Mittwoch, 9. September 2015

"My Heart Beats Vegan" in Karlsruhe

Der einladende Thekenbereich
Es gibt manche kulinarische Erlebnisse, an die man zunächst zurückdenkt und sich dann im Hier und Jetzt denkt: "Scotty, beam me back!" So war es vorletzten Samstag, als mich mein künstlerisches Treiben nach Karlsruhe führte. Per Webrecherche, die sich im Falle Karlsruhes für Veganer traumhaft einfach gestaltet, denn mit Karlsruhe-vegan.org gibt es einen veganen Stadtführer, erkor für mich und meine Begleiter ein dem Veranstaltungsort nahe gelegenes veganes Restaurant. Es trägt die programmseiende Bezeichnung "My Heart Beats Vegan". Als wir eintraten, begrüßte uns eine helle und freundliche Atmosphäre nebst einer nicht minder herzlichen Bedienung. Wir ergatterten den vermeintlich letzten freien Tisch. Vermeintlich, denn der augenscheinliche Hauptgastraum, der die Größe eines üblichen veganen Restaurant in Frankfurt hatte, war nur einer von zweien, der ebenso wie der Biergarten nicht mal einen einzigen freien Tisch mehr aufwies. Glück gehabt!

Bild: unscharf! Burger: Scharf i. S. v. sehr lecker!
Die Speisekarte ist so, wie ich sie mag: Eine Auswahl an Speisen, die sich mit zwei Blicken erschließt und mich dann ohne großes Hadern bestellen lässt. Sechs Burger, je viermal Pasta und Salate und dazu noch ein paar Beilagen lassen eine rasche Entscheidung erwarten. Wer unter den Speisen, die fantasievolle Namen tragen wie "Mama Marrakesch" oder "Sommer auf Yucatán" nichts findet, ist selbst schuld, denn jedem Geschmack wird etwas geboten. Letztlich fiel die Wahl flott aus, jedoch nicht leicht, da alles so lecker kombiniert war. Ich entschied mich für einen "Texas High Noon", einen Burger mit einem mit Cornflakes ummantelten Stück texturiertem Sojaeiweiß, einem dünnen Stück Räuchertofu nebst Cocktail- und Barbecuesauce sowie knackigem Gemüse. Dazu gab es selbstgemachte Pommes mit veganer Mayo und als Getränk eine hausgemachte Zitronenlimonade. Pommes und Mayo waren gut - nichts auszusetzen -, die Limo sehr lecker und erfrischend, doch der Burger war der Hammer. Das Bun war fluffig genug, um es mit einem Bun aus Auszugsmehl aufzunehmen, und kräftig genug, um als Vollkorn-Bun erkannt zu werden. Beim Reinbeißen lieferten sich Salat und Soja-Pattie ein Knusper-Duell, Soja-Patty und Räuchertofu waren bestens aufeinander abgestimmt - jeder von ihnen steuerte seine Aromen bei, ohne den anderen zu überdecken - und die Soßen füllten die geschmacklichen Fugen zwischen den so unterschiedlichen Patties hervorragend aus. "Scotty, beam me back!" Ich muss wohl öfter in Karlsruhe auftreten.

Freitag, 4. September 2015

Einundvierzigster Schritt: Zweiter Anlauf, den Kleiderschrank zu reduzieren

Die Bananen gegessen - nicht auf Kleidung versessen
(Ich entschuldige mich für den Reim, aber die Metrik ist toll!)
Im Mai hatte ich meinen Kleiderschrank schon einmal auszusortieren begonnen und dabei festgestellt, dass sich einige Kleidungsstücke regelrecht an mich geklammert haben. Oder war ich es, der geklammert hatte? Nun, das lässt sich bei so engen Beziehungen ja häufig nicht so eindeutig sagen. Im Mai waren es 50 Stücke, die ich mir vorgenommen hatte, auszusortieren. Das war schon schwer. Heute habe ich mich dran gemacht, einfach die Stücke auszusortieren, an denen ich vor einem viertel Jahr noch so gehangen hatte oder auch ratlos war, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Das waren einerseits Stücke, bei denen ich mir sagte, sie seien doch noch so gut und wären zu teuer gewesen, um sie einfach wegzugeben. Es fiel mir heute - im Gegensatz zu damals - total leicht, sie in die Kiste zu packen. Vielleicht, weil der Gedanke, dass gut und teuer ungetragen im Schrank um so viel schlechter ist als gut und teuer von jemandem getragen, der sich darüber freut und dem die Stücke helfen. Andererseits waren es Stücke, die persönlichen Bezug zu mir hatten, wie beispielsweise T-Shirts von Junggesellenabschieden. Die trug ich einmal, vielleicht noch am Folgetag des Abschiedsabends, weil ich zu fertig war, um mich umzuziehen, aber das war's dann auch schon. Hier half mir Dennis mit ein paar Tipps: Was in die Altkleidersammlung kommt, wird sortiert und was nicht tragbar ist, wird zu Filzmatten, Putzlappen oder ähnlichen downgecycelt. Alles gut! Ergebnis: Es kam wieder eine Kiste mit Kleidung dabei raus, die ich nun der Flüchtlingshilfe geben werde, und ein Beutel mit Kleidung, die künftig vielleicht in einem teuren Sportwagen mitfahren darf. Win-Win-Win!

Donnerstag, 3. September 2015

Vierzigster Schritt: Von MeiBoxen und Kleiderbügeln

Mehrweger unter sich
Es gibt viele Dinge in meinem Leben, die mir noch nicht eingefallen sind zu machen. Beispielsweise kam ich noch nie auf die Idee, mein eigenes Wasser mit ins Schwimmbad zu nehmen oder eine Tragetasche zu kaufen, um den gekauften Rucksack nachhause transportieren zu können. Auch wollte mir noch nie einfallen, mit dem Auto zum Taxistand zu fahren und dem Taxifahrer anzubieten mich bei laufendem Taxameter doch einfach mit dem Taxi dahin zu begleiten, wo ich gerne von ihm hingefahren worden wäre, wenn ich kein Auto dabei gehabt hätte. Da ist mir wohl einiges entgangen, aber ich bin ja noch jung. Die Produktentwicklung bei tegut scheint solche Mitarbeiter andererseits anzuziehen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommen kann, Mehrweg-Eier-Boxen aus Plastik produzieren zu lassen. Ob schon aufgefallen ist, dass die vermeintlichen Einweg-Papp-Eierboxen, in denen die Eier ansonsten angeboten werden, die noch dazu kompostierbar sind, ruckzuck Mehrweg-Papp-Eierboxen werden, sobald man sie *trommelwirbel* mindestens ein zweites mal benutzt, um mindestens einmal losen Eier darin zu erwerben und nachhause zu transportieren. Ich gehe ja gerne dort einkaufen, aber das ist nicht nur nicht sehr nachhaltig und läuft der Firmenphilosophie völlig zuwider, es ist auch noch, na ja, unnnötig? Unsinnig? Un...d ein Grund mal wieder eine Email an den Kundenservice zu schreiben. Hatte mit den Teebeuteln ja schon Spaß gemacht. Wer macht mit? :) info@tegut.com

True Metal, People! (in einem tegut-Leinenbeutel)
Als ich vor wenigen Monaten meinen Kleiderschrank reduziert hatte und zwei große Kisten Kleidung sinnvollerem Dasein zuleiten konnte, als ungetragen in meinem Schrank zu hängen, fielen mir immer wieder diese Metallkleiderbügel in die Hände. Kein Plastik, immerhin, aber gewiss auch unsinnig, sie ohne ein Hemd tragen zu lassen, in meinem Schrank zu wissen sowie ganz gewiss zu resourcenintensiv, um sie in den Alt-Eisenmüll zu geben. Ich stelle mir vor, dass die Dinger von Recyclinghof gesammelt, dann abgeholt und im Hochofen eingeschmolzen, von einer weiteren Maschine zu Draht geformt und zuletzt von einer Dritten zu *zweiter Trommelwirbel* Kleiderbügeln gemacht werden, die ich meine sauberen Hemden tragend dann wieder von den Mitarbeitern meiner Reinigung ausgehändigt bekomme. Ja, das ist auch Recycling. Vor allem ist es aber auch ein Kreislauf, der besser nach Schilda passt, als hierher! Ich habe sie zusammengepackt und der Reinigung geradewegs wieder zurück gegeben. Erst wussten die Damen nicht, was ich wollte. Dann wurde ich angeschaut, als müssen man ganz langsam mit mir sprechend. Dann kam ein wissendes Lächeln. Ich glaube, sie fanden's gut!

Dienstag, 1. September 2015

Glanzlichter #3: "Warum isst du den Äpfel? Die werden doch von Bienen bestäubt und sind damit nicht vegan!"

„Ach, du lebst vegan?“ – Glanzlichter der Reaktionen auf pflanzliche Ernährung

#3: "Warum isst du den Äpfel? Die werden doch von Bienen bestäubt und sind damit nicht vegan!"

Gegen Massentierhaltung! Für handbestäubte Äpfel!
Ich gebe zu, dass ich darüber noch nie nachgedacht hatte, aber es stimmt: Äpfel müssen bestäubt werden. Dazu werden Bienen gehalten. Somit sind Äpfel nicht vegan. Schlimm genug, dass wir sie zur Bestäubung der Blüten zwingen. In der Natur würden die das nie freiwillig machen. Da sammeln sie ja bekanntlich den Zucker von Marmeladengläsern auf Picknickdecken ein. Nein, wir halten die armen Tiere auch noch zu Massen auf engstem Raum. Man muss nur mal nach "Bienenstock" googeln. Schreckliche Bilder findet man da. Tausende Tiere, die kaum genug Platz haben, ihre Flügel auszubreiten. Es sollte eine EU-Verordnung geben, die zumindest drei Quadratzentimeter Platz pro Tier vorschreibt. Noch dazu gibt es in einem Bienenstock nicht einmal Licht. Die Leben in völliger Dunkelheit. Geht mal an einem Bienenstock vorbei! Die summen ganz schrecklich vor Pein. Auf Youtube habe ich ein Video gefunden, auf dem man sieht wie desorientiert und wirr diese Tiere dadurch umherlaufen. Diese Praxis will ich nicht mehr unterstützen. Es gibt ja Alternativen. China hat beispielsweise schon begonnen von Hand zu bestäuben. Die nehmen nicht nur Menschen- sondern auch Tierrechte ernst. Ich jedenfalls esse jetzt nur noch Äpfel, die aus China stammen. Es sei denn ich fände Bienen, die Apfelblüten freiwillig bestäubten. Aber in was für einer verrückten Welt sollte es denn sowas geben? Rindsleder ist ja auch nur dann vegan, wenn es nicht vom Rind stammt und kein Leder ist. 





Mittwoch, 26. August 2015

Soja-Joghurt selbst gemacht

Ja, wer lugt denn da hervor?
Dennis‘ Rezept mit der veganen Zaziki hatte mich inspiriert, es am Samstag mal mit einem selbstgemachten Soja-Joghurt zu versuchen. Immerhin gibt es Soja-Joghurt – ganz im Gegensatz zu seinen milchigen Brüdern – nicht im Mehrwegglas. Zwar gibt es plastikmüllsparende Alternativen, z. B. der sehr leckere Joghurt Sojade, der eine nur sehr dünne Plastikhülle hat, die von etwas dickerem Papier umgeben ist, das man, sobald der Joghurt gegessen ist, abziehen und im Papiermüll entsorgen kann. Es geht aber doch auch ohne. Zunächst war die Frage: Woher bekomme ich einen Joghurt-Bereiter? Meine Eltern hatten mal einen, doch den zu finden, erwies sich als unmöglich. Eine Facebook-Anfrage führte immerhin zu einigen Ratschlägen, z. B. in eine Isolierkanne einfüllen, in der vorher 45 Grad warmes Wasser war oder unter die warme Bettdecke damit. Da ich jedoch nicht Gefahr laufen wollte, morgens – nach mich befallener  Vergesslichkeit – in Joghurt zu erwachen, entschied ich mich für eine semi-professionelle Variante: Mein Wasserkocher kann verschiedene Temperaturgrade bedienen und halten, erfreulicherweise auch die für die Joghurtbereitung erstrebenswerten 40° Celsius. Auch eine schmale Flasche zur Bereitung von 500 ml Joghurt war schnell gefunden. Die Milch habe ich übrigens mit dem Soja-Milch-Bereiter gemacht (Soyabella: Bohnen über Nacht einweichen, rein in den Behälter, anstellen und 20 Minuten später habe ich einen Liter Milch und zwei Hände voll Okara. Kein Vergleich zur manuellen Bereitung) Ans Werk!

Zutaten
500 ml Soja-Milch
12,5 g vegane Joghurtkulturen (z. B. My.Yo)

Soja-Joghurt mit Vanillezucker und Zimt
Die Joghurtkulturen habe ich in die Flasche gefüllt, dann die 40-45 Grad warme Soja-Milch dazu gegossen, ordentlich geschüttelt und das Ganze dann 14 Stunden bei 40 Grad in den Wasserkocher gestellt. Ich hatte in Erinnerung, dass die Joghurt-Kulturen Ruhe und Dunkelheit brauchen. Daher deckte ich sie mit einem dunklen Küchenhandtuch zu und sagte den Kindern, der Joghurt müsse jetzt schlafen und sie ganz, ganz ruhig sein.
Am Abend hatte ich einen tatsächlich schnittfesten Joghurt. Toll für den Joghurt, blöd für mich, da er ja in einer Flasche ist. Über Nacht lag er dann im Kühlschrank und zog etwas Wasser. Morgens war er nicht mehr schnittfest – gut für mich und die Flasche. Zusammen mit einem Löffel selbst gemachten Vanillezucker (einfach vom Kochen übrig gebliebene ausgekratzte Vanilleschoten zusammen mit Zucker einschließen – er übernimmt ganz wunderbar das Aroma) durfte ich morgens meinen ersten selbstgemachten Soja-Joghurt testen. Er war leicht getreidig im Geschmack, aber wunderbar joghurtig.
Mittwochs und samstags mache ich mir jetzt immer mindestens einen Liter Sojamilch und aus der Hälfte davon Joghurt. Damit ich nicht immer das vergleichsweise teure Pulver mit den Joghurtkulturen nutzen muss, nehme ich 50 ml von dem fertigen Joghurt und impfe die Soja-Milch damit. Über Nacht gab das auch schon nach 10 Stunden mit gleicher Prozedur einen schönen 500-ml-Joghurt.
Zaziki ohne Plastik-Müll – Dein Weg ist geebnet!


Kurzanleitung
-          Soja-Milch auf 45 Grad bringen
-          Mit 12,5 g Joghurtkulturen vermengen
-          Bei 40-45 Grad 12-14 Stunden in Ruhe und Dunkelheit arbeiten lassen

-          Dann kühlen und genießen