Donnerstag, 4. Oktober 2018

Keine To-go-Becher mehr in Nidda - Besuch im Café Glücksmomente in Nidda

Keine To-go-Becher mehr in Nidda

Die Deutsche Umwelthilfe hat es errechnet: Jährlich fallen in Deutschland 320.000 Einwegbecher allein für den mobilen Genuss von Kaffee an. Das sind 40.000 Tonnen Müll im Jahr für einen Gegenstand, der keine 15 Minuten Lebensdauer hat. Ein Recycling wäre möglich, doch wer nimmt den unterwegs genutzten Becher schon mit nach Hause, um ihn dort im Gelben Sack zu entsorgen? Ein Blick in die Müllbehälter an den Bahnsteigen genügt, um eine Ahnung zu bekommen, wo sie tatsächlich landen: Im Restmüll. Damit werden sie der Verbrennung zugeführt und alle enthaltenen Rohstoffe, seien es die Holzfasern aus dem Papieranteil oder das Polyethylen der Beschichtung, sind unwiederbringlich verloren. Den eigenen Becher sieht man zwar ab und an, doch noch immer dominiert das Bild des gehetzt wirkenden Berufspendlers, der auf dem Weg zur Bahn rasch in die Stulle aus der Bäckerfiliale beißt und den stärkenden Bissen mit einem heißen Wachmacher im Pappbecher herunterspült. 

In Nidda hat das nun ein Ende. Nicht in ganz Nidda, doch der Anfang ist gemacht. Als Larissa MacMahon eines Morgens in ihrem Lieblingscafé saß und ihr auffiel, dass es immer wieder dieselben Gäste sind, die einen Einwegbecher nach dem anderen heraustragen, wollte sie etwas ändern. Die 28-jährige Bloggerin recherchierte auf Instagram, wo sie auch mit ihrem Blog larytales vertreten ist, und entdeckte dort das Recup-System. „Zunächst dachte ich, dass niemand in meiner kleinen Stadt daran Interesse haben würde. Dann gab ich mir einen Ruck und fragte dort, wo es meinen besten Soja-Cappuccino gibt!“ Beim Café Glücksmomente rannte sie offene Türen ein. 

Wie funktioniert das Ganze? „Für den Kunden wie bisher“, sagt Inhaberin Leno Brack. Statt eines Pappbechers bestellen die Kunden ihr Kaffeegetränk in einem Recup-Becher. Der Pfand beträgt einen Euro. Dafür gibt es in ihrem Café einen Preisnachlass auf das Getränk, sodass die Ausgabe schon nach der fünften Nutzung ausgeglichen ist. Wer den Becher erst einmal hat, kann ihn im Glücksmomente im Niddaer Industriegebiet „Unter der Stadt“, aber auch bei jedem anderen teilnehmenden Gastonomen abgeben und bekommt einen gespülten Becher mit dem gewünschten Heißgetränk. Natürlich kann man auch einfach den mitgebrachten nutzen. Der Deckel geht in den Besitz des Kaffeetrinkers über, den Becher kann man gegen Pfanderstattung zurückgeben. Warum sollte man jedoch, garantiert Recup doch 500 Nutzungen ihres von BPA und Weichmacher freien Behältnisses.

Seit zwei Wochen sind die Mehrwegbecher nun in ihrem Café erhältlich. Sie ist die erste in der Wetterau, die das Pfandsystem nutzt. Die Kunden nehmen es an. Seitdem wurde kein Einwegbecher mehr verlangt. Auch einige Mitbewerber wurden bereits aufmerksam. Schließlich ist die umweltfreundliche Lösung auch ein wirtschaftlicher Faktor – Einkaufskosten und Abgaben für Einwegbecher fallen weg. Ein Mehrwegbecher ersetzt gut 60 Einwegbecher im Jahr und kann viele Jahre benutzt werden. Mehr als dreimal so ökologisch sind sie im Vergleich. Das hat eine Studie ergeben, die die Umweltministerien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits im Jahr 2008 in Auftrag gegeben hatten. Pappbecher belasten das Klima mit gut 0,027 Gramm CO2 für eine einmalige Nutzung, während Mehrwegbecher aus Polypropylen mit Werten zwischen 0,003 und 0,008 Gramm CO2 pro Nutzung liegen. Warum machen das nicht schon viel mehr Cafés? Das kann uns Leno Brack auch nicht sagen. Doch sie hat den Anfang gemacht. Die Umwelt braucht Pioniere. Wie Larissa, Leno und Recup, die bereits zum Start-up-Unternehmen des Jahres 2018 gekürt wurden.

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