Dienstag, 31. Juli 2018

Gefillte Fisch gefällig? Plastikmüll in Meer und Strand


Vor einiger Zeit las ich, dass die Müllbelastung an den deutschen Küsten besorgniserregend sei. Ist sie das nicht weltweit? Fünf große Plastikmüllstrudel in den Weltmeeren, der größte davon, der „great pacific garbage patch“ so groß wie Mitteleuropa. Da hilft es auch nicht, die Größenverhältnisse schön zu rechen. Es stimmt zwar, dass 140 Millionen Tonnen Plastikmüll von den Weltmeeren auf das Usa-Wellenbad umgerechnet nur ein bis zwei Teilchen pro Schwimmbecken sind, aber was hilft das dem Strand? In unserem Stadtbad gibt es Filter, und der Müll verschwindet. Am Meer filtert der Sandstrand, und der Müll bleibt am Strand. Das sind dann 389 Müllteile pro 100 Meter Küstenlinie allein an den deutschen Küsten. Wir schimpfen über die Anreinerstaaten der südasiatischen Meere, denn die waren immer öfter mal wegen verschmutzter Strände in den Nachrichten. 

„Ja, ja, die da drüben, die haben‘s nicht so mit der Müllentsorgung!“, hört man sich dann sagen, während man ruhigen Gewissens seine Chipstüte öffnet und ein Schlückchen Cola aus der PET-Flasche trinkt. „Wir recyceln ja! Und an die Nordsee müssen wir ja nicht. Wir fliegen im Urlaub nach Ägypten! Da sind die Strände sauber!“ Stimmt! Sind sie aber nur, weil allmorgendlich große Räumfahrzeuge verkehren, die den Sandstrand filtern. Ein Bisschen wie im Usa-Wellenbad, nur im großen Stil. Danach muss man schon genau hinschauen, um festzustellen, dass der Sand schon längst eine untrennbar gewordene Mischung aus Silicium und Plastikkügelchen geworden ist. Plastik baut sich erst nach Hunderten von Jahren ab, aber immerhin wird es Jahr für Jahr kleiner, während es im Meer der Witterung und der Reibung ausgesetzt ist. So klein, dass es sich vom Sandkorn in der Größe nicht mehr unterscheidet, und so klein, dass Fische es nicht mehr von Plankton unterscheiden können. Wäre es also eine Lösung, mehr Fisch zu essen? Dann käme das Plastik zu uns zurück. „Return to sender!“, singt da der Friedberger und Bad Nauheimer in Erinnerung an den King. 

Wenn man den Müll an unseren Stränden auf die Herkunft untersuchte, würde man vermutlich feststellen, dass ein Großteil davon nicht durch den Wind vom Festland eingetragen oder durch die Nord- und Ostseeschiffahrt eingebracht wurde, sondern vermutlich auch schon in Ägypten am Strand gelegen hat - vor den Räumfahrzeugen und uns quasi. Ein weiterer Teil wird aus Indonesien stammen, wo es den schmutzigsten Fluss der Welt gibt, oder war zuvor zu Besuch auf der Insel Henderson, nahe Neuseeland, die es mit 38 Millionen Plastikteilen zum Titel der verschmutztesten Insel der Welt brachte, bevor die Reise mit Wind und Wasser weiterging. Auf den unbewohnten Inseln gibt es halt kein Interesse an Räumfahrzeugen. Es liegt ja auch niemand an den Stränden. Bis auf die Tiere der Insel natürlich, aber die haben sich bislang noch nicht beschwert. 

Was bedeutet das für uns? Wir können nicht so viel Fisch essen, dass das ganze Plastik wieder aus den Meeren herauskommt. Insbesondere weil jährlich 13 Millionen Tonnen Plastikmüll hinzukommen und die Fischbestände ohnehin immer stärker schrumpfen. Was geht es uns an, wenn wir doch unseren Müll recyceln? Viel! Wenn die großen Industrienationen ihre Innovationskraft nutzen, um den Konsumentenwunsch nach mehr Verpackungsfreiheit zu erfüllen, werden diese Techniken sich weltweit etablieren. Ich persönlich mag keinen gefillten Fisch, und das sagt nicht der Veganer, sondern der Mensch, der will, dass auch seine Enkelkinder keinen Plastikfisch essen müssen. 

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