch in meinen Augen nur unwesentlich sympatischer.
    Das Wespen-Opus läse ich gerne, zumal ich mit selbigen auch noch ein Hühnchen zu rupfen habe. Vor drei Wochen hat mir eine meine Wettkampfvorbereitung verdorben, weil sie mich zweimal in die Fußsohle stechen musste, und dass nur, weil ich barfüßig auf sie trat. So was nachtragendes ...

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  5. Hallöchen,

    ach wie schön... :-)

    Ich habe gestern auch begonnen ein Mückengedicht zu schreiben! :-)
    Es ist aber aus Zeitgründen noch nicht ganz fertig - grins.

    Diese Plagegeister und Blutsauger sind zur Zeit wirklich furchtbar!

    Herzliche Grüße und ein sonniges Wochenende wünscht Twity-Autor

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  6. Hallo,

    das wünsche ich dir ebenso. Bin gespannt auf deine Mückenpoesie. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich gerade ein eigenes Genre des Lyrik ;-)

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