Sonntag, 29. April 2018

Müllfrei und Unverpackt einkaufen in Friedberg

Müllfrei und Unverpackt einkaufen in Friedberg
Müllfrei einzukaufen hat seine Grenzen. Obst und Gemüse lässt sich überwiegend unverpackt in den Supermärkten erwerben, spätestens jedoch an der Frischetheke endet der unverpackte Einkauf meist. Diese Lücke hat Tegut letzte Woche geschlossen und bietet seinen Kunden den Einkauf mittels mitgebrachter Behältnissen künftig auch dort an. Wie das funktioniert und ob das auch Schule bei den Mitbewerbern machen kann, haben wir vergangenen Samstag beispielhaft in Friedberg getestet.

Frau Schmidt vom tegut-Markt in der Fauerbacher Straße zeigt uns das Prozedere: Der Kunde platziert sein Behältnis auf einem Tablett, das ihm über die Theke gereicht wird. Mitsamt diesem messen die Mitarbeiter das Taragewicht und legen die gewünschten Waren hinein. Im Anschluss wird dem Kunden das Tablett zurückgereicht, der seine Box selbst verschließt, bevor er den Kassenbon aufgeklebt. Der Bereich hinter der Theke und die Mitarbeiter würden so zu keinem Zeitpunkt mit dem fremden Material in Kontakt kommen und eine Kontamination ausgeschlossen. Das Interesse sei hoch und bereits viele der ausliegenden Flyer mitgenommen worden.

Unser Weg führt uns weiter zum REWE-Markt im Krämer. Der Marktleiter Herr Decher berichtet uns, dass es in einigen Märkten auch solche Pilotprojekte gäbe. Er selbst würde sich natürlich freuen, wenn der Einkauf müllbefreiter würde und hofft, dass die Versuche, die unter anderem an Märkten in Frankfurt und Offenbach erfolgten, erfolgreich sein werden, so dass auch den kleineren Märkten ermöglicht würde, den Kunden diesen Service anzubieten. Bis dahin sei der Verkauf in mitgebrachten Behältnissen in seinem Markt leider nicht möglich. Immerhin gäbe es jedoch keine Plastiktüten mehr bei ihm.

Gleiches gilt für den EDEKA-Markt in der Straßheimer Straße, wo uns Besitzer Lars Koch empfängt. Er sieht es kritisch, auf diesem Wege plastikfrei einzukaufen. Auch bei EDEKA liefen Pilotprojekte, die das Problem jedoch technisch lösten. In einigen Märkten seien testweise Durchreichen installiert, über die die mitgebrachten Behältnisse mit Ozon behandelt würden, um Viren und Bakterien abzutöten. Diese Geräte seien in seinen Augen die einzig sichere Lösung, jedoch sehr kostenintensiv in der Anschaffung. Seinen Kunden biete er jedoch an, auf Wunsch die Ware nicht in eine zweite Plastiktüte verpacken zu lassen, so dass nur eine sehr dünnwandige Folie als Müll anfiele.

Im Bioladen Regenbogen an der Ecke Lindenstraße und  Taunusstraße begrüßen uns Diane Hinrichs und Thomas Friedrich. Dort gäbe es natürlich Kunden, die ökologisch einkaufen wollten. Die mitgebrachten Behältnisse dürften jedoch nicht in den Bereich hinter der Theke gelangen. 

Die letzte Testreise mit unserer mitgeführten Edelstahlbox führt uns an den Elvis-Presley-Platz, wo wir zunächst Metzgermeister Engel aus der gleichnamigen Metzgerei besuchen. Auch er erzählt uns von Kunden, die ihre Tupper-Dosen von zuhause mitbrächten. Auch Patric Dekic, der am Wochenmarkt an seinem Käsewagen bedient, habe viele Käseliebhaber, die so einkauften. Gut ein Viertel seiner Kunden brächte eigene Behältnisse mit. 

Müllfrei oder zumindest -reduziert einzukaufen, ist an Friedbergs Frischetheken offenbar nicht unmöglich – mit Ausnahmen und in ganz unterschiedlichen Komfortstufen. Solange die Boxen nicht über die Theke gereicht werden dürfen und das Taragewicht nicht gemessen werden kann, ist kein vernünftiges Geschäft zu machen, und wenn Unterlegpapiere und Einweghandschuhe in den Müll wandern müssen, nachdem mitgebrachte Boxen doch den Weg zur Waage gefunden haben, sind keine Ressourcen gespart. Der Weg Teguts scheint in dieser Hinsicht keinen offensichtlichen Haken zu haben.

Über 200 Kilogramm Verpackungsmüll fallen, laut Umweltbundesamt, jährlich pro Bundesbürger an – europäische Spitze. Tegut hat den Anfang an der Frischetheke gemacht, dem entgegen zu wirken. Auch ALDI und LIDL haben angekündigt, mehr lose Waren ins Programm zu nehmen. Ob und wann sich das in den Zahlen des Umweltbundesamtes niederschlägt, entscheidet jedoch der Kunde.

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