Montag, 16. Juli 2018

Detox für die Psyche: Sieben Tage ohne Smartphone (3)



Etwas anderes als das Smartphone längere Zeit in der Hand zu halten, muss ich erst wieder lernen. So ein Buch braucht sehr viel Konzentration. Das ist etwas anderes mit diesen bequemen Nachrichtenhäppchen: Hier eine kurze Textnachricht, da ein augenfälliges Bild, hier ein kurzweiliges Video, da ein schlaues Meme. Im Handumdrehen sind ein, zwei Stunden vergangen. Meist weiß ich nach den zwei Stunden nicht mehr im Einzelnen, was ich alles gelesen und gesehen habe, doch es war nicht langweilig, also muss es wohl gut gewesen sein. Doch kann es gut gewesen sein, wenn ich nicht mehr erinnerlich habe, was es war? Das ist ein wenig wie die Traumfrau oder den Traummann zu daten und sich danach nicht mehr zu erinnern, wie sie oder er aussah oder was es zu erzählen gab. Moment, ich glaube, sie hatte gelächelt! Oder war das das Date zuvor?

Bei einem Buch ist die Sache nicht so einfach. Ich muss mich konzentrieren, um zwei Stunden lesen zu können. Das ist anstrengend! Vielleicht ist das ein Grund, weshalb man heute mehr Menschen mit Smartphones als mit Büchern in der Bahn sieht? Das Smartphone macht es uns leicht. Und vielleicht ist es auch ein Grund, weshalb unsere Konzentrationsleistung nachweislich den Bach heruntergeht. Wir sind darauf konditioniert, vielen kleinen Informationshäppchen kurzfristig Aufmerksamkeit zu schenken, bis das nächste Häppchen kommt.

Nach drei Tagen ohne Smartphone beobachte ich viel. Auch heute gab es wieder eine Situation, zu der ich nur sagen kann: Ich möchte mein eigenes Nutzerverhalten auch nach dieser Woche nachhaltig verändern:
Am Nachbartisch im Café saßen drei Pärchen. Ungelogen: Alle hatten den Nacken geneigt und schauten auf ihres Displays. Niemand sprach! Eine junge Dame blickte dann plötzlich nach oben und sagte: "Mein Akku ist leer!" Keiner der anderen reagierte. Sie wiederholte den Satz nochmal mit Nachdruck. Als wieder niemand reagierte, senkte sie ihren Kopf wieder zu ihrem Smartphone.

Bevor ich auf ein schwarzes Display schaue, konzentriere ich mich lieber auf mein Buch. Tat ich auch im Café - allerdings saß ich im Gegensatz zu ihr alleine am Tisch! Wobei ich glaube, sie war diejenige, die einsam war.

Nun sitze ich wieder am Rechner und kümmere mich den dritten Tag um die finale Überarbeitung von Fionrirs Reise 2. Ich bin inzwischen bei Kapitel 10 - was ungestört zu sein doch an Effizienz mit sich bringt.

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